Hab jetzt wieder lange gebraucht, um zu antworten, es ist ein ziemlich anstrengendes Thema und ich bin wirklich hin und hergerissen, was denn nun richtig ist und was falsch. Ich habe mit einer Heilpädagogin geredet, eine Freundin meines Freundes. Sie sagte, wir müssen dringend schauen, dass sie jetzt wieder positive Erfahrungen in der Schule macht, sie hat jetzt so lang immer negative Kommentare von Lehrern bekommen, weil sie eben langsamer ist, Dinge fehlen oder Aufgaben anders gemacht wurden als gewollt, das hat sich zu der Angst verfestigt und wird jetzt lange und viele positive Erfahrung brauchen, damit das wieder gelöst werden kann. Sie hat uns ein Belohnungssystem empfohlen, welches erstmal ganz niederschwellig ansetzt, heißt den ersten Monat geht es nur darum, überhaupt irgendwie zur Schule zu gehen und dafür bekommt sie dann am Nachmittag einen Stern auf den jeweiligen Wochentag und wenn das gut geht, kann man an kleinen Dingen arbeiten, wie dass es ohne Theater geklappt hat in die Schule zu gehen etc pp und dann noch eine wöchentliche Belohnung, wenn es an den meisten/allen Tagen gut lief. Natürlich muss es dann auch in der Schule positiver laufen, dass die Lehrerin Rücksicht nimmt und nicht ermahnt, hauptsache sie ist erstmal da.
Heute habe ich sie in die Schule begleitet und war auch 2 Stunden mit dabei im Unterricht der Werken und Gestalten Lehrerin… ganz ehrlich, so viel wie diese geschimpft hat und zurechtgewiesen und von oben herab behandelt, würde ich jedes Kind verstehen, welches nicht mehr hin möchte, das ist schon sehr unter der Menschenwürde und alles andere als Augenhöhe. Die Klassenlehrerin schätze ich da als besser ein, aber da war ich jetzt auch nicht mit beim Unterricht dabei.
Bei einem kurzen Gespräch mit der Klassenlehrerin ging es um die Hausaufgaben, sie hatte sie am Donnerstag nämlich komplett aus der Box geholt, da ich sie noch nicht abgeholt hatte und hat mir heute welche mitgegeben und sagte, ist egal wann sie die macht, wir sollen schauen, wie es passt. Ich meinte auf jeden Fall, dass ich die letzte Woche auch so bissl Probleme mit Sozialangst hatte, nachdem es so mit meiner Tochter lief und daher erst am Freitag die Hausaufgaben holen konnte/wollte und dann kam von ihr sowas wie „vielleicht ist das auch ein bisschen das Problem…“ und prompt habe ich mich direkt nicht mehr ernstgenommen gefühlt, als läge die Schuld jetzt bei mir und meinen Problemen, welche durch den Druck der letzten Woche so ausgelöst wurde.
Dann hatte auch die Schulsozialpädagogin noch etwas Zeit für mich und hat mir noch einen Flyer an die Hand gegeben für eine Klinik, wo auch die Eltern dabei sein dürfen. Ich hatte ihr auch ein wenig von unserem Leid erzählt und dass ich im Austausch bin über ein Forum mit betroffenen und ich meinem Kind keinen Burnout zumuten möchte, wie ich es hier bei dem ein oder anderen gelesen habe. Ab da wurde ich gefühlt auch von ihr nicht mehr richtig ernstgenommen, sie war skeptisch inwieweit Leute im Internet die Wahrheit sagen und wer weiß, was da dahinter war etc pp. Außerdem machte sie auch Andeutungen, dass ich eben bei Hilfestellen am Besten übertreiben sollte, damit es auch ernst genommen wird und wir schnellere Hilfe bekommen und sie versteht, dass man in der Schule nicht alles offenlegt, das aber dort tun sollte… ich bin wirklich die Letzte, welche Dinge verschweigen würde, ich habe alles offengelegt und hatte auch da wieder das Gefühl, dass da vermutet wird, es könnte noch Familienintern mehr im Argen sein und das Problem würde weniger an der Schule liegen.
Nach diesem Gespräch habe ich wirklich große Angst, dass uns niemand so richtig ernst nehmen und die Schuld bei uns gesucht wird. Ich habe Angst, dass wir komplett abrutschen könnten, das ich ausrasten könnte, weil ich alles so ungerecht finde und dann erst recht ihren Verdacht erhärte, dass das Problem wir sind. Manchmal denke ich das schon selber, weil wir einfach auch nicht in der Lage sind, tolle Dinge mit den Kindern zu machen, ich habe keinen Akku um mit ihnen zu backen und zu basteln, letztes Weihnachten haben wir nicht einmal Plätzchen gemacht! Weil ich gefühlt keine Zeit dafür hatte, weil ich den Haushalt nicht im Griff hatte und alles andere in meinem Kopf zu viel war. Ich habe gefühlt keine Zeit und Kraft für meine Kinder übrig.
Gestern war ich noch zuversichtlich und war echt geduldig und heute bin ich schon wieder total unten und halte nichts aus, weil ich das Gefühl habe, dass gerade alles untergeht hier…