Hallo zusammen,
eigentlich wollte ich es vermeiden, den tausendsten Thread dazu zu erstellen, dass das Medikament X nicht so wirkt, wie man es gerne hätte, aber ich brauche euren Rat. Leider werden die alten Threads auch nicht update’d von Menschen, die ähnliches Problem haben.
Ich (w, 31) habe seit fast einem Jahr die ADHS-Diagnose. Seit dem trinke ich nur entkoffeinierten Kaffee, keinen Tee oder sonstige Drinks. Meiner Freundin ist seit dem auch keine Verhaltensänderung aufgefallen.
Erfahrung mit Medikamenten:
- Elvanse (Jan-März) hat überhaupt nicht funktioniert, trotz der empfohlenen Eindosierung mit Spritzen. Ich hatte viele Nebenwirkungen ohne jeglicher positiven Wirkung, und dann bei 45mg plötzlich überdosiert: Nur Nebenwirkungen & Überdosierung mit Elvanse?
- Medikinet (April-Juli) habe ich auf 40-40 aufdosiert, aber überhaupt nichts gespürt – keine Nebenwirkungen, aber auch keine Wirkung. Hatte mich hier schon an ein anderes Thread angehängt im Sommer: Keine Wirkung bei Medikinet - #53 von festivity
- Ritalin adult (seit Juli) mittlerweile auf 60mg aufdosiert, aber wieder eigentlich* keine Wirkung. Laut meiner Ärztin soll ich es 1x Tag nehmen und das auch nicht durchgängig, sondern am WE auslassen. Das mache ich jetzt nicht ganz konsequent, bspw. aber gestern und mir ist nichts aufgefallen, was plötzlich schlechter lief. Die einzigen Einträge in meinem “Tagebuch” sind:
- als ich auf 50mg und 60mg aufdosiert habe – da hatte ich die ersten Tage mega Kopfschmerzen, war schlecht drauf, hatte teilweise fast schon Heißhunger und fühlte sich irgendwie mega gestresst. Das ging aber nach paar Tagen weg.
- ich meine, dass ich in diesen ersten Tagen mit 60mg mehr Stille im Kopf hatte. Zumindest habe ich mich dabei erwischt, dass ich ganz entspannt ne Serie geschaut und sogar genossen habe, anstatt mich mit meinem Handy abzulenken. Das kann jetzt auch wieder ein Zufall sein.
*zum Thema “eigentlich” und Placebo ist mir grad aufgefallen, dass ich in dem Medikinet-Thread in Juni eigentlich genau das Gleiche geschrieben haben, was ich heute für Ritalin wieder schreiben wollte, deswegen zitiere ich jetzt einfach mich selber:
Die Sache mit Placebo - ich habe heute mein Schreibtisch (halb) aufgeräumt. Aber habe ich das gemacht, weil ich heute Morgen Pillen genommen habe oder weil ich es ein Mal im Jahr manchmal tue, weil es keinen Platz mehr gibt für die Kaffeetasse? Das mit den Gedankenkreiseln habe ich mir mir schon bei der 10mg Dosis mal gedacht. Mittlerweile bin ich bei 40mg und es hat sich weder verbessert noch verschlechtert. Ich mach was und denk mir „oh, jetzt habe ich aber nein klaren Kopf, muss mal die nächsten Tage drauf achten“ und irgendwann mal die nächsten Tage fällt mir auf, dass ich seit ner Stunde die Wand anstarre, dann auf mein Timer gucke und es grad erst 2h seit der Einnahme vergangenen sind…
Und Placebo ist ja auch eine Wirkung. Ich bilde mir durchaus ein, dass ich an den Tagen, wo ich Medikamente nehme, durchaus seltener „shut the fuck up“ zu meinen Gedanken innerlich schreie. Still ist mein Kopf aber auch nur im Entferntesten nicht. Auch das auch bislang nicht besser mit der Dosiserhöhung. Und mit 40mg bin ich schon an der 80mg Tageshöchsdosis angekommen.
Aber was erhoffe ich mir eigentlich von einem Medikament?
- ein bisschen Stille im Kopf wäre nice, eben so ne Serie genießen zum Beispiel.
- Ich habe es satt alles in der Nacht vor der Deadline abzuarbeiten und dafür die X Wochen davor voll gestresst zu sein, weil die Deadline immer näher rückt, mein Gehirn aber nicht imstande ist sich darauf zu konzentrieren. Ich möchte Sachen „einfach mal kurz erledigen“ können.
Und was will ich jetzt von euch?
Meine Ärztin ist zwar nett und hilfsbereit, manchmal habe ich dennoch das Gefühl, dass sie nicht immer auf dem neuesten Stand ist: wie z.B. dass sie sagte, man solle Tabletten grundsätzlich nicht am WE nehmen und Ritalin würde mal sowieso nur ein mal pro Tag nehmen. Mir wurde auch mal von der Urlaubsvertretung versehentlich das unretardierte Medikinet verschrieben und ich hatte sie gebeten es beibehalten, um die Zeit zu sparen MPH Medikamente zu wechseln, aber sie sagte, das würde irgendwie nicht gehen. Ich möchte besser vorbereitet sein für meinen Termin in paar Wochen.
- Ist meine Erfahrung mit Medikamenten irgendwie ein Hinweis drauf, dass ich vielleicht doch was falsch mache oder vllt. doch kein ADHS habe? (Ich weiß, ich weiß, aber ich habe grad echt ein paar Selbstzweifel…)
- Ich bin noch in der (Placebo?)Phase, wo ich mir einbilde, dass 60mg Ritalin ein bisschen mit dem Gedankenkreisel helfen. Das hat trotzdem keine wirkliche Auswirkung auf meinen Alltag, es ist vielleicht ein bisschen weniger nervig. Wenn das jetzt die tatsächliche Wirkung des Medikaments ist - ist es all die Wirkung, die ich von einem ADHS-Medikament erwarten kann, oder sollte es bestenfalls schon mehr sein? Also sollte ich mit einem richtigen Medikament/Dosis dann schon sicher die Wirkung merken, auch wenn sie subtil ist?
- Würde es sieht lohnen, es weiterhin mit Ritalin zu probieren? Ist da bei der Dosis überhaupt noch Luft nach oben? Ich bin ja jetzt bei 60mg pro Einnahme, irgendwo habe ich gelesen, dass 80mg die Tageshöchstdosis ist.
- Mir wurde 2018? mal Bupropion 150mg wegen der damaligen Depression verschrieben, das hat mich aber extrem hibbelig gemacht. Würde es sich lohnen es trotzdem noch mal zu probieren, oder sollte ich gleich abwinken, wenn die neue Ärztin es vorschlagt?
Sorry für den langen Text! Das verunsichert irgendwie, wenn die bestgeeigneten Medikamente irgendwie nicht so funktionieren, wie sie sollten.
Vielen Dank!