Moin,
ich bin 37 Jahre alt, weiblich und vor einem Jahr diagnostiziert worden.
Ich hoffe, ich bekomme das hier halbwegs geordnet drunter, ich weiß irgendwie nicht mehr weiter.
(Nachdem ich zwei Ausbildungen abgebrochen hatte, habe ich eine in der Pflege erfolgreich mit 1.0 abgeschlossen. Die war irgendwie „einfach“ für mich. Ich konnte lernen und auch viel. Hatte eine schnelle Auffassungsgabe. Da mich der Bereich aber kaputt gemacht hat, wollte ich woanders hin.)
Ich habe mit Anfang des Masterstudiums gemerkt, dass irgendwas ganz und gar nicht stimmt. (Mein Bachelor irgendwann dann in der Coronazeit war angenehm, ich hatte keine Menschen um mich herum, habe aber sechs Jahre dafür gebraucht.) Ich war ständig abgelenkt, nach kurzer Zeit gabs keine Konzentration mehr und ich fühlte mich ohne Ende müde. Diese Müdigkeit habe ich bereits mein Leben lang, selbst nach 12 Stunden schlafen war ich nicht ansatzweise wach.
Vorher war ich knapp 10 Jahre in ambulanter Therapie (ab 23 Jahre), wo ich erst eine Anpassungsstörung erhielt und dann mit dem Brief für die Diagnose eine Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode erhielt (wusste ich bis dato nicht). In der Therapie war ADXS leider nie ein Thema. (laut Brief eher die Tendenz Richtung emotional-instabile Persönlichkeitsstörung)
Bereits da hatte ich diese innere Leere, ich fühlte/fühle nur Trauer oder Wut.
Als die Diagnose ADHS stand, konnte ich mir aussuchen, welches Medikament ich nehmen möchte. Ich habe mich für Elvanse 30mg entschieden, da ich dies nur einmal nehmen muss.
Wir (Ärztin und ich) gingen nach drei Monaten auf 40mg hoch und dann nochmal auf 50mg.
Ich bekam plötzlich Schwindel, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, hohen Ruhepuls, EKG und Herzecho waren auffällig. Wir gingen auf 30mg zurück. Allerdings kam dann raus, dass ich einen starken Folsäuremangel hatte und nachdem das behoben war, waren diese Symptome wieder weg.
Seitdem bin ich auf 30mg geblieben und ich trinke nur noch entkoffenierten Kaffee.
Habe vor der Diagnose Kaffee nur sehr schlecht vertragen.
Eine ASS Vortestung ergab, dass ich ins Spektrum passen könnte. Jemanden für die Diagnose zu finden, gestaltet sich schwierig, ihr kennt das ja.
Schwierigkeiten Allgemein:
(Als Kind/Jugendliche habe ich meinem Umfeld meine Meinung oft direkt ins Gesicht gedrückt, das hat mit Anfang 20 langsam aufgehört, ich bin ruhiger geworden. )
Mittlerweile habe ich wieder starke Wutausbrüche, mich reizt wirklich alles. Aber vor allem kommen die raus, wenn ich in meinem privaten Umfeld bin, in der Uni oder auf der Arbeit „kann“ ich das nicht rauslassen.
Ich werde sauer, ich beleidige (muss dazu sagen, ich rede leider gerne in „Fäkalsprache“, ich kann schlecht um Sachen herum reden, wenn sie nun mal scheiße sind), ich weiß einfach nicht wohin mit mir in dem Moment. Ist für Personen in meinem Umfeld natürlich schwer zu ertragen. Am allermeisten bin ich aber extrem wütend auf mich selbst.
Wenn ich zu wenig esse, oder es irgendwie nicht in meinem Körper richtig ankommt, merke ich das verstärkt.
Geräusche, zu viele Menschen, etc.
Wenn mich dann noch jemand anfasst, eskalier ich richtig.
Ich lege mich gerne mit Menschen an, die entweder autoritäts Personen sind oder in irgendeinerweise eine „Macht“ haben, von der ich abhängig bin und vor allem dann, wenn ich weiß, dass ich im Recht bin, mir dies aber abgesprochen wird.
Was ich ganz schlimm finde ist, dass mir gesagt wird, ich hätte eine andere Warnehmung, würde diverses anders Auf/Wahrnehmen als es wirklich sei. Das Ding ist, dass ich weiß, dass es nicht so ist.
Sehr häufig ist die Kommunikation von Anderen das Problem. Dieses drumherum reden und es so kompliziert wie möglich ausdrücken, dass ich nicht mehr weiß, was überhaupt Sache ist.
Ich habe das Gefühl, dass ich mit der Einnahme auch abgestumpft (mir fällt kein anderes Wort ein. Neutral vlt) bin. Ich kann Sarkamus und Ironie eigentlich fließend, aktuell habe ich das Gefühl, dass ich das Alles nicht mehr verstehe. Ich fange wieder an diverse Sachen zu hinterfragen. Ich bin eigentlich jemand, die gut um die Ecke denken kann, alternative Lösungswege findet. Das alles „kann“ ich nicht mehr oder es fällt mir unglaublich schwer.
Wortfindungsstörungen, die ich schon seit Kindheit habe, sind wieder vermehrt geworden. Meine Rechtschreibung, die mich oft in der Schule vor einer 5 gerettet hat, bricht irgendwie ein.
Ich vergesse noch mehr als früher.
Irgendwie habe ich all die Jahre viel kompensiert und irgendwie bricht alles ein.
Mein Studium fällt mir aktuell nicht leicht. Themenmäßig habe ich das Gefühl, dass ich zu dumm bin oder irgendwie dumm geworden bin. Fange an, mich mit weitaus jüngeren KommilitonInnen zu vergleichen, die viel mehr wissen. Ich ziehe mich dann zurück.
Spontane Texte als Gruppenarbeit lesen, krieg ich nicht gebacken. Mich dann in Gruppen mit fremden Menschen über Texte auszutauschen, deren Inhalt ich nicht verstehe, gibt mir direkt das „dumm“ Gefühl.(Bin ständig mit dem Satz aufgewachsen, dass ich dumm sei).
Mit einem kleinen Teil der Kommilitonen, mit denen das Studium begann, komme ich gut zurecht. Die wissen von meinen Erkrankungen und wir ziehen uns gegenseitig mit, aber die sind nicht in jedem Seminar mit dabei.
Ich muss Texte mehrfach lesen, ich springe in den Zeilen und Wörtern.
Wenn ich lerne, dauert es ewig bis ich mir was merken kann.
Ich habe seit zwei Wochen durchgehend Kopfschmerzen.
Schlafen ist auch so eine Sache für sich.
Entweder schlafe ich gut.
Oder es gibt Phasen wo ich entweder Schlafparalysen ohne Ende habe, mehrere Nächte hintereinander.
Oder mitten in der Nacht aufwache und dann drei/vier Stunden nicht wieder einschlafen kann, um dann danach für ein paar Stunden wieder einzuschlafen und völlig matsche zu sein.
Positives durch Lisdexamphetamin:
Ich bin wach. Noch nie in meinem Leben war ich mal wach.
Ich schaffe Dinge, für die ich sonst Wochen vor mich hin prokrastinierte.
Allerdings weiß ich manchmal nicht, wo ich anfangen soll.
Konzentration ist so lala.
Aber dieses ständige Grübeln hat nachgelassen.
Eventuell neues Medikament:
Im Moment stellt sich die Frage, ob ich bei Lisdexamphetamin bleibe.
Durch meine Depression kann es sein, dass wir auf Bupropion wechseln.
Ich weiß aktuell nicht weiter
Ich hab das Gefühl, ich könnte viel mehr. Aber meine Hirnkapazität läuft auf einem Minimum.
Ich bin nicht wirklich kreativ, ich kann nichts so richtig gut.
Jetzt gerade merke ich, wie ich wieder wütend und überreizt werde. Ich habe LDX genommen, gefrühstückt (zwei Stunden her). Fühle mich aber, als wäre ich unterzuckert. Werde innerlich kribbelig, zitterig, Geräusche nerven mich.
Ich hoffe, es ist nicht zu lang geworden. Ich kann nicht genau ausdrücken, was ich eigentlich möchte.