Seit einigen Jahren werden verschiedene ADHS-Spektren zunehmend in Filmen thematisiert bzw. ganze Charaktere geschaffen, wie z.B. Sherlock, Fiona in Elementary oder die Kommissarin in „Die Brücke“ oder auch deutsche Kommissarinnen.
Aber abgesehen von Krimis wird auch in Familienfilmen das Anderssein behandelt. Heute habe ich mal wieder Paddington geschaut, die Geschichte eines Bären, der in London eine neue Heimat sucht. Und zum ersten Mal fiel mir das wunderbare Statement am Ende des Films auf:
„Mrs. Brown sagt, dass in London jeder anders ist, und das bedeutet, dass jeder anders sein darf. Ich denke, sie muss Recht haben - denn obwohl ich nicht wie jemand anderes aussehe, fühle ich mich wirklich zu Hause. Ich werde nie wie andere Leute sein, aber das ist in Ordnung, weil ich ein Bär bin. Ein Bär namens Paddington.“
Ein wundervolles Statement, welches das eigene Annehmen des Anderssein und auch dessen Akzeptanz durch das Umfeld thematisiert. Und jetzt weiß ich endlich, warum ich mich in London so wohl gefühlt habe.
Ohne ADHS-Symptome müssten wir auf viele lustige Szenen in Filmen verzichten. Paddington ist ein gutes Beispiel, mir fällt noch Trudes Tier ein, da bin ich ein Fan von. Trudes Tier – Wikipedia
(Der Wikipedia-Artikel behauptet, Trude sei Kinderkrankenschwester, aber sie ist Physiotherapeutin.)
In der Folge Wutspucke wird gezeigt, wie ein winziger Anlass- das Tier bekommt die letzte Gurke nicht aus dem Glas- zu einer richtigen Wutkaskade führt, dem Tier ist es nicht möglich von sich aus seinen Blickwinkel zu wechseln. Wenn das Tier wütend ist, ist seine Spucke sehr klebrig, und aus lauter Wut klebt das Tier alle möglichen Gegenstände an die Wände. Allerdings klebt die Spucke nur solange das Tier wütend ist.
Sie ist natürlich immer noch die Heldin meiner Kindheit, auch wenn sie mir fast zum Verhängnis geworden wäre, als ich - im Alter von 4 Jahren - mit einem aufgespannten Regenschirm von der Balkonbrüstung springen wollte und mich meine Mutter nur aufgrund des beherzten Aufschreis unserer Nachbarin in letzter Sekunde davon abhalten konnte.
Danach gab es striktes Astrid Lindgren-Verbot.
…ach so, dann darf man natürlich den Michel aus Lönneberga nicht vergessen.
Astrid Lindgren hatte schon damals ein Herz für AD(H)Sler.
und noch viel maßgeblicher: das für Kreativität, Freigeistigkeit, ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, spontane Hilfsbereitschaft und Wärme stehende Phantasy-Universum, dass J.K. Rowling mit Harry Potter geschaffen hat… sagt Dumbledore zu Harry Potter in „Harry Potter and the Half-Blood-Prince“ als sie zu zweit den durch Magie verborgenen Eingang zur Grotte mit dem 2. Horcrux suchen: „Once you can feel magic, Harry.“ …once you can feel ADHD…
Harry Potter und ADHS , das ist kein Zufall… allein schon wenn man die Entstehungsgeschichte der Harry-Potter-Romane betrachtet: <LINK_TEXT text=„http://www.tagesspiegel.de/wissen/psych … 20226.html“>http://www.tagesspiegel.de/wissen/psychologie-wir-tagtraeumer/7220226.html</LINK_TEXT> …
Joanne K. Rowling ist von der Persönlichkeit und auch vom Wesen ihrer Bücher ein ziemlich klarer Fall von ADHS und in der Riege der berühmten Kinder- und Jugendbuch-Autoren dürfte sie damit wahrscheinlich längst nicht allein sein: Michael Ende, Ottfried Preußler, Astrid Lindgren etc. und viele andere mehr.
„Scheitern ist kein Spaß. Es kann schrecklich sein. Aber so schreckhaft und vorsichtig zu leben, dass man niemals Fehler macht ist schrecklicher.“ J. K. Rowling
Kinder- und Jugendbücher, Comics und Slapstickfilme wären ohne ADHS-Typen größtenteils unvorstellbar. Diese Genres brauchen uns.
Gaston, Gregs Tagebuch, Monsieur Hulot, Mr. Bean, Der Blonde mit dem schwarzen Schuh, Die fabelhafte Welt der Amelie, Rico und Oskar, Nina und Paul, man könnte endlos weiter Beispiele finden.
Tony Attwood sagt in seinem Buch „Ein ganzes Leben mit Asperger“, dass in Großbritannien Exzentriker gesellschaftlich akzeptiert sind und sogar bewundert werden… das habe ich schon vor drei, vier Jahren gelesen und es ist mir tagtäglich im Kopf… ich hatte schon immer Freunde, die irgendwie „anders“ waren oder irgendwie „einen Schuss“ hatten, auch als Kind, und damals war mir das in der Grundschule schon ganz bewusst, ich erinnere mich noch gut an mehrere „besondere“ Freunde… und als ich das erste Mal in England war, fand ich es absolut cool, dieses teilweise echt Schrullige…
@Nono
Ja, das kann ich nur bestätigen. Man sieht uns spürt es überall…das Aussergewöhnliche und Unangepasste, modisch wie geistig.
Man denke nur an Monty Python…einfach genial schräger und pöser Humor!
RIP Wolfgang Herrndorf… beim Gedanke an „Tschick“ bekomm ich Bock, mal wieder loszufahren (war über Weihnachtsferien 3300 km durch Frankreich gefahren)… und zwar Richtung Walachei… und dann von da noch weiter bis Athen… wer sich ständig nur über die Unzulänglichkeit des eigenen Lebens beklagt, der vergisst angesichts dessen Endlichkeit zu leben… la vie est belle, raus aus den eigenen 4 Wänden und hinaus in die Welt!
Plus: angesichts der unermüdlichen Masse an Phantasy-Literatur, die er erschaffen hat: Wolfgang Hohlbein , ich glaube, so viele Romane zu schreiben, ohne ADHS schafft man das gar nicht…