Katastrophales Erstgespräch, ich bin verunsichert

Also die Geschichte aus der Ausbildung passt da schon ganz gut ins Bild finde ich. Also zu ASS. Ein Problem ist dort ja durchaus, wenn sich spontan eine Änderung ergibt und sich auf eine neue Situation eingestellt werden muss.

Ich kann total verstehen, wie es dir gerade geht. Ich habe seit 2 Jahren eine Hyperfixierung auf ADHS und ASS und lese fast jeden Tag was dazu und schaue mir Videos an oder höre Podcasts.
Ständig entdecke ich etwas neues an mir oder auch an den Menschen in meinem Umfeld oder kann auch gelerntes bei mir auf Arbeit anwenden.

Mein Mann meint immer, dass ich mich zu viel rein hänge und es doch nicht gut sein kann, nur noch von einem Thema beherrscht zu werden, aber was soll daran eigentlich falsch sein? Vorausgesetzt, man bekommt sein Leben noch auf die Reihe. Zugegeben, da hatte ich früher manchmal Schwierigkeiten und habe mich wirklich zu sehr verloren wenn ich eine Hyperfixierung hatte, aber heute kann ich das besser einschätzen und steuern.
Mir geht es da wie dir. Für mich ist es wichtig mich mit diesen Themen zu beschäftigen und es tut mir gut und bringt Vorteile. Unsere Tochter hätte wahrscheinlich noch keine ADS Diagnose, wenn ich nicht so gewissenhaft recherchiert hätte und nicht dran geblieben wäre. Und es ginge ihr im letzten Jahr nicht so gut, wenn ich nicht mit ihr über ASS gesprochen hätte. Diagnostik steht auf Grund langer Wartezeiten noch aus, aber seit wir einfach „so tun“ als sei sie Autistin läuft es bemerkenswert gut bei ihr, verglichen zu vorher.

Ich habe Respekt davor, dass du selbstständig bist! Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Man ist ja ständig selbst für alles verantwortlich. Das ist eine große Aufgabe, die zwar gewisse Freiheiten mit sich bringt, aber auch sehr anstrengend sein kann. Davor ziehe ich meinen Hut!

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Ich habe leider auch das Problem, dass ich mich dann zu sehr in Sachen reinhänge und dann gar nichts anderes machen kann. Mir gehts auch mit der Arbeit so, dass ich phasenweise voll drin bin und dann nicht unterbrechen kann und auch wütend werde, wenn ich unterbrechen muss, ich vernachlässige dann schon gern mal, dass ich Abendessen machen sollte und bin froh, wenn die Kids mit Chips zufrieden sind :sweat_smile: nebenher hab ich dann auch ein schlechtes Gewissen. Und manchmal kann ich mich nicht motivieren zu arbeiten.

Das behindert mich schon sehr im Vorankommen mit meiner Selbstständigkeit, es wirft momentan auch noch nichts ab und finanziert sich immerhin einigermaßen selbst, aber dadurch haben wir eben nur das Einkommen meines Mannes. Die letzten Monate hatten wir immerhin noch zusätzlich Kinderzuschlag, aber ich habs noch nicht geschafft es wieder zu beantragen und das, obwohl wir es dringend bräuchten :face_with_peeking_eye: im Moment bin ich einfach total überfordert mit allem. Liege heute auch überwiegend im Bett und bin müde und antriebslos…

Einen normalen Job könnte ich nicht machen, daher war das der einzige Weg für mich und eigentlich füllt es mich aus, ich mach das jetzt seit Ende 22 und letztes Jahr war ich so oft davor, es hinzuwerfen, konnte es aber nicht, dieses Projekt ist mein Baby.

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Ich fühle das alles so sehr! Ich umarme dich mal aus der Ferne und sage dir, dass du nicht allein mit diesem Gefühl bist!

Du hast auch wirklich viel Verantwortung. Kinder, Selbstständigkeit, Haushalt, Beziehung, Selbstfürsorge, Neurodiversität. Jeder einzelne Punkt ist schon eine Herausforderung. Das alles zusammen kann überfordernd werden.

Ich schreibe mal aus meiner eigenen Erfahrung heraus, vielleicht hilft dir das ein bisschen.
Vor einigen Jahren, da hatte ich schon eine Arbeit und zwei Kinder, kamen in meinem Leben noch ein paar Stressfaktoren dazu. Meine Schwiegereltern wurden zunehmend pflegebedürftiger und mein Mann hatte seinen ersten MS Schub. Wir wussten aber noch nicht, was es bei ihm war. Die Arbeitsstelle war nicht gut und ich habe jeden Tag überlegt, was mir passieren könnte, dass ich nicht hin muss. Zusätzlich war ich irgendwie auch mit mir selber überfordert, hatte Untergewicht und irgendwie war alles nur noch viel und schwer und unglaublich anstrengend.

Meine Kollegin hat mir dann empfohlen, eine Mutter-Kind-Kur zu machen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, ich bekäme alles hin, wenn ich doch nur noch ein bisschen besser plane würde und mich an die Pläne hielte. Naja, ich hatte dann im Auto eine Panikattacke, habe mich krank schreiben lassen und die Kur beantragt. Drei Monate später war ich mit den Kindern auf Rügen und diese Pause hat mir wirklich sehr gut getan. Ichhabe andere Muttis getroffen, die auch Probleme hatten. Ich war damit gar nicht alleine! Die Gesprächsrunden haben mir sehr gut getan und ich habe gelernt, etwas Verantwortung abzugeben. An den Pflegedienst zum Beispiel.

Später habe ich mich dann irgendwann mit ADHS beschäftigt und auf einmal wurde mir klar, warum ich mit so vielen Dingen offenbar mehr Probleme habe als andere Menschen. Warum eben nichts „einfach so“ von der Hand geht oder „einfach mal machen“ nicht funktioniert.

Ich habe Schwierigkeiten, mit Dingen anzufangen. Ich kann an meinen Interessen nicht dran bleiben. Sobald eine Routinen einen Tag unterbrochen wird ist sie eigentlich schon Geschichte. Von einer Aufgabe zur nächsten zu wechseln ist immer wieder eine extreme Hürde.
Inzwischen kann ich das aber einschätzen und weiß, woher es kommt. Also zumindest bin ich mir da sehr sicher, eine offizielle Diagnose habe ich auf Grund langer Wartezeiten noch nicht. Ich nehme für mich aber einfach an, dass es ADHS mit leichten ASS Anteilen ist und arbeite einfach so, als wäre die Diagnose gesichert.
Denn damit kann ich arbeiten. Ich kann Probleme erkennen und Ursachen ausfindig machen, also auch Lösungen finden.

Das ist auch so ein Punkt, der mich mein Leben lang begleitet. Essen machen ist eine mehrschnittige (Edit: was für eine passende Autokorrektur :grin: Ich meine mehrschrittige) Aufgabe, die viel Taskwechsel und Planung erfordert. Man muss sich entscheiden, was man zubereiten will, ob das zeitlich passt, ob man dafür nochmal einkaufen muss, ob man dafür gerade die Energie hat und dann muss man sich aufraffen und anfangen. Man muss merken, dass Zeit ist mit all dem anzufangen. Dann noch hinterher aufräumen und manchmal ist selbst das Essen eine Aufgabe, die anstrengend ist.
Ich habe herausgefunden, dass das für mich die Ursache des Untergewichts ist, denn eigentlich esse ich gerne.

Mit meiner Tochter habe ich da inzwischen die Lösung gefunden, dass wir z.B. zusammen Essen zubereiten, da uns Body doubling hilft. Außerdem habe ich inzwischen immer ein paar Fertigprodukte da. Baguette für den Backofen mögen wir aktuell gerne. Wir haben auch einen Laden gegenüber und ich erlaube uns auch Spontankäufe. Hauptsache, wir essen etwas. Auch erlauben wir uns häufiger Savefoods. Egal, ob es das gestern, vorgestern und die ganze Woche schon gab. Hauptsache, wir essen etwas. Auch abseits der „normalen“ Essenszeiten. Wenn Hunger da ist, wird was gegessen. Die Tochter darf jederzeit in die Küche und was zubereiten, aufgeräumt wird dann bei Bedarf gemeinsam. Oder sie kocht mir was mit und ich dann räume ich hinterher auf. Je nachdem wie es gerade passt.

Das ist ein Beispiel dafür, wie wir unser Leben bedürfnisgerechter gestaltet haben.
Wir versuchen, kreative Wege zu finden und Hürden abzubauen.

Das geht sehr vielen hier so. Auch damit bist du nicht allein. Der Wille ist da, aber man kann einfach nicht anfangen.
Das ist ein Punkt, wo ich mir z.B.Medikamente vorstellen könnte, wenn ich dann hoffentlich bald die Diagnose habe.
Vorerst helfen mir da regelmäßige Routinen, die ich mir Stück für Stück aufgebaut habe. Ich stehe jetzt z.B. auch am Wochenende so auf, als würde ich auf Arbeit gehen. Also nicht von der Uhrzeit her, sondern was die Morgenroutine betrifft. Dadurch habe ich am Morgen die Energie, auch mal Bürokram zu machen, der sonst liegen bleibt.
Außerdem habe ich akzeptiert, dass ich das Adrenalin brauche, welches kurz vor Ablauf der Deadline ausgeschüttet wird. Ich mache mir nicht mehr Wochenlang ein schlechtes Gewissen, dass ich noch was erledigen müsste. Ich weiß, dass ich es auf den letzten Drücker mache und dann auch hinbekomme.

Diese Phasen gibt es und sind ganz normal. Sie sagen uns, dass irgendwas nicht stimmt. Meist zu viel Druck, Verantwortung, Überreizung etc.
Bei autistischen Menschen kann das dann zum Beispiel ein autistischer Burnout sein. Da hilft nur Druck abbauen und sich Dinge erlauben, die einem gut tun. Und manchmal ist das eben, einfach nur imBett liegen und die Batterien wieder aufladen. Ich habe diese Zeiten auch, versuche aber mehr und mehr herauszufinden, was meine Batterien so schnell entladen lässt um eher intervenieren zu können. Ist ein Prozess, da bin ich gerade dran.

So, das waren jetzt sehr viele Worte, viel Input und viele Themen. Ich hoffe, dass ich dich damit jetzt nicht komplett überfahren habe. Das Ziel sollte ja sein, dass dir geholfen wird.

Ob mein Weg immer derRichtige ist? Keine Ahnung. Momentan fühlt es sich richtig an, für mich die AuDHS Diagnose anzunehmen und dadurch gelassener mit mir selber sein zu können. Ich gebe mir dadurch die Erlaubnis manches anders zu machen als andere und es tut mir gut. Ich komme dadurch insgesamt besser mit allem klar. Ich bin entspannter und fühle mich auch handlungsfähiger. Das Leben passiert nicht mehr einfach nur und ich versuche nicht mehr nur, irgendwie hinterher zu kommen.

Ich wünsche dir, dass du hier im Forum den richtigen Input bekommst um für dich selbst Erkenntnisse zu gewinnen, die dir helfen.

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Ich danke dir. Ich habe alles gelesen, aber heute nicht so richtig in Schreiblaune und ziemlich unemotional, vielleicht antworte ich nochmal ausführlicher, ich wollte nur sagen, dass ich es gelesen habe und wirklich dankbar bin für deine Worte und den Austausch!

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Essensmanagement:
Beim kochen immer die doppelte oder dreifache Menge kochen und das „mehr“ einfrieren. Nach einer Woche hat man eine nette Auswahl.
Spart Zeit und Geld und Nerven…

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Blöd wenn man keine Gefriertruhe hat und nur ein Gefrierfach das seit Jahren nicht abgetaut wurde. Kann natürlich auch mit einer Truhe passieren. :upside_down_face:

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Niemand hat dir erlaubt in meinen Kühlschrank zu schauen! :cold_sweat:

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Ich habe mal irgendwo gehört, dass Leute dass geplant so machen :eyes:
Ich bin einfach unfähig für 1-2 Menschen je ein Portion zu kochen, es werden immer mindestens drei oder mehr :sweat_smile:
Zum Glück passt meistens der Rest in die TK-Schubladen, bevor wir das große Kühl-Gefrier-Kombigerät angeschafft haben mussten wir häufiger mal 3 Tage das gleiche essen :face_with_peeking_eye:
So ist das wohl, wenn man aus einer Großfamilie kommt.
An Tagen wo ich keine Löffel übrig habe zum kochen freue ich mich jedenfalls sehr darüber, wenn etwas leckeres zum Aufwärmen da ist, was kein fast food ist (TK-Pizza etc. ist eigentlich auch immer da, aber selbstgekochtes ist für mich soulfood).

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Tipp: Energy Dose reinlegen und vergessen.
Das dicke Packeis bleibt, aber die Farbe ändert sich (Kinder Pinguis mögen das).

Fördert die Ausschüttung von Dopamin.

Falls Dose nicht reinpasst → mit Schraubendreher und Hammer eine Ausbuchtung reinkloppen (fördert wahrscheinlich ebenfalls Dopamin).

Wie fördert Abwechslung die Dopaminausschüttung?
  1. Belohnungssystem: Dopamin wird in Reaktion auf Belohnung und Freude ausgeschüttet. Neue und aufregende Reize signalisieren potenzielle Belohnungen und steigern daher die Dopaminproduktion. Wiederholte oder monotone Reize hingegen verlieren ihren Neuigkeitswert, und die dopaminerge Antwort nimmt ab.

  2. Neugier und Neuheitswert: Der Hippocampus und das ventrale tegmentale Areal (VTA) sind an der Verarbeitung neuer Informationen beteiligt. Neuartige Reize aktivieren das dopaminerge System, weil sie das Belohnungssystem stimulieren. Das Gehirn bevorzugt Neuigkeiten, da diese evolutionär potenziell vorteilhafte Informationen darstellen könnten.

  3. Stimulation des präfrontalen Kortex: Der präfrontale Kortex, der für die exekutiven Funktionen (wie Planung und Aufmerksamkeit) verantwortlich ist, wird durch Abwechslung stärker aktiviert, was bei ADHS oft gestört ist. Die erhöhte Dopaminverfügbarkeit durch neue und bunte Reize hilft dabei, die kognitiven Funktionen zu verbessern.

  4. Sinnliche Stimulation: Farben, Geräusche und andere intensive sensorische Eindrücke können über das visuelle und auditive System zu einer gesteigerten Dopaminantwort führen. Menschen mit ADHS reagieren oft besonders stark auf visuelle und sensorische Reize, weil ihr Gehirn nach stärkerer Stimulation verlangt, um eine optimale Dopaminbalance zu erreichen.

Für weitere Tipps, folgt mir auf gibbet.net :adxs_peace:

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Bin ja einer von diesen unvernünftigen Menschen der wenn er was aus dem Gefrierfach holt sich denkt, kann ich auf lassen dauert ja nur „Sekunden“… :roll_eyes:

Ich hatte letzten eine Packung Forellen aus dem Eis geborgen. Habe diese aber lieber entsorgt, was glaube ich sinnvoll war nach 3 Jahren. War ein wenig wie die Bergung von Mammut Überresten in Sibirien.

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