Selbstinstruktionstraining / inneres Sprechen

Ich habe es gestern auch versucht. Es lief ungefähr so ab:
Ich gehe mir die Hände waschen, scheisse ich wollte noch zu Rossmann, habe auch keine Putzmittel mehr, wie soll ich am Sonntag den Boden wischen. Werde Spüle benutzen , kein Bock jetzt einkaufen zu gehen, obwohl ich konnte mir auf dem Weg noch eis kaufen, scheisse muss abnehmen und endlich wieder mit Sport anfangen, wie ich das Laufband hasse,vielleicht melde ich mich wieder im Fitnesstudio.
Und so weiter. Natürlich bin ich nicht einkaufen gegangen aber mit schlimmen Schuldgefühlen

Was du schilderst, sind je eher Gedankenassoziationen, die bei ADHS ganz typisch sind und in chaotischem Handeln münden: Man hüpft ständig hin und her, weil man sein Handeln von den hüpfenden Assozationen leiten lässt, auf die man keinen Einfluss hat.

Inneres Sprechen dagegen ist ja eine Verzahnung von Denken und Handeln, d.h. das Handeln wird immer wieder durch Inneres Sprechen überprüft und ggf. modifiziert. Das passiert normalerweise automatisch und wird nicht bewusst herbeigeführt.

Ich habe für mich schon längerem den Schluss gezogen, dass bei ADHS oft eine sinnvolle Verknüpung von Denken und Handeln das Problem ist.

Ich bin mir nicht so sicher, ob diese Gedankenassoziationen wirklich ein AD(H)S-Spezifikum sind oder ob das nicht doch eher ziemlich normal ist.

Dass Gedankenassoziationen bei AD(H)S so im Rampenlicht stehen, könnte auch daher kommen,

  • dass die Assoziationen das (beeinträchtigte) Arbeitsgedächtnis zu sehr ausfüllen und dadurch die ursprüngliche Handlungsintention aus dem Arbeitsgedächtnisspeicher fällt.
    Das ist in Wirklichkeit ein Arbeitsgedächtnisproblem und das tritt (nur ?) als Folge der Gedankengänge auf.
  • dass das Ganze mit Schuldgefühlen endet, die aber an den Auslöser geknüpft sind, weil man den Arbeitsgedächtnisspeichermangel ja nicht bewusst wahrnimmt, sondern nur den Auslöser (die Gedankenassoziationen) und die Folge (das Vergessen der beabsichtigten Handlung)…

Kann das jemand nachvollziehen ?

Selbstinstruktion (sich vorsagen was man tun will) wäre in diesem Bild ein Tool, mit dem das Assoziieren verhindert wird, nicht weil das Assoziieren ungewöhnlich wäre, sondern weil bei AD(H)S das Arbeitsgedächtnis bei Assoziationen schneller überläuft…

Du meinst, das innere Sprechen wird durch zu viele gleichzeitige Assoziationen ausgebremst?

Nee…
Inneres sprechen verringert Gedankenassoziationen, das ist bei AD(H)S schon hilfreich.
Was ich meinte: Gedankenassoziationen könnten mE normal sein. Dass sie dazu führen, dass man die beabsichtigte Handlung vergisst, ist AD(H)S spezifisch, aber nur wegen dem Arbeitsgedächtnisdefizit.

Aber wenn das Arbeitsgedächtnis der Engpass ist und Assoziationen und inneres Sprechen hier um die Ressourcen ringen, wirkt es auch so, als seien die Assoziationen das Problem.

Besser so?

Das mit dem Ringen um Ressourcen finde ich einleuchtend.

Mein Problem ist: Das Innere Sprechen kommt gegen die Gedankenassoziationen nicht an. Ich fange damit an, und es ist gleich wieder vorbei. Das einzige, was funktioniert, ist das Externalisieren der Handlungsschritte, z.B. in Form von Karteikarten. Aber das geht natürich nicht immer und ist auch unflexibel…

Das kenne ich so auch. Ich verheddere mich schon nach ein paar Wörtern und gedankenassoziiere fröhlich weiter.

Wie kann ich mir das Externalisieren vorstellen? Schreibst Du, z. B. fürs Aufräumen, für jeden Schritt eine Karte?

Beim Aufräumen habe ich es noch nicht gemacht, aber ich hatte solche Karten vor einiger Zeit benutzt, als das mit dem Frühstückmachen bei uns ziemlich komplex wurde und es schnell gehen musste.

Das waren ca. 15 Arbeitsschritte, angefangen mit Wasser aufsetzen, Kaffee mahlen usw. Irgendwann brauchte ich die Karten dann nicht mehr, dann lief das einfach automatisch ab.

Ohne die Karten konnte ich vorher die einzelnen Schritte einfach nicht in einer sinnvollen Reihenfolge ausführen.

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Ich weiß gar. Ich von wem ich die Idee hier aus dem Forum habe, aber das mit den Karten habe ich auch einige Zeit gemacht. Nun habe ich das System in die Erinnerungsapp übernommen.

Z.b @ Home nach der Arbeit
Jacke aufhängen
Schuhe aus
HHelm aufhängen
Arbeitsschlusses an die Tasche
Tasche weg
lüften
Bett machen
WC
Trinken
E
T
C

Sonst verbreite ich immer wieder Chaos wenn ich Nachhauses komme
Ich hake dann die Schritte immer ab

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Hm unsere Wohnung ist auch ohne das innere Sprechen voller mittelgroßer Zettel an den Wänden für meinen Sohn… aber er ignoriert sie ab dem zweiten Tag…

Wahrscheinlich kann er’s dann schon ohne… :smiley:

Meine Zettel waren ein Stapel Karteikarten , die ich Karte für Karte abgearbeitet habe .
Ich nutze eine App wo ich auch immer nur einen Schritt sehe.

Aber eigentlich müsste man noch eine Thread mit dem Titel so was wie „Abnutzeffekt bei Hilfstools“ :wink:

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Nee, leider nicht… wird ausgeblendet…

„YouTube-Jessica“ hat übrigens auch einen ganz guten Twitter-Account und da gerade das Thema „Reminder“ am Wickel. Auch das recht lebensnah, mit der Botschaft, dass solche ausgeblendeten Hinweise/Merkposten (auch an sich selbst)

[list]

  • zum einen zu wachsender Hinweis-Abstumpfung führen und
  • [/list]
    [list]
  • zum anderen weitere Bausteine für die Selbsthass-„Wall of Awful“ liefern.

  • [/list]
    Kann ich von mir selbst durchaus nachvollziehen bzw. bestätigen. Interessant waren auch die Selbsthilfe-Tipps anderer Betroffener in den Kommentaren. Einer nimmt zB immer wechselnde, überraschende Handy-Klingeltöne und reißt sich mit dieser Mini-Neuheit aus der Frust-Paralyse.

    Jessica selbst gibt den Tipp, zum einen beim Hinweis-Einrichten immer ganz konkrete Mini-Aktionen oder Anleitungen mitzunotieren. Bei einem Anruf-Hinweis zB Nr. und Thema. Und als Hinweis-Empfangender: auf jeden Fall zumindest einen Mini-Mini-Schritt machen, selbst wenn es gerade nicht komplett umsetzbar erscheint. (Weil sonst wieder: noch mehr Mauer des Grauens…) Fand ich auch gut, selbst wenn es alles Binsen sein mögen. Kann man ja nicht oft genug erinnern: Schon ein Mikroschritt kann den Teufelskreis der Vermeidung durchbrechen.

    <LINK_TEXT text=„Thread Reader App … 28992.html“>Thread by @HowtoADHD: Why reminders don’t work for us — thread: The more often those of us with #ADHD are reminded to do something we don’t know how to do, or at…</LINK_TEXT>

    Hallo zusammen, dieser thread ist ja schon alt, ich Frage hier trotzdem Mal nach. Aufgrund der Länge hab ich zweite Hälfte der Beiträge Nur noch überflogen.

    Ich benutze Selbstinstruktion schon seit meiner Kindheit*, leider habe ich es nie geschafft, zum inneren sprechen zu wechseln. Ich habe es Mal versucht, weil auch mein mit mir flüstern manchmal komisch auffällt. Da bin ich schnell im totalen Chaos versunken und habe gemerkt, dass ich so „meine Gedanken ordne“. Ein Zusammenhang mit irgendeiner Form von Störung war mir bis ich diesen Thread gefunden habe nicht bewusst.

    Gibt es eine gute Methode, wie aus leiser Selbstinstruktion inneres sprechen wird, aber ohne, dass meine Gedanken auf Wanderschaft gehen?

    Ich danke schon Mal herzlich.

    *Ich weiß nicht, woher das kommt, habe es immer für eine Marotte von mir gehalten.

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    Bin gerade auf dieses Thema gestoßen und finde es sehr interessant.
    Mir ist dabei aufgefallen, dass meine Gedanken oft sehr kontraproduktiv sind.
    In einigen Bereichen habe ich es schon geschafft, meine Sprache, auch meine innere Sprache anzupassen.
    Also als Beispiel: nicht: „ ich muss jetzt das und das tun!“ , sondern „ich werde jetzt das und das tun!“. Besser noch wäre zu sagen: „ich möchte jetzt das und das tun!“
    aber das ist dann wohl für Fortgeschrittene :sweat_smile:

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    Eher nicht, lässt es doch die Option, es doch nicht zu tun und somit wieder eine zusätzliche Handlungsoption. :wink:

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    Das stimmt, hatte ich nicht bedacht.
    Mir ging es in dem Moment darum, auszudrücken, dass ich das tun werde, weil ich es möchte und nicht, weil ich muss.
    Könnte man das denn entsprechend formulieren?

    Ich habe gerade dieses Thema entdeckt und muss gestehen, das ich alle Tötigkeiten die ich ausführe kommentiere, leider mache ich das auch wenn selten beim Arbeiten.
    Dadurch habe ich eigendlich so gut wie nie Probleme gehabt etwas zu verlegen oder zu vergessen
    Ich lege auch Dinge immer ganz bewusst an ihren Platz, ich suche sehr selten etwas
    Früher habe ich auch immer laut gelernt besonders Vokabeln, das biel mir schwer

    Warum ist es dir wichtig, dass da dein eigener Wunsch hinter steckt? Und hast du mit Dingen, die du tatsächlich möchtest, auch Probleme, diese anzufangen bzw durchzuziehen? Oder möchtest du dir quasi selbst vermitteln, dass unfreiwilliges / notwendiges quasi gern machst?