Nein. Passt ja beides in ein kleines Döschen
Überforderung, Reizüberflutung (KiTa ist der lauteste Beruf, selbst über Bauarbeitern etc.).
Probleme mit Zuverlässigkeit (zu spät kommen, Absprachen vergessen, Sachen zu spät eingereicht, Projekte begonnen und dann liegen gelassen…)
Je mehr Probleme offensichtlich wurden, desto größer wurde die Rejection Sensitivity. Habe dann gedacht, dass meine Kolleginnen da alle schlecht von mir denken usw.
Das hat sich dann auch auf Reflexionsgespräche ausgewirkt, in denen ich eigentlich immer geheult habe. Obwohl mir Kritik total wichtig ist! Aber es war so schwer auszuhalten, weil ich ja wusste, was unter der Maske noch alles schief läuft.
Der Aufwand, den ich betreiben musste, um irgendwie „normal“ zu wirken, war so immens. Ich habe mich und meine Bedürfnisse komplett vernachlässigt, all meine Energie ging in die Ausbildung.
Ich würde von mir behaupten, dass ich kompetent bin. Ich interessiere mich sehr für soziale und gesellschaftliche Themen, die Ausbildungsinhalte waren inhaltlich nie schwierig für mich.
Ich hatte auch vielen etwas voraus, da ich mich privat schon mit vielen Themen sehr intensiv befasst hatte (Danke, Hyperfokus).
Ich habe Angst, mich wieder so zu verlieren. Ich kenne von mir ja so kleine Zeitfenster, in denen was klappt.
Und jetzt brauch ich erstmal Vertrauen, dass das Ritalin nicht wieder nur so eine Phase ist…
Ich glaub, darüber muss ich erstmal noch länger nachdenken
Klappt das bei dir so? Klappt das generell bei Leuten mit ADHS so?
Ich kann solche Effekte an mir noch nicht feststellen. Eher, dass ich endlich ENTSCHEIDEN kann, dass ich jetzt etwas mache. Aber diesen Studi-Lerndrogen-Effekt kenn ich garnicht…
So wie das bei dir klingt, konntest du deinen Selbstwert noch ganz gut aufrecht erhalten oder?
Hast du denn auch sowas wie Rejection Sensitivity bzw. irgendwelche von den Symptomen, die sich auf deine Emotionen auswirken?
Und mal generell: Wir schreiben hier so viel, ist das noch hilfreich oder sollten wir das lieber als PN (meine Stärke ) machen? Damit der Thread etwas kleiner bleibt?
Also bei mir nicht. Ich könnte vielleicht länger (oder überhaupt mal) am Schreibtisch sitzen - aber wenn ich mit der Dosierung „drüber“ bin ist die Konzentration im Eimer .
Meine Ausbildungszeit war wirklich sehr ähnlich - was du da beschreibst! Erkenne mich so.
Nur das ich damals nix von ADHS wusste.
Das hatte mich schon ziemlich traumatisiert und wird heute noch getriggert - wie mir die letzte Einarbeitung zeigte.
Ich habe es nicht ausprobiert und habe es auch ehrlich gesagt nicht vor das zu tun
Ich könnte aber mit Ritalin unret. einfach nicht wie gewöhnlich irgendwann aufhören, sondern alle 2-3h nachwerfen. So zumindest meine Theorie wie das mit dem „Dopen“ trotzdem funktionieren könnte. Ich bin aktuell bei 30 bis (in Ausnahmefällen) 40 mg unret. am Tag bei 10 mg Einzeldosis. Ob das danach „kippen“ würde weiss ich nicht. Aber theoretisch könnte ich mit 80 mg gut 16h+ abdecken. Das meine ich mit „dopen“. Ich glaube der Rebound danach wäre die Hölle. Da liegt glaube ich auch der Unterschied zwischen neurotypischen und uns. Wenn wir eine zu hohe Einzeldosis nehmen wird es eklig und hat den gegenteiligen Effekt den es haben sollte. Ein neurotypischer wird stimuliert als hätte er Speed oder sonstiges genommen und wird einfach nicht müde bzw kommt in so eine Art „Film“.
@Justine
Das ist denke ich auch immer davon abhängig was man arbeitet.
Meine „Arbeit“ findet eben am Schreibtisch statt und mir macht ja das was ich mache grundsätzlich auch Spaß. Wäre da nur nicht die Dinge die keinen Spaß machen aber unausweichlich dazugehören. Ich glaube keine Tablette der Welt kann einen dazu bringen etwas zu tun auf das man absolut gar keine Lust hat. Ein gewisses Interesse muss schon da sein oder zumindest eine Art von „gehört halt dazu und wird von der Allgemeinheit erwartet“. Flapsig: Jemand der sich nicht fürs Angeln interessiert geht auch mit Ritalin und co. nicht plötzlich zu einem Angelausflug mit.
Mir hilft es einfach diesen „Schweinehund“ zu überwinden und die Prokrastination. Dinge zu tun auf die ich keine Lust habe. Ordnung im Kopf zu schaffen und dadurch das Zeug besser und schneller verstehen. (Schneller im Sinne von so schnell wie es vielleicht „normal“ wäre). Vor allem habe ich nicht diese Ermüdung die ich sonst hatte. Wenn ich mal einen guten Tag hatte (vor Diagnose und Medis) also konzentriert und fokussiert gelernt mit so 75 Seiten Lehrbuch + drüber nachdenken und den Inhalt verstehen + Karteikarten schreiben bei einem inhaltlichen Verständnis von so 60-70 % waren die nächsten 2-3 Tage für die Katz. Mental und körperlich völlig ausgelaugt und nur zum rumliegen im Stande. (Man übernimmt sich ja ganz gern…). Ist aber in meinem Studiengang zwar schon ein ambitioniertes Pensum aber nicht unüblich.
Es nimmt mir einfach diese Millionen von gleichzeitigen Gedanken durch die der Arbeitsspeicher sowieso schon voll ist, eine schier unüberwindbare Wand aufbauen und packt die bei Seite. Ich entscheide was ich mache und vor allem wann ich es mache und nicht das kleine Männchen im meinem Kopf das lieber YT schauen würde als sich etwas über hier Studieninhalt einfügen durchzulesen. Es reduziert einfach auch Widerstände oder verschafft mir Kraft diese zu überwinden.
Es gibt da diese Theorie vom Widerstand: Man hat am Tag eine gewisse Kraft X, um diverse Widerstände des Alltags zu überwinden. Daher kommt auch dieses Morgenroutine Zeug, weil man mit Routinen erforderliche Denkleistung reduziert und diese dann spart, um „wirkliche“ Widerstände zu überwinden. Das mag funktionieren aber nicht so wirklich bei ADxS. Wenn man den ganzen Tag Kraft aufwenden muss, um aufmerksam zu sein, nicht zu träumen, nicht rumzuzappeln, Leuten nicht ins Wort zu fallen, Gedankenkreise in den Griff zu bekommen und das von Dopaminmangel geplagte Gehirn davon abzuhalten sich mit spaßigen Dingen abzulenken (natürlich alles gleichzeitig) bleibt eben nicht mehr viel von dieser Kraft X übrig mit der man arbeiten kann. Wir ADxSler sind eigentlich sehr starke Menschen, weil wir es trotz alle dem schaffen ein halbwegs „vernünftiges“ Leben zu führen.
Ich weiss nicht, ob man das als Lerndrogen-Effekt bezeichnen kann was ich erlebe. Manchmal fühlt es sich so an. Dann fühl ich mich schlecht.
Wie Du sagst: Ich kann dadurch endlich entscheiden was ich mache und habe weniger inneren Widerstand gegen Dinge auf die ich keine Lust habe.
Das habe ich mir auch hart erarbeitet. Hängt aber auch damit zusammen womit ich im Leben bisher so konfrontiert war. Der Knackpunkt war für mich der Punkt an dem ich endlich eingesehen hatte, dass mein Selbstwert nicht von der Beurteilung anderer abhängt. Dazu hat auch niemand das Recht. Ich bin ich. Und ich bin so wie ich bin gut.
Ich hab sogar richtig starke RSD. Das hat mich vermutlich sehr viele, potenziell gute Freundschaften gekostet, weil ich immer dachte die Leute können mich nicht leiden und ich deshalb auf Distanz gegangen bin. Ich bin auch wahnsinnig impulsiv und jähzornig. Ich koche quasi meist direkt über. Nehme Kritik immer viel zu ernst. Wenn ich an wildfremden Leuten vorbeilaufe und die zufällig gerade dann lachen beziehe ich das sofort auf mich und denke drüber nach warum die über mich gelacht haben.
Darüber habe ich tatsächlich vor der letzten Antwort auch nachgedacht und dachte das wäre irgendwie übergriffig. Aber, wenn Du das vorschlägst sehr gern.
Dann ordne ich den letzten Teil meiner Antwort mal als grade noch so als relevant für die Allgemeinheit ein und gehe auf den ersten Teil Deiner Antwort per PN ein.
Nur so funktioniert unretardiertes MPH…
Timer im Handy stellen
Nein. Eine Drogenwirkung gibt es bei oraler Einnahme nicht. Allenfalls weit über Medikamentendosis - und auch das nur mau.
@UlBre Anders gefragt:
Können ADHSler mit normaler Einnahme von MPH zB zu „Lernrobotern“ werden? Den Effekt habe ich bisher nur gelesen bei den Studenten, die MPH missbrauchen.
Also gibt es ein Szenario, in dem ein ADHSler sich „dopen“ kann bei normaler Dosis?
@Cicero meinte ja, dass wenn er das einfach durchnehmen würde, er quasi unendlich lernen könnte?
Ich wüsste kein solches Scenario.
Die Symptome werden besser, das bewirkt auch weniger Ablenkbarkeit und mehr Motivation.
An diesen neuen Zustand sollte man sich aber durchaus aktiv gewöhnen. Mit aktiv meine ich: darauf aufpassen, dass man sich nicht überfordert. Das hatten wir ja schon öfter im Forum, dass jemand endlich medikamentiert wurde und dann zuerst einmal zu viel gepowert hat.
Da fehlt ein Teil. Hätte ich vielleicht auch etwas präziser schreiben können. Ich nehme Aktuell 30 bis 40 mg Ritalin unret. pro Tag. Alle 2 bis 3h 1x10mg. Ich nehme die Letzte in der Regel so gegen allerspätestens 15 Uhr und höre danach auf. „Nicht wie gewöhnlich aufhören“ heißt ich nehme dann einfach ab 17 Uhr weiter und dann wieder um 19 Uhr und so weiter. Bis ich eben die 80 mg erreicht habe.
Und wie ist es mit ner halben für den Spätnachmittag, für die private things?
So wurde es mir zumindest erzählt. Man wird wohl eben im Gegensatz zu ADxS lern eher aufgeputscht als, dass es einen beruhigt und Ordnung schafft.
Wie meinst Du das? Ich habe das Gefühl ich weiss was Du meinst aber… böses Internet…
Das war nur eine Theorie.
Das ganz normale soziale Privatleben…
…weniger RSD und so…
Siehst Du, böses Internet. Ich dachte da an etwas ganz anderes…
Das passt soweit eigentlich ohne Medikamente.
Meine Freunde wissen wie ich bin und sind damit wohl auch ok.
Meine Freundin kennt mich nun auch recht lange und weiss wie ich bin. Sie sieht, dass ich mir viel Mühe gebe und viele Dinge mache ich auch nur, um ihr eine Freude zu machen. Seit der Diagnose ist das Verständnis natürlich noch gewachsen, da sie jetzt weiss woher es kommt und ich das nicht mutwillig mache. Ein bisschen weniger Empathie wäre vielleicht manchmal etwas besser. Ich weiss in der Regel vor ihr, dass sie irgend ein Problem hat. Dann kommt das Helfersyndrom und ich fange an sie zu nerven bis sie mir sagt wo der Schuh drückt. (Thema: Ich kann es nicht gut sein lassen…)
Ich rege mich mittlerweile auch sehr gern über Dinge auf und lasse das auch zu. Führt öfter mal zu Belustigung meines Gegenübers. Die RSD trifft mich zwar immer schwer aber auch das habe ich gelernt zu akzeptieren und vielleicht ein oder zwei Schritte zur Seite zu gehen. Klappt natürlich auch nicht immer.
Nach 33 Jahren kann ich mich auch was so gesellschaftliche Situationen angeht recht gut einschätzen. Ich zwinge mich da nicht mehr zu irgendwas. Wenn es nicht passt dann ist es eben so.
Und das wolltest Du alles gar nicht wissen
UPDATE:
Hatte heute meinen Arzttermin, der insgesamt sehr positiv war! Bin raus mit einem ausgefüllten ADHS-Ausweis, einer Überweisung zur Ergo, neuem Rezept und neuem Termin.
Leider ist uns die Zeit irgendwie davon gerannt und als wir dann über eine Umstellung aufs retardierte gesprochen haben, hat er rumgetippt und gesucht und von „Methylphenidat 36“ etc. gesprochen und mich haben die Angaben irritiert, weil ich mit Ritalin Adult 20 gerechnet habe.
Das habe ich ihm gesagt, dann sagte er dass wir das einfach beim nächsten Termin machen. Der ist noch vor Beginn der Ausbildung, war also OK für mich!
Jetzt hab ich gerade mal Methylphenidat 36 gegoogelt und das ist wieder nur für Kinder zugelassen und man nimmt es nur 1x am Tag? Kann mich da mal jemand aufklären, wie das geht?
Bis dahin bleibe ich jedenfalls erstmal bei 4x10 am Tag wie bisher, weil er meinte dass das doch gut klappt und er nicht erhöhen würde.
Er meint da vermutlich ein Generikum von Concerta. Das wirkt noch länger als Ritalin adult und ist seit letztem Jahr für Erwachsene zugelassen. Für Ritalin adult und Concerta greifen immer die Rabattverträge deshalb bekommt man meist ein Generikum.
Das gibt es in den Dosierungen 18 mg, 27 mg, 36 mg und 54 mg.
Hier mal die Umrechnungstabelle:
Die Umrechnung kann man nur grob umsetzen. Bei jedem Präparat muss man erst wieder seine Dosis finden.
Und hier nochmal die Unterschiede der Medikamente mit MPH (welche in Deutschland für Erwachsene zugelassen sind).
Super, danke @Justine
Hatte heute eine recht schlaflose Nacht, weil ich dann doch dachte: So kurz vor der Ausbildung jetzt umstellen (Termin wäre 1 Woche davor) ist nicht klug. Habe dann heute morgen beschlossen, meinen Arzt doch um einen früheren Termin zu bitten.
Aber ich hab scheinbar einfach so Glück mit diesem Arzt. Der hat mir nämlich eine Mail geschrieben, mit DENSELBEN Gedanken und dass er sich das alles angeschaut hat und ich doch bitte ab jetzt mit Ritalin Adult 30 anfangen soll morgens und dann abwarten soll, wie lange die Wirkung anhält und als 2. Dosis eine Ritalin Adult 10 nehmen soll. Morgen hol ich mir die Rezepte ab!
Ich hatte solche Angst vor dem Arzt, ihr habts ja gelesen
Bin so happy. Ich kenne es einfach nicht, dass Sachen mal laufen
Super . Das ist ja prima.
Ritalin adult 30 entspricht unretardiert 15 mg. Hoffentlich passt es. Aber mit den 10ern bist ja sonst flexibel.
Richtig gut
Genau das mit den 30ern hab ich mir auch gedacht, ich gehe jetzt erstmal nicht davon aus dass ich damit schon überdosiert bin
Bin wirklich so erleichtert. Hatte mich die ganze Nacht hin und her gewälzt und übers Concerta gelesen und dann davon geträumt, so richtig wuselig