Könnt ihr die innere Unruhe konkret beschreiben?

Das tue ich auch ganz oft und bislang ist mir das nicht so sehr aufgefallen, außer an den ständigen Verspannungen im Schulter Nackenbereich

Und das ist auch der Punkt, an dem ich oft das einsetzen der Medikamenten Wirkung merke
Meine Schultern fallen plötzlich nach unten!

Bei mir wirkt Elvanse, wie auch schon Medikinet vorher, schon deutlich gegen die innere Unruhe

Oder eben auch eine extreme reizarme Umgebung und die Gewissheit, für den Moment auch keine To-dos zu haben

Idealer Weise am Meer, wo das wellen rauschen, zusätzlich beruhigend wirkt
Auch legt sich die Getriebenheit abends ein wenig, wenn ich beschlossen und eingesehen habe, dass ich an diesem Tag nichts mehr tun werde
Der Kopf rattert dann zwar gerne noch weiter, aber es ist motorisch nicht mehr so spürbar

Man müsste sein Gehirn abends rausnehmen können, -wie ein Gebiss-, und neben sich auf dem Nachttisch stellen. :grin:
Meditation hilft da. Seine Gedanken nur zu beobachten ohne einzugreifen.
Lass’ die Affenbande im Gehirn doch rumkrakeelen.

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Das habe ich bislang noch nicht geschafft.
Ich muss den Affen dann schon was anderes zu tun geben, und sei es nur Musik

Äußert sich bei mir in der Form, dass ich ständig getrieben bin und es mir unglaublich schwer fällt, eher sogar unmöglich ist, länger an einer Sache zu bleiben. Außer sie hat mit Bewegung zu tun. Dann geht das eher. Oder sie interessiert mich so, dass ich hyperfokussiere und dann sowieso die Welt neben mir einstürzen kann und ich nix mehr mitbekomme.
Aber Leitsymptom ist die ständige Unruhe.

Ich glaube, ich kann Aufgaben nur noch im Hyperfocus machen.

Hi!

  • Gedanken folgen schnell aufeinander wie bei einem Metronom im Takt von 218 BPM
  • Milchglasscheibe: Ich weiß, ich will mich fokussieren oder einen Satz zu Ende bringen, ich weiß, dass da irgendwo eine Art „Ziel“, ein Ende ist, aber mein Gehirn drückt gegen eine Milchglasscheibe und ich werde nervös, weil ich nicht durchgucken kann
  • wie ein inneres Dauerzittern, flirrig, rastlos
    *Stimming mit Händen und Füßen
    *manchmal führt die Unruhe regelrecht zu einer leichten bis schweren Panikattacke, Angstzuständen ohne Auslöser
    *ich sehe regelrecht vor meinem inneren Auge mehrere Tabs (also wirklich optisch), und springe von einem zum anderen im Sekundentakt
    *es fühlt sich an, als würde die Welt wie eine Welle über einen drüberschwemmen
    *und auch, wie du es beschreibst, eine ständige Sehnsucht nach etwas, was nicht vorhanden ist, Fernweh, nie stehen bleiben wollen oder können

Was mir immer hilft:
*in den Park/Wald/in die Natur rausgehen, spazieren, mich von Punkt A nach B bewegen
*Katze durchstreicheln

Was mir ab und an hilft:

*Meditation
*Yoga
*grundsätzlich Sport

P.S.: Technische Frage: Wie bekomme ich die zweite und dritte Aufzählung so eingeschoben wie die erste? Macht mich gerade wahnsinnig :sweat_smile:

Eine paradoxe therapeutische Intervention könnte sein:

Morgen! Morgen machst du genau diejenige Sache, die dir als allererstes in den Kopf kommt. Du SOLLST genau diese erste Sache tun. Du sollst sie tun, auch wenn dir dabei in den Sinn kommt, dass etwas anderes noch besser wäre.

Danach DARFST du eine weitere Sache tun, auch da die, die du in diesem Moment für richtig hältst. Du sollst nicht abwarten, ob noch was besseres kommt.

Danach mach Pause.

Habe keine Erwartungen an das Experiment.
Es kostet dich nichts - nur die Zeit für zwei Dinge. Das ist nicht viel.

Und nach der Pause fühl mal rein, wie das war.

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Die Schwierigkeit sehe ich darin, diese eine Sache zu identifizieren, und die anderen Sachen zu ignorieren, die gleichzeitig nach Aufmerksamkeit schreien. In der Regel warten wir ja nicht auf weitere Gedanken, sondern sie mischen sich ungefragt in unseren Plan ein.

Was ich nicht verstehe: warum soll man die erste Sache auf morgen verschieben und fängt nicht damit an, die erledigen zu dürfen, anstatt die zweite Sache?

"Eat your frog“ … in einem Seminar hatten wir genau das geübt.

Bedeutet, wir haben zu Beginn des Tages überlegt was genau ist das Unangenehmste, Lästigste, Schierigste auf unserer ToDo Liste und sind genau das sofort angegangen. Ohne zu überlegen, einfach machen, schnell.

Das fühlt sich gut an, der Erfolg es erledigt zu haben pushed regelrecht.
Der Trick ist, sofort anzufangen, nicht nach 10 Mails, 1 Kaffee, einem smalltalk mit Kollegen…nein, sofort. Dann klappt’s! :slight_smile:

Eat your Frog.

Oft kommt mir in den Sinn (weil es sich so schwierig anfühlt), lieber viele kleine Dinge zu tun, als den grossen Klopper. Nennt sich wohl Übersprungshandlung.

Kennt ihr Gedankendurchzug?
Wie bei der Meditation nicht auf alle Impulse gleich aufzuspringen, sondern sie wie einen Zug mit vielen Waggons an seinem Inneren Auge vorbeiziehen zu lassen? Abstand zu seinen Impulsen.

Das WU-Wei Prinzip.
Handeln durch Nicht-Handeln. Weil, bei vielen Dingen, wo ich nicht abwarten kann, verschlimmbessere ich die Situation durch Kopflose Aktionen. Vieles löst sich auch ohne unsere Intervention.

Ich glaube auch, dass unsere Unruhe durch unsere Kopflosigkeit kommt.

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Mit „eat your frog“ komme ich gar nicht zurecht. Meistens endete der Versuch bei mir darin, dass ich wie festgefroren vor der Aufgabe gesessen habe und gar nichts mehr auf die Reihe bekommen habe. Die emotionale Blockade wurde größer und größer und ich unruhiger und unzufriedener.

Wenn mein Tag so beginnt, finde ich mich ziemlich schnell in einem Kreislauf aus Frust, Erschöpfung, Aufschieberitis, Angst, einem schlechten Gewissen, kompensatorischen Versuchen, produktiv zu sein und emotionalen Esspausen wieder.

Ein paar wenige Male gelang es mir, den Frosch zu futtern. Danach saß ich da und dachte mir „ hey, schau, was du geschafft hast – jetzt erst einmal Pause machen….“ und die weniger fiesen Aufgaben sind so lange liegen geblieben, bis sie fies wurden.

Besser funktioniert hat bei mir die Strategie, mit einer unwichtigen, ruhigen Aufgabe anzufangen, um überhaupt erst einmal in einen Funktionsmodus zu kommen. Wenn ich dort angekommen bin, fällt es mir leichter, auch die unangenehmeren und komplexen Aufgaben anzupacken.

Mache ich z.B. beim Putzen so. Erst das Putzen, was ich gerne benutze (PC), und wenn ich schon mal dabei bin, auch die anderen Sachen. Sonst zündet bei mir gar nix.

Guten Morgen erst einmal…
interessante Frage! Und Du hast völlig Recht - jeder empfindet es anders oder ähnlich, wie es mit der „inneren Unruhe“ aussieht.

Ich denke, daß man hier aber ADHS und ADS etwas auseinander halten muss und bestimmt voneinander unterscheidet. So auch für mich interssantes Thema, das Du hier ansprichst👍

Also ich habe die Diagnose ADHS im Februar’2024 bekommen und hatte es auch schon als Kind gehabt, aber werde erst JETZT medikamentös therapiert - nur zur Info!

Als Kond fühlte sich meine Unruhe so an, daß ich mich erinnere, immer draußen gewesen zu sein. Ob bei Regen oder Schnee oder bei Hitze und 35°C. Ich war immer unterwegs mit meinem Rad oder beim Sport (Leichtathletik/Schwimmen) Mein ganzes Leben soweit ich mich erinnern kann, bestand aus Sport.

Als ich meinen Mann kennenlernte, war ich immer noch sportlich unterwegs, aber es wurde weniger. Da war ich 24 Jahre alt.

Mit 32 Jahren bekam ich mein erstes Kind und der Sport versiegte entgültig. Zwei Jahre später bekam ich mein zweites Kind.

Jetzt, nach der Diagnose ADHS, würde ich meine innere Unruhe so beschreiben:

Es ist die innere Getriebenheit, etwas machen zu müssen. Im Kopf kreisen die Gedanken, was ich nich alles erledigen muss, weil ich „meine Arbeit“ nicht geschafft habe in 24h! Ich fange alles an und arbeite an 8 verschiedenen „Baustellen“ gleichzeitig - so sie Beobachtung meines Mannes.
Ich knete meine Hände, meine Muskeln sind ALLE sehr angespannt, um diese innere Unruhe zu unterdrücken. Äußerlich merkt man es mir vermutlich nur an, wenn man auf meine Hände achtet. Ich wünschte, während des Kinofilmes umherlaufen/stehend den Film zu sehen, oder „auszubrechen“ von zu Hause und in die City zu fahren. Ich möchte mich bewegen und fühle mich eingesperrt, wenn ich es nicht kann/darf.

Heute ist Kinobesuch angesagt. Aber mit dem Medikinet, das ich eben eingenommen habe. Also wird es ein „innerlich ruhiger Kinofilm“.

Ich hoffe, ich konnte Dir meinen Stand der Dinge etwas näher bringen.

Liebe Grüße
DL1JS

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Interessant zu lesen wie sich eure innere Unruhe äußert. Bei mir (Kombi Typ) ist es so:

-immer was denken müssen

-Ohrwürmer „TAAATÜÜ TATA DIE POLIZEI IST DA UND REGELT DEN VERKEEEEEHR“

-immer was umsetzen müssen (schnell das Möbelstück verschieben, obwohl ich mich eigentlich total krank fühle)

  • ich zwirbel in jeder „ruhigen“ Minute an meinen Wimpern, verknote meine Finger, Wippe mit dem Fuß, strähne meine Haare usw.

-Knibbeln

-ständig die Position wechseln

Ich habe immer einen heftigen Wechsel von Getriebensein und krasse Paralyse. Ich liege dann auf der Couch und fühle mich wie tot, sehr sehr krass müde, kann mich nicht bewegen, Muskeln usw schmerzen, aufstehen fühlt sich an wie ein Marathon…

In 2 Wochen teste ich das erste mal ein Medikament (bin seit Dezember 2023 getestet, hab’s vorher nicht geschissen gekriegt einen Termin beim Neurologen auszumachen :smiling_face_with_tear:)

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Erkenne mich hier in vielem wieder:

  • Gedankenkreisen, es läuft fast ununterbrochen ein stummes Selbstgespräch, oft in Schleifen. Anstatt den Spaziergang zu geniessen „erzähle“ ich „jemandem“ 45 Minuten lang dieselben drei Sätze, ohne dabei zu einer neuen Erkenntnis zu gelangen
  • Langeweile und das Bedürfnis etwas tun zu wollen, aber alles was mir einfällt fühlt sich nicht lohnenswert an oder ich kann mir so wirklich gar nicht vorstellen, dies nun tatsächlich zu tun. Selbst vom Sofa aufzustehen fühlt sich viel zu anstrengend an. Andererseits wälze ich mich dann rum oder mache gar Purzelbäume wenn ich alleine bin (wtf…)
  • Alles hektisch tun, in einer vollen, aber systematisch eingeräumten Schubladen etwas ruhig zu suchen ohne alles zu durchwühlen und mit Gewalt wieder reinzustopfen ist nur im besonderen Momenten der Ruhe und Besonnenheit möglich
  • Tempolimit inklusive Toleranzbereich beim Autofahren immer maximal ausnutzen. Schleicher bringen mich auf die Palme, da bekomme ich Schweissausbrüche und Wallungen - Stress pur
  • Gereizte Reaktion, wenn jemand etwas nicht so tut wie ich es möchte, das kann ich kaum ertragen. Je nach sozialem Kontext kommts zum ungestümen Eingreifen oder in mich reinfressen.

Für viele bin ich eine ruhige, besonnene, introvertierte Person. Soziale Ängste und Konfliktscheue verdecken vieles. Wer mir nahesteht bekommt dann den aufgestauten Frust ab - sehr zu meinem Bedauern.

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Geht mir auch so. Oder ich habe zu viele Projekte gleichzeitig im Kopf, und es zerreisst mich innerlich, zu priorisieren.
Auch die Starre kenne ich, mit dem einfach nicht anfangen können.

Äusserlich bin ich ruhig, aber in mir tobt ein Sturm.
Von wegen „Fels in der Brandung“, wie mich einer mal nannte.
Ich habe nur gelernt, Impulse, die Aufploppen zu unterdrücken. Jedenfalls unter Leute.
Sonst würde ich hüpfend durch die Strassen gehen.

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Bist du ich?! :see_no_evil: Ich wirke nach Außen auch sehr konzentriert (beim Zuhören) und wenig impulsiv (außer beim Dazwischenreden). Mein Freundeskreis hat adhs nicht vermutet. All das was du beschreibst (dieses Wühlen in den Schubladen und reinstopfen :joy::joy: und sich dann wieder ärgern, dass alles unordentlich ist und die Schublade zuknallen - I feel it!).

Ich probiere gerade Medikinet adult aus und spüre bei 30mg keine Wirkung. Lediglich kann ich etwas „netter“ mit den Kindern spielen :smiling_face_with_tear:

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Das kenne ich auch! Meiner Familie war in der Kindheit die Außenwirkung und Anpassung immer sehr wichtig. Ich konnte mich dann echt gut bei Fremden/Schule/Alltag anpassen. Das Impulsive kommt dann z.B oft bei denen hoch, die mir besonders am Herzen liegen… in dem Fall ja nochmal mehr problematisch :confused:

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Ich habe eine Frage zu deiner Impulsivität, wenn andere Leute etwas anders als du machen: Wie spürst du sie dann? Fängt es mit Ärger an oder Ungeduld? Das ist auch meine größte Baustelle. Bei mir äußert es sich so (übrigens gleiche Auslöser, vor allem wenn ich dann auch noch warten muss und es eigentlich eben schnell selbst erledigen könnte):
-aufkommende Anspannung und Ungeduld
-Das Gefühl die Augen weit aufreißen zu müssen
-Gefühl etwas quetschen zu müssen.

Mit den Medis ist es nicht wesentlich besser geworden. Bei dir?

Genau, zuerst entsteht eine Anspannung, ich beobachte mit Argusaugen, innerer Konflikt zwischen aushalten wollen und eingreifen bzw. reinreden wollen, Stress, „kribbeln“ und „brodeln“ im Körper. Und in extremen Fällen kochende Wut.

Ich möchte dazu sagen, dass nicht all meine beschriebenen Empfindungen permanent und gleichzeitig auftreten. Irgendetwas davon ist meistens subtil da, kann plötzlich extrem werden oder auch verschwinden.

Glücklicherweise wirkt MPH bei fast all diesen Symptomen ziemlich gut (ausser beim Gedankenkreisen und nicht Zuhören, da wirkt es manchmal gut, manchmal nicht so). Ich bin dann sehr ruhig und gelassen, ich merke das auch körperlich. Der Druck im Körper, dieses „brodeln“ kommt viel seltener auf. Mein Körper fühlt sich irgendwie entspannt an, wie nach einer kalten Dusche und dann ab ins frisch bezogene Bett. Ausserdem auch mental bin ich so einer gemütlichen, trödeligen aber ironischerweise gleichzeitig produktiven Stimmung. Eins nach dem anderen. Wenn der Müll raus muss, dann mach ich mich halt mal gechillt auf den weg anstatt es als qualvolle Strapaze und ätzende Last des Alltags zu betrachten.

Aber wehe der Rebound kommt, dann kommt all das mit voller Schlagbreite zurück, für ca. 1h. Ich weiss inzwischen, dass ich falls möglich gewisse Situationen meiden muss wenn der Rebound kommt. Entweder den Rebound vorher schon durchkriegen oder sicherstellen, dass die Medikamente dann wirken.

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