Gewicht und Übergewicht?!

Ich habe gerade eine Doku gesehen über ADHS und darin wurde gesagt, „solche Leute tendieren dann auch zu Übergewicht“.
Hab das noch nie gehört.

Wie sieht es bei Euch aus, was sagt Ihr dazu?
Ich habe Übergewicht und seit der Teenagerzeit Essprobleme, aber ich finde, das ist jetzt keine reine ADHS-Sache.

Das klingt komisch.
Eigendlich haben viele ADHS Medikamente die Eigenschaft den Hunger zu dämpfen. Man nimmt also eher ab.

Was ich mir eher vorstellen kann ist, das sie meinen das es viele Krankheiten gibt wie Esstörungen wo man sehr viel isst und dicker wird?

ADHS alleine hat wahrscheinlich noch nie jemanden dick gemacht.

Schau mal hier, interessant erklärt, dass zw Adhs + Adipositas/ Gewichtsschwankungen durchaus ein Zusammenhang bestehen kann.

Menschen mit adhs haben impulskontrollstörungen („alles jetzt und sofort“) und können Essen nur schwer widerstehen, zumal dringend benötigtes Dopamin durch essen ausgeschüttet wird.

Es besteht ein grosser zusammenhang zwischen Adhs (Stress-Essen) und Übergewicht. Du bist definitiv nicht allein :blush:

Wichtig: bei behandeltem adhs ist es anders! Die Medikamente bringen hier einen gesunden Ausgleich und machen Dopamin auf gesunde art verfügbar. Binge Eating ist dann zB nicht mehr erforderlich, was für die Betroffenen eine große Erleichterung darstellen kann

6 „Gefällt mir“

Krass. Das ist interessant. Das hab ich noch nie gehört. Jetzt frag ich mich aber, bei wie vielen unbehandelten ADHSlern das so ist? Ich kann mir nicht vorstellen das es wirklich bei allen so ist?

Bei vielen denk ich. Essen kann sehr beruhigen und trösten. Die nicht-adhsler greifen dann zu ner Tafel Schokolade, aber mit adhs bist du ganz schnell bei 3 Tafeln …übertrieben formuliert.

Glaube schon dass da die Störung der Impulskontrolle, der mangelnde Filter, die Suche nach Dopamin einen grossen Einfluss haben.

Ich selbst bin zwar schlank und esse schon immer nicht viel, aber die Süßigkeiten Sucht kenne ich in Stresssituationen auch. Da kann ich extrem sein :sweat_smile:

Das ist echt interessant. Ich hatte nur einmal Magersucht aber sonst nie Probleme mit Süchten gehabt.
Na gut, zu viel Süßkram esse ich auch. Das ist auch einer mit der Gründe wieso ich immer dachte das ich kein ADHS haben kann. Bis vor 2-3 Wochen.

Ich schätze mal es geht bei allen Süchen um das Dopamin? Auch bei Kaufsucht ect?

1 „Gefällt mir“

Ja genau, alle Süchte. Weil Menschen mit Adhs dadurch Dopamin generieren. Wir sind leider dafür anfällig.
Daher ist eine Behandlung so wichtig. Gerade für Kinder, damit sie erst garnicht darein schlittern.
Je früher behandeln, desto besser :blush:

Schau mal hier ist der Zusammenhang gut erklärt

1 „Gefällt mir“

Danke! Ist auch für mich interessant man anzusehen!

1 „Gefällt mir“

Meine Gewichtsprobleme gingen mit den Wechseljahren los und ADHS ist dabei eine zusätzliche Komponente, die alles erschwert.

Ich bin in einer Ernährungsberatung, die Ärztin kennt sich zwar mit ADHS nicht aus aber versucht es mit zu beachten.

Eigentlich sind es Gruppenkurse aber da es bei mir durch die Medikation individueller erarbeitete werden musste hat sie mich daraus gelassen zumal meine Situation mit ihrem Dreimalzeitenprinzip kollidierte.

Nicht bei jedem mindert die Medikation komplett den Hunger und vor allem Abends beim abklingen im Rebound wenn ich noch nicht gegessen habe kann es bei mir eine kaum zu steuernde Hungerattacke geben. Auch wenn es nichts ungesundes ist, ist Zuviel Zuviel

Die Steuerungsunfähigkeit, das erhöhte Stresssystem auch schlechterer Schlaf sind alles ADHS Komponenten die sich bei mir zusätzlich negative auf eine natürliche Gewichtserhaltung auswirken.

Dazu kommt bei mir wie bei dem mangelnden Zeitgefühl, dass ich Mengen und Nährstoffsngaben beim Kochen und Mengen auf dem Teller kaum erfassen und auch noch jedes noch so einfache Rezept verhunzen kann, inc Küchenchaos.

Einkaufs und Küchenlogistik wenn man viel frisch kochen möchte ist auch nicht unbedingt eine ADHS Fähigkeit

Grade in Gesellschaft ist Essen für mich immer wieder eine Herausforderung in der Steuerungsfähigkeit aber auch der „Höflichkeit“ und Zugehörigkeit.

Ungesunde Kohlenhydrate esse ich kaum noch und wenn ich mal fünfe grade sein lasse merke ich deutlich die Auswirkung auf mein ADHS und einmal in diese Falle getappt benötige ich immer ein paar Tage um runterzukommen um wieder weniger „fremdgesteuert“ essen zu können.

Mit ADHS sich gut zu versorgen ist eh so eine Sache und wenn dazu noch mehr notwendig Vorgaben kommen ist es doppelt doof.

Ich war kurz vor einer neuen Konfektionsgröße und meine natürliche Sportlichkeit schon gelähmt mein Fettleberindex drohte in den roten Bereich zu gehen und wenn ich so weiter gemacht hätte ……, und Diabetes hängt bei uns auch noch genetisch in der Familie.

Das mit der Ernährung in den Griff zu bekommen ist zwar gesundheitlich gut aber ein zusätzlicher Stressor der wiederum Kontraproduktiv auf anderen Sachen ist.

2 „Gefällt mir“

Vielleicht schaust Du auch mal in diesen recht aktuellen Thread: Elvanse und Abnehmen

Er ist alles andere als glücklich verlaufen, aber dann müssen wir das hier zumindest nicht wiederholen.

Mir fällt es schwer zu lesen, dass ADHS noch nie jemanden dick gemacht hat. Ja, vermutlich war es unmittelbar nur die Kalorienzufuhr. Es gibt aber nicht wenige, die damit ihre innere Unruhe bekämpft haben und vielleicht sogar schlimmere Komorbiditäten und Entgleisungen im Leben verhindert.

6 „Gefällt mir“

Dann gibt es aber auch die mit dem Brummer in der Hose, die merken, dass viel Bewegung ihnen gut tut.

Solange sie dem nachgeben, in Kindheit, Jugend und so, ist es wohl in Ordnung. Aber wenn dann Beruf und Familie die Zeit für Bewegung einschränken → siehe Thread Titel…

2 „Gefällt mir“

Achsoja… zum Thema Leistungssportler müsste ich nachher vielleicht nochmal nen anderen Thread aufmachen …

Ich denke an Leute wie Christian Ulrich, Boris Becker und so… weshalb fangen sie am Ende ihrer sportlichen Karriere auf einmal das Trinken an…?

Ist das nicht als Parallele zum unkontrollierten Essen zu sehen?

Bei Becker weiß man glaube ich nicht vom ADHS, würde aber schon passen… bei Ulrich kam die Diagnose glaube ich irgendwann…

Und eben Leistungssportler an und für sich… weshalb wählen sie kein anderes Hobby…?

Weil sie sich vielleicht nicht befriedigend mit was anderem als Sport beschäftigen können…?

So wie man jetzt begreift, dass in Gefängnissen ein nennenswerter Prozentsatz an ADHSlern sitzt, so finde ich sollte man auch mal auf die Leistungssportler schauen.

Extremsportarten gleichermaßen…

3 „Gefällt mir“

Ich merke sehr deutlich, dass ich mit den Medikamenten ganz anders mit Essen umgehe, gefühlt zum ersten Mal normal

Bin deutlich schneller satt, keine Fressattacken mehr und auch kein übermäßiger Appetit mehr auf Snacks.
Mit Elvanse habe ich ganz normal Hunger, mit Medikinet eher nicht, der kam da erst abends.

3 „Gefällt mir“

Was mich jetzt hier bei der Frage noch interessieren würde wäre ob es um Adhs’ler mit Medikamenten oder ohne Medikamente geht, denn das macht je nach dem einen riesen Unterschied. :adxs_grins:

Da kann ich vielleicht einen kleinen Einblick geben. Ich habe parallel zur ADHS Diagnose auch eine mittelschwere Depression und, entscheidend, eine Binge-Eating-Störung diagnostiziert bekommen.

Es ist in der Tat so, dass ich mit Essen, vorzugsweise hochkalorischem Essen, das viel Dopamin ausschüttet, „Selbsttherapie“ betreibe bzw. betrieben habe. Eines meiner Hauptsymptome von ADHS ist der Lärm im Kopf, die 1000 Gedanken die mich anschreien. Binge-Anfälle „helfen“ da. Nach großen Mengen Schokolade, Kuchen, Chips und co. Habe ich für kurze Zeit Ruhe.

Vor kurzem habe ich Medikinet verordner bekommen und bin noch am eindosieren, derzeit 20mg-0-0. Ich merke eine subtile Wirkung in manchen Bereichen. Am deutlichsten merke ich den Unterschied beim „Dopamin-Essen“. Während das Methylphenidat wirkt, habe ich KEINE Heißhungerattacken mehr, habe generell weniger Bedürfnis nach hochkalorischen Lebensmitteln, kann dadurch viel besser merken, wann ich ECHTEN Hunger habe und bewusster meine Mahlzeiten planen.

Lisdexamphetamin (Elvanse) ist in den USA überigens zur Behandlung der Binge-Eating-Strung zugelassen.

6 „Gefällt mir“

Bei mir war das ähnlich, ich habe vor der Medikation das Essen benutzt, um mich zu beruhigen, mich schwerer zu machen, quasi zu erden
Oder vielleicht auch zu zentrieren, weil ich in Phasen großer Unruhe oft nicht richtig verbunden bin.
Wie durch einen Schleier wahrnehme, nicht richtig auf dem Boden stehe, ich kann das so schlecht ausdrücken.

3 „Gefällt mir“

Die Aussage finde ich auch kritisch. So könnte man auch sagen, ADHS alleine hat noch nie jemanden süchtig gemacht. Noch nie jemandem den Job oder die Beziehung gekostet.

Aber Fakt ist ja, dass ADHS grundlegende Weichen stellt und das Risiko einfach moderat bis massiv erhöht, dass die betroffene Person bestimmte Verhaltenweisen als Folge der Erkrankung an den Tag legt.

3 „Gefällt mir“

Muss ich wiedersprechen.
Nicht jeder mit ADHS ist übergewichtig.
ADHS KANN Verhaltensweisen fördern MUSS es aber nicht.

Hierbei muss auch differenziert werden zwischen behandelt und unbehandelt. Sowie eine eher leichte ADHS Symptomatik und einer stark ausgeprägten Symptomatik.

Jemand der unbehandelt und stark ausgeprägtes ADHS hat wird eher in Verhaltsmuster fallen die ihn dick machen als jemand der behandelt ist und keine so starken Symptome hat wie die andere Person.

Ich zb. mit einem ADHS Mischtyp (unbehandelt) bin weder dick noch nach irgendwas süchtig weil ich nicht dazu neige, die Verhaltensweisen die zu Süchten führen können (Impulsivkäufe ect) aufzuweisen.

Menschen und vorallem das ADHS ist bei allen Menschen so verschieden das ich es nicht über einen Kamm scheren möchte.

Es kann muss aber nicht zwangsweise.

Ich kann mich da Jen 1 nur anschliessen ich habe höchstens eine Handysucht oder die Sucht alles perfekt zu machen.

1 „Gefällt mir“

Alle sind verschieden und nicht jeder hat alle Symptome.Die einen die, die Adipositas begünstigen, die anderen andere ADHS-Symptome, die wiederum andere Menschen nicht haben. Wie Du schon schreibst, Jen, alle sind verschieden. Die einen sind anfälliger für Adipositas, die anderen für Ängste, wieder andere für … Und die Medikation wirkt ja nun mal nicht 24/7, sondern es gibt vulnerable Phasen, in denen man ohne klar kommen muss, insbesondere abends.

Wer sich schon mal intensiver mit Adipositas beschäftigt hat, weiß, dass das eine multifaktorielle Erkrankung ist. Und ADHS scheint einer dieser Faktoren zu sein und das das Risiko zu erhöhen:

1.5.1.3. Essstörungen (3,6-fach)

  • 3,6-faches Risiko für Essstörungen bei Mädchen77
  • Adipositas (2-faches Risiko)3.

Natürlich führt ADHS nicht alleine zu Essstörungen, aber es kann dazu beitragen. So, wie nicht alle ADHSler im Gefängnis landen (aber bis zu 72% der Insassen ADHS haben lt. adxs.org), so haben nicht alle Übergewicht. Aber das Risiko für beides ist höher als bei neurotypischen Menschen.

Das ist - bei mir - zum einen die Impulsivität, die mich ohne nachzudenken spontan was essen lässt oder Eis kaufen lässt, obwohl ich das eigentlich nicht will, zum anderen die Unruhe und/oder Langeweile, die mich immer wieder aufstehen lässt und ich lande in der Küche. Die Prokrastination führt dazu, dass ich oft dann doch nicht das gesunde koche, was ich geplant habe, sondern es schnell gehen muss. Und das Gemüse dann irgendwann vergammelt im Biomüll landet :blush:

5 „Gefällt mir“