Ja, ich hab’s hier.
Er stellt nach meiner Erinnerung vor allem darauf ab, dass AD(H)S dimensional ist (von garnicht über Chrarakterausprägung / Persönlichkeitsmerkmal ohne Krankheitswert über. Charakterausprägung mit der Dimension einer psychischen Störung bis bin zu heftigsten Ausprägungen mit Krankheitswert), dass es verschiedenste Ursachen haben kann (von Enzephalitis über Gene bis hin zu Xyz) und dass es viele Überschneidungen mit Autismusspektrumstörungen hat, bei denen die Dimensionalität identisch ist.
Soweit so gut, so schön, und so richtig.
Es ist nur eben keine Besonderheit von ADHS.
Man kann das selbe an einer Sehnenreizung abbilden:
Es gibt Menschen ohne Sehnenreizung.
Es gibt Menschen mit einer Veranlagung, häufiger eine Sehnenreizung zu haben, ohne dass sie damit Probleme hätten, die einen Arzt benötigen.
Es gibt Menschen, die haben so häufig Sehnenreizung, dass es ihnen Probleme macht, dass sie aber immer noch keinen Arzt brauchen.
Es gibt Leute, die haben eine Veranlagung, so häufig und so schnell Sehnenreizung zu bekommen, dass sie ihr Leben einschränken müssen und immer mal wieder zum Arzt müssen.
Es gibt Menschen, die haben ein Grundproblem mit ihren Sehnen und sind an einer bestimmten Stelle extrem häufig durch eine Entzündung belastet.
Auch hier kann man den Unterschied zwischen Normvariante, Störung und Krankheit erkennen.
Das ist ganz banal der Kern von Dimensionalität und bei den meisten Gesundheitsproblemen so.
Selbst der häufig zitierte Knochenbruch ist dimensional: ein leichter Riss im Knochen, ein deutlicher Riss im Knochen, ein Anbruch des Knochens, ein glatter Bruch, ein Splitterbruch, ein Trümmerbruch.
Ich denke dass so etwas in Bezug auf ADHS nur deswegen immer wieder publiziert und gelesen wird, weil bisher noch keine einhellige medizinische und wissenschaftlich belastbare Auffassung besteht, was ADHS eigentlich ist.
Ich vertrete ja die Auffassung, dass AD(H)S immer dann besteht, wenn eine Ursache einen chronischen (dauerhaften) Dopamin und Noradrenalinmangel im Striatum, dlPFC und Kleinhirn verursacht.
Das können Genvarianten sein, die seit Jahrhundertbauwerken vererbt werden, das kann frühkindliche Stress sein, das können Gifte sein, die bei den Eltern epigenetische Veränderungen ausgelöst haben, die für ein paar Generationen vererbt werden, das können Krankheiten sein (Enzephalitis im Kindesalter), das können wahrscheinlich auch noch ganz andere Sachen sein, die wir noch nicht kennen.
Und es gibt nur wenige Ursachen, die es alleine verursachen können (Enzephalitis zum Beispiel). Ansonsten müssen immer etliche Faktoren zusammen wirken: eine größere Anzahl von Genen, eine kleine Anzahl von Genen und hinzutretender frühkindliche Stress, alles zusammen oder noch etwas anderes dazu.
Und chronischer Stress kann eben auch Noradrenalin- und Dopaminmangel verursachen. Der Unterschied ist nur, dass dieser dann wieder weggeht, wenn der Stressor verschwindet.
Wie dem auch sei - Dimensionalität von Normvariante über Störung zu Krankheit ist ein ganz normales medizinisches Phänomen, dass fast alle Störungsbilder betrifft und nicht nur ADHS.
So denk ich mir das jedenfalls.