Hallo,
heute brauche ich mal einen Rat von den ADHSlern, ASSlern und Hochbegabten mit Therapieerfahrung.
Meine Tochter (14) geht seit ein paar Monaten zu einer Verhaltenstherapeutin. Grund: Schulangst, mangelnde Stressregulation, zu hoher Anspruch an sich selbst.
Die Therapie gestaltete sich schwierig, weil die Therapeutin meine Tochter nicht verstand. Sie hat auch generell wenig Wissen zu ADHS und ASS. Sie ist aber um Welten besser als die Leute in der Tagesklinik, weil sie Interesse zeigt.
Im Verlauf der Therapie stellte sich heraus, dass die Tochter mit mir gut harmoniert und wir als Team besser funktionieren, was die Therapiesitzungen überhaupt erst ermöglichte. Sie ist offener, wenn ich dabei bin und braucht mich gelegentlich als „Übersetzer“.
Die ersten Therapiesitzungen waren eher mäh. Viel rund um Familie und so gefragt, die Therapeutin stocherte im Dunkeln und verstand uns als Familie und die Tochter generell nicht. Wir haben im Grunde das ADHS-Gehirn erklärt und die Therapeutin betrachtete das als Durchbruch in der Therapie. Die Tochter wollte die Therapie noch irgendwie fertig machen, aber nicht verlängern. Techniken zur Entspannung lernen vielleicht noch. Hat nicht so gut geklappt, war nicht das Wahre für sie.
Dann ein Fortschritt. Die Tochter wurde in den letzten 3 Sitzungen ehrlich und gerade heraus und hat gestern gesagt, dass ihr die Therapie eigentlich nichts bringt. Sie wollte wissen, was Therapie eigentlich ist und was genau der Fachbereich der Therapeutin ist. Sie wollte wissen, ob ihr die Therapeutin überhaupt helfen könne, all ihre komplexen Gedanken zu ordnen. Sie hat einen Einblick in ihre Gedankenwelt gegeben und eine kleine Skizze zu verschiedenen möglichen Zukunft-Ichs gemalt, wobei ihr Gehirn da eigentlich Millionen von Möglichkeiten sah, und die Therapeutin fand das bisschen Gekritzel schon beeindruckend und ließ sie ratlos zurück.
Die Therapeutin war auch ehrlich und meinte, dass sie wohl nicht helfen kann. Es gibt bei meiner Tochter kein eindeutiges, isoliertes Problem wie Angst vor Spinnen oder so. Es ist alles wahnsinnig komplex und verzweigt und vielschichtig. AuDHS mit angrenzender HB eben. Die Therapeutin bot an, die Therapie zu beenden, wenn die Tochter es will.
Nun sind noch 6 Einheiten übrig. Eine Alternative haben wir hier nicht gefunden. Ich wüsste ehrlich gesagt auch gar nicht, wonach ich genau suchen soll. Ich war froh, überhaupt eine Therapeutin gefunden zu haben.
Sie hat ja durchaus Probleme und will die auch gelöst bekommen. Ist nicht so, dass sie keine Hilfe will. Sie weiß nur auch nicht, was sie braucht. Sonst hätte sie das selber schon gemacht. Ich hatte Mensa im Sinn, um Gleichgesinnte zu finden, aber die Tochter zweifelt an sich und meint, sie passe nicht in dieses Umfeld.
Was passiert, wenn die Tochter die Therapie abbricht? Sperre für 2 Jahre?
Was kann einem Kind wie meiner Tochter überhaupt helfen? Braucht sie ein Gegenüber, was ihr Hirn versteht, vielleicht sogar selbst Neurodivers oder gar höher begabt ist?
Doch lieber keine Therapie und einfach mal zum Yoga gehen? (Sarkasmus)
So weitermachen wie bisher? Verausgaben bis zum Burnout, Selbstzweifel, 2 Wochen zu Hause krank geschrieben sein, dann wieder von vorne? Das kanns ja auch nicht sein.
Dass sie sich ständig anders fühlt ist klar. Sie ist ja auch anders. Das weiß sie inzwischen und kann das ganz gut annehmen. Sie weiß genau, dass ihr jetziger Weg problematisch ist. Ständig psychosomatische Probleme haben, weil die Psyche durch dreht ist Mist. Entspannungstechniken sind aber nicht ihr Weg. Sie weiß vieles, hat viele Mechanismen verstanden. Und trotzdem kann sie für sich keine Lösung finden.
Da braucht man doch jemanden an seiner Seite, oder? Oder nicht? Wenn ja, wen? Oder was? hier Sesamstraße-Lied einfügen
Ach so, für alle, die mein Tagebuch nicht lesen: Die Tochter hat die Diagnosen erst seit diesem bzw. letztem Jahr, Psychoedukation lief prima. Elvanse nimmt sie und es hilft ihr, weniger müde und dadurch konzentrierter zu sein.