Hallo Minzli, hallo DuTe,
wer bist eigentlich Du, DuTe? Ich habe Deinen Namen mal angeklickt und wollte Deine Profilvorstellung lesen, aber ich konnte nur Deine letzten Beiträge lesen. Vielleicht habe ich mich auch nur ungeschickt angestellt. Ich kenne mich mit Foren nicht so gut aus. Es liest sich so als könntest Du weiblich und auch schon etwas älter sein. Ich bin 59 Jahre alt, weiblich, gebürtig aus Hessen und bin vor 9 Jahren von NRW nach Ostfriesland gezogen.
Du hast geschrieben, dass Du auch eine Tagesklinik in Erwägung gezogen hast. Aus meiner Sicht wäre das höchstens ein zweiter Schritt.
Diejenigen, die ich in der Psychosomatischen Akutklinik Kassel-Bad Wilhemshöhe kennengelernt hatte, haben nach einiger Zeit auf vollstationär gewechselt, weil man sonst eine Art Außenseiter ist und sich nicht so intensive Kontakte mit Mitpatienten ergeben. Deshalb würde ich, wenn sich mir die Frage stellen würde, nur eine reine Tagesklinik besuchen, nie eine, die auch vollstationär anbietet.
Der Vorteil eines vollstationären Aufenthaltes ist auf jeden Fall, dass man einfach eine Art langsamen Reset erlebt - ohne, dass irgendetwas Besonderes vor Ort passiert. Es kann also auch sein, dass man sich von einer Klinik zwar viel mehr erhofft hat und man das Gefühl hat „Hier passiert ja gar nichts“ und in meinem Fall war eine zwar gute Klinik mit gesundem Essen, aber ohne ADHS Kompetenz und unter hauptsächlich Patienten mit Depression, Trauma und Angststörungen nicht so ganz das Richtige. Denn wenn ‚etwas los‘ ist blüht mein ADHS Gehirn auf und denkt „Super, hier sind ja alles Singles mit denen ich spielen kann“. Tatsächlich sind es aber größtenteils in Familien und ins Leben eingebundene Patienten, die viel Schlimmes im Leben erlebt haben und hier Ruhe suchen und sich eben nicht die ganze Zeit unterhalten wollen und möglichst viele verschiedene Anwendungen haben und viele aktive Unternehmungen machen möchten - und schon fühle ich mich wieder ausgegrenzt mit dem Gefühl ich bin für alle zuviel
Das war sogar ein Thema in der Gruppentherapie, dass ich das Gefühl habe, kaum jemand mag mich wirklich und sucht meine Freundschaft. Die Mitpatienten haben mir dann versichert, dass das so nicht sei, aber ich solle mich auch mit kürzeren Gesprächen und Kontakten zufrieden geben. Man könne soviel Aufmerksamkeit, gar nicht geben.
Minzli, DuTe, alle anderen Leserinnen und Leser: Erkennst Du Dich in mir wieder?
Mir wurde in der Klinik zwar auch eine Rezidivierende depressive Störung ggw. mittelgeradige Episode diagnostziert, aber seitdem ich das Stimmungsdiagramm in der Edupression DiGa führe und darüber auch schon viel über die unterschiedlichen Depressionsarten gelernt habe, weiß ich, dass es sich lt. der dortigen Definition nicht um eine klassische Major Depression handelt, sondern gefühlt um sehr starke Stimmungsschwankungen, die auch unter 50 mg Lisdexamfetamin nicht schwächer geworden sind (in der Klinik war ich noch unmedikamentiert). Wenn ich z. B. morgens depressiv aufwache, eine Art Panikanfall wegen einer für neurotypische Menschen Nichtigkeit bekomme, dann kann mir meine aktuelle Dosierung aber helfen, dass es mir am selben Tag wieder besser geht - besonders in Verbindung mit viel Bewegung und Sport draußen. Im Extremfall vergebe ich mir morgens für mein psychisches Befinden die Schulnote 6 (ich weine, schreie und will nicht mehr leben), spaziere am Nachmittag bei Sonnenschein 45 Minuten vom Parkplatz an den Strand, gehe dann 45 Minuten ‚Treppen‘ (über die Treppen am Deich hoch und runter, also Sport mit hoher Pulsfrequenz), unterhalte mich mit Urlaubern und genieße dann noch mal bei einem längeren Spaziergang mit Achtsamkeitsübungen (3. Person Frage-Übung: Wie geht es ‚Sportli‘ gerade? Wo ist sie? Was macht sie? Was sieht sie? Was hört sie? Was spürt sie? Was fühlt sie (psychisch)? Was spürt sie (physisch)?, Was richt sie? Was schmeckt sie? (Die Übung in der 3. Person wähle ich, wenn ich mich psychisch nicht gut fühle, sonst übe ich in der 1. Person).
Danach mache ich noch die Bodyscan Übung während ich langsam spaziere. Und dabei kann es dann sein, dass ich meiner Stimmung eine 1 vergebe, mich sogar ganz besonders glücklich fühle - zu einem Zeitpunkt an dem Lisdexamfetamin ja eigentlich kaum noch wirken soll. Ich habe sogar schon meinen Arzt und die Edupression DiGa-Kundenbetreung gefragt, ob ich dann an so einem Tag die erste Stufe einer Manie ankreuzen soll (Man kreuzt bei der DiGa jeden Tag eine von 5 Stufen einer Depression an und eine von 5 Stufen einer Manie), habe aber die Rückmeldung erhalten dass ‚Sich besonders glücklich und motiviert fühlen‘ noch kein Anzeichen einer Manie im eigentlichen Sinne von krankhaften Symptomen handelt wie sie bei einer bipolaren Störung vorkommen.
Ich weiß, dass ich jetzt abschweife, aber ich möchte noch kurz erzählen, dass ich neulich in meiner Verzweiflung kein medizinisches Fachpersonal mit ADHS Erfahrung erreichen zu können und einfach nicht super drängende Aufgaben zu erledigen, schon überlegt habe in die Mediclin Privatklinik Zentrum für psychische Gesundheit in Donauechingen zu gehen, die eine sehr gute Hoepage hat, auf der die typischen Symptome der diversen dort behandelten Erkrankungen auch detailliert aufgeführt sind, u. a. auch ADHS. Ich habe überlegt, ob das ein Anreiz für mein ADHS Gehirn (so beschreibe ich das Kind in mir, das nach vielen Enttäuschungen nur noch Sachen machen will, die Spaß machen oder interessant sind und schätzungsweise 70 % von mir ausmacht und die 30 % intelligente und selbstreflektierende Erwachsene fühlt sich wie eine überforderte Erziehungsberechtigte - Ich fühle mich oft wie ‚Pippi Langstrumpf‘ oder ‚Kevin allein Zuhaus‘ und kann den Film gar nicht anschauen, ohne in eine depressive Stimmung zu rutschen, weil ich mich so sehr wiedererkenne) sein könnte.
Ich hatte die Idee, wenn ich einen Deal mit meinem ADHS-Gehirn mache, dass ‚wir‘ in so eine teure Klinik gehen und damit quasi ein Jahr ‚Rente‘, also Erspartes (ich bin Freiberuflerin und werde keine Rente erhalten) ausgeben, wenn ich die Steuererklärungen der letzten drei Jahre erledige und diverse wichtige E-Mails fertig schreibe. Wegen dem ständigen Dauerstress lt. Garmin Venu 3 Fitnessuhr kann ich realistischerweise sowieso nicht davon ausgehen, besonders alt zu werden.
Als ich mit dem leitenden Oberarzt ein telefonisches Informationsgespräch hatte, meinte er bereits nach ca. 20 Minuten, dass er denke ich wohl eher bipolar sei und man mich neu diagnostizieren und medikamentös einstellen müsse. Darüber habe ich mich sehr aufgeregt und gefragt wie er so etwas denn einfach so sagen könne und dass das Hilfesuchende massiv verunsichern könne.
Nun habe ich eine gesicherte ADHS Diagnose von Frau Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz - Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie und Autorin u. a. von „Weibliche ADHS“ sowie eine Bestätigung von einem Psychiater und einer Allgemeinmedizinerin mit ADHS Kompetenz. Aber wieviele Hilfe Suchende haben das nicht!
Ich habe mich dann auch noch mal darüber informiert, dass es tatsächlich ADHS und Bipolarität als Komorbidität geben soll. Aber da ich bereits 59 Jahre alt bin wären bei einer bipolaren Erkrankung ja bereits einige manische und depressive Episoden (einzelne längere Intervalle) aufgetreten und das schnelle Wechseln von Stimmungen und das Über-Reagieren auf äußere Einflüsse ist kein bipolares Symptom.
Findet Ihr mich naiv, wenn ich mir Fachkompetenz von einem leitenden Oberarzt einer teuren Privatklinik erwarte, die lt. Homepage ADHS behandelt und man von Google auf diese Klinik hingewiesen wird, wenn man nach ADHS-Themen sucht und sehr gute Bewertungen auf „Klinikbewertungen.de“ findet (allerdings überwiegend von Patienten mit Depression)?
Der leitende Oberarzt kannte Frau Dr. Neuy-Lobkowicz noch nicht einmal, obwohl sie zahlreiche Fachvorträge hält. Er habe Kurse bei Frau Prof. Dr. Alexandra Philipsen belegt. „Anscheinend hat er da wohl nicht richtig zugehört“, war dazu der Kommentar meines Hausarztes.
Bezugstherapeuten mit ADHS Kompetenz habe man auch nicht, aber er habe schon ein paar Patienten mit ADHS in der Klinik behandelt…
Und das soll dann ausreichend sein um Patienten aufzunehmen, die sehr ausgeprägte ADHS Symptome zeigen???
Ich verzweifle an der Diskrepanz des bestehenden Wissens, das ich in Büchern, Podcasts, Internetbeiträgen etc. finde und dem praktischen Wissen von für mich mit sehr viel Mühe und Aufwand tatsächlich erreichbaren Psychiatern, Ärzten und Psychotherapeuten. Jemand hat hier im Forum geschrieben, dass er 30 km zu seinem Psychiater fahren müsse. Ich würde 300 km weit fahren, um mich von einem guten Psychiater mit psychotherapeutischer und ADHS Erfahrung behandeln zu lassen!
Kannst Du mich verstehen? Denkst Du ähnlich? Oder sind meine Erwartungen und Ansprüche zu hoch?
Denkst Du, dass ich in Deine Selbsthilfegruppe passen könnte oder seid Ihr wieder ganz anders? Ich kann mich auch ein bißchen zurückhalten und muss nicht gleich das Meeting sprengen 
Ich weiß, dass das hier alles viel ist, zuviel für neurotypische Menschen und evtl. auch für viele ADHSler und auch für mich! Ich schreibe sehr langsam und kontrolliere den Text mehrfach und schreibe hier jetzt bereits seit 3 (!) Stunden und habe dabei vergessen, mein Frühstück zu essen und zu trinken 
Sorry, Minzli und DuTe - fühlt Euch jetzt bitte nicht genötigt mir hier ausführlich zu antworten. Jede von Euch hat Ihre eigenen Probleme. Aber solltest Du Lust haben zu antworten, gerne - Kann auch irgendwann erst sein. Ich schaue hier auch nicht regelmäßig rein. Solltest Du lieber telefonieren, kann ich Dir auch meine Nummer als private Nachricht senden oder Du sendest mir hier Deine.
Einen schönen Klinikaufenthalt wünsche ich Dir, DuTe und berichte davon doch gerne hier im Forum. Wolltest Du nicht ursprünglich in die Schön Klinik Bad Bramstedt?
Einen schönen Tag!