Es ist zwar der Futter-Thread, aber Gruppentherapie geht immer und überall
*juhuuuu, mir wurde gerade der Sprechball zugeworfen
Lob ist natürlich nichts schlimmes, aber wir sind ja nicht umsonst hier und viele von uns haben halt im Lebenslauf so die ein oder anderen Begleiterscheinungen entwickelt.
Dafür gibt es natürlich diverse mögliche Ursachen.
Dazu findet man ganz viel im Kompendium und Forum, aber hier nochmal die üblichen Übeltäter:
Klipp-Klapp, ich bin ein Klapptext
Zusammenfassung der typischen Ursachen für Selbstwertprobleme und die Schwierigkeit, Lob anzunehmen, bei Menschen mit spät diagnostizierter ADHS. Ergänzt sind auch passende diagnostische Begriffe und Konzepte, die solche Muster verständlicher machen.
1. Chronische Überforderung und wiederholte Misserfolge
Menschen mit unerkannter ADHS erleben oft anhaltende Überforderung in Schule, Beruf und sozialen Beziehungen, da sie kontinuierlich mit Alltagsaufgaben kämpfen, die für andere leichter zu bewältigen scheinen. Diese chronische Überforderung führt oft zu wiederholten Misserfolgen, die das Selbstbild schwächen.
Typische Diagnose/Begriff:
- Niedriges Selbstwertgefühl (Low Self-Esteem): Betroffene zweifeln daran, dass sie ihren Wert durch Leistung oder persönliche Stärken bestätigen können. Ein solches geringes Selbstwertgefühl ist bei ADHS häufig, insbesondere ohne Diagnose.
- Angststörungen und depressive Verstimmungen können sich durch dauerhafte Überforderung und das Gefühl, nicht „mithalten“ zu können, verstärken und tragen zur Entstehung von Selbstzweifeln bei.
Folge: Die Betroffenen entwickeln oft den Gedanken, „nicht gut genug“ zu sein. Dadurch fällt es schwer, Lob als echt oder verdient anzunehmen, weil es nicht zum verinnerlichten negativen Selbstbild passt.
2. Fehlende Erklärung und Vergleich mit anderen
Ohne eine ADHS-Diagnose fehlt eine klare Erklärung für die eigenen Herausforderungen. Viele Betroffene gehen daher davon aus, dass ihre Schwierigkeiten auf mangelnde Anstrengung oder Disziplin zurückzuführen seien. Der ständige innere Vergleich mit anderen – die scheinbar mühelos organisierter oder erfolgreicher sind – führt oft zu Schuldgefühlen und Selbstzweifeln.
Typische Diagnose/Begriff:
- Imposter-Syndrom (Hochstapler-Syndrom): Betroffene erleben das Gefühl, ihre Erfolge nicht verdient zu haben und glauben, dass sie ihre Leistungen nur durch Glück oder Zufall erreicht haben. Beim Imposter-Syndrom fürchten viele, als „Hochstapler“ entlarvt zu werden, was bei Menschen mit ADHS besonders häufig vorkommt.
- Selbstabwertungstendenzen: Betroffene interpretieren eigene Erfolge als Zufall und betrachten sich eher kritisch.
Folge: Da Erfolgserlebnisse oft als „Glück“ oder „Täuschung“ empfunden werden, ist es für Betroffene schwer, sich über Lob oder Anerkennung zu freuen. Das Selbstbild bleibt negativ, und positive Rückmeldungen fühlen sich „unverdient“ an.
3. Ständige Kritik und Abwertung in der Kindheit
Viele Menschen mit ADHS wachsen in einem Umfeld auf, in dem sie für Verhaltensweisen kritisiert werden, die sie selbst nur schwer kontrollieren können, wie Unruhe oder Impulsivität. Häufig erhalten sie weniger Lob und werden als „faul“, „unorganisiert“ oder „unzuverlässig“ wahrgenommen. Diese wiederholte Kritik – vor allem, wenn sie im schulischen oder familiären Umfeld erfolgt – führt oft dazu, dass ein negatives Selbstbild entsteht, das bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt.
Typische Diagnose/Begriff:
- Selbstwertprobleme: Durch wiederholte negative Rückmeldungen entwickelt sich das Gefühl, nicht „richtig“ oder „gut genug“ zu sein.
- Verinnerlichter Kritiker: Ein Begriff aus der Psychologie, der die Tendenz beschreibt, negative Stimmen aus der Umwelt dauerhaft zu übernehmen und ständig selbstkritisch zu hinterfragen.
Folge: Diese tief verwurzelte innere Kritik erschwert es den Betroffenen, Lob anzunehmen. Positive Rückmeldungen widersprechen dem kritischen Selbstbild und werden daher oft abgewehrt oder als unpassend empfunden.
4. Entwicklung von Komorbiditäten
Menschen mit spät diagnostizierter ADHS entwickeln häufig zusätzliche psychische Belastungen, wie etwa Depressionen, soziale Phobien oder Angststörungen. Diese Komorbiditäten verstärken die Unsicherheit und die inneren Selbstzweifel, da Betroffene oft das Gefühl haben, durch ihre Schwierigkeiten „anders“ oder „belastet“ zu sein. Auch das Gefühl, anders zu sein, verstärkt das negative Selbstbild.
Typische Diagnose/Begriff:
- Depressive Störungen: Häufig bei Menschen mit ADHS, die mit Misserfolgen und Selbstzweifeln kämpfen. Depressionen gehen oft mit Selbstwertproblemen und Schwierigkeiten einher, positive Rückmeldungen anzunehmen.
- Soziale Phobie: Diese kann durch das ständige Gefühl, anders zu sein und die Erwartungen anderer nicht erfüllen zu können, verstärkt werden.
Folge: Die Entwicklung dieser zusätzlichen Belastungen verstärkt das negative Selbstbild und führt dazu, dass Betroffene positives Feedback abwehren, da es nicht mit ihrem Bild von sich selbst vereinbar ist.
Zusammenfassung
Für Menschen mit spät diagnostizierter ADHS führen chronische Überforderung, ständiger Vergleich mit anderen, früh erlebte Kritik und die Entwicklung von zusätzlichen psychischen Belastungen oft zu einem verfestigten negativen Selbstbild. Konzepte wie das Imposter-Syndrom, niedriges Selbstwertgefühl, verinnerlichter Kritiker und Komorbiditäten wie Depression oder soziale Phobie beschreiben die typischen Muster, die entstehen können. Diese Faktoren machen es schwer, Lob und Anerkennung anzunehmen, da positive Rückmeldungen nicht mit dem tief verankerten Selbstbild übereinstimmen.
Und jetzt gibt’s Grünkohl-Eintopf