Kann dir da absolut zustimmen.
Ich merke selber gerade sehr sehr gut, wo meine Grenzen sind, was ich leisten kann und vorallem, was ich mir als realistisches Ziel setzen kann. Ob es nen Tagesziel, nen Wochen oder Monatsziel ist. Bisher schaffe ich es besser denn je an Zielen dran zu bleiben und sie nachhaltig zu verfolgen und auch zu beenden.
Ich hätte das vor 4 Monaten nicht geglaubt, dass ich diese Fähigkeit tatsächlich habe und mir die selbst mit Coping und Skills beibringen kann und zwar so, dass es wirklich langfristig ist.
Ich denke gar nicht mehr daran, etwas aufzugeben, wenn ich an etwas arbeite und ich es mal nicht schaffe 2 Tage lang daran zu arbeiten. Ich verfolge es trotzdem weiter und kann mich selbst dafür motivieren es zu erledigen.
Geduld, Arbeit, Geduld, lernen, Geduld.
Es ist wirklich hart, zu lernen mit sich geduldig zu sein und sich selbst die Zeit zu geben, sich an die neue Lebensqualität anzupassen.
Ich bin immer noch sehr baff und zuweilen irritiert und erschrocken, was ich eigentlich wirklich kann und vorallem, wie einfach vieles gehen kann.
Es fühlt sich an, wie aus dem ewigen Nebel raus zu kommen und endlich mal wieder klare Sicht mit Sonnenschein zu haben.
Selbstpflege ist einfach so wichtig im Prozess der ADHS-Behandlung.
Mir ist klar, dass es immer für mein Leben wichtig sein wird, aber ich bin trotzdem frohen Mutes, dass es irgendwann so in mir drin ist, dass es für mich selbstverständlich wird. Diese Hoffnung habe ich und ich weiß auch, dass das immer erfordert, sich anzupassen und an sich zu arbeiten.
Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Selbsterkenntnisse gewonnen, wie in den letzten 4 Monaten und das erschreckt mich irgendwie immer wieder und ich traue meinen eigenen Fähigkeiten manchmal selbst nicht und muss das irgendwie nochmal nachprüfen, ob das jetzt wirklich richtig war.
Wunderbares Beispiel ist Kopfrechnen. Ich war schon immer besonders mies darin. Und bis vor kurzem brauchte ich oft für einfachste Aufgaben nen Taschenrechner. Jetzt nicht mehr. Das 1x1 ist quasi ausm Handgelenk, Kommastellen kann ich addieren ohen große Mühen. Ich kann das blitzschnell einfach auflösen, ohne dass ich komplett verwirrt auf die Nummern starre und keine Ahnung habe, was das ist.
Und dann hab ich die Lösung, dann bin ich völlig verdattert, dass die da steht und traue dem nicht, muss es dann nochmal nachrechnen, ob das stimmt und es stimmt dann auch. Blows my mind 
Aber auch das ist wichtig zu akzeptieren und zu verinnerlichen.
Ich kann das ja
Cool
Dann schaffe ich ja tatsächlich Dinge und bin gar nicht dumm
Ich bin eigentlich ganz in Ordnung
Irgendwie ergibt sich dadurch ein positives Eigenfeedback, was das Selbstbewusstsein echt stärkt.
Ich kann nur sagen, dass ich es niemals selbst geschafft hätte und ich wahrscheinlich immer noch stockdepressiv herum dümpel, ohne irgendwas jemals auf die Kette zu kriegen.
Ich bin ehrlich, einfach nur unglaublich Dankbar, dass ich die Diagnose bekommen habe und die Medikamente es mir ermöglichen, mein Leben etwas normaler und einfacher zu gestalten und ich endlich sinnvolle Strategien entwickeln und umzusetzen kann.
Ich kanns bisher einfach immer noch nicht ganz fassen.
Und ehrlich gesagt muss ich gerade wieder nen paar Tränen lassen, weil ich einfach so unglaublich erleichtert bin und irgendwie sowas wie Zufriedenheit und Glück erfahre. Das nimmt so viel Last von mir. 

Bevor ich mich hier verzettel…
@JuliOs ich kann deine Gedanken und Erkenntnisse echt nur unterstreichen und dich wirklich sehr gut verstehen, was du durch machst. 
