Ressourcen, Trost, Erbauung

Ich habe gestern ein Buch zu „Frauen und ADHS“ von Ryffel-Rawak gelesen. Die Autorin hatte @Falschparker schon zu einem anderen, wohl ähnlich aufgebauten Buch schon mal erwähnt. Die Besonderheit der Darstellung liegt in kurzen Patientengeschichten verschiedener Altersgruppen und ihren typischen Problemstellungen. Die Wiedererkennungsrate war für mich … niederschmetternd. (Auch, weil dass das Buch schon von 2004 ist. Ich habe noch 2010 jemanden an Komorbiditäten verloren, dem ADS mit dem Wissen von heute in Schriftgröße 72 auf der Stirn stand.)

Darum soll es aber hier nicht oder nur als Hintergrund gehen: Ich wollte schon seit einer Weile immer mal einen Thread eröffnen und vorschlagen, in dem wir - vielleicht eher still und vorsichtig, aber dadurch um so belastbarer - Links, Ressourcen, Zitate und anderen „Mutmachungen“ sammeln.

Der Hintergrund: Wenn ich solche Bücher lese, die nicht in sich selbst schon eine kräftige „Es ist nicht alles schlecht“-Komponente tragen, lande ich schnell in so einem „Montagsauto“-Gefühl mit einem Hyperfokus auf „absolutes Mängelexemplar“. Und stille Mutmacher suche ich, weil ich gar nicht in das andere oft aufgedrehte „Hunter-Superpower“-Extrem kippen will, sondern einfach in eine risikobewusste Handlungsfähigkeit, damit man sich nicht gleich entsorgen will, sondern die Baustellen angeht, ohne dabei Energie zu verlieren an Im-Staub-Wälzen.

Ich mache mal diesen Anfang mit einer - vielleicht gar nicht so vorsichtigen -

Ressourcenliste von Winkler:
https://drive.google.com/file/d/0B2aF5nkz86bScTYzVG8tbFZiaTQ/view

Vielleicht kann es jemand gebrauchen oder hat dann und wann auch einen Beitrag…

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oh man ich hatte gut was geschrieben und nu ist es weg und nun kann ich dir nur noch schnell sagen. :o

Danke, finde ich gut und habe ich ausgedruckt :slight_smile:


Ich fand das Buch ziemlich gruselig, was aber nicht zwingend am ADHS liegt…

Was die Ressourcen betrifft - ist es nicht sinnvoll, nach eigenen Ressourcen zu suchen? Ich mag diese Verallgemeinerungen nicht, wir sind doch kein Stamm!
Deine Eigenschaften sind DEINE Eigenschaften. Dein ADHS prägt sich bei Dir auf eine bestimmte Weise aus, und das ist doch das, was interessant für DICH ist. Was findest Du an Dir liebenswert - unabhängig von ADHS? Was kannst Du gut, was würdest Du gerne gut können? Was macht Dir Freude?

In der Liste sind so viele Eigenschaften, die auf mich nicht zutreffen… ich bin nicht empathisch, nicht (mehr) multitaskingfähig (was ich auch für keine positive Eigenschaft halte) … warum sollte man sich diese Jacke anziehen? Das lenkt mich nur ab.

Auch wenn ich mich in vielem dieser Ressourcenliste wiederfinde, kann ich sie nicht ganz nachvollziehen. Denn es werden auch einige Eigenschaften genannt, von denen viele ADHSer sagen, dass Ihnen gerade diese Eigenschaften fehlen und sie auch gerade deshalb leiden.
Das sind vor allem:

Typ, den man gerne um sich hat
Da erzählen viele ADHSler aber genau das Gegenteil und auch in der Literatur wird immer wieder erwähnt, dass gerade ADHSler sozial isoliert sind, weil sie kaum jemand erträgt. Das war speziell in meiner Kindheit so, hat sich dann aber zum Glück sehr gebessert.

Nie gelangweilt
Das kann ich mir insbesondere bei ADHSlern mit ausgeprägter Hyperaktivität kaum vorstellen

Zielorientiert
Ähhm! Eigentlich verzetteln wir uns doch ständig oder kommen nicht recht aus den Puschen… :?:

Kann im Chaos Ordnung gestalten
:?: :?: :?: Sollte es nicht besser heißen: Kann in der Ordnung Chaos gestalten :smiley:

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Ich finde Winkler eigentlich gut, aber diese Liste ist doch sehr einseitig-positiv und pauschalierend. Eben schwarz-weiß, wie oft bei ADHS. Offenbar macht dieses typische Problem auch vor selbstbetroffenen Experten nicht halt, siehe auch Cordula Neuhaus.

Vielleicht sollte die Überschrift einfach „Mögliche Ressourcen“ lauten, dann verliert die Liste ihren scheinbaren Allgemeingültigkeitsspruch.

Dass ADHSler Ordnung ins Chaos bringen können, stimmt mMn übrigens - leider nicht ins eigene und nicht im
Alltag, sondern nur unter bestimmten Bedingungen, wenn es „brennt“ bzw. wenn es eine Herausforderung ist.

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Ja das sind alles Ressourcen, die wir in irgend einer Form mehr oder weniger haben.

Und wenn dies Fragen einer ADHS-Testung wären, dann hätte ich mal wieder hohe Punktzahl :wink: :lol:

Ich finde mich schon in vielen wieder und es tut auch noch mal gut es so positiv zu beleuchten. :slight_smile: Nur wenn ich weiterhin all diese Ressourcen erfüllen will geht es in den nächsten Burnout :wink:

Also so schön es ist all diese Ressourcen zu haben, kann aber genau ein Reiz gefühlt alles anfachen und dann stehe ich da wieder auf 1000er Modus und weiß nicht in welche Richtung ich gehen soll.
Dadurch, dass ich weiß das ich besser aufpassen muss um mich nicht zu verzetteln bin ich oft einfach eher „gelähmt“ aus Sorge das ich wieder zu viel mache.

Ein wenig erfüllt die Liste mich auch mit Wehmut , all das nicht mehr einfach wild ausleben zu können oder warum man mir nicht ehr meine Ressourcen benannte. Ein wenig macht es mich auch traurig, weil ebenso jede Ressource zugleich auch einen Nachteil mit sich bringen kann.

Benötigt wenig Schlaf, ja das war mal so. Besser ist nun aber geregelter Schlaf. Nur wenn ich mal zu wenig bekomme mach ich mir halt nicht so viel sorgen, denn Tag nicht zu schaffen. Ging ja oft genug.

Diese Liste bejahend zu genießen, kollidiert mit dem was man uns ständig vorhielt oder gar aberziehen wollte. Und doch sehe ich auch all die Dinge wo es positives bewirkt hat und es auch was schönes ist und auch hatte , so zu sein.

Doch in viel Punkten denke ich , Ressource hin und her aber sie verursacht auch das ein oder andere Problem.

Chaos und Ordnung. Natürlich komme ich im Chaos klar und finde da noch eine Ordnung. Nur ein Chaos wieder in Ordnung zu bringen , oder gar nicht erst Chaos entstehen zu lassen wo es nicht notwendig ist das ist die andere Nummer. @Addy_Haller hat da schon recht , es gilt ja eher nicht beim eigenen Chaos und dem Alltag.

Wenn ich z.B. mein Bastelzimmer gerade aufgeräumt habe und dann plötzlich einen Input habe und sofort wieder alles unordentlich mache, ich im Hyperfokus abtauche und einer Freundin ein tolles Geschenk kreiere, 5 wichtige ander Dinge dabei vergesse , diese sich von Herzen freut. Ja dann ist meine spontane Kreativität eine Ressource , aber das Chaos für mich eine Qual.

Also ich glaube ich muss mir die Ressorcenliste noch mal mit Bedacht auf mich selbst zu Gemüte ziehen . :mrgreen:

Was ich manchmal denke, wenn die Ressourcen so zum Thema ADHS hervorgehoben werden , dass wenn mich einer z.B. gezielt wegen des ADHS einstellt ich auch alles bedienen müsste. Dabei weiß ich doch auch was an ADHS den beruflichen Alltag erschwert.

Wir hatten einfach alles das Pech das man uns nicht in unserer Persönlichkeit und Fähigkeiten wegen dem Nichtwissen über ADHS erfassen konnte und man uns nicht begleiten konnte einen gesunden Weg darin zu finden.

[size=150]!!! und ich mag diese Idee vom Thread, es geht ja darum trotz ADHS seinen und vor allem einen gesunden Weg zu finden.[/size] ähnlich ( @Hibbelanna )quasi nun seine eigene Ressourcenliste zu schreiben

@Addy_Haller
Mögliche Ressourcen, ja das klingt besser . Weil bei der Liste fragt man sich auch, warum haben ADHSler dann überhaupt Probleme, oder weswegen denn dann die Medis ? :wink:

Winkler ist ja ein selbstbetroffener Experte und ich kann mir vorstellen dass er viele dieser Ressourchen in der Erfahrung mit ADHSlern gesammelt hat aber auch viel aus seiner persönlichen Sicht geschrieben ist, um auch vielleicht sich selbst im ADHS besser „aushalten“ zu können.

Letztendlich ist es ja so.
Wir Menschen leben hier auf Erden. Die Erde stellt uns alles bereit, das wir wie in einem Paradies friedlich hier leben könnten.
Der Mensch an sich ist eigentlich auch mit genug Intellignenz. Handlungsfähigkeit und Ressourcen ausgestattet danach leben zu können.
Nun können wir all diese positiven Ressourcen die ein Mensch haben könnte aufzählen, ja und selbst wenn ein Mister Trump all dies in sich hätte, bringen tut er so wie er aktuell ist , trotzdem keinem was.

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Seltsame Entwicklung, teilweise. Also gerne „mögliche Ressourcen“: Wer sie nicht mag, möge sie möglicherweise einfach nicht ansehen. Gestern fühlte ich mich wie einmal kalt geduscht vom ersten Feedback. Aber auch daraus habe ich gelernt…

"Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That’s how the light gets in."

(L. Cohen)

Warum und durch welches Feedback genau fühltest du dich kalt geduscht?

Es geht bestimmt gar nicht darum, dass hier jemand diese Liste nicht mag. Es gibt wohl niemanden hier, der diese Liste mit den Super-Eigenschaften nicht mögen würde…

…aber an der ein oder anderen Eigenschaft wird ob dieser Pauschalierung dann doch ganz offensichtlich gezweifelt.

Aber ich möchte auch klarstellen, dass ich diejenigen aufgelisteten Eigenschaften, die auf mich zutreffen, ausschließlich positiv sehe und ihnen nicht gleichzeitig noch negative Auswirkungen zuschreibe.

@Elementary

Die Liste ist doch super ich bin dir da noch immer dankbar für, vor allem weil sie zu einer lebhaften Diskussion geführt hat, die uns allen bestimmt was bringt.

Ich habe mir mal die Punkte in eine Tabelle eingefügt und wollte für mich mal die Ressource vs. negativer und positiver Aspekte abwägen.

Ein wenig drückt diese Liste ja auch in meine Wunden :frowning: so ein Thread ist dann ja auch immer ein wenig Verarbeitung und weiterkommen.
von daher passt der Titel doch gut „RESSOURCEN“ „TROST“ „ERBAUUNG“

[size=150]Deinen Beitrag hier finde ich sehr wertvoll !!! [/size]

stell dir vor wir hätten alle nur „toll Danke!“ geschrieben :wink:

Ja, so sehe ich das auch!

Und ich möchte bzg. des geringen Schlafbedürfnisses für die Jüngeren unter uns noch etwas anmerken:
Das mag stimmen und auch ich habe mit meinem geringen Schlafbedürfnis regelrecht angegeben, aber dieses Fahrwasser der häufigen Wachheit birgt auch eine große Gefahr. Denn zum einen ist wenig Schlaf bei ADHS und entsprechender Medikation sehr kontraproduktiv, da es auf Dauer ziemlich stresst. Und andererseits sollte man wissen, dass man sich damit auf lange Frist selbst in den Burnout schießt, da der fehlende Schlaf mit zunehmendem Alter dann doch immer deutlicher fehlt und die Sypmtome verschlimmert…und irgendwann kommt man aus diesem Fahrwasser ohne fremde Hilfe leider nicht mehr raus. Das ist ein Teufelskreis.

Ich spreche da leider aus Erfahrung.

Ja ich kann das auch bestätigen. Wenn man älter wird, braucht man dann doch den Schlaf, um die Reizüberflutung und die Überforderung auszugleichen… leider konnten dann irgendwann, oft auch im Zusammenhang mit den hormonellen Veränderungen, die Schlafstörungen und dann wird es allmählich ernst, sehr ernst!

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Hey, sorry - das war echt nicht meine Absicht! Da hat mich wohl die Ryffel-Kowak zu sehr getriggert (ich entdecke gerade neue Seiten an mir… ) - von daher, es ist gut, dass Du das so äußerst - Danke.
Ja, dieser Liste stehe ich etwas kritisch gegenüber, aber ich denke auch, dass sie eher als Anregung gedacht ist, also dass da jeder seine eigenen Stärken und Fähigkeiten finden sollte. Kommt halt ein wenig missverständlich daher, ein wenig in die Richtung positiver Pauschalisierung - aber das betonst Du ja auch, dass es in dem Sinn von Dir nicht gemeint ist.

Die Idee mit dem sanften Mutmachen finde ich sehr gut.

Vielleicht können wir uns gegenseitig „sanfte Mutmacher“ sein? Wenn ich hier im Forum die Beiträge so lese, dann denke ich: da ist ganz viel vorhanden.

Für mich persönlich kommt nicht viel direkt Positives aus dem Webfehler heraus. Ich fühle mich allerdings nicht wie ein Mängelexemplar, sondern eher wie ein Alien - also eher nach einem anderen Muster gestrickt oder so… und das ist manchmal auch irgendwie lustig.

Positiv daran finde ich aber die Gelegenheit des Umgangs, der Verarbeitung meines ADHS – umso mehr, als ich eben einige Jahrzehnte ohne diese Erklärung leben musste.
Das „Irgendwie-komisch-Sein-ohne-es-erklären-zu-können“ hat meine Neugierde in eine bestimmte Richtung gelenkt und mich zur Beobachterin gemacht.
Das ist ja jetzt nicht direkt positiv, aber für mich ist es wichtig, diese Fähigkeit zu haben. Daher hinterfrage ich - und das wird sicher vielen ähnlich gehen - vieles, das für andere selbstverständlich unhinterfragt bleibt. Vor allem im Zwischenmenschlichen, Gesellschaftlichen.
Da ich ohnehin nicht dazugehöre, habe ich keine Angst im Abseits zu stehen. Das gibt mir eine gewisse Narrenfreiheit, die in Verbindung mit meiner Kindlichkeit eigentlich ganz schön ist. Zumindest für mich. Ich mache mir daher seit ich die Diagnose habe keinen großen Kopf mehr, Dinge zu tun auf die ich Lust habe - auch wenn sie vielleicht nicht so gängig sind. Das fühlt sich ganz stimmig an. Gestern stand ich mit geschlossenen Augen auf unserem Parkplatz und habe mich langsam gedreht - weil drumherum eine derartige Menge und Vielfalt an Vogelstimmen und Insektenbrummen zu hören war. Sicherlich wird mich jemand gesehen haben - aber wie gesagt: die finden mich sowieso eher eigentümlich (denke ich mal - oder ist das wieder die Sensitivity? Wurscht.).


Wie gesagt: das meiste Positive hat für mich(!) ziemliche Schattenseiten, wirkt eher konstruiert und macht erst über die Verarbeitungs"tätigkeit" positiv Sinn.

"ADHS übersetzte ich anders als üblich. Für mich heißt es: "Auch Du Hast Stärken", lacht er.

„Alles, was die Leute an mir schätzen, verdanke ich meiner ADHS. Die macht mich zwar leichter ablenkbar, aber weil ich mich selbst nicht auf langen Filme oder Bücher konzentrieren kann, schaffe ich es, Sachverhalte kurzweilig zu verpacken. Dank meiner ADHS bin ich energiegeladen, kreativ, experimentierfreudig, risikobereit und unterhaltsam“, urteilt Arno Backhaus. Allerdings: „Ohne meine Frau und Freunde, die mir immer wieder Rückmeldung geben, käme ich wohl kaum zurecht.“

<LINK_TEXT text=„https://www.evangelisch.de/inhalte/1104 … rwachsenen“>Immer auf dem Sprung - AD(H)S bei Erwachsenen | evangelisch.de</LINK_TEXT>

Also ich schreibe dann mal „toll Danke“, damit das auch noch jemand gemacht hat. :winken

Ich schliesse mich dem meisten oben Genannten an.
Für mich ist es auch zwiespältig; einerseits tut es gut, das Ganze etwas positiver zu sehen, andererseits hatte mich aber die Liste, als ich noch nicht diagnostiziert war, verwirrt. Vieles trifft auf mich nicht zu. Deshalb habe ich auch etwas Mühe, weil die Liste auch für mich etwas pauschalisiert rüberkommt.

Aber es ist doch super, so etwas zu posten! Ich finde auch, dass die Diskussion darüber wertvoll ist.

Ich finde es abe

Hm, ja, eigentlich soll der thread ja der Erbauung dienen, aber ich mag trotzdem mal meinen nicht so positiven Senf dazu geben: Diese Listen mit positiven Merkmalen von ADHSlern kannte ich schon vor meiner Diagnose. Nach meiner Diagnose stand ich dann irgendwann aber mal da und fragte mich, wer bin ich denn eigentlich? Abgesehen von ADHS? Was bleibt übrig, wenn ich mir ADHS weg denke?

Und zu der Liste von Winkler: gerade die Medikation macht viele der dort genannten positiven Eigenschaften weg. Stattdessen gibt es Tipps und Ratschläge in Büchern und Heftchen für ADHSler, bei denen mir auch mit Medikation trotzdem nur das „Kotzen“ kommt bzw. die mir als unüberwindliche Hürden erscheinen, sie (dauerhaft) umzusetzen.

Bezüglich des Buches „Lass mich, doch verlass mich nicht“ (das für mcih vom Titel her übrigens seit je her eher nach Borderline klingt) von Neuhaus, musste ich bezüglich der Beispiele in dem Buch viel lachen. Verstehe aber nicht, dass z.B. Beziehungen an solch banalen Dingen scheitern sollen wie sie in dem Buch beschrieben werden.

Im Prinzip ist es ja das: Mit Medikation und ständiger „harter Arbeit“ an uns selbst, dreht sich ja letztlich trotzdem alles nur um ADHS, weil wir es ja zumindest stets „in Schach halten müssen“. Wir sind täglich damit selbst konfrontiert. Und das deprimiert mich leider weiterhin durchaus.

Ja. 100 % Zustimmung.

Ich habe über das letzte Jahr auf die harte Tour gelernt, dass mein Geradeaus nur durch dieses Gefühl führen kann. Und nicht links oder rechts vorbei mit „guck doch mal, ein Blümchen am Wegesrand“.

Manchmal braucht es ein tiefes „Das ist traurig. Das steht außer Frage.“ oder vielleicht ein „Das ist deprimierend. Das ist normal in der Situation. Die Situation ist unnormal.“

Bevor ich das für mich so formulieren konnte, habe ich es phasenweise mit so einer „Anderen geht es viel schlechter. Reiß Dich endlich zusammen und denk an die Kinder in Afrika. Andere sind viel kränker“-Sichtweise versucht. Da fühlte ich mich aber von mir selbst irgendwann unverstanden. Denn das hatte ich ja auch nie bestritten.

Es bringt wohl auch eher wenig, mit einer Animateur-Munterkeit von „Wie geht es uns denn heute?“ ein „Always look on the bright side of life, sind wir nicht alle ein bisschen hunter-superheroes?“ zu singen.

„Der Lachende hat die furchtbare Nachricht nur noch nicht empfangen.“ Darauf zielt der Thread auch nicht ab. Aber manchmal stolpert man vielleicht über irgendwas, das man dann doch als Rettungsring greifen kann. Ganz individuell vielleicht. Still. Nicht one size fits all.

Ich habe heute z.B. gelesen „Gott macht keine Fehler“. In meiner Übersetzung heißt das als These „Er baut keine Montagsautos“. Unterschreibe ich so nicht immer. Aber es ist mal ein Stressball, auf dem man rumkneten kann. Das war mir für hier eigentlich zu persönlich und kontrovers. Für andere wird es was ganz anderes heißen und Gott oder eine höhere Macht kommt darin ggf. auch nicht vor. Und/oder der Schritt zu so einem Satz ist noch viel zu groß.

Dann ist es vielleicht ein Stehaufmännchen-Trotzdem im Sinne von „Du bist zwar ein Montagsauto, aber ich bring Dich trotzdem in die Werkstatt und lass Dir nochmal Sommerreifen aufziehen. Wer weiß, wofür es gut ist?“

Ich weiß es auch nicht immer. Vielleicht können wir es manchmal leichter füreinander wissen. Ich suche jedenfalls auch eher ein „Das ist traurig. Und gleichzeitig ist auch richtig, dass…“

Danke @Elementary

Ja es ist dennoch manchmal so schwer, dass man es aus der Metaperspektive lieber gar nicht anschauen will…

… und sich lieber sagt, ich hoffe, dass es gut wird und ich will alles für meine Kinder versuchen, das in meiner Macht und in meinen Kräften liegt… leider liegt es eigentlich jenseits meiner Kräfte und ich muss schauen, wie ich das Ding schaukele…

Sorry, aber diese Liste von dem Winkler, dazu haben genug vor mir schon geschrieben, was ich mehr oder weniger nicht in Frage stelle oder anzweifle, eine Liste mehr was soll’s?. Anfangs als ich meine Diagnose noch ganz neu hatte, da habe ich jedes noch so kleine Fitzelchen, das mir hilft „irgendwie“ doch noch ein perfekt funktionierender Mensch zu werden, in mir aufgesaugt wie ein Schwamm. Heute weiss ich nicht mehr, ob ich jetzt gerade loslachen soll, oder doch ehr weinen. Dieses Gefühl „ok ich probiere es jetzt zum 150 mal, dieses mal nach Methode „Soundso“, aber ich gebe nicht auf!, diesmal „muss“ ich meine Probleme doch in den Griff kriegen, bei „anderen“ klappt es doch auch!“ motivierende Gedanken darüber selbst zu predigen, davon bin ich langsam nur noch angeödet und müde. Und trotzdem, aller negativen Erfahrungen und Misserfolgen zum Trotz, kann ich nicht damit aufhören nach solchen Methoden die irgendwie „Hilfe“ versprechen, zu suchen. Ja ich weiss, ziemlich bescheuert, aber irgendwie klammert man sich an solche Dinge, wie ein ertrinkender an einen Strohhalm. Wenn wir nur noch abgeklärt sind, sind wir dann besser dran?, oder ist es gerade diese, ein Stück weit „Naivität“, den Glauben daran, oder die Hoffnung nicht aufgeben zu wollen, weil am Ende nichts mehr als diese Sch*** Hoffnung bleibt?.

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Vielleicht wäre jetzt in meinem Alter mal eine Pilgerreise angesagt?. :lol:

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