Reaktionen des Umfelds auf die Diagnose

Also das empfinde ich als Diskriminierung.
Vor 20 Jahren war der Arbeitsmarkt auch noch ein anderer.

Aber es ist wohl so.
Der Arbeitgeber darf nach Krankheiten fragen, die hinsichtlich der Tätigkeit Einschränkungen mit sich bringen.
Und wenn ich jetzt einschätze, dass ADHS keine Einschränkung mit sich bringt, dann kann ich das doch verneinen…?

https://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-12/arbeitsrecht-krankheiten-kandidaten

Die Frage ist, ob man Medis nimmt. Damit bringt die Erkrankung ja offensichtlich Einschränkungen, sonst wäre die Medikation nicht notwendig. So verstehe ich es zumindest. Alle die Bluhochdruck haben und Tabletten nehmen, müssen es aktuell bei uns bei Neueinstellung (beim betriebsarzt) auch angeben. Natürlich ist man behandelt wiederum einem Gesunden gleichgestellt, aber der Arbeitgeber kann zumindest eine Risiko Einschätzung vornehmen. Ich bin ehrlich gesagt zwiegespalten, was das angeht, sehe aber auch die andere Seite. Der Arbeitgeber muss natürlich versuchen, langfristig wirtschaftlich zu kalkulieren und Personalkosten sind ein enormer Faktor in der Bilanz, vor allem wenn man bedenkt wieviele Menschen plötzlich erkranken und nicht arbeitsfähig sind. Die Vorsicht kann ich schon ein wenig nachvollziehen. Ich glaube es kommt aber auch auf das Unternehmen an. Ist sicherlich nicht zu verallgemeinern

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Also ich weiss nicht, was ist denn dann zum Beispiel mit all den Menschen die Narzissten, Psychophaten, Soziopathen und was weiss ich was sind und sehr oft in hohen Positionen zu finden sind, die aber meist weder eine Diagnose besitzen noch Medikamente nehmen und trotzdem im Chefsessel von Grossunternehmen, Politik, Banken usw. sitzen, sind diese Menschen nicht noch viel gefährlicher als ein Adhs’ler ohne Diagnose und Medikamente?.

Ich finde schon das man bei dieser Diskussion aufpassen muss wohin das ganze führt.
Wenn wir damit anfangen Adhs’ler grundsätzlich als irgendwie „gefährlich“ oder „potenziell gefährlich“ oder Quasi als „Berufsrisiko“ einzuschätzen, dann würde das im Extremfall ja automatisch zu der Annahme führen, dass „alle“ Adhs’ler im Prinzip generell arbeitsunfähig wären, und solchen Aussagen möchte ich mich nicht anschliessen.

Ich stimme absolut zu, dass ein Mensch der unter massiver Beeinträchtigung durch eine psychische Krankheit leidet, weder ein Flugzeug fliegen dürfte noch Operationen durchführen dürfte, noch im Bankwesen mit Geld von Kunden Geschäfte machen dürfte, oder was auch immer für Tätigkeiten ausführen dürfte in der er/sie sehr hohe Verantwortung trägt.

Doch Tatsache ist das da draussen in der grossen weiten Welt sehr viele Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen herumlaufen die weder eine Diagnose haben noch Medikamente nehmen, obwohl sie es wahrscheinlich brauchen könnten, die aber trotzdem viel Verantwortung tragen, oder sogar das Weltgeschehen lenken und beinflussen.

Und ausserdem ist zum Beispiel bei Adhs nicht jeder gleich stark von Adhs Symptomen betroffen, es gibt durchaus Nuancen von leicht bis schwer, man muss also dabei wirklich Unterschiede beachten, statt sich in Verallgemeinerung reinzusteigern.

Hallo,

das sind rein statistische Wahrscheinlichkeiten, die aber auch gut belegt sind. Natürlich machen ADHS-ler mehr Fehler, und natürlich senkt medikamentöse Behandlung dieses Risiko.

Bekannt dürfte uns allen auch sein, dass der allergrößte Teil der erwachsenen ADHS-ler gar nichts von seiner ADHS ahnt und daher logischerweise auch nicht behandelt wird. Und das sind nicht zwingend die leichteren Fälle.

Nun gerade diejenigen, die eine Diagnose haben, aber auch eine effektive Behandlung bekommen, im Berufsleben zu benachteiligen, ist insofern ziemlich ungerecht.

Wir werden nie erfahren, ob der Chirurg, der uns operiert, möglicherweise ADHS hat und möglicherweise sein Ritalin vergessen hat. Aber wie gesagt, wahrscheinlicher ist, von einem Chirurg operiert zu werden, der ADHS hat ohne es zu wissen.

Und es kann durchaus sein, dass beide Chirurgen während der Operation hochfokussiert sind, aber anschließend vergessen ihr Kind von der Kita abzuholen. Oder Riesenärger mit dem Finanzamt haben, weil sie ihre Steuererklärung nicht schaffen.

Aber es kann auch schief gehen.

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Wie bei wahrscheinlich letztendlich jeder Erkrankung spielt immer der Schweregrad, sei es durch körperliche oder psychische Beeinträchtigung eine grosse Rolle das steht ausser Frage.

Aber eben, wenn die Beeinträchtigung nicht so stark ist das jemand sich selbst oder andere dadurch in Gefahr bringt, dann ist man sowohl arbeitsfähig als auch fähig entsprechend seiner Ausbildung und Kompetenzen seinen Beruf auszuüben.

Ausserdem liegt es mir am Herzen, dass wir anderen Menschen die vielleicht gerade neu diagnostiziert sind oder sich gerade in Therapie und/oder Medikamenten Einstellungsphase befinden vielleicht ehr Mut zusprechen sollten, statt ihre Angst zu schüren das sie Aufgrund ihrer Adhs Diagnose von nun an vielleicht nicht mehr als arbeitsfähig eingestuft werden könnten.

Denn wer würde dann nicht lieber davor zurück schrecken sich überhaupt erst ärztliche Hilfe zu suchen wenn er/sie nachher um seinen Arbeitsplatz fürchten muss?.

Eine sehr beängstigende Vorstellung meiner Meinung nach.

Würde ich hier mitlesen ohne Diagnose aber mit dem Verdacht das ich Adhs haben könnte, dann würde ich ehrlich gesagt sofort davor zurück schrecken mir die Diagnose Adhs erstellen zu lassen.

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Da hast du recht.

Glücklicherweise trifft das in den allermeisten Fällen nicht zu.

Und falls doch - es gibt ja immer mal wieder die Anfragen von eventuell künftigen Beamten oder Feuerwehrleuten usw. - wäre es trotzdem ziemlich absurd, deswegen (!) eine medikamentöse Behandlung zu unterlassen.

Denn die Option wäre ja nicht, ADHS oder gesund. Sondern ADHS mit gegenwärtig spürbaren Beeinträchtigungen, ansonsten erwägt man das ja gar nicht, unbehandelt oder behandelt.

Und „freiwillig“ unbehandelt in einem fordernden Beruf ist nicht zu empfehlen.

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Und im Umkehrschluss bedeutet es auch, dass alle, die nicht ADHS oder Ähnliches haben, immer zuverlässig, vertrauenswürdig und kompetent sind.
(Guckt aus dem Fenster) Nee, sieht nicht so aus.

ADHS ist einfach kein Maßstab für die Berufseignung (in den allermeisten Fällen). Wie Du damit umgehst, kann allerdings Schlüsse über deine Eignung zulassen. Falsche (besonders bei den üblichen Vorurteilen) wie richtige.

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Isso!

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Ja, da hast du recht. Ich bin von mir ausgegangen, was allerdings falsch war und ist.

Ich kann da @Falschparker bei der Fokussierung nur zustimmen.
Erinnert mich an meine Zeit auf dem Schiff (Sollte von 2009 bis 2017 gewesen sein) als ich noch sehr lange ohne Diagnose war. Da war ich im Dienst auch extrem fokussiert, hab alles im Blick gehabt und quasi für 10 gearbeitet. Fehlerquote beinahe 0 und damit wesentlich niedriger als bei den Kollegen! Nach Dienstschluss war ich aber so platt dass ich kaum mehr in der Lage war noch ein tiefgründiges Gespräch zu führen, vor allem wenn der Tag stressig war und / oder es aus irgendeinem Grund Ärger / Streit in der Luft lag.

Was ich damit halt (vermutlich) sagen möchte ist irgendwie dass ADXS’ler in einem Job für den sie „brennen“ meiner Einschätzung nach eine bessere Leistung bringen können als ihre Kollegen. Stand jetzt würde ich mich da bei was auch immer eher einer / einem ADXS’ler anvertrauen der dafür „brennt“ was er / sie tut als jemand anderem eben weil für mich die Wahrscheinlichkeit für eine (sehr) gute Leistung höher liegt als bei jemand anderem.
Ohne da jetzt irgendwie diskriminieren zu wollen :wink:

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Ich denke das jeder hier wichtige und auch richtige Gedanken geäussert hat und auch die liebe @Quitte das Beispiel mit dem tragischen Flugzeug Unglück nur erwähnt hatte um ihren Standpunkt besser erklären zu wollen.
Also alles kein Problem liebe @Quitte denn Du hast ja selbst gemerkt das Dein Beispiel leicht missverstanden werden konnte obwohl Du es eigentlich anders gemeint hattest.

Wie auch immer, vergessen wir bei all dem einfach nicht, dass es natürlich immer einfacher ist nur das negative an Adhs zu sehen, nur das dass vielen Adhs’lern nicht unbedingt gut tut wenn sie immer nur das negative zu hören bekommen.
Auch wenn man natürlich nichts schönreden sollte oder die rosarote Brille aufsetzen, was natürlich auch nicht richtig oder ehrlich wäre.
Trotzdem, nicht alles an Adhs ist immer nur schlecht, zuviel negatives zieht einen nur noch mehr runter wenn man zum Beispiel gerade erfahren hat, oder vermutet, dass man Adhs hat.
Ich denke auch weiterhin das es wichtig ist uns gegenseitig zu ermutigen, Kraft zu spenden und gemeinsam nach Lösungen zu suchen um positiv nach vorne zu blicken, ob mit oder ohne Diagnose und Medikamenten.
:sun_with_face:

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Was ich jetzt nebenbei hier mal noch loswerden möchte, nachdem es hier im Thema so explizit angesprochen wurde das Adhs’ler ohne Medikamente angeblich nicht richtig funktionieren würden, ist keine Aussage mit Allgemein Gültigkeit.

Wie gesagt ist die Ausprägung von Adhs nicht bei jedem Menschen gleich stark, es gibt auch Adhs’ler die nur leichte Symptome haben, sowie auch nicht jeder Adhs’ler von allen Symptomen gleichzeitig betroffen ist.

Anscheinend gibt es also auch Adhs’ler bei denen eine Psychotherapie und/oder Coaching vollkommen ausreichend ist, die also auch ohne Medikamente gut zurecht kommen.

Zumindest kann man auch davon immer wieder lesen, dass es Menschen gibt die nur ein leicht ausgeprägtes Adhs haben, somit keinen Leidensdruck haben, was dann auch nicht zwingend die Einnahme von Medikamenten erfordert.

Nur um mal darauf hinzuweisen das Adhs nicht IMMER extrem stark ausgeprägt sein muss.
:sun_with_face:

Ich verstehe das schon das einige es mit der Angst zu tun bekommen das ich zum Beispiel mit einem Adhs Medikamente abgegeben habe!
Aber wie Abrissbirne schon schreibt, jeder Adhsler hat seine Stärken und Schwächen!
Und mein Adhs ist nur leicht ausgeprägt und hat sich auch iM LAUFE meines Lebens verändert.
Die meistens Probleme hatte ich in der Schulzeit und dann wieder seit den Wechseljahren!
Was vermutlich daran liegt das meine Stärken im logischen Denken und rechnen liegen!
Schlechte Noten und Probleme hatte ich vor allem in Deutsch und Englisch und die so massiv das ich diesen Fächern 80 % meiner Zeit beim lernen widmen mußte damit ich meinen Reakschulabschluß bekommen konnte.
Und ich konnte und kann immer noch nicht gut etwas auswendig lernen ich muß alles begreifen dann sitzt es auf ewig.

Als ich vor über 30 Jahren in meinen Beruf gestartet bin mußte man kaum Protokolle schreiben und ich habe vermutlich eine Lese Rechtschreibschwäche ich finde zumindest in meinen Protokollen keine Fehler allerdings habe ich damals noch keine Medikanente genomnen bevor ich meine Arbeitstellen verloren habe!

Allerdings hatte ich vor ca 6 monaten ein schrechliches Erlebniss!

Ich hatte eine Packung Elvanse 30 Tabletten in einer Apotheke vorbestellt.

Als ich das BtM dann abholen wollte gibt mir die Apothekerin die falsche Stärke !
Mir ist das sofort aufgefallen da ich jedes Rezept besonders BTM Rezepte genaustens kontroliere .
Sie hat sich entschuldigt aber ich war entsetzt!
Aber sie hatte bestimmt kein Adhs.

Es gibt bestimmt genug unfähige Menschen in versnteortingsvollen Berufen die trotzden schlimne Fehler machen, das habe ich sogar bei vielen Kollegen schon erlebt.

Es gibt immer 2 Seiten der Medaille.
Trotzdem kann ich die Sorge gut nachvollziehen.

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Super interessant.
Da kam mir gerade ein Gedanke. Fehler machen ist menschlich.
Kann es sein, dass wir ADHSler unsere Fehler überbewerten? Aufgrund unseres geringen Selbstbewusstseins? Fehler immer zugeben, wegen der Ehrlichkeit?
Vllt sind die Fehler gar nicht allein unser Problem, sondern evtl gereicht uns unser Umgang damit nur mehr zum Nachteil.

PS: ein sehr erfahrender Neurochirurg in meiner damaligen Klinik hat nach 30 Jahren Berufspraxis einen schwerwiegenden Fehler bei einer Operation gemacht, sein Patient war danach querschnittsgelähmt.
Fehler sind menschlich, auch wenn sie katastrophal sein können.

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@Irrlicht sowas ist natürlich wieder ein extremes Beispiel von einem Fehler, was aber wiederum aufzeigt das man eben leider nie weiss in wessen Hände man sich begibt, unabhängig davon ob diese Person jetzt Adhs mit oder ohne Diagnose und Medikamenten, oder sonst irgendeine psychischen Beeinträchtigung hat.

Im Grunde dürfte man dann aber vor lauter Angst was einem alles passieren kann, oder könnte, nicht mehr aus dem Haus, weil man ja beim überqueren der Strasse überfahren werden könnte, oder einem ein Dachziegel auf den Kopf fallen könnte.
Insofern muss man, ob man will oder nicht, immer mit einem gewissen Risiko leben und kann am Ende immer nur hoffen das schon alles gut geht. :wink:
Ich wünsche Dir ein sonniges, schönes Wochenende.

Sorry hatte zuerst versehentlich an @allmighty geschrieben statt an Dich, da sieht man mal wieder, Adhs halt. :joy:

Was dann immer vergessen wird ist, dass er zuvor jahrzehntelang erfolgreich und auf hohem Niveau praktiziert hat. Es gibt keine 100%ige Sicherheit im Leben oder bei Operationen.

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Jepp so isses @Irrlicht , so wahr. :+1::heart::sun_with_face:

Im gewissen sinne gebe ich Dir da recht!
Wenn ich ein Rezept zusamnengesucht habe hsbe ich immer mehrfach kontrolliert ob ich die richtige Stärke herausgebe!
Bei starken unsicherheiten habe ich sogar eine Kollegin gefragt ob sie noch einmal alles kontrollieren kann.
Das wurde bei mir häufig als unselbdtändiges Arbeiten gerügt!
BtM habe ich nur im 4 Augen Prinzip abgegeben selbst wenn es nicht verlangt wurde.
Meine größten Probleme habe ich damit richtige Texte zu schreiben und viel Arbeit ohne Fehler in kurzer Zeit zu erledigen!

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Ohja, das kenne ich.

Mir fällt noch was ein:

stellt Euch mal vor, die Menschen wüssten wirklich alle was ADHS ist und wie es sich zeigt. Und dass Erwachsene das auch haben können…
Dann könnten sie uns „entlarven“.
In der Unwissenheit der Menschen liegt auch ein gewisser Schutz.

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