Hallo ihr Lieben!
Da ich aktuell etwas verzweifelt bin und in meinem Kopf derzeit viele Fragezeichen herrschen, dachte ich ich frage mal hier bei Leuten, die selbst viel Erfahrung mit ADHS haben nach der allgemeinen Meinung. Selbst das niederschreiben tut mir schon gut
Kurz zu meiner Person, ich bin Mel und 31 Jahre alt. Seit ich denken kann, hab ich Probleme damit, Dinge aufzunehmen, die mich einfach nicht interessiert haben, oder über mehrere Stunden dem Unterricht hochkonzentriert zu folgen. Vor allem in Fächern wie Mathe oder Sprachen. Dadurch hat mein Allgemeinwissen all die Jahre sehr gelitten und ich musste es mir jahrelang aufbauen. Selbst heute ist es nicht das gelbe vom Ei. Grundsätzlich hab ich mir in der Schule nie sonderlich leicht getan. Ich musste gefühlt immer 200% geben. Immer…. Bis heute…
Im Alter von 12 Jahren wurde dann eine Rechtschreibschwäche und auditive Wahrnehmungsschwäche festgestellt. Durch gezielte Therapien gelang es mir dann meine Deutschnoten wieder zu verbessern. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass das enorm am Selbstwertgefühl nagt. Ich hatte immer das Gefühl nicht genug oder sogar dumm zu sein. Als Kleinkind war ich sehr oft wütend. Wie am Spieß geschrien, wenn ich nicht das bekam was ich wollte oder etwas nicht nach meinem Kopf ging. Danach wurde ich auf einmal eher ruhiger und sensibler.
Mit 14 Jahren entwickelte ich dann eine starke Zwangsstörung, die intensiv therapiert werden musste, damit ich den Alltag wieder halbwegs normal stemmen konnte. Doch sie begleitet mich bis heute. Als ich älter wurde, kamen immer wieder mal Depressionen hinzu, bis hin zu einem annähernden Burnout.
Trotz den Schwierigkeiten habe ich mit meinem 200% Ehrgeiz meine Matura und Studium geschafft. Relativ schnell machte ich mich im Bereich Werbegrafik selbstständig, denn Kreativität prägte schon immer mein Leben. Es ist meine Leidenschaft und darin bin ich auch gut.
Als Kind hatte ich viele Hobbies, die sich bis auf eines in den Sand verliefen. Dieses eine Hobby hat sich gehalten, aber vielleicht auch nur deshalb weil es etwas ist was meine halbe Familie betreibt.
Neben meiner Selbstständigkeit hatte ich immer auch noch einen zweiten Beruf als Angestellte. Auch immer im Werbe- und Marketingbereich. Jedoch nie länger als 2-3 Jahre. Immer voll motivierend gestartet, fand ich es plötzlich nach 2-3 Jahren langweilig und nervend.
Kurz gesagt mein Erwachsenenleben ist geprägt von Stress im Beruf, Stress mit Dingen des alltäglichen Lebens, einem Kopf der bumvoll ist mit hundert Sachen, dauernd neue Ideen, die nach einer Woche wieder uninteressant sind, impulsiven Entscheidungen die sich nachher als nicht gut erwiesen, und sogar viel Geld gekostet haben. Ein Gefühl von beruflich irgendwie nicht so richtig dort hinzukommen wo man hin will, nicht ruhig sitzen können, Hyperfokus in meine Arbeit für die ich große Leidenschaft hege um nach Stunden festzustellen, dass ich viel zu lange an einer Sache gearbeitet habe und Dinge falsch priorisiert habe. Mit 26 auf einmal zu rauchen begonnen und und und
Nun ja… ich persönlich wäre nie auf die Idee gekommen mich mal auf ADHS zu testen, doch ein guter Bekannter der selbst ADHS hat, sich eines Abends lang meine ganze Lebensgeschichte angehört und hat mich dann gefragt, ob ich mich schon mal auf Autismus oder ADHS habe testen lassen. Er ist sich sicher, dass da mehr dahintersteckt als all die Symptomdiagnosen.
Daraufhin hab ich mir einen Termin bei einer Diagnostikerin ausgemacht. Und da ich es natürlich (ganz typisch für mich) sofort auf der Stelle wissen wollte, habe ich mir die einzige herausgesucht, die sehr schnell Termine frei hatte, auch wenn ich dafür mehr zahlen musste.
Lange Rede kurzer Sinn, wir waren nach einer 2 1/2 Stunden Sitzung durch. Keine ADHS Diagnose dafür all die Dinge die ich eh schon wusste bzw. manche der Diagnosen hab ich ihr einfach vorgelegt und sie hat sie quasi „nachgeplappert“.
Der ganze Prozess gab mir ein Gefühl von sie will schnell fertig werden, hört mir nur halb zu, geht strickt den Test durch ohne auf mich und meine Geschichten einzugehen. Danach kamen Aussagen wie, es kann kein ADHS sein, weil ich ja das eine Hobbie schon so lange ausführe. Dass ich aber 100 andere Ideen und Hobbies nie weiter verfolgt habe, fällt nicht in die Wertung? Außerdem: bei dem Hobby (es ist professionelles Minigolf) muss ich mich ja konzentrieren, also schließt es ADHS aus. Mein Cousin bei dem ADHS bereits als Kind diagnostiziert wurde, spielt es zwar nicht so intensiv wie ich aber er ist sehr gut darin… Ich persönlich empfinde es sogar als sehr angenehm, weil es dann endlich mal kurzzeitig ruhig ist in meinem Kopf!
Außerdem meint sie es passt nicht zu meiner Kindheit. Kann man das nach 2 1/2 Stunden schnell schnell durchkommen beurteilen? Ich hab mich selten von einer Psychologin so missverstanden gefühlt.
Danach hat sie nicht mal gefragt wie es mir jetzt geht…
Ich bin niemand der jetzt darauf besteht ADHS zu haben. Gar nicht! Ich merke nur irgendwas ist da was und wenn’s was anderes ist, ist es was anderes. Ich suche nur nach einer Erklärung für all diese Dinge. Mich würde deshalb eure ehrliche Meinung interessieren. Klingt das überhaupt nach ADHS? Wie empfindet ihr die Psychologin? War das wirklich schlecht oder bilde ich mir das nur ein? Hättet ihr gute Empfehlungene für Diagnostiker? Über eure Meinungen würde ich mich sehr freuen
Danke schon mal im Voraus!
Liebe Grüße
Meli