Katastrophales Erstgespräch, ich bin verunsichert

Also die Geschichte aus der Ausbildung passt da schon ganz gut ins Bild finde ich. Also zu ASS. Ein Problem ist dort ja durchaus, wenn sich spontan eine Änderung ergibt und sich auf eine neue Situation eingestellt werden muss.

Ich kann total verstehen, wie es dir gerade geht. Ich habe seit 2 Jahren eine Hyperfixierung auf ADHS und ASS und lese fast jeden Tag was dazu und schaue mir Videos an oder höre Podcasts.
Ständig entdecke ich etwas neues an mir oder auch an den Menschen in meinem Umfeld oder kann auch gelerntes bei mir auf Arbeit anwenden.

Mein Mann meint immer, dass ich mich zu viel rein hänge und es doch nicht gut sein kann, nur noch von einem Thema beherrscht zu werden, aber was soll daran eigentlich falsch sein? Vorausgesetzt, man bekommt sein Leben noch auf die Reihe. Zugegeben, da hatte ich früher manchmal Schwierigkeiten und habe mich wirklich zu sehr verloren wenn ich eine Hyperfixierung hatte, aber heute kann ich das besser einschätzen und steuern.
Mir geht es da wie dir. Für mich ist es wichtig mich mit diesen Themen zu beschäftigen und es tut mir gut und bringt Vorteile. Unsere Tochter hätte wahrscheinlich noch keine ADS Diagnose, wenn ich nicht so gewissenhaft recherchiert hätte und nicht dran geblieben wäre. Und es ginge ihr im letzten Jahr nicht so gut, wenn ich nicht mit ihr über ASS gesprochen hätte. Diagnostik steht auf Grund langer Wartezeiten noch aus, aber seit wir einfach „so tun“ als sei sie Autistin läuft es bemerkenswert gut bei ihr, verglichen zu vorher.

Ich habe Respekt davor, dass du selbstständig bist! Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Man ist ja ständig selbst für alles verantwortlich. Das ist eine große Aufgabe, die zwar gewisse Freiheiten mit sich bringt, aber auch sehr anstrengend sein kann. Davor ziehe ich meinen Hut!

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Ich habe leider auch das Problem, dass ich mich dann zu sehr in Sachen reinhänge und dann gar nichts anderes machen kann. Mir gehts auch mit der Arbeit so, dass ich phasenweise voll drin bin und dann nicht unterbrechen kann und auch wütend werde, wenn ich unterbrechen muss, ich vernachlässige dann schon gern mal, dass ich Abendessen machen sollte und bin froh, wenn die Kids mit Chips zufrieden sind :sweat_smile: nebenher hab ich dann auch ein schlechtes Gewissen. Und manchmal kann ich mich nicht motivieren zu arbeiten.

Das behindert mich schon sehr im Vorankommen mit meiner Selbstständigkeit, es wirft momentan auch noch nichts ab und finanziert sich immerhin einigermaßen selbst, aber dadurch haben wir eben nur das Einkommen meines Mannes. Die letzten Monate hatten wir immerhin noch zusätzlich Kinderzuschlag, aber ich habs noch nicht geschafft es wieder zu beantragen und das, obwohl wir es dringend bräuchten :face_with_peeking_eye: im Moment bin ich einfach total überfordert mit allem. Liege heute auch überwiegend im Bett und bin müde und antriebslos…

Einen normalen Job könnte ich nicht machen, daher war das der einzige Weg für mich und eigentlich füllt es mich aus, ich mach das jetzt seit Ende 22 und letztes Jahr war ich so oft davor, es hinzuwerfen, konnte es aber nicht, dieses Projekt ist mein Baby.

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Ich fühle das alles so sehr! Ich umarme dich mal aus der Ferne und sage dir, dass du nicht allein mit diesem Gefühl bist!

Du hast auch wirklich viel Verantwortung. Kinder, Selbstständigkeit, Haushalt, Beziehung, Selbstfürsorge, Neurodiversität. Jeder einzelne Punkt ist schon eine Herausforderung. Das alles zusammen kann überfordernd werden.

Ich schreibe mal aus meiner eigenen Erfahrung heraus, vielleicht hilft dir das ein bisschen.
Vor einigen Jahren, da hatte ich schon eine Arbeit und zwei Kinder, kamen in meinem Leben noch ein paar Stressfaktoren dazu. Meine Schwiegereltern wurden zunehmend pflegebedürftiger und mein Mann hatte seinen ersten MS Schub. Wir wussten aber noch nicht, was es bei ihm war. Die Arbeitsstelle war nicht gut und ich habe jeden Tag überlegt, was mir passieren könnte, dass ich nicht hin muss. Zusätzlich war ich irgendwie auch mit mir selber überfordert, hatte Untergewicht und irgendwie war alles nur noch viel und schwer und unglaublich anstrengend.

Meine Kollegin hat mir dann empfohlen, eine Mutter-Kind-Kur zu machen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, ich bekäme alles hin, wenn ich doch nur noch ein bisschen besser plane würde und mich an die Pläne hielte. Naja, ich hatte dann im Auto eine Panikattacke, habe mich krank schreiben lassen und die Kur beantragt. Drei Monate später war ich mit den Kindern auf Rügen und diese Pause hat mir wirklich sehr gut getan. Ichhabe andere Muttis getroffen, die auch Probleme hatten. Ich war damit gar nicht alleine! Die Gesprächsrunden haben mir sehr gut getan und ich habe gelernt, etwas Verantwortung abzugeben. An den Pflegedienst zum Beispiel.

Später habe ich mich dann irgendwann mit ADHS beschäftigt und auf einmal wurde mir klar, warum ich mit so vielen Dingen offenbar mehr Probleme habe als andere Menschen. Warum eben nichts „einfach so“ von der Hand geht oder „einfach mal machen“ nicht funktioniert.

Ich habe Schwierigkeiten, mit Dingen anzufangen. Ich kann an meinen Interessen nicht dran bleiben. Sobald eine Routinen einen Tag unterbrochen wird ist sie eigentlich schon Geschichte. Von einer Aufgabe zur nächsten zu wechseln ist immer wieder eine extreme Hürde.
Inzwischen kann ich das aber einschätzen und weiß, woher es kommt. Also zumindest bin ich mir da sehr sicher, eine offizielle Diagnose habe ich auf Grund langer Wartezeiten noch nicht. Ich nehme für mich aber einfach an, dass es ADHS mit leichten ASS Anteilen ist und arbeite einfach so, als wäre die Diagnose gesichert.
Denn damit kann ich arbeiten. Ich kann Probleme erkennen und Ursachen ausfindig machen, also auch Lösungen finden.

Das ist auch so ein Punkt, der mich mein Leben lang begleitet. Essen machen ist eine mehrschnittige (Edit: was für eine passende Autokorrektur :grin: Ich meine mehrschrittige) Aufgabe, die viel Taskwechsel und Planung erfordert. Man muss sich entscheiden, was man zubereiten will, ob das zeitlich passt, ob man dafür nochmal einkaufen muss, ob man dafür gerade die Energie hat und dann muss man sich aufraffen und anfangen. Man muss merken, dass Zeit ist mit all dem anzufangen. Dann noch hinterher aufräumen und manchmal ist selbst das Essen eine Aufgabe, die anstrengend ist.
Ich habe herausgefunden, dass das für mich die Ursache des Untergewichts ist, denn eigentlich esse ich gerne.

Mit meiner Tochter habe ich da inzwischen die Lösung gefunden, dass wir z.B. zusammen Essen zubereiten, da uns Body doubling hilft. Außerdem habe ich inzwischen immer ein paar Fertigprodukte da. Baguette für den Backofen mögen wir aktuell gerne. Wir haben auch einen Laden gegenüber und ich erlaube uns auch Spontankäufe. Hauptsache, wir essen etwas. Auch erlauben wir uns häufiger Savefoods. Egal, ob es das gestern, vorgestern und die ganze Woche schon gab. Hauptsache, wir essen etwas. Auch abseits der „normalen“ Essenszeiten. Wenn Hunger da ist, wird was gegessen. Die Tochter darf jederzeit in die Küche und was zubereiten, aufgeräumt wird dann bei Bedarf gemeinsam. Oder sie kocht mir was mit und ich dann räume ich hinterher auf. Je nachdem wie es gerade passt.

Das ist ein Beispiel dafür, wie wir unser Leben bedürfnisgerechter gestaltet haben.
Wir versuchen, kreative Wege zu finden und Hürden abzubauen.

Das geht sehr vielen hier so. Auch damit bist du nicht allein. Der Wille ist da, aber man kann einfach nicht anfangen.
Das ist ein Punkt, wo ich mir z.B.Medikamente vorstellen könnte, wenn ich dann hoffentlich bald die Diagnose habe.
Vorerst helfen mir da regelmäßige Routinen, die ich mir Stück für Stück aufgebaut habe. Ich stehe jetzt z.B. auch am Wochenende so auf, als würde ich auf Arbeit gehen. Also nicht von der Uhrzeit her, sondern was die Morgenroutine betrifft. Dadurch habe ich am Morgen die Energie, auch mal Bürokram zu machen, der sonst liegen bleibt.
Außerdem habe ich akzeptiert, dass ich das Adrenalin brauche, welches kurz vor Ablauf der Deadline ausgeschüttet wird. Ich mache mir nicht mehr Wochenlang ein schlechtes Gewissen, dass ich noch was erledigen müsste. Ich weiß, dass ich es auf den letzten Drücker mache und dann auch hinbekomme.

Diese Phasen gibt es und sind ganz normal. Sie sagen uns, dass irgendwas nicht stimmt. Meist zu viel Druck, Verantwortung, Überreizung etc.
Bei autistischen Menschen kann das dann zum Beispiel ein autistischer Burnout sein. Da hilft nur Druck abbauen und sich Dinge erlauben, die einem gut tun. Und manchmal ist das eben, einfach nur imBett liegen und die Batterien wieder aufladen. Ich habe diese Zeiten auch, versuche aber mehr und mehr herauszufinden, was meine Batterien so schnell entladen lässt um eher intervenieren zu können. Ist ein Prozess, da bin ich gerade dran.

So, das waren jetzt sehr viele Worte, viel Input und viele Themen. Ich hoffe, dass ich dich damit jetzt nicht komplett überfahren habe. Das Ziel sollte ja sein, dass dir geholfen wird.

Ob mein Weg immer derRichtige ist? Keine Ahnung. Momentan fühlt es sich richtig an, für mich die AuDHS Diagnose anzunehmen und dadurch gelassener mit mir selber sein zu können. Ich gebe mir dadurch die Erlaubnis manches anders zu machen als andere und es tut mir gut. Ich komme dadurch insgesamt besser mit allem klar. Ich bin entspannter und fühle mich auch handlungsfähiger. Das Leben passiert nicht mehr einfach nur und ich versuche nicht mehr nur, irgendwie hinterher zu kommen.

Ich wünsche dir, dass du hier im Forum den richtigen Input bekommst um für dich selbst Erkenntnisse zu gewinnen, die dir helfen.

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Ich danke dir. Ich habe alles gelesen, aber heute nicht so richtig in Schreiblaune und ziemlich unemotional, vielleicht antworte ich nochmal ausführlicher, ich wollte nur sagen, dass ich es gelesen habe und wirklich dankbar bin für deine Worte und den Austausch!

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Essensmanagement:
Beim kochen immer die doppelte oder dreifache Menge kochen und das „mehr“ einfrieren. Nach einer Woche hat man eine nette Auswahl.
Spart Zeit und Geld und Nerven…

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Blöd wenn man keine Gefriertruhe hat und nur ein Gefrierfach das seit Jahren nicht abgetaut wurde. Kann natürlich auch mit einer Truhe passieren. :upside_down_face:

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Niemand hat dir erlaubt in meinen Kühlschrank zu schauen! :cold_sweat:

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Ich habe mal irgendwo gehört, dass Leute dass geplant so machen :eyes:
Ich bin einfach unfähig für 1-2 Menschen je ein Portion zu kochen, es werden immer mindestens drei oder mehr :sweat_smile:
Zum Glück passt meistens der Rest in die TK-Schubladen, bevor wir das große Kühl-Gefrier-Kombigerät angeschafft haben mussten wir häufiger mal 3 Tage das gleiche essen :face_with_peeking_eye:
So ist das wohl, wenn man aus einer Großfamilie kommt.
An Tagen wo ich keine Löffel übrig habe zum kochen freue ich mich jedenfalls sehr darüber, wenn etwas leckeres zum Aufwärmen da ist, was kein fast food ist (TK-Pizza etc. ist eigentlich auch immer da, aber selbstgekochtes ist für mich soulfood).

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Tipp: Energy Dose reinlegen und vergessen.
Das dicke Packeis bleibt, aber die Farbe ändert sich (Kinder Pinguis mögen das).

Fördert die Ausschüttung von Dopamin.

Falls Dose nicht reinpasst → mit Schraubendreher und Hammer eine Ausbuchtung reinkloppen (fördert wahrscheinlich ebenfalls Dopamin).

Wie fördert Abwechslung die Dopaminausschüttung?
  1. Belohnungssystem: Dopamin wird in Reaktion auf Belohnung und Freude ausgeschüttet. Neue und aufregende Reize signalisieren potenzielle Belohnungen und steigern daher die Dopaminproduktion. Wiederholte oder monotone Reize hingegen verlieren ihren Neuigkeitswert, und die dopaminerge Antwort nimmt ab.

  2. Neugier und Neuheitswert: Der Hippocampus und das ventrale tegmentale Areal (VTA) sind an der Verarbeitung neuer Informationen beteiligt. Neuartige Reize aktivieren das dopaminerge System, weil sie das Belohnungssystem stimulieren. Das Gehirn bevorzugt Neuigkeiten, da diese evolutionär potenziell vorteilhafte Informationen darstellen könnten.

  3. Stimulation des präfrontalen Kortex: Der präfrontale Kortex, der für die exekutiven Funktionen (wie Planung und Aufmerksamkeit) verantwortlich ist, wird durch Abwechslung stärker aktiviert, was bei ADHS oft gestört ist. Die erhöhte Dopaminverfügbarkeit durch neue und bunte Reize hilft dabei, die kognitiven Funktionen zu verbessern.

  4. Sinnliche Stimulation: Farben, Geräusche und andere intensive sensorische Eindrücke können über das visuelle und auditive System zu einer gesteigerten Dopaminantwort führen. Menschen mit ADHS reagieren oft besonders stark auf visuelle und sensorische Reize, weil ihr Gehirn nach stärkerer Stimulation verlangt, um eine optimale Dopaminbalance zu erreichen.

Für weitere Tipps, folgt mir auf gibbet.net :adxs_peace:

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Bin ja einer von diesen unvernünftigen Menschen der wenn er was aus dem Gefrierfach holt sich denkt, kann ich auf lassen dauert ja nur „Sekunden“… :roll_eyes:

Ich hatte letzten eine Packung Forellen aus dem Eis geborgen. Habe diese aber lieber entsorgt, was glaube ich sinnvoll war nach 3 Jahren. War ein wenig wie die Bergung von Mammut Überresten in Sibirien.

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Hallo ihr Lieben!

Ich war jetzt so beschäftigt mit der Problematik unseres Kindes, dass ich diesen Thread hier vernachlässigt habe.

Ich bin die Woche endlich in die ADHS Studie meiner Hausärztin gestartet, für sie kein Problem, dass ich keine Diagnose habe, für sie ist es eindeutig genug, vor allem nach dem Durchgehen der Symptome und auch der Eigenschaften von ADHSlern. Ich bin wahnsinnig dankbar und froh, sie zu haben. Nächste Woche nach unserem Studientermin werden wir ein anderes Antidepressivum besprechen, Bupropion, welches bei ADHS oft verwendet wird, sie denkt, dass wir damit immerhin eine bessere Wirkung erhalten werden als mit dem Escitalopram, da es Dopamin und Noradrenalin anspricht. Ich bin wirklich gespannt.
Diese Woche war für mich ein Auf und Ab. Auf wegen meiner Hausärztin und auch weil meine Tochter wieder wesentlich leichter in die Schule kommt und ab, weil ich alles durchtelefoniert habe für eine ADHS Diagnostik bis knapp 3h mit Zug entfernt und nichts gefunden habe, viele Unikliniken hier machen gar keine ADHS Diagnostik mehr (habe natürlich alles fein aktualisiert für adxs).

Nun habe ich heute zufällig von einem Bekannten aus meiner Stadt erfahren, dass seine Therapeuten eine Psychologische Psychotherapeutin ist und somit Diagnostik machen kann und er meinte, er habe auch ADHS Testmappen bei ihr gesehen. Habe also bei ihr angerufen. Diagnostik macht sie nur für ihre Patienten die sie Psychotherapeutisch betreut und ihre Warteliste ist bei 1,5 Jahren und auch zu. Wir haben ein wenig geredet über die Unikliniken die das nimmer machen und dass ich momentan echt Probleme habe, sie fragte dann, warum ich denn jetzt plötzlich das Gefühl habe überfordert zu sein, weil eine ADHS ja eigentlich immer da ist. Hab ihr erklärt, dass der ganze Stress gerade überhand nimmt und ich quasi handlungsunfähig bin und dass es vorher auch immer da war, ich aber irgendwie durchs Leben gestolpert bin und irgendwie funktioniert habe. Letztendlich hat sie mich jetzt quasi dazwischengeschoben in den Herbstferien, wo sie eigentlich die Praxis zu lassen wollte (aber wohl noch nicht sicher war, ob sie nicht doch was macht).
Ich weiß jetzt nicht, was daraus werden wird, ob sie mir einfach ein paar Hilfen an die Hand geben wird, oder feststellt, dass ich gerade dringend Hilfe brauche und mich irgendwie doch noch mit rein nimmt in ihren Kundenstamm, oder ob sie vielleicht zumindest, abweichend von ihrem Standard, zumindest die Diagnostik mit mir machen wird, damit ich etwas in der Hand habe um weitermachen zu können bei Kolleg:Innen die keine Diagnostik machen, aber behandeln wenn es diagnostiziert ist. So oder so freue ich mich gerade total und bin gespannt, was es bringen wird und ich werde mich sehr sehr sehr gut vorbereiten.

Dazu werde ich auch mit meiner Mutter nochmal telefonieren um herauszufinden, was in meiner Kindheit auffällig war, was wohl schwer wird, da ich generell ein sehr ruhiges Kind war und leicht zu händeln, ich selbst erinnere mich an wenig in der Grundschule, aber vielleicht fällt mir auch wieder einiges ein, wenn wir drüber reden.

Ich hoffe, hier lesen noch genügend Leute mit, ich bräuchte nämlich dringend eure Hilfe was das angeht. Worauf muss ich schauen, was meine Kindheit angeht, wie kann sich das alles geäußert haben, in welchen Verhalten und Bereichen, was muss ich mit meiner Mutter genau anschauen? Bisher hat sie nur mein Zeugnis für das erste Halbjahr der ersten Klasse gefunden, das ist wahnsinnig positiv, ich war eine sehr gute Schülerin, interessiert, schnelle Auffassung etc pp, also so gar nicht auffällig! Mir hat Schule aber auch wahnsinnig Spaß gemacht, das mag da etwas positiv reinspielen…

Und auch im weiteren Verlauf, weiterführende Schule und danach muss ich noch etwas weiter im Hirn kramen. mit ca 14 kamen ja bei mir die (unerkannten) Depressionen und Borderline-Anwandlungen, aber worauf muss ich vorher schauen, bevor ich in Depressionen fiel?

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Ich war auch eine gute Schülerin. Aber nur bis zu dem Zeitpunkt, als die Schule so komplex wurde, dass ich richtig hätte lernen müssen. Davor war es halt so einfach, dass ich keinen Aufwand in die Schule stecken musste.

Auffällig waren bei mir emotionale Aspekte. Die Art und Weise, was ich für Interessen hatte und wie ich diese ausgelebt habe, war anders als bei anderen Kindern (Dauer und Intensität). Aber ich habe auch anders gelernt als andere Kinder. Ich konnte zum Beispiel nur zuhören, während ich am Zeichnen / Malen war. Meine Schulhefte waren immer ordentlich, aber sehr bunt bemalt. Wenn ich nicht malen durfte, konnte ich nicht zuhören und habe geträumt. Mein Vater sagt, die Art wie ich Sprache verwendet habe, war sehr ungewöhnlich. Allgemein habe ich unkonventionelle Wege für Vieles gehabt. Aber er meint, Vieles fand er auch normal aus seiner Sicht und Kindergartenerzieher oder Lehrer meinten zu ihm, es sei nicht normal. Aber emotional hatte ich eindeutig die meisten Auffälligkeiten (Umgang mit Frust, Enttäuschung, Geduld,…). Ich hatte sogar depressive Phasen als Kind. Bei meinem Bruder kamen noch Sachen aus dem Bereich Hyperaktivität dazu. Ich hatte aber auch so Anzeichen wie immer abgekaute Haarspitzen und Pulli-Ärmel.

Also ich würde einfach nach Allem fragen, was deiner Mutter ungewöhnlich vorkam oder anders als vielleicht bei anderen Kindern. Oder was ihr vielleicht Andere gesagt haben, was ungewöhnlich sei. Egal ob positiv oder negativ.

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Herzlichen Glückwunsch zu dieser Hausärztin! :+1:

Spontan aus der Hüfte geschossen:
-Oft Sachen verbummelt? (Stifte, Füller, Schlüssel, Brotdose, Trinkflasche, Jacken, Sportzeug…)
-Schulsachen vergessen? (Hausaufgaben, Sportzeug, Zeichenzeug, Hefte, Bücher…)
-interessenbedingt gearbeitet? (also in den Fächern besonders gut mitgemacht, die Spaß gemacht haben und in den anderen eher „mitgeschwommen“?)
-Hefte/Bücher bekritzelt?
-Stifte ge-/zerkaut? (In meiner Federtasche gab es keinen Stift, der nicht angekaut war - ich habe es sogar geschafft, hinten am Füller ein Loch reinzunagen. :adxs_tuete:)
-oft verletzt gewesen (weil gestoßen, hingefallen, ungeschickt gewesen usw.)
-FreundInnen? Eher wenig und/oder häufig wechselnd oder keine Probleme?
-Im Sportunterricht bei Mannschaftsspielen eher als erstes gewählt worden oder eher als letztes?
-Kippeln, an Klamotten rumspielen, Haare drehen, Füße wippen…?

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Ich fand es auch schwierig mich an Sachen aus der Kindheit zu erinnern und meine Mutter meinte meist, dass alles ‚normal/unauffällig‘ war (mein Umfeld war aber auch speziell und ich denke, da fiel es einfach nicht so auf). Nur wenn ich dann konkreter nachgebohrt hab, kamen doch auch andere Geschichten hervor. Aber so richtig hilfreich war das irgendwie nicht…
Was ich dann aber doch ganz gut fand, war diesen Test durchzugehen und bei den Fragen auch jeweils an Situationen zu denken, die dazu passen (vielleicht auch gemeinsam mit deiner Mutter).
Am Ende war ich sehr erstaunt, wie viele Punkte ich hatte.

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Also bei mir wird es ja eventuell AuDHS sein, daher alles ein bisschen anders als reines ADHS, aber ich versuche mich mal an einer Liste, die dir vielleicht auch helfen kann:

  • bis zur 4. Klasse gute Schülerin, weil alles leicht war
  • Mama hat mir aber „langweilige“ Hausaufgeben abgenommen wie ausmalen, viele immer gleiche Matheaufgaben niederschreiben
  • Oft Dinge vergessen, Hausaufgaben nicht eingeschrieben, Brotbüchse vergessen
  • Generell in Grundschule noch viel von Mama unterstützt und behütet worden, dafür „Absturz“ auf Gymnasium, wo ich „groß“ sein und alles selber organisieren sollte
  • Im Unterricht weggeräumt und Anschluss verpasst
  • Oft zu lange gebraucht, weil schlechte Arbeitsplatzorganisation und nicht Priorisieren können, zu ausufernd geschrieben und nicht fertig geworden
  • Starke Lieblingsfächer, sehr schlecht in uninteressanten Fächern
  • Alles auf den letzten Drücker gemacht, in der Nacht vorher ausgearbeitet oder gelernt
  • Viele Hausaufgaben abgeschrieben
  • Schlechter Schlaf-wach-Rhythmus
  • Stundenlanges Vertiefen in Kreativaufgaben/Hobbies
  • Wechselnde Hobbys, manchmal Hyperfokus auf eine Sache für drei Tage ohne Essen und Schlaf
  • Ab der 10. Klasse keine Hefter mehr, nur noch chaotische Mappe mit allem und nichts drin
  • Super mündliche Mitarbeit bei leichten und interessanten Themen, dafür katastrophal wenn man schriftlich was erarbeiten musste
  • Tendenziell schlecht bei allem, was mathematisches und logisches Denken erfordert (Dyskalulie, schlechtes Regelverständnis, Probleme Klimadiagramme etc auszuwerten)
  • wurde wegen schlenkernder Beine von Lehrern ermahnt, weil es sie störte
  • Oft zu spät gekommen, weil morgens verschlafen und dann in Aufgaben verzettelt
  • Vertretungsplan nicht gelesen, vergessen was dran stand, dann Material nicht gehabt oder Stunde verpasst

Das sind so meine Schwierigkeiten gewesen, die die Schule betreffen oder beeinflusst haben.

Ansonsten war ich wohl viel in Bewegung. Wir hatten ein großen Grundstück mit Bach und Wald, da habe ich viel alleine gespielt.
Von Erwachsenen, mit denen ich viel mehr zu tun hatte als mit Kindern, wurde ich oft als altklug bezeichnen. Ich habe viel geredet, meist über Spezialinteressen. Ich hing mich wohl oft in Gespräche rein und war „naseweis“.

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Ich danke euch, hab alles mal als Screenshot mit meiner Mama geteilt, was wir beim Telefonat mal durchgehen können. Vorher werde ich mich wahrscheinlich selber noch dransetzen und überlegen.

Heute habe ich einen echt bescheidenen Tag. Wollte heute so früh wie möglich meinen Freund besuchen und wollte auch gestern schon gepackt haben, damit ich heute nicht überfordert bin. Gestern war allerdings so gar keine Zeit den ganzen Tag über und gegen Abend saß ich an meinem Bullet Journal und habe versucht zusammenzufriemeln, was ich gerade so für Probleme habe. Das ganze hat ewig gedauert, weil die Kids was geschaut haben, was mich die ganze Zeit ablenkte, aber ich hatte gestern zumindest den drive, das zu machen und konnte auch erst aufhören, als ich der Meinung war, mir fällt nun nichts mehr dazu ein, da war es dann 22 Uhr :sweat_smile:.

Heute Morgen bin ich gegen 7 wach gewesen und mich hat die volle Wucht getroffen, von den Dingen, die ich gestern erledigen wollte (Post und packen) plus dem was ich heute noch machen wollte (hauptsächlich duschen). Ich habe es echt versucht die Post zu machen, bin aber gescheitert, war zu abgelenkt von der Serie der Kinder (irgendwie ist hier gerade Binge-Watching angesagt :sweat_smile:) und überfordert von all den Schritten, welche ich noch für die Post brauchte. Ich habe dann resigniert und mich ins Bett gelegt, weil ich so fertig war und habe quasi schon meinem Freund geschrieben, dass ich es wahrscheinlich nicht schaffe heute. Im Bett kam dann immer wieder der Druck und Stress durch und Panik, sowie Tränen hoch, weil es noch so viel mehr Dinge sind, welche ich lange aufschiebe und alle sind gefühlt gleich wichtig. Dann kämpfte mein - ich muss das Wichtige Zeug machen, aber ich kann nicht, weil ich zu meinem Freund möchte und ich möchte zu meinem Freund, kann aber nicht, weil ich dann die wichtigen Dinge nicht machen kann… - in mir und ich war lange Zeit zu gar nichts in der Lage. Mein Mann kam dann irgendwann und legte sich zu mir und ich sagte ihm, wie kacke ich mich gerade fühle, er hat mir dann die Post abgenommen und geschworen die Hausaufgaben mit der Großen zu machen (ich hoffe das klappt, er ist da sehr ungeduldig) und nach einer Weile wurde es wieder besser, sodass ich aufstehen konnte und nun bin ich auf dem Weg zu meinem Freund, immerhin. Habe aber heute noch nichts vernünftiges gegessen :sweat_smile:.

Ich habe heute auch ein totales Problem mit Reizen, Musik mag ich nicht hören und draußen unterwegs zu sein ist für mich heute eine totale Qual. Ich fühle mich so anders und so unsicher, hab zu meinem Mann schon gesagt, heute überwiegt wohl meine autistische Seite :sweat_smile:. Zum Glück war immerhin mein Lieblingssitzplatz im Zug frei, somit bin ich gerade etwas am runterkommen. Aber habe noch 3 Züge vor mir …

So viel zu meinem heutigen Tag, bin froh, wenn ich ankomme und ein wenig zocken kann mit meinem Freund und sonst meine Ruhe habe.

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Guten Abend euch,

heute hatte ich meinen Termin, es tat gut ernstgenommen zu werden und auch sie sieht das ADHS bei mir. Sie bezweifelt nur, ob mir ein Medikament was bringen würde, sie scheint der Meinung zu sein, dass das nur bei sehr starkem ADHS nötig wäre. Sie scheint auch noch ADHS und ADS zu unterscheiden, weil sie zu mir meinte, dass es womöglich eher ein ADS wäre, aber sie kann das nach einer Stunde schlecht beurteilen.
Was mich auch stutzen ließ, war, dass sie meinte, ich bräuchte wahrscheinlich einfach nur sehr viel Struktur, dass vieles sich sicher so eingeschlichen hat über Jahre. Ich habe ihr auch gesagt, dass ich seit Jahren versuche Strukturen zu schaffen.

Letztendlich hat sie mir in dem Gespräch einfach ein paar Dinge zum Nachdenken mitgegeben und eine Anlaufstelle für eine Familienklinik und ihr Angebot, ich könne mich jederzeit melden, wenn etwas ist und wenn ich eine Überweisung brauche für die Klinik.
Ich sage mal, sie war wirklich lieb und sehr bemüht, ich bin aber froh, bei ihr keine Therapie zu macheb, weil ich das Gefühl habe, dass sie dafür zu wenig Ahnung von ADHS hat.

Nun habe ich noch eine Frage an euch, für mich hat sich die letzten Wochen der Wunsch nach einer Medikation aufgetan und ich habe das Gefühl, dass mir das schon helfen würde, auch wenn ich kein Extremfall bin. Genauergenommen habe ich das Gefühl, dass ich ohne, nichts mehr auf die Reihe bekommen werde, also so wie es jetzt gerade ist.
Wie ist eure Meinung zum Thema Medikamente bei nicht extremen ADHS?
Und was sagt ihr zum Thema Struktur lernen, wie einfach oder schwer ist das mit ADHS (ich hab das ja noch nie hinbekommen…)?

Ich merke immer wieder, wie wenig Verständnis im Thema ADHS da ist und das fühlt sich mies an, ich fühle mich dann wie ein Alien.

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Liebe @Feloidea

Ich wurde erst vor Kurzem diagnostiziert (mit ADS) und bin aktuell in der Eindosierung mit Medikinet. Parallel nehme ich gegen Depressionen Bupropion (150 mg).

Ich nehme zur Zeit 20/10/0 und

  • ich kann viel besser priorisieren
  • ich kann viel besser Aufgaben angehen
  • meine Erschöpfung im Allgemeinen und nach Konzentrationsphasen ist nur noch gering

Ich schaffe so viel wie nie und das tut so gut! Ich kann dir also nur empfehlen, deinem Gefühl zu folgen. Wenn du Medikation probieren möchtest, ist es den Versuch sicher wert. :heart_hands:

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Hallo Feloidea,

ich habe laut den Tests auch kein starkes ADHS. Und ich hatte im Vorfeld auch gar nicht den Plan Medikamente zu nehmen. Ich komme ja irgendwie klar, habe sogar eine ziemlich stramme Struktur, Wochenplan, Todo-Listen, diese Forums-App auf 1,5 Stunden begrenzt (und Begrenzung jetzt wieder aufgehoben, um sie morgen wieder einzurichten)…

Und ich habe seeeehr niedrige Ansprüche an mich, selbst meine extreme Verpeiltheit finde ich irgendwie ok.

Als die Psychiatrie gefragt hat, ob ich Medikamente testen will, habe ich trotzdem ja gesagt. Die Gründe sind:

  • ich wollte sie testen, bevor meine Tochter sie bekommt, damit sie weiß, dass das völlig ok ist und damit ich die Wirkung einschätzen kann
  • ich war neugierig und kann jederzeit wieder aufhören - also geringes Risiko

Ich bin jetzt sehr froh darüber, weil ich z.B. nicht erwartet hatte, dass Medikinet die Emotionen etwas im Zaum hält - Ich wusste nicht mal, dass ich eine ziemlich starke emotionale Dysregulation habe, geschweige denn, dass das ein typisches Symptom bei ADHS ist. Der Umgang mit meinen Kindern fällt mir so viel leichter! Mir war nicht klar, wir sehr mich die Situation gestresst hat und wie sehr ich mich die ganze Zeit zusammenreißen musste!

Also, wenn körperlich und laut deinem Arzt nichts dagegen spricht, würde ich dir empfehlen, es zu testen …

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Ich danke euch beiden, das werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen! Das macht mir auch echt Mut.

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