Hi, ich würde hier gern etwas einwerfen, was bisher so nicht direkt benannt wurde: PDA.
PDA steht offiziell für Pathological Demand Avoidance. Menschen, die mit Menschen mit PDA-Profil arbeiten (Ergo etc.) und eine annehmende Herangehensweise verwenden, bezeichnen PDA als Persistent Drive for Autonomy. Hiermit wird deutlich erfasst, worum es Menschen mit diesem Verhaltensprofil geht bzw. was dahinter steckt. Die offizielle Bezeichnung (Demand Avoidance) verweist nur wieder unmissverständlich darauf, dass an der Person mit PDA-Profil etwas nicht stimmt und sie das mit Absicht macht.
PDA taucht (nach meiner bisherigen Leseliste) im Zusammenhang mit Autismus und AHDS auf. Ich habe eindeutig ein PDA-Profil, und es hat nichts (oder eben nicht ganz?) mit Angst vor Zurückweisung (Rejection Sensitivity) zu tun. Es gibt daran auch nichts zu erziehen oder zu gewöhnen. (Ich bin jetzt 40, wollen wir trotzdem noch warten bis sich das verwächst?) Zu wissen, dass es PDA ist, hilft aber evtl. schon, für sich selbst einen Umgang zu finden, wenn das eigene Kind betroffen ist. Ich wünsche euch, dass die Diagnostik zu klaren Ergebnissen kommt.
Ich bin gestern - zufällig, endlich! - auf deutschsprachiges Material gestoßen, weil ich bisher nur englischsprachiges Material vor der Nase hatte, welches in meinem Umfeld eher keine Aufmerksamkeit bekommt. Das deutet auch darauf hin, dass das Bewusstsein für PDA in den Fachbereichen (noch) nicht vorhanden ist.
Gerne würde ich hier viel konkreter und detaillierter drauf eingehen, aber ich kann gerade nicht so wie ich will. Hab vor ein paar Tagen angefangen Elvanse einzuschleichen und alles was hier im Forum dazu geschreieben wurde stimmt: die Eindosierung ist heftig! XD
Ich würde mich hier also evtl. nochmal einklinken, wenn ich das beser aufdröseln und auf Dinge verweisen kann. Jemand beschrieb hier schon, dass diese Belehrungen absolut nicht zielführend sind und dass auch erzieherisch nicht vorgegangen wurde/wird - für mich macht das sehr viel Sinn. Für die meisten anderen wohl nicht, dann kommen Sätze wie, „Sie wächst da raus“ und „Sie muss das lernen“. Nein, muss sie nicht, wenn sie das nicht kann. Ich kriege mit, wie Menschen das Mädchen ständig belehren wollen und hoffen, dass sie das irgendwann rafft und sich an „Die Regeln“ hält.
So funktioniert PDA aber nicht.
Ich habe erlebt, wie ein Elternteil bemüht ist, der Tochter (bisher nicht diagnostiziert; für mich aber eindeutig neurodivergent) Optionen für eigene Handlungsentscheidungen offen zu lassen, sodass sie keinen innerlichen Kontrollverlust erleidet. Es funktioniert wirklich gut.
und https://pda-anders-autistisch.info fassen die Symptomatik gut und umfassend zusammen.
@speechdude auf instagram erklärt, wie er mit neurodivergenten Kindern arbeitet (redet), die ein PDA-Profil haben. Er macht auch deutlich, dass es da nichts zu erziehen gibt, sondern der eigene Umgang mit diesen Menschen muss angepasst sein.
Es ist schwierig, wenn man von der Seite noch mehr Begriffe, noch mehr Diagnosen an den Kopf geknallt bekommt - I know. Wir sind aber derzeit an einem Punkt, an dem Betroffene sehr viel umfassender Stellung beziehen können als die Facheinrichtungen selbst. Erst recht, wenn wir es mit Mädchen im (ADHS/Autismus-) Spektrum zu tun haben. Ich wusste bis vor kurzem nichts über den Begriff, kenne mich selbst aber nicht ohne meinen Persistant Drive for Autonomy. Ich habe gelernt ihn zu unterdrücken und es allen (ALLEN) recht zu machen, keine Spuren meiner Anwesenheit zu hinterlassen, um nicht gemaßregelt oder ausgestoßen zu werden. Jedenfalls ist die Gesellschaft jetzt zufrieden, weil sie ihre Ruhe hat.
… oha. Ich hoffe wirklich, das ist jetzt irgendwie verständlich. Es war mir wichtig, PDA deutlich in den Fokus zu nehmen und zu benennen. Nur so kommen wir an die passenden Infos, das Material, das Wissen und die Erfahrungen.