Hallo @Sead ich verstehe Dich sehr gut, ich kann Dir aber nur von meinen eigenen Erfahrungen erzählen.
Als ich wegen Scheidung nervlich total am Ende war und unter schweren Depressionen litt, bis ich dann irgendwann fast total zusammen brach, holte ich mir selbst psychiatrische Hilfe, so kam dann auch mein Adhs ans Licht und das erst nach knapp fünfzig Jahren.
Aber zum Punkt zurück, ich bekam dann Concerta und Venlafaxin verschrieben und nahm diese Medikamente täglich zusammen ein.
Zuerst war ich überglücklich, die Bezeichnung Honeymoon passt mehr als gut, denn genau so fühlte ich mich anfangs, wie auf Wolke sieben.
Doch relativ schnell verlor die erste und schwache „Einstiegsdosis“ ihre Wirkung und ich war wieder depressiv und Antriebslos wie am Anfang, dass einzige was blieb war eine bessere Konzentration und eine gehemmte Impulsivität, etwas anderes konnte ich bei mir nicht feststellen.
Nach diesem ersten Höhenflug erfolgte also relativ schnell schon wieder eine Bauchlandung, was machte man?, Klar die Medikamente höher dosieren.
Super, danach ging es mir sofort wieder besser, aber man kann es sich denken, leider auch nicht allzulange.
Und so ging das Spiel mit dem höher dosieren immer weiter und weiter, bis es irgendwann so weit war das auch diese hohen Dosierungen immer wieder relativ schnell abflachten.
Nebenerscheinungen die ich hatte war das mein Blutdruck stieg, und meine Depressionen und Ängste hatten sich tatsächlich noch verschlimmert.
Ausserdem bekam ich unter anderem immer öfters Angst das ich vielleicht früh sterben könnte durch den erhöhten Blutdruck, und ausserdem hatte ich immer öfters Angst das sich meine Leberwerte erhöhen könnten.
Auch fragte ich mich wie sich diese Medikamente auf mich auswirken würden wenn ich sie Jahre oder Jahrzehnte lang einnehmen würde.
Jedenfalls reduzierten wir dann die Dosis wieder weil ich nicht immer noch höher aufdosieren wollte, und ich wollte nicht für den Rest meines Lebens als wandelndes Chemielabor durch die Weltgeschichte laufen, also verlangte ich die Medikamente nach ein paar Jahren wieder langsam auszuschleichen.
Während der Zeit des runter dosieren (ausschleichen) ging es mir eigentlich erstaunlich gut, die Zeit nach totaler Beendigung der Medikamenten Einnahme war dann aber doch schwerer als ich es erwartet hatte.
Unglücklicherweise, ich war noch nicht lange fertig mit dem Absetzen der Medikamente, als es dann mit Covid-19 anfing, dass war dann eine harte Zeit und manchmal dachte ich das ich es wohl bereuen würde das ich die Medikamente abgesetzt habe.
Aber alles in allem habe ich alles bedeutend besser überstanden als ich es für möglich hielt, ich lebe seither zwar immer noch mit Adhs und immer noch mit depressiven Phasen, habe inzwischen aber gelernt besser mit mir selbst umzugehen.
Ich bin nicht immer einfach, wahrscheinlich ehr im Gegenteil, aber mein Leben hat sich verändert, ich habe mich verändert, und mein Leidensdruck ist nicht mehr so hoch wie es wegen der Scheidung war, denn da befand ich mich Quasi in einer seelischen Notsituation.
Jedenfalls geht es mir eigentlich im Vergleich dazu heute fast schon blendend, und deshalb möchte ich auch wegen meines Blutdrucks nicht unnötig Medikamente einnehmen wenn ich nicht unbedingt „muss“, ich arbeite jetzt einfach sehr viel an mir selbst so gut ich kann, und das ist ja eigentlich eine ziemlich gute Sache die ich auch weiterhin so betreiben will, nämlich solange ich lebe.
Und langsam aber stetig spüre ich trotz gelegentlicher Rückschläge oder Abstürze, dass ich wieder besser mit mir selbst klar komme, und sowieso, dass Leben ist nun mal kein Ponyhof.
Aber das war bei mir sowieso noch nie der Fall, von daher sage ich mir inzwischen, viel schlimmer als das was ich schon erlebt habe kann es eh nicht mehr kommen, und wenn doch dann kann ich eh nichts dagegen machen, also probiere ich meinen Job im Leben so gut wie ich es eben kann zu machen, und mehr als das geht eben nicht, Schluss und fertig.
Sorry das ich so viel geschrieben habe, keine Ahnung ob Dir meine Geschichte irgendwas bringt, ich möchte auch unbedingt noch darauf hinweisen das ich niemand anderen dazu animieren möchte seine Medikamente abzusetzen, Gott bewahre, auf gar keinen Fall!, es ging mir nur darum Sead meine persönliche Geschichte möglichst kurz zu erzählen.