Reaktionen des Umfelds auf die Diagnose

@AbrissBirne Ich denke dass wir das meiste Verständnis eher von Menschen bekommen die ähnliche Probleme haben wie wir selbst und die dadurch auch wirklich VERSTEHEN können wie es uns manchmal geht und was es für uns bedeutet.
Klar, jeder ist noch irgendwo verschieden aber es ist doch hochgradig faszinierend wie ähnlich wir uns irgendwie sind.

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Leider muss ich aus meiner Erfahrung da widersprechen.
Die meisten Vorwürfe und das meiste Unverständnis habe ich von Menschen erfahren, die selbst eher unaufmerksam, depressiv, chaotisch oder verpeilt sind (also mir ähnlich, ohne Diagnose).

Das ist dann vielleicht Projektion, es heisst ja, man sieht bei anderen meist genau die Fehler am deutlichsten, die man an sich selbst - oft unbewusst- nicht leiden kann.

Ich habe mal mit einer guten Bekannten ein Gespräch geführt zum Thema psychische Auffälligkeiten, sie ist ja selbst nach einer schweren Verletzung betroffen und gebärdet sich oft recht seltsam, was sie für mich aber genau deswegen sympathisch macht. Und genau diese Person, die PTBS und Depressionen aus eigener Erfahrung kennt, sagte im Laufe des Gesprächs aus, dass es ADHS gar nicht gibt und man sich nur zusammenreissen müsste, wie bei Depressionen auch.

Mir ist so eine Unreflektiertheit völlig unverständlich und macht mich betroffen bis fassungslos.
Aber leider sind mir einige solche Leute im Leben begegnet, selbst Betroffene, die anderen ihre Befindlichkeiten absprechen.

Was soll man da noch machen, ausser bloss seine eigene Klappe zu halten und ganz genau aufzupassen, wem man etwas erzählt und vor wem man sich verletzlich zeigt? :zipper_mouth_face: :dizzy_face:

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Also ich habe es persönlich so oft erlebt und auch satt, dass Leute, die selber null betroffen sind, beurteilen, was das ist und sein soll,
Zum Beispiel: Jeder will sich mal bewegen, da steigerst Du Dich rein, nimm es nicht ernst,
Du tust bloß so, um nicht arbeiten zu müssen etc
Am ärgerlichsten finde ich es bei Ärzten und Psychologen, die sich immer super kompetent und überheblich zeigten.
Was ich mache: Mund halten und nichts sagen.

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So bei meinem Vater.
Er ist übertrieben Ordnungsliebend, schon zwanghaft.
Und er erkennt und bekämpft sein ADXS beim Sohnemann, ohne wirklich Hilfe angeboten zu haben.
Seine Scham projeziert er auf mich, ich bin ihm peinlich.
Sein Schwiegersohn, NT, ist ihm lieber.
All das sagt er nicht, aber ich spürte spüre es trotzdem.
Ihr versteht bestimmt was ich meine.
Hinzu kommt noch meine (Autistische?) andersartige Denkweise.
Ich habe früh gelernt, dass mir meine Interpretation der Welt als fremd und quatsch abgetan und nicht ernst genommen wurde.

Rede ich bei meiner Betreuerin von ADXS, Depressionen und Angst, Erschöpfung, wird das mit „ich bin manchmal auch so!“ abgetan.
Ja, vielleicht. Aber Dimensional bestimmt nicht so extrem!

Aber das kennen wir ja.
Wohl doch am besten Klappe halten.

Für die Welt da draussen ist es egal ob wir ADXS haben oder wie immer das Label lautet, wir bleiben für sie immer die Underarchiever. Dumm, Faul und Unzuverlässig.
Das tut ziemlich weh.

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Ich habe meine Diagnose auf Adhs seit einem Jahr!
Meine Freundinnen haben alle mehr als verständnissvoll reagiert .
Allerdings habe ich auch nur wenige gute !
Mein Vater und mein Bruder auch.
Da ich in ländlicher Umgebung wohne und einen Beruf habe in dem Adhs nicht zu verzeihen ist habe ich es vielen guten Bekannten nicht erzählt!

Das schlimmste ist aber das mein Man mit meiner Diagnose so gar nicht klar kommt und verstärkt darauf achtet was ich alles falsch mache und vergesse!
Er sagt immer wenn ich mich mehr anstrengen würde und jeden Handgriff kontrollieren würde würde ich weniger Probleme haben.

Dazu kommt das er selber alle Termine vergessen würde noch vor einigen Jahren als es noch keine guten Handys gab die ihn an seine Termine erinnerten habe ich das getan!

Aber so einfach ist das eben nicht!

Mitte Mai startet eine Selbsthilfegruppe für Adhs und ich nehme Teil!
Endlich lerne ich auch mal Menschen mit dem gleichen Problem kennen, das gibt mir Hoffnung

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Manchmal sind Sätze wie „Ich bin manchmal auch so“ etc. gut gemeint und man soll das Gefühl haben, dass man nicht damit alleine ist, aber gut gemeint heißt auch nicht unbedingt, dass das bei den Betroffenen gut ankommt :smile:
Wenn ich sowas höre, dann fühle ich mich nicht ernst genommen und denke, dass ich einfach nur faul bin und man sich mehr anstrengen muss und schon ist es weg…

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@Danisahne dieses „ach so geht es mir auch manchmal“ oder auch „das ist doch völlig normal, du hast nix!“ Ist genau die Schiene mit der mir ein sehr guter Kumpel anfangs gekommen ist… Hat einige Zeit gedauert ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Verstehe schon dass da Zweifel seinerseits waren. Immerhin kennen wir uns jetzt seit über 20 Jahren. Dennoch… Cool ist anders.
Und ja, anfangs hat es mich auch sehr verunsichert!

Aber hey, man soll ja immer versuchen das Beste draus zu machen. Ich bin mittlerweile der Ansicht dass ich ohne ADXS in meinem Job vermutlich nicht so gut wäre :rofl::wink:

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@Ratte Schön dass du wieder da bist! :adxs_happy:

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Aus dem Grund habe ich auch immer Angst meine Diagnose zu offenbaren und bin jetzt damit eher zurückhaltend. Es kommt wahrscheinlich auch auf einen selbst an. Bist du z.B. jemand der schnell an sich zweifelt und unsicher ist, können dich die Zweifel der anderen umso mehr treffen und dann geht das Gedankenkarussell wieder von vorne los. Da kann ich echt ein Lied von singen :smiley:

Es gibt aber auch Menschen, die richtig offen dafür sind. Besuche gerade eine Fachoberschule mit Schwerpunkt Gestaltung und in meiner Klasse wissen viele, dass ich ADHS habe, weil ich da nicht die Einzige bin und da tauschen wir uns auch oft darüber aus, das ist auch toll :blush:

Generell wird dort mit psychischen Krankheiten sehr offen umgegangen. Das kannte ich aus meiner früheren Schulzeit gar nicht.

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Zurückhaltend sein und nichts über die Diagnose offenbaren verstehe ich total @Danisahne!

Ich nenne mal das Kind beim Namen: in der Arbeitswelt kommst du mit Adhx- Label selten weiter, auch wenn du gut bist, du bekommst einfach nicht die Chance es zu beweisen. Deshalb habe ich im Job auch nie etwas gesagt. Ich trage Verantwortung für Menschen und bin gut darin, allerdings bin ich sicher, dass ich den Job vor vielen jahren nicht bekommen hätte, wenn ich damals offiziell diagnostiziert gewesen wäre und hätte es bei der Einstellung angeben müssen. Hier bin ich froh, dass ich es nicht sagen musste und heute würde ich es nachträglich nicht mehr offenbaren. Die Vorurteile sind einfach da und nicht von der Hand zu weisen. Da braucht es noch viel Zeit bis Menschen in der Arbeitswelt toleranter werden, so meine Erfahrung

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Und darauf darfst du stolz sein! :blush:
Wir müssen auch niemanden etwas beweisen, außer uns. Nämlich, dass wir unser Leben so gestalten können, dass wir unser Potential und auch das für uns ausschöpfen können :four_leaf_clover:

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Bei meinem vorigen Job hatte ich die Diagnose gerade relativ neu, als ich ihn kriegte, und habe unter Anderem deshalb nichts gesagt - ich wusste ja selber noch nicht im Einzelnen, was das für mich bedeutet. Plus, ich wurde von mehreren Seiten gewarnt wegen der Vorurteile. Dazu die Reaktionen in meinem Umfeld - wenn meine Freunde schon teils nicht damit umgehen konnten, was sollte ich denn dann von Fremden erwarten?

Zwischendurch dachte ich, was wenn das jetzt jemand in dem Job erfährt und denkt, ich hätte da mit falschen Karten gespielt? Ich hätte wohl drauf verwiesen, dass das privat ist und ich ja aufgrund meiner Fähigkeiten und Referenzen eingestellt wurde, die ich alle mit ADHS gemacht hatte. Aber hätte das gezogen?

Bei meinem jetzigen Job habe ich auch nichts gesagt, halt weil’s privat ist und ich inzwischen weiß, dass man’s meiner Arbeit nicht anmerkt. (Außer wenn ich die Medikamente vergessen habe, dann merke zumindest ich es ganz deutlich.) Von meiner Linkshändigkeit habe ich ja auch nichts gesagt. Auch dass ich eine Brille brauche, haben sie eher von selber gemerkt als dass ich es extra erwähnt hätte.

Anders wär’s natürlich gewesen, wenn ich wüsste, dass ich bestimmte Arrangements zum Arbeiten brauche (Tisch am Fenster, Lärmschutz oder so). Dann hätte ich aber eher die thematisiert als den medizinischen Grund dafür.

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Man muss den Gesundheitszustand doch nicht angeben, wie kommt ihr darauf?

Ich denke, dass spielt bei einer Verbeamtung eine Rolle, Amtsarzt .

Evtl auch, wenn man sich auf eine Stelle für Menschen mit Behinderunhg bewirbt.
Aber sonst würde ich das nie angeben und bei Fragen einfach mit nein antworten.

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@Irrlicht Jein. Du hast im Prinzip recht. Aber: Du musst dem AG vor Vertragsabschluss mitteilen, wenn du Voraussetzungen mitbringst, die dazu führen, dass du den Anforderungen der Stelle nicht gerecht wirst. Je nach Tätigkeit und Ausmaß der Verantwortung kann das ein Problem sein bei ADHS.
Eine bestehende Schwangerschaft darfst du übrigens auch nicht verschweigen, wenn sie zu einem Beschäftigungsverbot führt (z.B. als Tierärztin/TA-Helferin oder Chemielaborantin, jeweils bei Einstellung in entsprechenden Tätigkeitsbereichen).

Ok, aber würde man sich dann darauf bewerben?
Es gibt ja im Anschluss eine 6monatige Probezeit und da würde es sich ja herauskristallisieren, ob es geht oder nicht.
Wenn nicht, kann der AG kündigen.

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Ich sag nur, wie’s ist. Natürlich überschätzen Leute sich selbst. Und andere machen’s alleine schon, weil sie keine Alternative sehen oder besser gesagt ihnen die Alternativen nicht gefallen. Es kann halt nach hinten losgehen, wenn es auffliegt, dass man etwas Relevantes verschwiegen hat, auch nach der Probezeit. Das Blöde ist, dass über die Relevanz dann ein Gericht entscheidet. Will heißen, man kann das schlecht kalkulieren.
Muss jeder selbst entscheiden. Aber wissen sollte man, dass das u.U. eben keine Privatsache ist.

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Nach meinen Suchergebnissen muss man Adhs beim Arbeitgeber nicht angeben.
Allerdings habe ich die Empfehlung gelesen, dass es zum Beispiel beim Vorstellungsgespräch von Vorteil sein kann wenn man sich genug Einarbeitungszeit wünscht, oder etwaige persönliche Probleme bei bestimmten Arbeitsprozessen schon vor der Anstellung offen und ehrlich anspricht.
Selbstverständlich steht es jedem einzelnen offen seine Adhs Diagnose anzugeben, diese Entscheidung kann schlussendlich nur jeder für sich alleine treffen.
Nur leider ist die Erfahrung vieler Betroffener diesbezüglich ehr schlecht, da Menschen mit psychischen Erkrankungen nach wie vor eine ablehnende Haltung entgegen gebracht wird, egal ob es sich dabei um Adhs oder andere psychische Leiden handelt.
Für mich persönlich liegt es auf der Hand, unabhängig davon ob ich die Adhs Diagnose angebe oder nicht, dass sich eine offene und ehrliche Kommunikation mit dem Arbeitgeber auf jeden Fall lohnt, je offener man nicht nur zu seinen Stärken, sondern auch zu seinen Schwächen steht, desto überzeugender und vertrauensvoller wirkt man.

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Ich kann das Verschweigenwollen absolut nachvollziehen, und das mit Offenheit und Ehrlichkeit sehe ich wie du und handhabe ich auch so, alleine schon, weil ich es anders nicht kann, aber es ist de facto durchaus nicht selten nachteilig.

Nein, es gibt natürlich keine Aufstellungen mit Diagnosen, die „man angeben muss“ oder „nicht angeben muss“. Das ist logisch, aber eben auch tückisch. Und sich als ADHSler, der nur mit Tablette „rund läuft“, als z.B. Fluglotse einstellen zu lassen, oder als Gesundheitspfleger mit der Aufgabe, Medikamente zuzuteilen, dürfte spätestens dann auch juristisch in Frage gestellt werden, wenn man einen Fehler mit fatalen Konsequenzen gemacht hat, und dann rauskommt, dass man ADHS hat, es wusste, und nicht darauf hin gewiesen hat. Auch ohne fatale Folgen kann ein AG dann, wenn er irgendwann Kenntnis von der Diagnose erhält, den Vertrag kündigen, weil ihm das Risiko, einen solchen AN zu beschäftigen, zu hoch ist. Man kann dann vor Gericht gehen, aber es ist eben, s.o., durchaus fraglich, ob man Recht bekommt.

Bevor man sich darüber empört, sollte man auch vielleicht mal in sich gehen und überlegen, ob man sich selbst oder sein Kind z.B. von einem Arzt, der sein morgendliches Ritalin zu nehmen vergessen hat, operieren lassen möchte. Oder ob man der radikalen Tumor-OP zustimmen möchte, die auf dem Schnellbefund der ADHS-habenden Histologin beruht, bei der leider zyklusbedingt die Elvansedosierung heute zu niedrig war :thinking:

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Weiß nicht ob das so gemeint ist, doch es klingt n bisschen so, als sollte man Ärzten (und anderen Berufen mit großer Verantwortung), die ADHS haben, nicht vertrauen?
Ich versteh die Folgen, aber es klingt leicht über einen Kamm geschert.

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@Quitte natürlich gebe ich Dir absolut Recht, besonders bei einem Job indem man hohe Verantwortung übertragen bekommt, oder man aufgrund seiner Ausbildung von vorneherein Verantwortung übernehmen muss.
Allerdings kann man ja nur eine Diagnose angeben wenn man eine hat.
Und trotz allem gibt es ja auch Adhs’ler die garnichts von ihrem Adhs wissen, erst spät in ihrem Leben davon erfahren haben, oder sogar nie, aber trotzdem schon lange in einem verantwortungsvollen Job gearbeitet haben, und sogar mit Erfolg.
Deshalb gibt es dafür eben auch keine allgemein gültig anwendbare Regel oder Richtlinie.
Es sind ja eben nicht alle Symptome bei allen gleich ausgeprägt, was deshalb nahe legt, dass nicht alle Adhs’ler automatisch nicht fähig dazu wären auch einen verantwortungsvollen Job auszuüben.
Aber ja, wenn man eine Diagnose hat und einen verantwortungsvollen Job ausübt, dann beginnt meine Verantwortung eigentlich bereits damit meine Diagnose offen anzugeben.

P.s. nach Deiner Theorie wären Adhs’ler ja dann auch nicht fähig als Steuerberater, Finanzberater, Verkaufsleiter was auch immer zu arbeiten, was bliebe dann eigentlich überhaupt noch übrig?.

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