Elvanse macht mich fertig

Hallo ihr Lieben,

ich bin seit Monaten stille Mitleserin und schreibe jetzt zum ersten Mal mit Hoffnung auf Austausch, da mich Elvanse total kirre macht.
Aber langsam: ich bin 29 und habe letztes Jahr die Diagnose bekommen, nachdem ich jahrelang bezüglich Depressionen u.a. medikamentös therapiert wurde.
Meine Symptome, die gleichermaßen belastend sind:

  • Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen, Impulsivität, Ungeduld, Depressivität. Aggressivität und eine extrem krasse PMS seit der Geburt meiner Tochter
    Meine Psychiaterin ist super lieb aber einfach keine Spezialistin auf dem Gebiet, daher ist die medikamentöse Einstellung wie Topfschlagen
    Wir haben mit Medikinet adult angefangen, eine Wirkung habe ich erst gespürt als wir bei 40mg waren. Für zwei bis drei Stunden war es wirklich top und ich habe mich super gefühlt, bzw. einfach NORMAL. Der Bummer war der Rebound. Ich sollte dann nochmal eine zweite Dosis nehmen, das hat aber quasi nichts gebracht.
    Jetzt bin ich bei Elvanse und startete mit 30mg, die ich 4 Tage lang nahm. Effekte: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gereiztheit und keine positiven Effekte. Ich bin leider super ungeduldig was das angeht aber ich muss meinen Alltag auch irgendwie stemmen. Ich habe dann einfach mal zwei Tabletten, sprich 60mg genommen und keinen Unterschied zu 30mg festgestellt.
    Tatsächlich bin ich jetzt etwas verwirrt. Ich fühle mich schlechter als sonst, nach der Einnahme müde, lustlos, antriebsgehemmt, depressiv. Meine Psychiaterin hat Urlaub und ist erst wieder in 10 Tagen da. Ich weiß jetzt nicht, ob ich Elvanse weiter nehmen und darauf hoffen soll, dass es sich einspielt oder ich einfach absetzen soll. Außerdem kann ich einfach nicht sagen, was der beste nächste Schritt wäre. Meine Psychiaterin überlässt mir da so ein bisschen die Zügel, was natürlich echt ok ist aber ich bräuchte schon mal irgendwie Erfahrungswerte für Menschen mit ähnlichen Symptomen, Erlebnissen. Soll sie Elvanse auf 70 mg erhöhen, oder es mit Ritalin adult probieren? Concerta oder doch Strattera. Bin überfordert und unmotiviert.
    Vielleicht findet sich ja jemand wieder, der eine Alternative gefunden hat und die Erfahrung teilen mag.

Liebe Grüße

Hey, deine Situation klingt extrem frustrierend und ist sicher nicht einfach zu stemmen; ich ziehe meinen Hut vor dir.

Wenn es dich total fertig macht und es gar nicht mehr geht, würde ich persönlich versuchen, es einen Tag lang wegzulassen; vor allem weil ja bei einem „Absetzen“ von Stimulanzien normalerweise keine Entzugserscheinungen in dem Sinne auftreten sollten. Trotzdem ist es sicher kein Fehler, beim Hausarzt vorbeizuschauen oder anzurufen. Nimm da bitte keinen medizinischen Rat von mir an!

Ich persönlich nehme die retardierten Concerta 54mg - da verteilt sich die Wirkung bei mir bis zu 16 Stunden lang. Für mich ist sowas sehr unpassend, da ich die Wirkung nicht den ganzen Tag brauche. Bin daher am überlegen, das beim nächsten Termin anzusprechen. Jeder reagiert ganz anders darauf, aber vielleicht wäre das ja etwas für dich? Bzw ein anderes Medikament mit retardierter Wirkung (soweit ich weiß ist aber Medikinet retardiert)? (da sind die Rebounds im Normalfall nicht schlimm bzw. „etwas leichter“ - aber wieder: ist ja bei jedem leider anders)

Generell ist die Einstellung auf das richtige Medikament mit der richtigen Dosis sehr mühsam, da fühlen viele mit dir. Mein Psychiater ist unter anderem auch auf ADHS spezialisiert und normalerweise ist es tatsächlich so, dass Elvanse für Erwachsene als „das Beste“ am Markt gesehen wird. Aber wenn es für dich nichts ist, rate ich dir, es dann später mit Concerta oder generell anderen Retard Medikamenten und vielleicht auch einem anderen Wirkstoff zu versuchen - am Ende zahlt sich das bestimmt mehr aus als krampfhaft auf Elvanse zu bleiben, wenn es dir nicht gut tut.

Ich mag es deshalb so gern, weil ich das Einsetzen und Ablassen des Wirkstoffs nicht merke. Lustigerweise wirkt es an manchen Tagen besser und schlechter, länger und kürzer. Teilweise lasse ich es an ‚entspannten‘ Tagen ohne Probleme einfach aus. Mich nervt es wie gesagt nur, dass ich an manchen Tagen abends nicht zur Ruhe kommen kann. Das könnte bei mir auch an anderen Faktoren liegen und da muss nicht das Medikament dafür verantwortlich sein.

Das war jetzt viel Meinung auf einmal, hoffe aber sie konnte dir zumindest ein bisschen helfen. Das große Fazit wäre dann wohl, dass man sich leider durchprobieren muss bis man was passendes findet und Medikamente unsere Helferchen sein sollten; dass sie den Alltag erschweren, sollte auf keinen Fall sein.:heart:

Willkömmchen :adxs_wink:

Medikinet Adult

  • hätte erfahrungsgemäß bei passender Dosisstärke ca. 5-6h wirken sollen

  • Vorausgesetzt, dass direkt vor der Einnahme eine ballaststoffreiche Mahlzeit erfolgt ist, die dafür sorgt, dass die retardierten Pellets in der Kapsel verzögert nach der Magenentleerung im Dünndarm ankommen, wo sie sich aufgrund des pH-Werts auflösen und den Wirkstoff somit verzögert freisetzen sollen.

Wenn 40mg lediglich 3h eine gute Wirkung gebracht haben und selbst eine zweite Dosis nicht hilfreich war, würde ich eher annehmen, dass 40mg schon zu viel waren.

Überstimulation verschlechtert die ADHS Symptomatik letztlich wieder.

Vielleicht hätte es mit weniger auf Dauer doch noch besser funktioniert.


Elvanse

Da 30mg und selbst 60mg keine Besserung bringen, ist es entweder nicht der richtige Wirkstoff für dich, oder auch hier bist du zu hoch dosiert.

Das lässt sich einfach herausfinden, indem du runterdosierst.

Wenn es 30er Kapseln sind, den Kapselinhalt in 30ml Wasser auflösen. Einfach verrühren und 5 Minuten warten.
Der Wirkstoff löst sich auf. Der Füllstoff setzt sich ab.

Dann kommts darauf an, welche Dosis du einnehmen willst.

  • 10ml der Lösung = 10mg Elvanse Dosis
  • 20ml der Lösung = 20mg Elvanse Dosis
  • 30ml der Lösung = 30mg Elvanse Dosis

Die Zieldosis abmessen und einnehmen + ein Glas Wasser hinterherspülen.

Den Rest der Lösung verschlossen im Kühlschrank lagern und die nächsten Tage verwenden.

Vielleicht mal eine Woche zunächst mit 10mg probieren und dokumentieren. Anschließend rückblickend die vergangene Woche bewerten.

Dann entscheiden, wie es gelaufen ist und ob 15mg oder 20mg einen Versuch wert wäre.

Wichtig ist aber eben, dass du ein Eindosierungstagebuch führst. Das hilft dir, es besser einzuschätzen und später auch als Grundlage für ein ausführliches Gespräch beim nächsten Arzttermin.


Alternative:

Elvanse absetzen und die nächsten 2-5 Tage beobachten, ob sich dein Zustand verbessert (und natürlich zum Arzt, um das weitere Vorgehen zu besprechen).

Hallo auch!

Wenn ich richtig verstanden habe, nimmst du Elwanse erst 5 Tage, korrekt?

Lies hier mal nach über den steady state und das Gefühl von Unter- und Überdosierung. Vllt findest du dich da wieder. :four_leaf_clover:

Hallo,

hier ein paar allgemeine Infos zur Eindosierung von Stimulanzien bei ADHS.

1. Koffein komplett vermeiden
Wirklich wichtig: kein Koffein bei der Eindosierung von Stimulanzien. Nicht nur weniger, sondern ganz konsequent: Gar keines.

Koffein ist ein Adenosinantagonist, d.h. es hemmt Adenosin. Und Adenosin hemmt Dopamin. Im Ergebnis fördert Koffein Dopamin.
Oft werden Koffein und Stimulanzien jeweils allein gut vertragen, führen aber bei gemeinsamer Einnahme zu Kreuzwirkungen (z.B. einer Zittrigkeit wie bei einer Stimulanzienüberdosierung und/oder anderen gravierenden Nebenwirkungen).

Nach der Stimulanzien-Eindosierung, also wenn das passende Medikament und die passende Dosis gefunden wurden, kannst du bei neuem Koffeinkonsum problemlos erkennen, falls Nebenwirkungen aus diesem resultieren und nicht aus den Medikamenten.

Koffein findet sich in Kaffee, Schwarztee, Grüntee, Cola, Energydrinks; verwandte Stoffe finden sich in dunklem Kakao.

2. Eindosierungsleitfaden lesen

3. Eindosierungshilfetabelle verwenden
Besonders wichtig für Frauen aufgrund des Monatszyklus.
Download hier:

https://adhs-forum.adxs.org/t/ein-dosierungshilfetabelle/7270

Dokumentiere deine Einnahme, Symptome und Nebenwirkungen täglich.
Bewerte immer nur den Durchschnitt von 3 Tagen und frühestens ab dem 5. Tag auf derselben Dosishöhe.
Bitte sieh von Anfragen im Forum zur Wirkung von Medikamenten ab, wenn du die aktuelle Dosis noch keine 5 Tage nimmst.

4. Arzt ist der Maßstab
Und klar: Alle Hinweise und Informationen hier im Forum und bei ADxS.org dürfen nie dazu führen, ärztliche Anweisungen zu missachten, sondern dienen stets nur dazu, mit dem Arzt besser kommunizieren zu können.

hallo du liebe! schau dir doch mal hier im forum die gelisteten symptome von einer unterdosierung elvanse an. ich selbst fühle mich bei allem unter 60mg total kacke. ich bin müde, gereizt, unmotiviert und kann meine gedanken nicht fassen. du solltest nicht zu schnell und vor allem eigenständig hoch dosieren. aber ein bisschen selbstständig ausprobieren geht glaube ich schon klar. mache ich auch. ist leider alles trial and error. vielleicht gehörst du zu den super schnell metabolisierern.
du kannst dich hier im forum oder auf den wiki-seiten zur metabolisierung von methylphenidat und auch lisdexamfetamin informieren.
viel glück bei der dosisfindung! ich hoffe das klappt gut :slight_smile: