Gespräch mit dem Hausarzt für Überweisung

Hallo,
morgen ist es soweit und ich habe ein erstes „offizielles“ Gespräch zum VERDACHT auf ADHS.

Ich möchte von meiner Hausärztin eine Überweisung und dannfür eine offizielle Diagnose in die entsprechenden Wartelisten. (Ich denke dieser Schritt ist so herum richtig?)

Ich bin sehr zufrieden mit der Hausärztin (mit Spezialfokus auf Knochen und Gelenke), aber sie ist auch sehr vom „alten Schlag“ und ich habe gelesen, dass nicht jede/r Hausarzt/in an ADHS im Erwachsenenalter glaubt. Vor allem wenn ich mit dem Argument des Online-Selbsttest komme (79,8% der Syptome). Und ich bin auch jemand, der/die sich leider schnell dem Willen anderer beugt und sich Sachen ausreden lässt.

Muss ich mich auf eine Diskussion vorbereiten? Mir Argumente zurechtlegen? Bloß eine Überweisung zu wollen, heißt ja nicht, dass ein/e Ärzt/in sie auch rausrücken möchte.

Ich bin noch neu in dem Psycho-Neuro-Universum. Keine Ahnung was der Unterschied zwischen Psychiater und Psychologe ist, Klinik, Ambulanz - gibt es wichtige Sachen, die ich fragen sollte? Typische Missverständnisse? Irgendwelche Learnings von euch?

Psychiater sind Ärzte. Sie haben Medizin studiert und dann eine Facharztausbildung gemacht. Psychologen haben Psychologie studiert und dann ggf. eine Ausbildung zum Psychotherapeuten gemacht.

Ich mir aufschreiben, warum du glaubst, ADHS zu haben.

Naja, er ist soweit ich weiß in DE grundsätzlich verpflichtet die Überweisung rauszurücken. Eine Überweisung brauchst du auch nicht zwingend. Meistens ist die Überweisung ja eh ungültig bis man den Termin beim Psychiater hat. Ich hab meine daheim liegen lassen - welch Überraschung. Musste auch nichts nachreichen. :joy:

:arrow_right: Du verschwendest unnötige Energie für Was-wäre-wenn-Szenarien (iwie ADHS-typisch). Im schlimmsten Fall sagt er “nein” oder spielt das ADHS-Thema herab. Dann biste beim nächsten Termin wieder da und sprichst das Thema an, bleibst hartnäckig.

Meine Gedanken und vlt. manipulative (?) Optionen zur freien Auswahl und Kombination:

Deinen absolvierten Online-Selbsttest würde ich rauslassen weil die Möglichkeit besteht dass ein Arzt sagt dass man sich das Ergebnis gezielt herbei geklickt oder sich was einbildet. Oder den Arzt fragen ob er da einen Test empfehlen kann weil es so viele im Internet gibt. Es gibt Ärzte die über Google & co motzen und ablehnend sind, es gibt aber auch (ältere) offene Ärzte. Vlt. sollst du einen machen und ihn dann zum Hausarzt mitbringen - wer weiß.

Kannst sagen, dass du vor einigen Wochen bei öffentlich rechtlichen Sendern gesehen oder einen Zeitungsartikel über das Thema gesehen hast und dort wurde empfohlen sich die Zeugnisse anzusehen. In diesem Medium wurden auch die Folgen von ADHS im Erwachsenenalter erörtert wo du dich vielfach erkannt hast und erklärst deine Probleme. Vielleicht findest du sogar ADHS-Hinweise in deinen Grundschulzeugnissen und könntest die mitnehmen. Sei auf Fragen vorbereitet, antworte so wie es wirklich ist mit Beispielen aus deinem Alltag und Berufsleben. Kaschiere nichts.

Dann kannst du fragen ob er einen Psychiater empfehlen könnte oder sich erkundigen könnte weil du deinen Problemen gerne nachgehen willst. Damit zeigst du auf dass du Vertrauen in ihn hast.

Du kannst jetzt schon alle möglichen Psychiater abtelefonieren oder bei schlechter Erreichbarkeit vor Ort aufsuchen und fragen ob die sowas machen und vlt. gleich einen Termin ausmachen ohne mit dem Hausarzt zu sprechen. Bis zum Psychiatertermin vergehen einige Monate.

Wenn man sich mit der Symptomatik auskennt, kann man Fragebögen fast immer manipulieren. Ist die Frage, ob man das will.

Wenn Dein Hausarzt Dich schon länger kennt, wird er Deine Sorgen hoffentlich auch ernst nehmen. Ich habs bisher noch nie erlebt, dass mir eine Überweisung, egal, wohin, verweigert wurde. Mach Dir nicht zu viel Gedanken :hibiscus: Leichter gesagt als getan, ich weiß :roll_eyes:

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Hi @ÄhKeineAhnung ,

Für viele Diagnostiken brauchst du keine Überweisung vom Hausarzt. Wenn ja, dann informieren die dich vorher und dann kannst du dir eine aktuelle holen. Da gehst du dann zum Hausarzt und sagst: Ich brauche eine Überweisung zur ADHS-Diagnostik und fertig.

Du brauchst dazu nicht den Segen deines Hausarztes, denn der hat ja garkeine Fachkenntnis :wink:

Deshalb empfehle ich dir das andersrum:
Mache dir, überall wo es klappt, einen Termin zur Diagnostik und lasse dich auf Wartelisten setzen. Dazu ist auch die Liste von adxs hilfreich, die kannst du hier anfordern:

Liebe Grüße :heart:

In Vorbereitung auf deinen Diagnostik Termin kannst du folgendes machen:

Notiere dir bis dahin deine Symptome und was du in deinem Leben mit ADHS in Verbindung bringst.

Sprich Situationen in denen du Schwierigkeiten hast, deine Probleme usw…

Wichtig ist, dass du reale Fallbeispiele dazu notierst.

Die Notizen machst du auf einem Medium deiner Wahl.
Ich hab damals Papier und Stift verwendet und die Liste war hinterher keine Ahnung wie viele Seiten lang und chaotisch wie sonst was :wink:

Ach ja, bitte nicht an einem Tag hinsetzen und was aufs Papier „zwingen“.
Lass dir Zeit damit.
Nutze einfach die Zeit bis zum Termin um immer mal wieder was zu notieren was dir grade so einfällt.

Das wird schon :slight_smile:

Ach und die Notizen nach Möglichkeit zum Termin dann bitte NICHT zuhause liegen lassen :wink:

Drücke dir die Daumen!

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Nein, eigentlich nicht. Du schaust nach einer Möglichkeit der Diagnose und Behandlung von ADHS und wenn du dafür einen Termin hast und man sagt dir, du brauchst eine Überweisung, dann fragst du den Hausarzt.

Aber wie schon die anderen sagten, du brauchst vermutlich gar keine Überweisung - oder du kommst an eine Spezialambulanz, für die eine Überweisung vom Hausarzt nicht reicht, sondern du brauchst eine von einer Facharztpraxis.

Oder du bekommst einen Termin, aber erst für November 2024, dann kannst du mit einer Überweisung, die du heute vom Hausarzt kriegst, nichts mehr anfangen.

Vollständig unnötig ist es, den Hausarzt davon überzeugen zu wollen, dass du ADHS haben könntest. Seine Meinung spielt ja keine Rolle, also warum diskutieren? Wenn (siehe oben) du eine Überweisung brauchst, holst du dir sie, ob er das gut findet oder nicht.

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Oh doch, die landet auf dem stetig größer werdenden Papierstapel. :crazy_face:

Du brauchst keine Überweisung vom Hausarzt.

Hier mal ein paar Infos:

Hallo, eine Überweisung macht dann Sinn ,wenn du dir diesen Code geben lässt um bei der 116117 einen Arzt vermitteln zu lassen, der noch freie Kapazitäten hat. Ich war bei meiner HÄ und habe mich auf die Frage"vorbereitet" : Warum glaube ich ADHS zu haben .
Als ich vor meiner sehr skeptischen Ärztin saß und sie mich beäugte ,hab ich angefangen zu heulen :rofl: Also nicht mit Absicht, sondern weil ich zu der Zeit einfach völlig Lost war und ich mit meinem Emotionen sowieso immer im struggle bin. Dann hab ich ganz schnell die Überweisung mit Code bekommen. Aber tatsächlich: bis zur Diagnostik war der abgelaufen, denn Überraschung, sogar mit Code gab es keine schnelleren Termine. Aber ein Versuch ist es wert.

Mit dem Tipp von @ZappelPhilipp bereite ich mich gerade auf meine Zweitmeinung vor und muss wirklich sagen, dass das sehr hilfreich ist und sein wird. Zumal ich dadurch immer mehr entdecke bzw sich erklärt.

Liebe Grüße

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Hallo Leute,

oh man wieder viel Lärm um nichts. (ein Punkt mehr auf der Syptom-Liste?)

Also dann sag ich den Termin ab und hol mir mal diese Adress-Liste. Aber Abseits davon:

Wir haben in unserer Stadt eine große Uniklinik und auch Psychiatrie+Neurologie usw…
Ist „Schwerpunkt Psychiatrie und Psychotherapie“ ein gutes Indiz für den richtigen Ort? Ein Neurologe ist etwas anderes?

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Ja / Nein, Ja :wink:

Oder anders ausgedrückt:
Nur weil sich eine Station mit Psychiatrie befasst, haben die noch lange keine Ahnung von ADHS.
Da müsstest du bitte einmal im Internet gezielt schauen bzw. dort einmal anrufen und nachfragen ob die dort Spezialisten für die Diagnostik haben.

Wovon die normalerweise Ahnung haben, sind Depressionen.
Und genau das wird dann gerne fälschlicherweise Diagnostiziert, woraufhin ADs folgen die im Kern aber nichts bringen.
Aber gut, das würde jetzt im Detail an der Stelle zu weit führen :wink:

Nur kurz dazu noch: Depressionen sind eine der / die häufigste Fehldiagnose bei ADHS.
Daher, bitte am besten anrufen und gezielt nachfragen.

Bzgl. dem zweiten Teil deiner Frage:
Ja, die Neurologie ist etwas anderes.
Dort wird sich mit dem Gehirn als Organ beschäftigt.

Wenn du in deiner Stadt eine Uniklinik hast, dann kann es gut sein, dass auf der Neurologie dort bspw. Untersuchungen mit einem MRT gemacht werden und so (Neuro-Radiologie).

@Justine Bitte um Korrektur wenn ich da jetzt einen Fehler drin haben sollte :wink:

Normalerweise gibts dann dort eine ADHS Ambulanz, wenn dort Diagnostik gemacht wird. Welche Klinik ist es denn? Das lässt sich ja einfach herausfinden.

ADHS gehört zum Fachbereich Psychiatrie - allerdings können auch Neurologen ADHS diagnostizieren und behandeln.

Auch psychologische Psychotherapeuten können die Diagnostik machen.

Oftmals gehts in Praxen schneller als in den Ambulanzen der Kliniken - die haben oft ewige Wartezeiten.

Die besten Informationen erhält man tatsächlich durch andere Betroffene - entweder online oder noch besser in den Selbsthilfegruppen vor Ort - auch bezüglich der Wartezeiten.

Die Adressliste würde ich auf jeden Fall auch anfordern.

Der erste Weg über den Hausarzt ist immer gut. Aber sei nicht enttäuscht, wenn dieser nicht „begeistert“ davon ist und lass dich dadurch nicht entmutigen.

Ich war bei einer Psychiaterin mit dem Thema, die hat mich weggeschickt mit dem Argument „es kommen ständig Anfragen zu ADHS und sie ist richtig genervt davon“. Dann meinte sie „ich habe nur nicht richtig gelernt Pläne zu machen und durchzuführen“ und meine „wenn ich ja früher Tischtennis gespielt habe ist das ein Beweis dafür, dass ich mich konzentrieren kann, weil ich ja Spielzüge überlegen muss“ :smiley:.

Ich bin dann völlig verunsichert und am Boden zerstört nach Hause gegangen. Habe die Diagnose dann bei einer Spezialistin als Selbstzahler erhalten. Das was es mir dann wert.

Mein jetziger Psychiater, der mir Stimulanzien verschreibt, meinte bei meiner ersten Vorstellung mit der Diagnose sowas wie „ach ja …. ADHS … wenn man nicht weiter weiß ist es ADHS …“ :smiley:.

Dachte schon, scheisse, das war es auch hier, aber letztendlich glaubt er daran, dass Medikamente helfen … unabhängig von der Sinnhaftigkeit dieser Diagnose.

Du siehst also, der Weg kann! steinig werden, aber lass dich nicht entmutigen.

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Okay, noch eine Frage: Muss ich Diagnose und Therapie trennen?
Also mach ich erst eine Diagnose und gehe dann zum Therapeuten?
Oder ist der Therapeut auch der Diagnostiker.

Was ich meine ist, ob Diagnose und weitere Therapie in der Regel ein Akt der Organisation sind.

Sehr fundierte Diagnostik :wink:

So schade, dass man oft nicht ernst genommen wird. Da kann ich mich mit meinem Psychiater und meiner Therapeutin echt glücklich schätzen. Meine Therapeutin hatte mir diverse Fragebögen gegeben, die habe ich zum Psychiater mitgenommen + Grundschulzeugnisse (steht nicht viel drin), IQ-Test (leider keine Detailergebnisse mehr verfügbar zum Arbeitsgedächtnis) und 3 Din A-4 Seiten mit meinen Symptomen. Für die Erstellung der Symptomliste habe ich bestimmt 1 Woche gebraucht, immer, wenn mir wieder etwas ein-/aufgefallen ist, kam das da drauf. Hab mich dabei an der Symptomliste hier auf adxs.org orientiert, sonst hätte ich bei vielem gar nicht gewusst, dass es überhaupt ein ADHS-Symptom ist.

ADHS wird sicher oft als Depression verkannt, auf der anderen Seite gibt es aber auch die Komorbidität ADHS und Depression. Also nicht von vornherein ausschließen.

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Hier musst du ganz klar trennen.
Es gibt Therapeuten die solch eine Diagnose anbieten.

Wie häufig sowas vorkommt, kann ich dir jedoch nicht sagen.

Wichtig ist, dass zu zur Diagnose zu einem Spezialisten gehst um ein möglichst gesichertes Ergebnis zu bekommen.

Die Therapie erfolgt normalerweise im Nachgang an die Diagnose bei einer anderen Person / Praxis.

Mir ist aktuell kein Fall bekannt, in dem nach der Diagnose direkt bei der Person eine Therapie angefangen wurde.
Zumal es verschiedene Therapieformen gibt.

Ich habe meine Diagnose bspw. in einer Psychiatrischen Institutsambulanz bekommen die entsprechend Umfangreich und entsprechend Aussagekräftig war (ging über 5 oder 6 Termine glaube ich).

Es gibt jedoch auch fälle wo binnen eines Termins eine Diagnose erstellt wurde.

Zudem bieten manche Psychiater eine Diagnostik an.
Der Vorteil ist hier (wie bei einer Psychiatrischen Institutsambulanz), dass theoretisch nach einer positiven Diagnose, sofern gewünscht, Zeitnah mit einer medikamentösen Einstellung begonnen werden kann.
Ansonsten musst du dich zusätzlich auf die Suche nach einem Psychiater mit ADHS Kompetenzen machen der mit dir die Einstellung vornimmt (nein, bitte nicht zu irgendeinem gehen sondern gezielt nach jemandem mit Kenntnissen in der ADHS Materie suchen… Alles andere bringt normalerweise leider wenig bis nichts).

Ich bin so ein Fall ! Hatte nach der Reha einen Therapeuten für Psychotherapie gesucht . In der Reha war ADHS Diagnose als Ausschlussdiagnistik überlegt worden. Das ging erst kurz vor Entlassung los , dann kam aus Versehen nur der Kindheit sfragebogen , wo der Therapeut erst dachte es wäre konkret für Kinder . Das Ding aber ausgefüllt und am letzten Tag kurz vor Abreise noch mit Postit drauf zurück bekommen , dass ich hoch gescort hätte .

Das Ding habe ich dem Therapeuten mit in die Hand gedrückt . Der Therapeut hatte ADHS mit im Profil , ich wusste da noch gar nicht das es Adultes ADHS gibt. Dann hat er die Diagnostik gemacht und dann habe ich Therapie bei ihm gemacht .
Für die Medikation bin ich dann zu einem Psychiater

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Erst Diagnose, dann Medikamente und erst dann eventuell Psychotherapie.

Und idealerweise macht der Psychiater der die Diagnostok macht auch die medikamentöse Therapie.

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Psychotherapie war aufgrund anderer Dinge wie Wiedereingliederung / Burnout direkt schon sinnvoll .
Das der Psychiater aufgrund der Diagnose die Medikamententöse Begleitung gemacht hat war überhaupt kein Problem.
Therapeut kannte den aber , ich denke deswegen .