Hallo Forum,
zu erst möchte ich meinen Dank an sowohl den Verein hier für dieses fantastische Forum, als auch an alle Mitglieder aussprechen. Es bedeutet mir bereits jetzt nach ca. einer Woche Nutzung viel.
Ich werde im Verlauf meiner Erzählung versuchen alles möglichst knapp zu halten, um nicht all zu viel Zeit aller hier am Gespräch teilnehmenden zu beanspruchen.
Bereits 2015 (damals war ich 21 Jahre alt) fing ich an verschiedene Ärzte aufzusuchen, da ich stets das Gefühl hatte, mir fehle etwas.
Symptome waren:
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Libidoprobleme
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Permanenter Brainfog
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Fehlende Motivation
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Konzentrationsschwierigkeiten
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Wachsender Abbau körperlicher Kraft
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Depressive Verstimmungen
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Emotionale Unausgeglichenheit (plötzliches Verlangen zu weinen, starke Freude, starke Trauer etc.)
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Fehlendes Körper- und Muskelempfinden
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Unfähig sich prägnant auszudrücken oder gezielt, immer viel drumherum reden
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Unfähig abstrahiert zu denken oder Verknüpfungen mit wechselseitiger Beeinflussung zu begreifen
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Das Gefühl ich würde mich teils in Zeitlupe (ist etwas überspitzt) bewegen. Als wären meine Reflexe alle deutlich langsamer. Ähnlich langsam wie sich mein Kopf anfühlte, tat es auch mein Körper. Sehr träge.
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Alles persönlich nehmen, selbst wenn es eine rein sachliche Kritik oder Anregung war
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Starke Impulsivität „kurze Zündschnur“
- Das stricken von Gedankengeflechten die die keinen Anfang und kein Ende haben. Dabei sprunghafte Themenwechsel der Gedanken. Total wirr und ungeordnet
- Manchmal wurde mir alles zu viel und ich schaltete dann auf Leerlauf und starrte nur noch rum. Meine Mutter hatte auch eine Zeit lang Sorge, da mein Blick total leer wurde
- Sehr vergesslich, schusselig
- Exzessiver Konsum von & bei allem, seis Essen, Rauchen, Alkohol, Computer spielen etc. Ich war immer, von Klein auf, jemand der alles sehr extrem tat. Es gab bei mir nie die goldene Mitte oder eine Balance. Alles wurde maßlos übertrieben.
- Stark ungeduldig
Die Ärzte fanden bedauerlicherweise oder auch glücklicherweise nie etwas. Irgendwann dachte ich, dass ich einfach so bin und keine Leistung erbringen kann. Mein erstes Studium in Richtung Biochemie brach ich ab . So sehr mich das auch faszinierte und heute noch tut, ich konnte einfach nicht funktionieren. Mir die Begriffe zu merken, die Zusammenhänge zu sehen, überhaupt Zusammenhänge zu erstellen, das alles konnte ich nicht. Das Ganze war bereits in der Schule so, weshalb ich auch nie wirklich viel Mühe in die Schule investierte. In der Grundschule habe ich gerne so getan, als würde ich schlafen. Lediglich Themen die mich ansprachen waren hochinteressant für mich und es viel mir sehr viel leichter mich damit auseinanderzusetzen, als mit anderen.
Habe den größten Teil meines Textes ab hier gelöscht, da ich glaubte dass ich zu sehr abschweifte und alles zu detailliert und bildlich versuchte zu beschreiben.
2021 Begab ich mich in Therapie, nachdem es mir immer schlechter erging und ich zunehmend das Gefühl hatte ich könnte mein Leben nicht selbst bestimmen. Schließlich wiederholte ich immer die gleichen Fehler, konnte nichts lernen oder geschweige denn etwas gelesenes im Kopf behalten. Selbst beim lesen eines Buches, wusste ich den Zusammenhang des Schlusssatzes zum Anfangssatzes einer einzelnen Seite nicht mehr. Ich konnte mich einfach nicht entwickeln.
Mein Therapeut versuchte mir ein AD näher zu bringen. Ich war erst skeptisch. Nachdem ich jedoch verzweifelt nach einer Besserung suchte, setzte ich mich vertieft mit ADs auseinander. Nachdem ich wusste, dass ich eine stark ausgeprägte Verstoffwechselung sämtlicher Katecholamine habe, also hohe Aktivität der MAO (sowohl B, als auch A) und eine normal funktionierende COMT, wollte ich statt dem von ihm vorgeschlagenen Escitalopram einen reversiblen MAO-A - Hemmer. Ich habe mich dann für Moclobemid entschieden. Und plötzlich fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Es gibt keine Worte die beschreiben könnten, wie verändert ich mich fühlte und wie viel besser ich funktionierte. Eine solche Klarheit empfand ich nur seltene male zuvor. Und vor allem empfand ich plötzlich sowas wie eine Art von Zufriedenheit, wenn ich etwas erledigt habe. Sei es eine Klausur die ich bestanden habe oder aber auch einfach nur den Abwasch oder das Aufräumen meines Saustalls (Zimmer, Wohnung, kein wortwörtlicher Saustall). Ich schätzte plötzlich Ordnung und liebte es aufzuräumen. Das gab mir ein erfüllendes Gefühl. Und Mathematik war plötzlich so klar und logisch, so einleuchtend. Generell konnte ich auf einmal Zusammenhänge sehen und konnte auf einer Ebene denken, von der ich nicht mal wusste dass das möglich ist.
Leider ging mir in meinem Urlaube das Moclobemid aus, ca. 3 Monate nach der ersten Einnahme. Als ich dann nach 1 Woche Abstinenz ca. Moclobemid erneut einnahm wirkte es nicht mehr. Allerdings fing zuvor bereits die Wirkung zu schwächeln an. 450mg nahm ich ein. Nachdem nach 2 Wochen die Wirkung ausblieb ging ich zum nächstbesten Psychiater.
Diagnose:
Major-Depression. Mirtazapin und Venlafaxin zur Behandlung.
Das Venlafaxin hat seine Daseinsberechtigung und es half mir definitiv aber auch erst ab Mengen von über 225mg und wirklich gut half es auch erst ab 300mg. Das mochte mein Arzt aber nicht. Und den Brainfog nahm es mir auch nicht wirklich, es verbesserte lediglich meine Stimmung und das Ordnen meiner Gedanken, als auch die Regulierung meiner Emotionen.
Zwischenzeitlich meinte mein Therapeut dass ich auf ihn eigentlich wirke, als ginge es mir gut und ich hätte keinen Grund für eine solche Depression und da stimmte ich ihm zu. Auch ich habe mich die ganze Zeit schon gefragt, warum ich denn überhaupt eine Depression haben sollte. Und selbst nach vielem Reden erkannten wir beide keinen ausschlaggebenden Grund. Er schlug dann vor mich auf ADHS Testen zu lassen.
Nach einigen Wochen bis zu Monaten hatte ich dann meinen Termin. Erst versuchten wir es mit Bupropion. Bei 150mg merkte ich keine Besserung, bei 300mg war dieser enorme Druck endlich zu rauchen, obwohl ich gerade erst geraucht habe, verschwunden. Ich hatte, ähnlich wie bei Moclobemid, kein Verlangen mehr zu rauchen. Jedoch hatte ich keinerlei Verlangen nach irgendwas mehr. Ich fühlte mich leer. Das war definitiv nicht das richtige. Allerdings habe ich auch eigenmächtig erhöht, nach 7 Tagen 150mg ohne Wirkung.
Dann probierten wir retardiertes Methylphenidat 10mg, 1x am Tag. Am ersten Tag spürte ich eine Besserung meiner körperlichen Symptomatik. Ich konnte meine Muskeln wieder richtig spüren und wahrnehmen, mein Körper fühlte sich nicht mehr so „breiig“ an. Allerdings war diese Wirkung nur kurz. Denn am 2. Tag vernahm ich bereits keine Wirkung mehr. Die Psychiaterin wollte mir aber auch erstmal nicht mehr verschreiben, da wir noch auf das Testergebnis der Klinik warteten.
Diagnostiziert wurde ich dann als Misch-Typ. Daraufhin versuchten wir unretardiertes Methylphenidat, 10mg. Hier war mein Körpergefühl wirklich unschlagbar. Generell fühlte es sich nach der Einnahme so an als würde mein Stoffwechsel aus einer Art Koma erwachen. Auch meine Reaktionsfreudigkeit war wie neu, meine Wahrnehmung genau so. Ich konnte auf einmal auch viel mehr optische Reize verarbeiten und daraufhin Aktionen vorbereiten und direkt ausführen. Das war jedoch erst ab einer Initialdosis von 25-30mg so und das habe ich ebenfalls eigenmächtig durchgeführt. Das war dann am 3. Tag der Einnahme. Selbstverständlich schilderte ich das alles auch meiner Psychiaterin. Wir haben dann einen Plan von 20 - 20 - 0 festgelegt und falls ich das Bedürfnis habe, könnte ich nochmal 10mg nachlegen. Allerdings reichte das dann auch nicht mehr und nachdem ich immer wieder etwas erhöhen musste wollte ich mich mal umhören (das waren dann so ca. 14 Tage Einnahme). So kam ich auf das Forum hier und auf Elvanse. Ich habe mir dann sehr vieles hier dazu durchgelesen und schlug meiner Therapeutin vor, dass wir Elvanse probieren. Denn zwar wirkte das Methylphenidat wirklich hervorragend auf all meine körperlichen Beschwerden, als auch auf einige andere und ich konnte auch das Rauchen stark reduzieren, bzw. hätte auch einfach nicht rauchen können.
Allerdings blieb dieser Brainfog. Dieses Gefühl als wäre die Signalübertragung geschwächt und folglich auch alle damit Verbundenen Funktionen. Schließlich hatte ich ja dieses Wattegefühl sowohl im Körper als auch im Kopf.
Nun nehme ich seit 4 Tagen Elvanse und ich bin nicht zufrieden. Es wirkt körperlich nicht so potent wie Methylphenidat umretardiert und im Kopf wirkt es ebenso nicht befriedigend. Und ich bin so unfassbar ungeduldig, ich möchte endlich dass es vorbei ist und das ich wieder diese Klarheit habe in der ich so wunderbar funktionierte. Ich habe auch, obwohl ich hier gelesen habe dass das keine gute Idee ist, die Dosis von Elvanse erhöht, am 3. Tag habe ich 2 früh genommen und 2 Nachmittag (30mg Elvanse jeweils, bzw. 8.6mg Dexamfetamin je Kapsel). Aber auch hier blieb die Wirkung eher enttäuschend aber immerhin etwas wahrnehmbarer als zuvor
Ich weiß aktuell nicht was ich machen soll. Ich weiß aus dem Forum hier, das viele mit niedrigerer Dosierung besser fuhren aber die spürten ja auch bereits eine Besserung oder eine Verschlimmerung ihrer Symptomatik nach Einnahme. Bei mir passierte nichts.
Venlafaxin dosiere ich derzeit mit 177,5mg. Ich bin von 300mg runter, nachdem ich anfing mit den ADHS-Medis. Sukzessiv natürlich. Ich weiß wie sich bei mir der Entzug von Venlafaxin äußert, das muss ich mir nicht antun.
Mirtazapin aktuell 15mg, vor einigen Wochen noch 45mg.
Elvanse schlug ich meiner Psychiaterin vor, nachdem ich hier las, dass einige die Erfahrung machten, dass Personen mit weniger ausgeprägten hyperaktiven Problemen, dafür jedoch stärker kognitiv betreffende, eine deutliche Besserung ihrer Symptomatik wahrnahmen, verglichen zu anderen Medis.
Aber gerade eben fühle ich mich, als wäre ich auf dem Holzweg. Nun stehe ich in einem inneren Konflikt. Auf der einen Seite möchte ich am liebsten ein anderes Medikament ausprobieren, auf der anderen Seite weiß ich auch, dass das meine Ungeduld ist und manche Medikamente brauchen eben länger zu wirken. Ich denke jeder hier kennt das Gefühl, wenn all die bisherigen Bemühungen zu noch keinem zufriedenstellenden Ergebnis führten. Und so wie ich bei einigen hier gelesen habe, erhielten diese erst eine Diagnose in Ihren 40ern oder 50ern. Also 10+ Jahre mehr Zeit noch als ich, die möglicherweise gespickt mit Hoffnung auf Lösung und der darauffolgenden Enttäuschung verbunden waren.