Bin w, fast 60ig und wurde ganz frisch auf ADHS getestet, gerade in der Eindosierung, noch ohne Effekt.
Da ich auch schon eine Weile mit großem Interesse und sehr berührt von all den Nachrichten still im Hintergrund lese, möchte ich jetzt auch mal
antworten
, da mir gerade dieses Problem bei mir sehr auffällt
…
Termine nehme ich regelrecht als Hindernis wahr, wie ein dicker, übellauniger Bremsklotz, der sich meinen persönlichen Fluss massiv in den Weg stellt, vor allem wenn er von außen gesetzt ist und nicht nach Bedarf von mir selbst.
Es fühlt sich für mich an, als ob mich so ein Termin innerlich zerreißt. Entweder ich freue mich sehr darauf und alles andere ist im Gegensatz dazu uninteressant oder meine Freude, Angst und Erwartung sind so intensiv, dass ich ganz aufgeregt bin, überschieße wie ein Flummi auf Abwegen, fahrig und zittrig an Zielen vorbeigreife oder irgendwo mit Fingern oder Füßen schmerzhaft steckenbleibe ohne dass ich Einfluss darauf nehmen kann. Jegliche Beruhigungstechnik macht mich noch kirrer.
Egal um welche Art des Termins sich’s auch handelt, die Gedanken kreisen um diesen Termin oder auch nur um den Zeitpunkt.
Bei allem kommt es sehr häufig dazu, dass ich körperlich blockiere, also regelrecht erstarre, keinen Antrieb zu irgendwas anderem habe, sich gleichzeitig Berge an Dingen in meinem Kopf anhäufen, die ich davor oder zwischen Terminen doch trotzdem tun könnte. Wenn ich es schaffe trotzdem in Bewegung zu kommen, dann wie getrieben. Wäsche, die ich aufhänge, plumpst in alle Himmelsrichtungen, die Klammern springen in unwegbare Ecken, bücke ich mich danach, stößt mein Po gegen den Wäscheständer, der dann umkippt, was mich erschreckt, so dass meine Arme durch die Gegend schlackern und den Wäschekorb gänzlich umschmeißen… rumms!.. Wenn es so richtig extrem ist, fühlt es sich so an als ob das Fühlen den Verstand verliert, den Körper an die Angel nimmt um damit verzweifelt etwas Vernünftiges zu angeln, sich aber letztendlich bei all dem was in der Nähe ist verfängt und den Angelfaden zu einem riesen großen Knoten verwurschtelt. Damit hab ich dann ordentlich zu tun und werde nervös und nervöser.
Bisher habe ich diesen Stress mehr oder weniger als solchen und im Nachhinein als „ich bin halt so verpeilt… aber andere ja auch“ hingenommen mit all den Konsequenzenm, die es mit sich brachte; letztendlich sitze ich diese Momente (laaange Momente) aus in der Hoffnung das andere es mir nicht übel nehmen 
Es schien bislang auch nicht anders zu funktionnieren wobei ich manchmal schon erstaunt bemerken musste, dass andere - wie auch immer ihnen dies gelungen ist - problemlos Termin um Termin bewältigten ohne zu erschöpfen oder den Kopf zu verlieren.
Bei mir fühlt es sich so an als ob ich in einen Konflikt gerate (Termindruck gegen den eigenen Rythmus) und wie das Huhn statt anzugreifen oder wegzulaufen erst mal ordentlich das Futter in unmittelbarer Nähe wegpicke… genau das tue ich dann auch … essen, fernsehen, … irgendwie die Gefühle und das Denken ausschalten und regulieren.
Ein Hindernis auf meinem Weg… .zack! und ich verliere die Orientierung oder stolper von Laterne zu Laterne… Entweder ich nehme all meine Kraft zusammen, das Hindernis in beide Hände zu nehmen und à la Schwarzenegger tatkräftig in den Graben zu werfen um dann beschwingt weiterzugehen ohne zu verstehen, dass ich nicht Schwarzenegger bin, meine Körper nicht vor Kraft strozt und ich nach gefühlten Sekunden die nächst beste Sitzgelegenheit brauche um Schnappatmung und Muskelkrämpfe zu bekämpfen oder ich werfe mich in die Strömung des Flusses und lass mich treiben ohne zu realisieren, dass der Fluss mich wieder an den Ausgangspunkt treibt, der Weg dann wieder neu vor mir liegt oder ich bekomme Panik und verstecke mich in einem Dornengstrüpp ohne rechtzeitig zu erkennen, dass Dornen ordentliche Schmerzen verursachen.
Was aber auch nervt, dass ein Termin, bzw. die Unterbrechung wie ein ständiger Hintergrundton ständig in den Vordergrund zappt und mich allein dadurch schon weit vor der Zeit ablenkt und bindet. Ich empfinde diesen Zustand als sehr anstrengend, weil meine Gedanken und Gefühle permanent im Hintergrund damit zu tun haben. Mein Körper müsste eigentlich was tun aber die Gedanken halten ihn davon ab. Also hört er auf zu handeln und denkt sich warten wir erstmal was Sache ist.
Natürlich verhält sich das mit den Terminen nicht immer gleich stark aber oft und ich finde es schwer zu steuern.
Meine Suche in der großen weiten Welt der psychologischen Erklärungen hat mich auf viele Spuren und Ursachen geführt aber nie so richtig passend.
Aber ich muss zugeben, dass ich mich hier auf diesen Seiten überdurchschnittlich oft mit auch all meinen anderen „Irritationen“ wiederfinde und mich mit vielen Geschichten hier sehr identifizieren kann, so auch mit Deinem Anliegen.
Als jemand, die mittlerweile um Jesus weiß und es immer besser schafft sich dank seiner Worte weitaus gelassener zurücklehnen, bin ich eigentlich dankbar für den Weg. Denn sonst hätte ich Jesus nie wirklich kennengelernt und all die verpeilten und merkwürdigen Situationen nicht auch als besondere Eigenheit und viel Grund zum Lachen erfahren.
Ich würde mir trotzdem sehr wünschen, dass die Übersteuerung der Gefühle und Gedanken mit Hilfe des Medikamentes abgemildert werden oder verschwinden und ich zwischen Terminen mit Körper, Leib und Seele unaufgeregt switschen kann und dass die drei Teile von mir dabei mal ganz bleiben und nicht gegeneinander ackern.
Aber wie es scheint, ist das mit der Ein- und Weiterdosierung ein ebenso großes Thema und möglicherweise nicht der Weisheit letzter Schluss.
Wie dem auch sei, habe ich jetzt beim Schreiben die Zeit völlig verloren und den Termin, der heute ansteht… ein aufregend netter… vergessen

Da Du ja schon vor Monaten geschrieben hast, wirst Du in der Zwischenzeit sicherlich schon um einige Erfahrungen, Wissen und Verbesserungen weiter sein. Das wünsche ich Dir sehr auch, dass die Medikamente das tun was sie sollen und wie eine gute Brille für Klarheit sorgen.