(Prokrastinierend) der Prokrastination auf der Spur

Dr. Krasti hielt den Thread schon beim gestrigen „Amen“ für auserzählt und vom kollektiven Foren-Geist erlöst.

Der Ast hier freut sich über und auf viele Verästelungen. Für mich sind zB „Konzentrationshilfen/Strukturierung bei Prokrastination“ auch ein neues Thema.

Wir lesen uns in anderen Ästen weiter, oder?

Solange wir uns hier nicht verzetteln? :rofl:


Ich denke, in meinem Fall ist der springende Punkt der, dass es bei mir keine kognitive Beeinflussung sondern tiefsitzende Überzeugung ist. Das ist bei mir tief verankertes Wissen, das sich aus Erfahrungswerten speist. Hätte ich das nicht, gäbe es mich schon lange nicht mehr.

PS: Um auf deine Frage zu kommen, es erleichtert mich immer ungemein.

Ausgerechnet wir? :wink:

gäbe es mich schon lange nicht mehr.

Uff… Danke, dass Du das so schreibst. Das berührt mich sehr, aus eigenem Erleben wie auch mit Blick auf jemanden, den es deshalb nicht mehr gibt.

Auch das Gefühl hat zwei Pole bei mir. Die gute Seite ist eine große Ernsthaftigkeit. Ein neurotypisches, „im öffentlichen Straßenverkehr einfach mitschwimmendes“ Leben erscheint oft nicht in Reichweite. Als Kehrseite dessen ist man als Betroffener eben auch vor dem Totenbett gezwungen, sich ein paar tiefe Gedanken zu machen.

In jedem Fall: Schön, dass es Dich noch gibt!!

@Elementary
Was du über Therapie bei ADHS schreibst, ist genau das, was ich auch darüber denke.

@all:

Alter Hut, aber in diesem Zusammenhang vielleicht nochmal erwähnenswert: Zeit sichtbar machen, z.B. durch einen bunten Tagesplan, in dem auch schön prokrastinationsvorbeugend Arbeits- und Freizeit sauber voneinander getrennt werden.

Ein Gedanke, der mir gestern noch kam: Was haltet ihr von Arbeits-, Freizeit- und Schlafklamotten zur Deutlichmachung, was gerade angesagt ist, bzw. von einer strikten Trennung der entsprechenden Bereiche? Blödsinn oder ggf. doch hilfreich?

@Addy_Haller
Mit derselben Herangehensweise sehe ich übrigens auch bei der Selbst- und Emotionsregulation Verbesserungsmöglichkeiten, ggf. immer auf dem Boden der neurobiologischen Besonderheiten.

Über die Klopftechniken/PEP hatten wir im Forum schonmal geschrieben.

Auch die Acceptance- and Commitment-Therapy scheint mir viel von dem zu kombinieren, was hier viele hilfreich finden:
<LINK_TEXT text=„Akzeptanz – Wikipedia … nttherapie“>Akzeptanz- und Commitmenttherapie – Wikipedia</LINK_TEXT>

„Bei den Problemen, die den Patienten belasten, wird zwischen „sauberem“ und „schmutzigem Leid“ unterschieden. „Schmutziges Leid“ entsteht durch den Versuch, mit Hilfe verschiedener Strategien (Rückzug, Flucht, Betäubung, Argumentieren, übertriebenes Sicherheitsverhalten, spannungsreduzierende Rituale etc.) unangenehme innere Erlebnisse zu vermeiden („experiential avoidance“). Die angewandten Strategien haben nicht nur den Nachteil, dass sie nicht oder nur zeitlich begrenzt funktionieren, sondern auch mit erheblichen negativen Konsequenzen für die Lebensführung des Patienten verbunden sind.“

Zu diesem „schmutzigen Leid“ zählt dann m.E. auch oft Prokrastination.

Zu sich selbst in eine Wahrnehmung und Ehrlichkeit zu kommen (m.E. als Folge der Selbstakzeptanz am aussichtsreichsten), was gerade echte Erschöpfung ist und was Vermeidungsverhalten, ist schon viel gewonnen.


Habe ich auch schon mal drüber nachgedacht, also ist visuell und strukturell ne gute Idee
Bei mir hapert es dann aber bestimmt an den Schlafklamotten , da rauszukommen :lol:
Arbeitsklamotten nach der Arbeit ausziehen , dann fühlt es sich zu sehr nach Freizeit an :wink:

Nein aber ich finde die Idee überhaupt nicht blödsinnig, sehe eher das Problem an das wechseln zu denken :wink: und Prokrastinieren kann ich auch im Engelsgewand oder einer Ritterrüstung :roll: :wink:

Hab fürs Studium auch mal gedacht satt Gammelklamotten am Schreibtisch mich ganz besonders wichtig und ordentlich anzuziehen, so mit weißer Bluse und so .

Visuelle Darstellungen helfen mir sehr, dass doofe ist, dass es irgendwann vergraut und ich dann wieder was neues überlegen muss.


Definitv sehr hilfreich !!!
Es hat mir bei einer prüfungsrelevanten PowerPointPräsentation wirklich geholfen ruhig die Sache anzugehen, so dass ich schon von mir selbst verwirrt war :lol: Es hat wirklich das hemmenden Gedankengerüst mental und körperlich auf ein normales Aufregungslevel gebracht.


Deswegen ist es ja so wichtig ggf. traumatische Dinge in einer Traumatherapie zu bearbeiten. Zum einem lösen sich Dinge auf , so das weniger „destrukitive“ Lösungstrategien bis hin zu gar nicht mehr notwendig sind und man erkennt wo man sich mit „destruktiven“ Lösungsstrategien hemmt und verrennt.

Da sind wir dann wieder beim Thema ADHS und Therapie, denn auch hier hilft es ja auf die Kompensationsstrategien zu schauen , die einem ggf. zu viel Energie rauben oder eine unbewusste „Stimulanz“ sind.

ach ich dachte, ich mache auch mal eben LINK, LINK

<LINK_TEXT text=„Selbstmanagement-Therapien? - Blog ADHS-Spektrum … mment-5378“>Selbstmanagement-Therapien? - Blog ADHS-Spektrum</LINK_TEXT>

aber bin mir gerade unsicher ob ich den Link nicht hier aus dem Form habe, TAB war halt noch geöffnet :lol:
nicht das ihr denkt ich sei eine linke Bazille :lol: :lol:

Vielen Dank. Nervt das übrigens mit den Links - weil ablenkend - oder stört den Lesesfluss?

Ich bin ja - mag an der politischen Orientierung liegen - auch eher verlinkungsstark. Aber könnte mir auch vorstellen, dass das überflutet.

PS: Weiß jemand aus dem ADHSspektrum-Kontext oder ggf. anderen Publikationen, was Neuhaus hier meint mit „das Hirn und die andere Funktionssteuerung“ ? Da stehe ich etwas auf dem Schlauch.

Nö, völlig ok mit Links. :slight_smile:

Das wurde Neurotypischen ganz genau so auch für die Strukturierung des Corona-Home-Alltags empfohlen.

Morgens so aufstehen, als ob man ins Büro / zur Arbeit ginge, jobmässig kleiden, vielleicht sogar wirklich aus dem Haus & 1 x um den Block, dann arbeiten. Pausen machen wie gewohnt und nach dem Jobende raus aus dem Jackett und rein in die Jogginghose (oder wasauchimmer).

Das hilft auch leidlich (sofern man nicht noch Kids zuhause bespassen soll.)

Sinnvoll ? Ganz einfach: für jeden, dem es hilft, ist das gut.

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Noch mal ein Gedanke zum „jetzt-immer-Land“

Bzw. das Ohnmachtsgefühl gegenüber einer ToDo Liste

Während der neurotypische eben die wichtigsten Sachen herausfiltern und in Zeitfenster erfassen kann

Kann bei uns ja jedes Wort Wiederum eine Assoziationskette auslösen.

Für den neurotypsichen
Spülmaschine = Spülamschine ausräumen und er tut es

Bei uns kann es bedeuten

Spülmaschine = Erinnerung an der gestrigen lustigen Prokratination, an das Pinke Spüllam , diverse Vorschläge wie man Das nun am besten hinbekommt, Der Vergleich mit einer Lohnsteure, Erinnerung an all die Ein- und Ausräumkämpfe seit es Spülmaschinen gibt, Traurigkeit das einem sowas normales so schwer fällt, vielleicht später noch mal Googeln ob nicht jemand doch ne Lösung gefunden hat, nachdenken ob die Medikation stimmt, Erinnerung wie schwer es fällt,

wenn also z.B. bei 5 Todos jedesmal eine Assoziationskette folgt und zum Teil unbewusst ist dies Ja wie die Reizüberflutung an einem Großstadtbahnhof oder ?

Ja, @Nelumba_Nucifera.

Dieses Verzweigen bleibt für mich auch die größte Herausforderung. Hatten wir hier mal visualisiert (immerhin nur ein „interner“ Link) mit einer Skizze von Lachenmeier:

<URL url="Zerrissenheit - #3 von Elementary text=„viewtopic.php?f=11&t=54&p=887&hilit=Besen#p887“>Zerrissenheit - #3 von Elementary

Man kann ja an beiden Polen ansetzen: Weniger eingehende Reize durch Minimalismus, Rückzug, Abstinenz, Scheuklappen, Arbeiten im 1-Mann-Zelt in der Wohnung… oder lernen durch irgendwelche Krücken, die Verzweigungen zu reduzieren. Und Option 3 gibt es ja auch noch: durch Werte oder Interessen das Ziel so unwiderstehlich zu machen, dass kommen kann, was will.

Vor allem spannend, wie es vielleicht irgendwann mal gelingt, diese entstehenden Verzweigungen konstruktiv zu sehen im Sinne von Reizoffenheit. Und dann eben selektiv filtern , was vielleicht sogar mehr wert ist als automatisch.

Mir sind zu diesem Thread noch zwei Gedanken gekommen:

  1. Das „Jetzt-ist-immer“-Gefühl habe nur bei diffusen Gefühlen. Bei echter Trauer habe ich das nicht.
    Beispiel: Mein Vater verstarb letztes Jahr. Ich habe ihn die letzten Wochen begleitet und das Abschiednehmen war traurig. Aber da war nie das „jetzt-ist-immer“-Gefühl. Wir haben geweint und gelacht und der Tod eines nahen Angehörigen war nicht so schlimm wie manch ein weniger wichtiger Scheiß. Z.B. ein Anwaltsbrief. Klingt doof - versteht Ihr das? Vielleicht liegt es auch daran, dass manches der Lauf der Dinge ist und dass manche Probleme von Menschen gemacht sind und unnötig. Kennt Ihr den Unterschied?

  2. Das mit den Klamotten mache ich schon immer so. Ich ziehe mich fast immer um, wenn ich nach Hause komme. Oft gehe ich dann zum Sport. Ich kenne das auch von meiner Ursprungsfamilie. Sonntags hat man sich festlich gekleidet und in Arbeitskleidung ist man nicht einkaufen gegangen etc.
    Ich habe aber manchmal Phasen, in denen ich mich nicht umziehe. Ich gehe natürlich nie in Schlafkleidern arbeiten. Aber an schrägen Tagen kann es schon mal passieren, dass ich in nicht angemessenen Kleidern schlafen gehe - um es mal neutral auszudrücken.

…ich habe heute wieder rückwirkend meinen Tagesplan und die Todo Liste in meinen BuJo-Kalender eingetragen.

Fühlt sich so rum echt gut an, also wie ein Tag den ich nicht mehr Planen muß, weil er ja schon durchgeplant bzw. gut gemacht im Kalender steht. :smiley:
Also als ob ich richtig gut planen kann und mich auch noch dran gehalten habe :lol: :lol:
und wieder alle Punkte meiner „ToDo“ Liste abgehakt :lol:

Ich habe auch die Zeiten getrackt als ich hier im Forum war und es fühlte sich schlimmer an als es war.

und meine Lasagnen Platte haltbar bis 2017 :o :shock: ein Dauergast in meiner „Man Könnte Ja Mal“ :roll: Liste fühlen sich in meinem Magen endlich wohl :lol:

[b][size=150]SO, IHR LIEBEN MIR SO UNBEKANNTEN UND DOCH IRGENDWIE VERTRAUTEN SEELN

SCHLAFT ALLE GUUUT UND HABT SEELENSANFTE TÄUME :slight_smile: [/size][/b]

Herzlichen Dank für deine lieben Worte.
Während meines Laufs durch die Weinberge habe ich nochmal darüber nachgedacht, was mir diese Sicherheit gibt, dass der Tunnel irgendwann zu Ende sein und ich wieder ins Licht treten werde.
Und es ist meine Intuition, auf die ich mich immer verlassen kann. Ich denke daher, wichtiger als eine Verhaltenstherapie wäre zunächst einmal zu lernen, die eigene Intuition wahrzunehmen, zu schärfen und auf sie zu vertrauen. Denn nur wer sich selbst vertrauen kann, wird Selbstsicherheit und die durch nichts zu erschütternde Zuversicht aufbauen können.
Wenn dieses Gefühl der Zuversicht zu einer Selbstverständlichkeit wird, die von innen heraus geschieht, so hat das Gefühl des „Jetzt ist (wie) immer“ irgendwann keine Chance mehr. Mit reiner Kognition wird man diesem Gefühl meiner Ansicht nie begegnen können. Besser ist daran zu arbeiten, dass es gar nicht erst aufkommt.

Guter Gedanke.
Ich hatte ja lange Jahre ein ziemlich beschwerdefreies Leben. (Auffallend waren Pubertät und dann ab 40 wieder)
Hubbelig war ich immer, impulsiv auch, aber nicht so aggressiv impulsiv.
Aber das Gefühl kam bei mir erst die letzten Jahre. Das kannte ich vorher gar nicht.
Ich war früher sehr zuversichtlich und voller Urvertrauen und habe gar nicht verstanden, wo dieses Gefühlwirrwarr plötzlich herkam.

Bei mir war es zunächst meine Erfahrung, dass ich irgendwie immer Glück im Unglück habe. Dieser eigentlich profane Spruch „Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ hat sich bei mir immer bewahrheitet und irgendwann habe ich mehr und mehr gelernt, auf meine Intuition zu hören.
Zum Test habe ich mich dann zweimal gegen sie entschieden und bin ziemlich auf die Nase gefallen. Seither treffe ich meine Entscheidung ausschließlich aufgrund meiner Intuition und bin immer sehr gut damit gefahren.
Und wenn sich dann irgendwann dieses Gefühl einstellt, dass es immer irgendwie weiter geht, geht man mit Krisen - egal welcher Art - auch ganz anders um.

Guter Punkt.

Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass ich meiner Intuition trauen sollte. Das ist mir leider immer mehr verloren gegangen.