Ich bin jetzt schon ein paarmal darüber gestolpert, dass einige ADxSler wohl auch ein Problem mit Objektpermanenz haben.
„Aus den Augen aus dem Sinn“
Wobei sich das wohl auch auf Personen beziehen kann, nicht nur auf Objekte, wie die Bezeichnung erst mal suggeriert.
Da das bei mir tatsächlich ein Problem darstellt und sich so auch auf Beziehungen auswirkt, frage ich mich nun, ob das tatsächlich ein ADxS Symptom ist
Kennt Ihr das auch?
Wie geht es euch damit?
Und wie geht Ihr damit um?
Bei mir ist es leider wirklich so, dass ich Leute wirklich regelrecht vergesse
Solange ich mich in deren Gegenwart befinde, ist da schon auch ein Gefühl der Verbundenheit. Und natürlich erinnere ich mich auch in deren Abwesenheit an Sie.
Aber irgendwie schaffe ich es nicht, auf die Entfernung dieses Gefühl der Verbundenheit aufrecht zu erhalten.
Auch telefonieren hilft da nicht wirklich, mich diesen Menschen wieder näher zu fühlen
Sobald ein Treffen vorbei ist, sind diese Personen für mich irgendwie weit weg, sogar wenn ich sie regelmäßig sehe.
Ich kann das gar nicht so richtig beschreiben und hoffe auf Berichte von euch, falls ihr das auch kennt
Interessant, ich habe gestern auch wieder daran gedacht bei dem tollen Beitrag von @BlackLotus und dem Hinweis auf die transparenten Kisten.
Der Spruch mit dem „aus den Augen…“ ist ja so verbreitet, dass das vermutlich auch wieder eine dimensionale Spektrum-Geschichte ist.
Dass ADHSler sich davon stärker betroffen fühlen und schon „nicht-transparent“ Verpacktes wie weg ist, habe ich schon häufiger gelesen. Mir ist aber auch gerade nicht präsent, woran es liegen könnte. Arbeitsgedächtnis vielleicht.
Ich hab das weniger mit Objekten dafür mehr mit Menschen.
Wenn mir jemand nicht regelmäßig schreibt oder ich sie nicht regelmäßig treffe (wie zb. meine Nachbarn) dann verliere ich regelrecht das Interesse, vergesse das es diese Personen gibt und melde mich nie wieder.
Ist mir erst vor 1 Jahr mit „Freunden“ von mir passiert. Wir hatten wieder mehr Kontakt, aber sie haben in der Gruppe nicht mehr auf mein Nachricht reagiert („Ich fahr nächstes Jahr auf das SDP Konzert und freu mich voll :)“)
Ich hab dann auch nicht mehr geschrieben aber sie auch nicht, dann war das interesse an den beiden komplett weh und mittlerweile denke ich so gut wie gar nicht mehr an die beiden. Obwohl ich die Nummern noch habe und wir auch noch in einer Whatsapp Gruppe sind.
Eigentlich belastet mich das sehr, aber ich kann ja schlecht Interesse vorspielen nur damit ich den Kontakt behalte. Daran scheitern auch meine Freundschaften wahrscheinlich immer wieder.
Ich glaube schon weiß es aber nicht 100% woran es liegt. Würde ich das wissen könnte ich ja dran arbeiten damit ich mal Freunde finde. Echt komisch. Ich dachte immer das nur ich das kenne. Bevor ich wusste das ich ADHS habe und es damit zusammen hängen könnte.
Vielleicht ist es auch wirklich einfach - > Chat zu → Person existiert nicht mehr
Mir passiert das leider sogar mit Personen, zu denen ich eigentlich ein enges Verhältnis habe
Und sogar mein Lebenspartner ist irgendwie für mich überhaupt nicht präsent, wenn er zum Beispiel im Büro ist
Erst wenn er wieder nach Hause kommt, existiert er für mich auch wirklich.
Ich finde das oft ziemlich erschreckend
Habe mich auch schon oft gefragt, woran das liegt und nie so wirklich zufrieden stellend beantworten können
Das Phänomen aus den Augen aus dem Sinn kenne ich auch, streng genommen ist es mir nur einmal gelungen eine Freundschaft über längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten, und diese eine Freundschaft hielt zwar erstaunlich lange, ging dann aber irgendwann auch in die Brüche.
Und seither habe ich irgendwie das Interesse daran verloren mir für andere noch mal ein Bein auszureissen, vielleicht weil ich einfach zu enttäuscht davon bin was das Thema Freundschaften angeht.
Keine Ahnung, jedenfalls habe ich ehrlich gesagt schon lange kein echtes Interesse mehr an irgendwelchem menschlichen Geplänkel.
Aber natürlich bin ich inzwischen auch schon alt, dass spielt wahrscheinlich auch eine Rolle, wäre ich noch jung wären mir Freundschaften wahrscheinlich schon noch wichtiger.
Bei Objekten gibt es eigentlich sowieso kaum etwas an dem ich wirklich hänge, jedenfalls habe ich schon seit längerem kein Problem mehr damit gnadenlos auszumisten und alles wegzuschmeissen was mir die Luft zum atmen nimmt.
Der Begriff Objektpermanenz stammt ja aus der Entwicklungspychologie (Piaget) und beschreibt die Phase, in der das Kind begreift, dass Objekte existieren, auch wenn es diese nicht sieht. Sie sind also permanent da. Und als Objekt wird alles bezeichnet, was sich außerhalb des Kindes (Subjekt) befindet, also Gegenstände ganauso wie Lebewesen.
Ich denke auch, dass es bei ADHS eher an den exekutiven Funktionen liegt und an der Filterschwäche. Da man ja viel mehr wahrnehmen muss, als ein Neuronormalo, bleibt dann gar kein Platz mehr für Dinge und Begebenheiten die sich außerhalb des aktuellen Gesichtsfeldes befinden. Hinzu kommt, dass ADHSler viel mehr im Hier und Jetzt sind, sich also weniger auf einer Zeitachse bewegen und somit nicht oder weniger bewusst Vergangenheit und Zukunft mit der Gegenwart verknüpfen (unbewusst schon eher, aber dann eher in Bezug auf negative Erfahrungen, die mit aktuellen Misserfolgen verknüpft werden). Hinzu kommt, dass einem ja auch das Priorisieren schwerer fällt, also werden Personen, die nicht anwesend sind aber unter normalen Umständen eine hohe Wichtigkeit besitzen, nicht entsprechend gewertet und fallen, zumindest zeitweise, aus dem „ADHS-Raster“. Bis sich der vergessene Mensch mal wieder enttäuscht zeigt, weil man sich ewig nicht gemeldet hat und schon schlägt einem das schlechte Gewissen wieder mal ins Genick. Autsch …
Ach ja, und Leute an die man sich einfach erinnern sollte, sorgen auch nicht gerade für einen Dopaminkick, es sei denn man hat mit ihnen etwas außergewöhnlich schönes erlebt, an das man sich gerne erinnert.
Geht mir auch so mit Menschen. Freundschaften halten eigentlich nur, wenn man sich entweder automatisch öfter trifft (zB über die Kinder) oder wenn der/die andere aktiv immer wieder daran arbeitet.
Meine momentan engste Freundin hier vor Ort zieht jetzt weg und bisher haben wir durch die Kinder immer regelmäßig Kontakt gehabt, aber wir sind dabei deutlich enger miteinander als die Kinder. Dennoch mache ich mir jetzt schon totale Gedanken, wie ich es schaffe, den Kontakt zu halten, es würde mir sonst darum wirklich leid tun und ich möchte sie nicht verlieren.
Irgendwie beruhigend das hier so viele das Problem mit den Menschen kennen. Bevor ich wusste das ich ADHS habe, dachte ich einfach das ich mich nicht genug angestrengt habe oder irgendwie empathielos bin. @AbrissBirne@Minzli@Hruna
Ja, so geht es mir auch.
Wobei ich im direkten Kontakt eher zu viel Empathie habe, wenn das der richtige Ausdruck dafür ist, dass ich jede Stimmung extrem wahrnehme.
Vielleicht fällt das auch eher unter RSD, da bin ich unsicher.
Aber ist die Person weg, schwindet auch ihre Präsenz und alle damit verbundenen Gefühle sehr schnell wieder
Ich muss klugscheißern, es tut mir so leid, ihr dürft mich hassen
Objektpermanenz ist nicht der richtige Begriff. Das würde sonst bedeuten, dass ich euch einen Ball zeige, den dann vor euren Augen unter ein Tuch lege und ihr dann denken würdet, er sei verschwunden.
Wir brauchen also einen ADHS-Begriff! Dringend
Mein Hirn ist heute zu keiner Kreativität mehr fähig, vielleicht habt ihr ja coole Ideen?
Und zum Thema:
Also ich kenne das sehr gut! Für mich werden Menschen nicht zwangsläufig uninteressant, ich vergesse einfach dass sie existieren… deswegen ist auch WhatsApp so hilfreich für mich. Das klingt jetzt sicher schlimm: das ist wie eine Personen-To-Do-Liste für mich
Bei Gegenständen ist es aber sehr viel schlimmer, weil man davon ja mehr besitzt als Freunde etc.
Deswegen vergammelt bei mir Essen, weil ich einfach vergesse dass es existiert.
Ich hab schon mal darüber nachgedacht, was wäre wenn hier eingebrochen werden würde und ich danach ein „Inventar“ aufstellen müsste… Das wäre so fatal.
Das einzig „positive“ daran ist, dass man manchmal kleine Überraschungen findet und sich freut, dass man das hat.
Ich glaube, dass es durch die lange Nicht-Existenz den Novelty Faktor wieder hat. Yay.
Aber mal im ernst. Ich bin so froh das es nicht nur mir so geht. Jetzt weiß ich das ich nicht irgendwie komisch bin oder ich werfe mir vor mich nicht genug bemüht zu haben.
Das bringt mir etwas frieden damit!
Ich finde eigentlich schon, dass es auch ein Problem mit der Objektkonstanz (OK) ist.
Ich kenne mehrere Betroffenen, die andere Menschen emotional „verlieren“, wenn diese nicht anwesend sind.
Die OK geht nicht völlig verloren, es ist weiter bewusst, dass der andere existiert, auch wenn er dazwischen immer wieder vergessen wird.
Häufig geht dabei der emotionale Bezug geht verloren.
Ist das nicht ein Teil der Objektkonstanz? Oder ist es nur damit verwandt?