Medikinet Dosis Rechner

Hey zusammen,

ich bastle an einer kleinen Webseite/App, um die Medikinet Eindosierung besser zu verstehen.
Hier ist ne Demo: https://jsfiddle.net/zkup9Led/
Man kann außerdem den Graphen mit der MPH Plasmakonzentration anpassen, um die Wirkung einzutragen, die man tatsächlich spürt (z.b. kürzere Wirkdauer).

Dazu habe ich ein paar Fragen:

  1. Findet ihr sowas nützlich? Habe irgendwo im Forum gelesen, dass jemand an etwas Ähnlichem arbeitet, aber ich habs gestern in einer Hyperfokus-interessen-Attacke durchgecodet (wie’s so ist). Ich würds vmtl. noch um andere Medikamente erweitern und die gefühlte Wirkung pro Dosis anpassbar machen.

  2. kann man davon ausgehen, dass man die plasmakonzentration/bioverfügbarkeit von mehreren MPH Dosen einfach so pro Stunde addieren kann? Also wirken die „letzten 10mg“ von der ersten Dosis plus die „ersten 10mg“ der zweiten zusammen wie 20mg?

  3. wenn die MPH Kurve relativ gleich bleibt, tut dies dann auch die Wirkung? Oder spielt da mehr rein?

  4. ist die relative Bioverfügbarkeitskurve von Medikinet 20mg vergleichbar mit anderen Dosierungen? Nach der Studie die in der Demo verlinkt ist scheint es in etwa gleich zu sein.

  5. wie kann es sein, dass bei der ADXS-Umfrage eine viel kürzere Wirkdauer rauskommt als der gemessene MPH Plasmaspiegel eigentlich vermuten lassen würde?

Alles Liebe
Fidget

Das liegt einfach daran, dass der Plasmaspiegel nicht die (spürbare/therapeutische) Wirkung abbildet.

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Finde ich interessant, ich habe auch probiert, in Python eine Simulation zur Plasmakonzentration von MPH und Elvanse zu basteln, mit der Idee, damit den Verlauf bei mehrmaliger Einnahme zu simulieren.
Das extrem vereinfachte Modell (verkettete exponentielle Zerfälle) hat aber nicht sehr gut mit den vorhandenen Kurven übereingestimmt. Das hängt glaube ich mit deinem Punkt 2 zusammen:

Nämlich, ist die Aufnahme glaube ich recht komplex, vor allem bei retardierten Medikamenten.
Es ist aber sicher so, dass 10 mg „verbleibend“ plus 10 mg Dosis anders wirken als 20 mg Dosis.
Wenn du dir das vorstellst, ist der Verlauf ein ganz anderer beim einen beginnt es schon mit einer Grundkonzentration von 10 mg, die gleichzeitig abgebaut wird, im zweiten Fall beginnt es quasi bei 0.

Ich habe den Code mal überflogen und ich verstehe nicht ganz, wie du den Verlauf der zweiten Dosis berechnest, könntest du das kurz erklären?
Falls du Interesse hast, kann ich meinen Stand der Informationen und Simulation zu dem Thema weiterleiten, auch wenn es wie gesagt noch nicht sehr erfolgreich ist.

Weiß man denn wie da der Zusammenhang zwischen Plasmaspiegel und Wirkung ist?

Ah cool, ich hab ja die Aufnahme jetzt nicht simuliert sondern die Messung aus einer Studie genommen.

Ich denke die eine Frage ist: wie wird das MPH aufgenommen (je nach Retardierung). Die Antwort ist ja der manuell nachgemessene Plasmaspiegel (im Mittelwert) aus der Studie die in der Demo verlinkt ist.

Die andere Frage ist: wie wirkts dann und wie ist die Beziehung zwischen Plasmaspiegel und Wirkung. Und wenn ich den Plasmaspiegel durch mehrmaliges einnehmen einigermaßen konstant halte, bleibt dann auch die Wirkung konstant?

Ich addiere einfach die Plasmakonzentrationen der Dosen pro Stunde. Also die „second dosage“ Kurve ist einfach das gesamt Methylphenidat im Blut pro Stunde, wenn man zwei Dosen genommen hat.

Leite mir gerne deine Recherche weiter!

Sorry für die späte Antwort. Also mein Ausgangspunkt war die Annahme, dass der Abbau des Medikaments im Blut exponentiell erfolgt. Das ist natürlich eine Näherung, wird aber, soweit ich weiß, häufig angenommen.
Diese Exponentialform folgt direkt von der Annahme, dass der Abbau dB/dt (also die Änderung der Konzentration) proportional zur vorhandenen Konzentration im Blut B ist,
also: dB/dt = -lambda*B.
Die Lösung dieser Differenzialgleichung ist der bekannte exponentielle Abfall (Startwert e^(-lambda t).

Das heißt aber, dass man die Konzentrationen der Einzeldosen nicht so einfach addieren kann, weil der Abfall eben abhängig von der Konzentration ist. Die Kurve müsste also eigentlich schneller abfallen, wenn noch eine Konzentration von der vorherigen Dosis vorhanden ist.

Mein Ansatz war, das Problem möglichst zu vereinfachen, indem ich annehme, dass die Aufnahme ins Blut einem exponentiellen Zerfall der Wirkstoffmenge der Tablette im Magen (C) entspricht. Das Problem ist dann eine gekoppelte Differenzialgleichung, für die es aber eine allgemeine Lösung gibt. Bateman equation - Wikipedia

Fall es wen interessiert, die Gleichungen sehen so aus
grafik

wobei B(t) die für uns interessante Konzentration ist und lambda und alpha die Zerfallskonstanten.

Ich habe einfach ein bisschen mit den Zerfallskonstanten gespielt um die Kurve den Referenzplots anzunähern und bekomme z.B. für Halbwertszeiten 0.8 und 2 Stunden:


Das Problem ist, dass die Form deutlich anders als die Referenzkurve von https://www.adhspedia.de/images/archive/8/8c/20190123212837!Methylphenidat-Spiegelverlauf.jpg aussieht, wobei ich auch nicht weiß wie zuverlässig diese Werte sind.

Für zwei Dosen würde es so aussehen:

(Ich verwende da dann ein numerisches Lösungsverfahren aber sollte keinen Unterschied machen)

Ich finde deine Idee, die Aufnahme aus den Messdaten zu bekommen sehr gut, denn ich glaube, dass mein Modell für die Aufnahme zu simpel ist. Vor allem lassen sich so auch retardierte Medikamente modellieren was wichtig ist.

Man müsste aber irgendwie den Zerfall berücksichtigen.

Meine Idee wäre, die Messdaten zu zerlegen in die Aufnahmekurve und Abbaukurve. Das sollte eigentlich gehen, weil wir mit der Annahme von exponentiellem Zerfall und Halbwertszeit von MPH die Abbaukurve schon kennen.

Das wäre dann natürlich ein bisschen aufwendiger, aber falls es funktioniert sehr interessant. Weiß nur nicht wann ich die Zeit dafür finde

Hi,

sauspannend :slight_smile:
Es sollte nur deutlich darauf hingewiesen werden, dass das Ergebnis nur näherungsweise ist, dass keine medizinische Validierung besteht und deshalb daraus keine direkte Ableitung für die Medikamentierung erfolgen sollte. Und dass trotzundalledem immer die Arztansage gilt.
Es gibt sonst (zu recht) Gegenwind.

Ich denke schon, dass eine Visualisierung helfen kann, weil das die Vorstellungskraft unterstützt.

Für eine praktische Nutzung bräuchte es mE noch eine Einbeziehung der individuellen Wirkdauer einer Einzeldosis als abzufragende Variable.

Bei mir öffnet sich der ganz oben angegebene Link nicht (Iphone).

Das sind die eben angesprochenen Einflüsse der individuellen Metabolisierungsgeschwindigkeit.

Ich nehme seit 20 Jahre selbst Medikamente und meine Söhne bekamen oder bekommen jahrelang auch welche.

Diese Kurven habe ich aber irgendwie nie als hilfreich empfunden. Das fängt schon damit an, dass Konzentration im Blut eben nicht mit Wirkung gleichzusetzen ist.

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Auf dem Desktop konnte ich es jetzt öffnen und damit rumspielen.
Das ist klasse!!!

Wenn jetzt noch die individuelle Wirkdauer einer Einzeldosis einstellbar wäre, könnte das ein richtig, richtig hilfreiches Tool sein.
Würde ich sofort auf AdxS.org anbieten…

Ich sehe es nicht als Instrument, um die Dosis zu finden (das funktioniert nicht, das ist bekannt.
Aber als Visualisierungstool, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wann welcher Spiegel unterwegs ist und eine Art Spiegel zu bekommen, an dem man sehen kann, wie der Level ist, wenn einem die Medikamentierung gerade besser tut oder nicht so gut tut - um dann entsprechend steuern zu können.

So wie die Abbildung des Zyklus in der Eindosierungshilfetabelle. Die sagt auch nicht, wann jemand mehr oder weniger Dosis bräuchte, sondern gibt eine Feedback, um die eigene Wahrnehmung zu schärfen.

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Bei meinem Projekt basiert das Model auf der Simulation des Zerfalls mit einer festgelegten Halbwertszeit. Habe diesem wie oben für MPH oder hier Medikamentenverlauf Simulation, besteht zu dem Thema Interesse? für Elvanse erstmal darauf ausgelegt die Referenzkurven möglichst gut nachzufolgen.

Aber es lässt sich praktischerweise jede beliebige Wirkdauer, und Einnahmedosis umd -zeit einstellen.

Es funktioniert bis jetzt für nichtretardiertes MPH und Elvanse. D-AMP wär auch leicht möglich, dann könnte man auch die Kombination mit Elvanse simulieren.

Retardiertes MPH ist komplizierter.

Ich werde versuchen bald mal eine erste Version zu teilen.

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Ich fand die Kurvenübersicht sehr hilfreich, weil ich daran den Wirkverlauf in den Medikamenten und dem eigenen empfinden erkennen konnte

Danke für das viele Feedback.

Wenn es am Ende ein Tool sein soll, um die eigene Wahrnehmung zu schärfen, sollte gut geklärt sein, wie der Zusammenhang zwischen Plasmaspiegel und Wirkung ist. (ich bin da noch am Recherchieren und Nachfragen). Vielleicht kann man auch anhand der Kurve besser verstehen, wie die eigene Metabolisierung funktioniert?

Man kann es vielleicht doch für die Eindosierung benutzen, aber nicht für die Dosishöhe, sondern um zu wissen, wie lange man warten muss bis zur zweiten Dosis. Wenn man zum Beispiel Concerta mit unretardiertem MPH kombiniert. Andererseits hilfts es auch zu verstehen, warum die zweite Dosis Medikinet kleiner sein sollte, wenn man die Wirkung einigermaßen konstant halten will. Natürlich muss man das alles mit der Ärztin:dem Arzt besprechen, das auf der Seite gut zu kommunizieren ist bestimmt nicht so einfach.

Ansonsten muss, wie @laq angemerkt hat, noch irgendwie im Graphen angepasst werden, dass beim Summieren von zwei Plasmaspiegel-Kurven der Zerfall der Summe über die Zeit stärker ist, als bei den Einzelkurven. (geht das?)

Man könnte auch die Simulation von @laq mit einbauen. 8) Finde besonders das mit dem steady-state interessant.

Ich hab noch ein bisschen dran gewerkelt, aber nicht viel geändert, hauptsächlich Text geschrieben. Und niemand hat gemerkt, dass 00:00 und 24:00 auf der x-Achse waren xD

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Ich verstehe noch nicht ganz, wie ist deine Idee mit dem Zerlegen in Aufnahme- und Abbaukurve genau?

Im Übrigen: es gibt schon eine iOS-App, die grob das macht, was wir überlegen:
https://www.theraview.app/ (hatte aber seit August 2023 kein Update mehr)

Ich habe mir wegen der Referenzkurven von MPH die Papers aus denen sie stammen angeschaut angeschaut, in einem wird die „gefühlte“ Wirkung im Zeitverlauf aufgenommen, aber ich weiß nicht mehr genau wo das war. Dafür brauchst du halt Zugang zum vollständigen Paper, es funktioniert normalerweise gut wenn man den vollständigen Titel bei SciHub eingibt, habe ich gehört ^^

Ansonsten glaube ich mich zu erinnern, dass die Wirkkurve von Concerta unter der Annahme entwickelt wurde, dass über den Tag eine gewisse Toleranz entsteht und der Spiegel darum steigenuss. Stichwort war akute Toleranz oder so ähnlich.

Ich glaube aber ehrlich gesagt, dass die individuelle Wirkung zu komplex ist, und wir uns auf die Plasmakonzentration konzentrieren sollten.