Lektüre, Bücher und Ratgeber

…OT…man wusste or 50 Jahren bereits das Rauchen in der Schwangerschaft schädlich ist!

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man als ADHSler ganz genau wissen will, warum man der Mensch ist, der man ist, und wo die eigene ADHS herkommt. Als ADHSler will man die Dinge in der Regel eben vollends verstehen, ihnen bis ins Detail auf den Grund gehen, sie komplett durchdringen.

So geht es mir auch, aber leider, leider muss ich akzeptieren, dass das bei ADHS nicht möglich ist. Immer wieder schwanke ich zwischen Normvariante und Störung, Andersentwicklung und Entwicklungsverzögerung, glaube ernsthaft, mich endlich akzeptiert zu haben, um mich dann wieder darin zu ertappen, wie ich den vermeintlichen Normalos hinterherzuhecheln versuche.

Und ich denke, ich werde mich weiterhin in diesem Spannungsfeld bewegen. Auch wenn ich noch weit davon entfernt bin, es endgültig akzeptieren zu können, so weiß ich doch schon länger, dass ich für mich keine Theorie meiner eigenen ADHS zusammenzimmern werde, die komplett schlüssig und für mich zufriedenstellend ist. Welche Rolle z.B. Traumata früherer Generationen, Stress in der Schwangerschaft oder Bindungprobleme bei Mutter, Oma, Uroma etc. gespielt haben - ich werde es nie erfahren.

Stattdessen weiß ich, dass es für mich gewinnbringender ist, herauszufinden und umzusetzen, was gut für mich ist bzw. Was mir hilft, im Alltag besser klarzukommen. Dazu möchte ich dennoch möglichst viel über ADHS wissen, was mich dann zu Erkenntnissen führt, die wiederum eine Verbesserung meiner Lebensumstände ermöglichen. Dabei kann es ruhig Widersprüche und Unklarheiten geben.

Beispiel Medikation: Mir reicht es inzwischen zu wissen, dass mir Medikamente helfen und was sie bei mir bewirken. Warum sie das tun, ob die Dopaminhypothese taugt oder nicht, finde ich nicht mehr so wichtig.

Ich weiß auch, dass mir Rituale und Strukturen helfen, dass es mir hilft, Schwieriges zu delegieren, und mehr von dem zu tun, was ich gut kann. Usw. Usf. Warum das bei mir so ist und bei anderen nicht - so what?

Auch ist es ok für mich, dass ich einerseits Entwicklungen, bei denen ich mich verzögert sehe, versuche aufzuholen, andererseits Andersentwicklungen akzeptiere - um dann festzustellen, dass ich mich tatsächlich weg von der Störung und hin zur Normvariante bewege.:wink:

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Hab mal nach Buchtipps und Co. gesucht und wurde hier gut fündig. Danke euch!

Danke für die Verlinkung zum YT-Video. Liebe so was, aus gleichem Grund warum manchmal Blinkist einfach megafein ist. Es gibt ja doch einige Sachbücher, in denen so manche Sachverhalte seeeeehr breit und (aus ADHS-Sicht) unnötig lang aufbereitet werden. Werd mir das nachher anschauen.

Danke auch fürs Verlinken von Gabor Matés Buch. Inhaltlich klingt er nach dem, was meine Therapeutin gern erzählt, kann problematisch sein, muss aber nicht, drum zieh ich mir das mal rein :slight_smile: Zwischen Nachreifen und sich Abschreiben seh ich aber noch ganz viele Zwischentöne und -möglichkeiten.

Find, das ist ein guter Refokus. Würd mir deinen ganzen Beitrag gern c/p und ausdrucken.
Und der bringt mich zu meinen Empfehlungen und meinen Fragen.

Ich kann " You Mean I’m Not Lazy, Stupid, or Crazy?! The Classic Self-Help Book for Adults with Attention Deficit Disorder" von Kelly und Ramundo empfehlen. Gut aufbereitet in Happen, man kann nach Lust hin und herspringen und sie sind teils selbst Betroffene.

Überlege sonst mir auf eigene Faust Arbeitsbücher zu holen, vllt hat jemand eine Meinung hierzu:

  • " Therapie-Tools ADHS im Erwachsenenalter: Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial" vom Beltz Verlag. Erinnert mich ein wenig an DBT, wenn man sich die Inhalte so anschaut…
  • " Psychotherapie der ADHS im Erwachsenenalter: Ein Arbeitsbuch" von Hogrefe, v.a. wgn Kapitel 5, den Bausteinen.
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Mir gefällt es. Die Reihe ist insg. sehr umsetzungsorientiert, scheint mir. In der Tat recht Skills-orientiert. Durch die Größe steht das Buch dann auch auffällig mahnend in der Gegend rum, wenn es nicht gelesen wird.

Vielleicht wäre ein Buchclub-Thread ja ganz sinnvoll, in dem wir uns eine machbare Seitenzahl gemeinsam vornehmen, die jeder liest und man tauscht sich dazu aus. Insgesamt ist sicher ein einziges extrem zerlesenes und inhaliertes Buch sinnvoller als ein Hyperfokus auf eine thematisch einschlägige Regalmeile, zu der ich mich tendenziell schuldig bekenne. @Neinhorn arbeitet, glaube ich, auch mit dem Tools-Buch.

yes @ all, insbesondere die Regalmeile (auch bereits einige der Beltz Tool-Bücher). Aber dann landet das Buch schon mal tatsächlich im Einkaufswagen, danke!

Fände so 'n Buchclub-Thread eine tolle Idee!

Wollt gerade schauen ob @Neinhorn dazu was im Forum geschrieben hat, nicht gefunden, aber dafür gesehen, dass dieses Buch auch von Tischfeuerwerk empfohlen wurde; Neues Buch - ADHS im Erwachsenenalter
(Hätt’ bei meinem ersten Beitrag wohl präziser suchen können als ~„Bücher“~, welp).

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Im aktuellen GEO-Heft ist ADHS das Titelthema:

Sehr gut geschrieben aus meiner Sicht, ein Betroffener mit ADHS-Diagnose in der Kindheit, der im Erwachsenenalter einen Auslassversuch macht und dann diese Phase „geht nicht richtig gut mit - nicht gut ohne - was nun“ durchläuft.

Also sehr authentisch m.E. Vielleicht auch gut, wenn das Thema mal Dritten verdeutlicht werden soll, ohne gleich Ratgeberliteratur weiterzureichen.

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Ein recht neuer Artikel in Psychology Today hat gestern vielleicht wirklich mein Leben ein bisschen verändert. (Wir werden sehen.)

Warum? Der Autor, der offenbar häufiger über ADHS schreibt, macht darin sehr elaborierte Ausflüge über Leonardo Da Vinci, Schmerz, Kraft, Paradoxie und Poesie… und fasst dann seine Weisheit in diesen zwei Absätzen zusammen:

"Mit den Herausforderungen von ADHS umgehen. Finden Sie Wege, um Zeit und Termine einzuhalten. Halten Sie inne und denken Sie nach, bevor Sie ein unüberlegtes Projekt vorantreiben. Bei ADHS ist Multitasking nicht unbedingt eine Tugend. Verwenden Sie Kalender, Zeitpläne, eine Uhr, Post-it-Notizen und andere Methoden, um sich zu organisieren und auf Kurs zu halten.

Schaffen Sie ein positives Umfeld für sich selbst. Umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie unterstützen, statt Sie zu kritisieren oder zu ärgern - bemühen Sie sich um gute soziale Beziehungen. Nehmen Sie an Vereinen teil, engagieren Sie sich ehrenamtlich."

Warum das mein Leben (vielleicht) verändert? Da ist jemand vom Fach und vermeintlich sogar noch tief im Thema. Und seine Expertise lässt sich Anfang 2022 zusammenfassen mit „Verwenden Sie Kalender, Zeitpläne, eine Uhr, Post-it-Notizen und andere Methoden, um sich zu organisieren und auf Kurs zu halten.“

Anders als @lavieestbelle hatte mich ja schon die Nüchternheit von Keanu Reeves als „To the bone“-Therapeut durchaus inspiriert („Face some hard facts and you can have an incredible life.“ <3)…

Und dieser Artikel scheint mir nun so eine Art ADHS-real life-Version davon, mit der Quintessenz: „Hilf Dir selbst. Ganz dringend. Mehr denn je. Wenn Du keinen Fluchtweg hast, musst Du Dir nämlich irgendwann solche fachlichen Ratschläge anhören. Warte nicht länger. Lies nicht noch ein Buch. Hoffe nicht auf Rettung. Mehr ist da nicht. Mehr kommt da nicht.“

Paradoxe Wirkung der Banalität. Pain- and powerful. Stimmt schon. Ich packe jedenfalls jetzt das Buch „Der kleine Taschentherapeut“ ein, ergänzt um ein DIY-ADHS-Kapitel in Form eines Post-Its mit diesen beiden Absätzen („extended ADHD-Version 2022“), steig in den Ballon, werfe ein bisschen Ballast ab und dann mal sehen, welche Wege sich aus der Perspektive eröffnen…

Wenn Ihr auch Euer Leben verändern wollt, hier ist der Link:

connie_hotairballoon

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Sorry für die Späte Rückmeldung, also aktuell liegt es mal wieder vor mir auf dem Tisch. Ich würde nicht sagen, dass ich bisher kontinuierlich damit gearbeitet hätte. Bisher habe ich es mir in „Momenten“ immer mal wieder zur Brust genommen und darin geblättert. Alleine das hilft aber häufig schon, da etwas Psychoedukation im Querleser-Freestyle häufig schon Erleichterung bringt.

Es liegt aber wie gesagt grade vor mir und ich finde eigentlich immer ein Thema, was mich abholt, deswegen klare Kaufempfehlung von mir. Vor allem da es viele Arbeitsblätter bietet.

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Habe mich schon durch einige Bücher über AD(H)S gewälzt.
Wenn dich englisch nicht stört, dann unbedingt „Thriving with Adult ADHD: Skills to Strengthen Executive Functioning“ von Phil Boissiere MFT lesen. Hat bisher alle anderen Bücher in den Schatten gestellt, insbesondere weil es sehr orientiert an den individuellen Problemen ansetzt.
(https://www.amazon.de/gp/product/B07KZJ9WS4/ref=ku_mi_rw_edp_ku)

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Das Buch von Stefanie Stahl - Das Kind muss Heimat finden.

Und für ADHS.
Ruth Huggenberger: ADHS in der Familie + ADHS spitze des Eisberg.

Hat jemand von euch schon dieses Buch gelesen: „Die Welt der Frauen und Mädchen mit AD(H)S“ von Christine Carl, Ismene Ditrich, Christa Koentges und Swantje Matthies?

Für mich ist es toll, aus dem geschlechtsspezifischen Blick auf ADXS zu schauen, gerade weil ich dadurch (?) erst mit 32 Jahren diagnostiziert wurde. Und auch der gesellschaftliche Blick und Druck auf Frauen* beschrieben wird, der bei ADXS nochmal viel dazu beitragen kann, das Selbstwertgefühl in den Keller zu drücken. Der Aufbau und die Systematik der Kapitel passen für mein Gehirn super, sodass ich gut einfach immer weiterlesen kann.

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Ich glaube dazu gibt es auch ein YouTube Video - kennst du das?

(„Erst“ mit 31 diagnostiziert - da bist du im Schnitt hier noch gut dran, viele der User, die schon länger dabei sind, wurden erst Mitte 40 oder Anfang 50 diagnostiziert…) :grinning:

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Nee. Kannte ich noch nicht. Werd ich mir mal anhören. Für alle anderen hier der Link: https://youtu.be/I_5HP-Vy_4M

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Ja, das stimmt wohl auf der objektiven Ebene. Persönlich ist es, denk ich, für jede:n zu spät, egal in welchem Erwachsenenalter :frowning:

Die Lektüre der Bücher von Barkley. Er ist der führende Neurowissenschaftler in den Staaten zu diesem Thema.
Und er romantisiert die Diagnose nicht so stark.

„Gesundes Gehirn, gesunde Psyche“ von Dr. Daniel A. Amen. Teils mit Vorsicht zu genießen, da er viel Eigenwerbung macht und halt etwas einseitig denkt.
Seine Studien mittels SPECT Gehirnscans sind sehr aufschlussreich.
Die Bright-Minds-Diät die er „entwickelt“ hat kann man getrost als Anleitung nehmen.

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„ADHS ist kein Makel“ von Hallowell gibts auch als Audiobook auf spotify:

open.spotify.com/album/3INOjsUdVaGUK1RJZXbMrr&sa=U&sqi=2&ved=2ahUKEwiwx9n38oD_AhUKzaQKHX6xCCwQFnoECB0QAQ&usg=AOvVaw0IiJIXt5dyN0KdbLhZ4Ucd)

Kann man mal beim Joggen :running_woman:t2: anhören.

Und kein ADHS Buch - aber einfach sehr hilfreich:

Paul Watzlawick „Anleitung zum Unglücklichsein“

Hier als pdf:

http://flusenkram.de/GLAUBEN/BUECHER/PDF/BUCH_Watzlawick_Paul_Anleitung_zum_Unglucklichsein.pdf

Ich mag einfach aber auch paradoxe Interventionen :blush:

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Das gibt es inzwischen wohl auch auf Spotify als Hörbuch.