Medikamente am Nachmittag bei Grundschüler

Hallo, ich brauche mal den Rat von erfahrenen Eltern und hoffe ich finde hier Hilfe. bei unserem Sohn (7) wurde kürzlich eine ADHS diagnostiziert. Da er ist der Schule massiv unter seinen Möglichkeiten bleibt und nur abgelenkt ist, werden wir in den nächsten Wochen mit Medikinet retard starten. Damit konnte ich mich jetzt auch ganz gut anfreunden, dass wir Medis brauchen werden und ich hoffe sehr, dass wir für ihn das passende finden. Nun zu meiner Frage: der Arzt meinte die Arznei soll unser Kind nur für die Schulzeit bekommen. Ferien und Wochenende ausgenommen. A den Nachmittagen wäre die Wirkung dann auch irgendwann rum. Wie handhabt ihr das? Ich hatte nun schon mehrfach die Rückmeldung (auf Nachfrage), dass er Verabredungen mit Freunden am Nachmittag ziemlich sprengt mit heftigen Grenzen testen und Quatsch machen….das belastet mich. Ich fürchte dass er irgendwann nicht mehr eingeladen wird (er hat da Essen geworfen und so), weiß aber gkeichermaßen dass er sich da einfach nicht regulieren kann. Der Arzt meinte, man kônne evtl auch sowas wie Concerta geben aber auch da ist die Wirkung nicht wirklich bis in die Abendstunden gegeben…also bei uns ist es so dass die anderen Eltern die Kids dann aus der Schule mit abholen und inkl. gemeinsamen Abendessen das ganze s bis 18:30/19:00 geht. Ich finde diese soziale Komponente eigtl genauso wichtig wie die schulische und würde ihm das einfach so gerne ermöglichen. Schöne Zeit mit Freunden, das ganz normale halt :(.
Wenn unsere Wochenenden und Ferien aus dem Ruder laufen (mal läuft es ganz gut, vor allem bei neuem, spannendem; mal ist es wirklich sehr anstrengend und fordernd) komme ich auch extrem an meine Grenzen. Wir haben auch noch mehr Kinder.
Wie handhabt ihr die Nachmittage? Bin grade echt belastet/besorgt wie alles werden soll. Danke schonmal!

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Hallo @Simsalabim,

Wie erfahren ist denn euer Arzt? Er ist mit Sicherheit nicht der Erste oder Einzige, der das so propagiert, leider. Aber sinnvoll ist es in vielen Fällen nicht.

Wenn ein Kind mit ADHS tatsächlich NUR Probleme mit Aufmerksamkeit/Konzentration hat, dann mag das ein passender Weg sein, ja. Aber ganz ehrlich, auf wie viele Betroffene trifft das zu? Die allermeisten haben eben, so wie du es auch beschreibst, sehr wohl auch viele Probleme im Sozialen, in der Freizeit, in der Familie dadurch. Und da eine hoffentlich positive Wirkung allein auf die Vormittage in der Schule beschränken zu wollen ist eigentlich nicht nur nicht zielführend, sondern oft eine zusätzliche Verschärfung der Problematik. Das Leben hört ja nach der Schule nicht auf. Und wenn man dann nicht mehr in der Lage ist, so zu agieren, wie man es vormittags bei passender Medikation vielleicht konnte, kann das den Frust und/oder die Hilflosigkeit sogar noch erhöhen.

Ich finde nicht, dass du dir zu viel erhoffst, wenn du dir wünschst, dass dein Sohn auch mit seinen Freunden oder mit der Familie von einer passenden Medikation profitieren kann. Ich würde den Arzt darauf auch unbedingt nochmal ansprechen und ihm die Problematik bzgl. Freunde/Familie deutlich schildern. Wenn er das nicht versteht, wäre es vielleicht Zeit für einen anderen Arzt :see_no_evil:

Natürlich muss man in der Eindosierungsphase klein anfangen. Aber FALLS ihr feststellt, die Medikation hilft ihm vormittags, er profitiert davon, dann halte ich es auf jeden Fall für sinnvoll, nach einer Lösung zu suchen, die ein längeres Zeitfenster abdeckt. Möglichkeiten gibt es dafür genug. Den ganzen Tag kann man selten abdecken, außer evtl. mit einem Spiegelmedikament, aber oft ist es für alle Beteiligten ja schon eine riesen Hilfe, wenn wenigstens der Nachmittag auch besser läuft :slightly_smiling_face:

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Dem ist goar nix mehr hinzuzufügen.

Dass diese Denkweisen in den Köpfen vieler Ärzte überhaupt noch existieren, finde ich schade.

Das ist so richtig 90er, als es hier in DE die ersten großen Wellen an ADHS Diagnosen bei Kindern gab.

Da wurde sich tatsächlich irgendwie nur auf den Schultag fokussiert und angeblich würde es sich bis 25 auswachsen. Wie es danach zu Hause in der Familie und anderswo ablief, wissen wahrscheinlich viele Betroffene.

Schaue ich mich in meiner Familie um und wie sich meine Brüder ab Mitte/Ende der Jugend entwickelt haben, wäre eine Dauermedikation + Therapien etc. wirklich sinnvoll gewesen.

Und selbst die sind heute noch überzeugt von diesem alten Wissensstand und haben mit dem Thema seit spätestens ihrer Jugend nichts mehr zu tun.

Leider sehen die sich aber selber eben auch nicht und erkennen gar nicht, wo ihre Macken und Probleme liegen. Es sind stattdessen immer einfach nur die anderen :man_shrugging:

Damals gabs natürlich auch dieses Bild in den Köpfen vieler Menschen, die Medikamente würden das Wesen des Kindes verändern und all sowas.

Negative Erfahrungen habe ich natürlich auch schon einige gesehen, wo die Betroffenen heute erwachsen sind und wie sie heute über ihre Behandlung in der Kindheit denken.

Aber heute, mit dem aktuellen Wissensstand und verschiedenen Medikamenten und Therapieformen, da sollte das doch echt vernünftig machbar sein bei Kindern.

Würde ich jedenfalls erwarten und hoffen :crossed_fingers:t2:

Damit die im besten Fall eben nicht so leiden müssen und mal so enden, wie viele von uns erst zu spät diagnostiziert und erst im Erwachsenenalter behandelt werden.

Ich will gar nicht mal mehr zu viel zurückblicken, mich selbstbemitleiden und darüber jammern, wie mein Leben anders verlaufen hätte können.

Aber wenn man sowas mittlerweile frühzeitig verhindern kann, bitte bitte. Sonst gibts die nächsten Generationen, die dann wiederum ihre eigenen Kinder später mal… das könnte man ewig so weiter durchspielen :pray:t2:

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@Simsalabim
Ich würde erstmal schauen, wie gut er mit dem Medikament überhaupt klar kommt und dann weiterschauen.
Unser Arzt meinte, es könnte auch sein, dass wenn das Kind am Vormittag mit dem Medikament weniger gestresst ist, dass dann auch der Nachmittag entspannter wird. Muss nicht sein, könnte aber.

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Liebe/r @Simsalabim und herzlich willkommen,

ich sehe es ganz genau wie du. Die soziale Komponente, der Familienfrieden, das Auskommen mit Freunden sind genau so wichtig wie die Schule - eigentlich wichtiger. Denn Schuljahre kann man wiederholen oder einen Abschluss als Erwachsene/r nachmachen (nicht dass ich das empfehle), die Kindheit kann man nicht nachholen!

Wir geben unserem Kind sein Medikament, bevor er zur Schule geht, wenn er nach Hause kommt und am Abend noch einmal (dann aber etwas kurz wirksames). Und das tut ihm sehr gut.

Und an Wochenenden und in den Ferien auch weglassen? Wo war dieser Arzt in den letzten 30 Jahren? Das hat man in den 80-ern bis 2000-ern noch so gemacht, aber es sollte sich herumgesprochen haben, dass ADHS-Medikamente eben nicht primär ein Leistungsverbesserer für die Schule sind, sondern eine Hilfe, um sich und andere besser wahrzunehmen und mit seinen Impulsen besser umzugehen. Das soziale Lernen findet eben nicht nur in der Schule statt, sondern genau so in der Familie und bei den Freundschaften.

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Ich danke schonmal allen die hier auf meine Frage eingegangen sind. Leider wurde das Thema tatsächlich etwas gesprengt….wie dem auch sei. Von der Praxis hatte ich eigentlich einen guten Eindruck, die haben zumindest ordentlich getestet. Wir werden jetzt erstmal schauen wie es überhaupt anschlägt und wenn das ganze gut wirkt, die Nachmittage und Wochenenden aber schwierig blieben und mit medikation deutlich vereinfacht werden könnten würden wir das nochmal ansprechen. Im besten Fall haben wir Glück und er ist am Nachmittag entspannter weil der Vormittag nicht so heftig für ihn war. Dass er (zumindest für die Schulzeit) Medikamente bekommen soll, dass haben wir fest so entschieden.
Ich glaube keiner der Eltern macht sich diese Entscheidung leicht und irgendwo ist es ja auch eine Entscheidung von Not gegen Elend. Aber die Option garnicht in der Schule mitzukommen und von Misserfolg zu Misserfolg zu stolpern, sehe ich als keine Option für unseren Sohn. Und das natürlich sowohl schulisch als auch “privat”.
Evtl wollte der Psychiater auch erstmal langsam sehen wie das Kind anspricht und ist im Verlauf für alles offen?. Liebe Grüße

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Für die bessere Übersichtlichkeit habe ich einige Beiträge - nein, nicht zensiert, sondern in einen anderen Thread verschoben, wo man gerne über den (aktuellen oder rückblickenden) Sinn von ADHS-Medikamenten im Kindesalter diskutieren kann.

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Hat denn noch jemand Tipps wie ihr mit den Nachmittagen/frühen Abenden umgeht? Zuhause denke ich, dass feste Strukturen natürlich gut sind. Aber wenn die Kinder woanders sind? Und geht ihr mit der Diagnose bei anderen Eltern offen um? Finde da gibt es auch vor- und Nachteile.

Ich habe nur den nahestehenden Verwandten und Freunden gesagt.
Bei vielen heißt es immer noch „adhs gibt es nicht, muss man nur das Kind auspowern“. Ich hatte keine Lust darüber zu diskutieren.

Ansonsten hat sich ab der 3. Klasse alles erledigt mit den Nachmittagen und Verabredungen. Sohn ist zum Einzelgänger geworden und klebt nur an mir. :face_with_diagonal_mouth:

Danke für deine Antwort! Was meinst du damit dass du alles erledigt hast? Dass du die Kinder immer mit zu dir genommen hast statt dein Kind bei anderen mitgehen zu lassen?
Liebe Grüße:)

Sohn hat sich zurückgezogen und hat keine Verabredungen mehr.

Okay, verstehe.

Ich wünsche euch natürlich, dass sich das nochmal bessert!

Ich habe es nur den engsten Bezugspersonen und der Lehrerin erzählt. Allerdings ist meine Tochter „auswärts“ auch sehr angepasst und die Notwendigkeit dementsprechend nicht so gegeben. In deinem Fall ist das natürlich schwieriger, ich schätze, ich würde es ein wenig von den anderen Eltern und meinem Bauchgefühl abhängig machen, da beides (erzählen/nicht erzählen) Vor- und Nachteile haben kann…

Würde dir gerne was Substanzielleres raten können :see_no_evil:

Nein, natürlich nicht! :adxs_ai:

Hallo liebe Simsalabim,

meine beiden Söhne (7 und 10) bekommen auch Medikinet retard. Ich kann dich in deiner Meinung bekräftigen, es ist besser für die Kinder, wenn sie die die Medis auch am Nachmittag bekommen.
Wir nehmen am Morgen 10mg retard bzw. 20mg retard und dann nach ca. 6 bis 8 Stunden (nach einem ordentlichen Mittagessen) nochmal eine unretardierte Tablette mit 2,5 bzw. 7,5mg. Am Nachmittag also nur mehr die Hälfte bzw. etwas mehr als die Hälfte der halben retardierten Dosis.
Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass es auch den Kindern besser geht, denn es ist nicht so ein auf und ab der Gefühle und auch alles andere ist entspannter und ausgeglichener.
Man sollte die Medis mal weglassen, um zu sehen, ob das Kind diese noch weiterhin benötigt. Aber das passiert sowieso, weil man es wieder mal vergisst.
Und meine Kinder bekommen sie auch am Wochenende und in den Ferien die meiste Zeit (vielleicht mal etwas weniger), ganz einfach, weil es ihnen besser geht!
Lass dich nicht verunsichern und such dir im Fall des Falles einen kompetenteren Arzt oder versuche ihm das anhand von Recherchen zu erklären.
Alles Gute!

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Danke dir für deine ausführliche Antwort :heart:. Essen die Jungs denn zuhause Mittag? Oder wie/wo wird die Mittagsdosis gegeben? Bei uns essen die Kinder noch in der Schule Mittag und sind dann bis 15/16 Uhr im Hort. Wie sieht es bei euch abends mit dem einschlafen und essen aus? Habt Ihr NachmittagsAktivitäten (Hobbies, Verabredungen)? Liebe Grüße und Danke :slight_smile:

Ach und noch eine Frage: wie lang wirkt die 2. Gabe dann?
Ich habe schon das Gefühl, dass unser Psychiater erfahren ist. Aber vl eben alte Schule…wir wollen nun erstmal sehen wie es überhaupt wirkt. Habt ihr Probleme mit Rebounds?