Ich auch. Es bereitet mir grundsätzlich Spaß, an mir selbst und meinen Fähigkeiten zu arbeiten, neue Techniken und Hilfsmittel auszuprobieren und zu lernen. Daran hat sich nie etwas geändert, am Ziel des Ganzen aber schon:
früher ging es mir dabei vor Allem darum, zu funktionieren und den Erwartungen meines Umfelds zu entsprechen, bzw. den Erwartungen, von denen ich dachte, dass sie an mich gestellt werden.
Inzwischen mache ich mir hauptsächlich Gedanken darüber, was mir selbst wichtig ist und gut tut, nach welchen Werten ich leben möchte, und wie ich sein und leben möchte. Es geht mir mehr darum, mein Leben so zu gestalten, das es mir gefällt und dienlich ist und ich mit mir selbst im Reinen bin. Ich renne auch nicht mehr irgendwelchen Zielen hinterher, nur um mir dann ein neues zu suchen, wenn ich es erreicht habe oder sich meine Ziele im Laufe der Zeit ändern. Ich überlege mir zwar, was ich erreichen möchte, und wieso, aber sobald ich das definiert habe, konzentriere ich mich nicht mehr auf das Ziel, sondern auf die Werte und Bedürfnisse, die dem zugrunde liegen, und versuche, mein Leben so zu gestalten, dass ich diese befriedige.
Äußerst hilfreich für das Priorisieren wiederkehrender Aktivitäten finde ich übrigens diese Schiebetafeln: Der Humor-Thread: Du hast ADHS, wenn - #2986 von YellowBird
Für meine Alltagsaufgaben nutze ich Kalender, Zettelchen und den üblichen Kram. Dinge, die ich eine Zeit lang in den Fokus rücken möchte (z. B. wenn ich zwei Monate lang täglich eine halbe Stunde für eine Prüfung lernen müsste) oder die ich mir zur Gewohnheit machen möchte (z. B. eine tägliche Meditationsroutine), notiere ich auf der Tafel. Ich prüfe die Tafel mehrmals am Tag und habe sie auf meinem Schreibtisch platziert, damit ich nicht daran denken muss. Immer, wenn ich draufschaue, werde ich an die Dinge, Werte und Aktivitäten erinnert, die mir im Moment am wichtigsten sind. Ich muss sie nicht alle jeden Tag bearbeiten, aber ich speichere sie mit jedem Blick auf die Tafel gedanklich ab und muss entscheiden, ob ich sie umsetze. Somit laufe ich nicht Gefahr, meine Prioritäten aus dem Auge zu verlieren.
Wenn ich einen der Punkte eine längere Zeit hinweg nicht in meinen Alltag integriere, ist das für mich ein Hinweis darauf, dass ich prüfen sollte, ob ich das im Moment vielleicht nicht bewältigen kann und dafür andere Aktivitäten zurückstellen muss, oder ob mir andere Dinge doch wichtiger sind, und ich den Punkt bewusst von der Liste streichen kann.
Das Gute daran: es passen max. 10 Dinge auf die Tafel. Wenn ich mich mit Wünschen und Zielen überfrachte, werde ich durch die Limitierung automatisch gezwungen, zu priorisieren. Gleichzeitig kann ich die Liste jederzeit anpassen, wenn sich meine Prioritäten mit der Zeit verschieben. Es ist keine „dass muss ich alles erledigen“–Liste voller Pflichten, sondern eine Liste, die mir hilft, so zu leben, wie es mir gut tut, und im Gegensatz zu einer App, kann ich die Liste anfassen. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes „greifbar“ und das, was darauf steht, hat „Gewicht“.