Sohn 8 J. Aggressiv/ Medikament nehmen?

Kennst du das Buch: Wackelpeter & Trotzkopf: Hilfen für Eltern bei ADHS-Symptomen, hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten.

Von Döpfner?

Wir hatten es damals schon. Ich kann mich nicht konkret an den Inhalt erinnern- aber es viel mir gerade ein. Kann man das empfehlen?

„Oppositionelles Verhalten“ wäre ja da.

Das erinnert mich an mich selbst mit 6Jahren. Beim Einkaufen so ein Theater gemacht, auf dem Boden im Supermarkt gewälzt, mit den Füssen gestampft und geplärrt, nur um meinen Willen durchzusetzen. Meine Mutter hat mich einfach stehen lassen und ist weggegangen. Das war so heilsam, dass ich es noch heute weiss :wink:

Vielleicht solltet ihr euch einfach durchsetzen. Zähne putzen ist wichtig, also wird das gemacht. Gemüse essen ist wichtig, also wird das gemacht

Ein Kind mit Adhs ist selten intrinsisch motiviert. Also ist es mMn nicht falsch, es extrinsisch zu motivieren und wenn es nur dadurch ist, dass er belohnt wird wenn er Regeln befolgt.
Manchmal sind die klassischen, einfachen Methoden nicht falsch finde ich :wink:

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Bei uns dürfen die Kinder abends noch etwas ganz kurzes im TV anschauen. Müssen aber umgezogen sein und Zähne müssen geputzt sein - und ich finde es wichtig nicht viele Worte zu benutzen. Kein Theater.

Und immer gleicher Ablauf. Am Tisch muss auch jeder seinen festen Platz haben usw.

Allerdings sind die Kinder (meine Stiefkinder) auch nur am Wochenende da.

Das hat er komischerweise nicht gemacht. Bei anderen fragt er mich auch z.b. darf er das süße essen oder darf er Nintendo spielen…
Im Kindergarten hat er auch seine Grenzen getestet und ihm waren auch dort die Konsequenzen einfach egal.
Beim Durchsetzen kommt die Gewalt bei ihm raus (beißen,hauen usw.), daher wurde uns empfohlen es lockerer zu machen und nur belohnen.
Wir werden uns mal ein Belohnungen System überlegen. Ich finde es auch schwierig in der Gestaltung. Das es wieder für ihn noch für uns dadurch stressig wird. Wir überlegen ob wir es auf Zähneputzen beziehen oder auf das Thema beißen, hauen.
Heute früh hat es sehr gut geklappt.

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Da hast du Recht. TV schauen darf er ab Freitag. Das TV schauen - auch wenn es nur eine Wissensendung ist - beschäftigt ihn danach sehr und kann dadurch schlecht abschalten. Hat er auch mal selbst zu gegeben. Am besten funktioniert es,wenn nach TV spielen kann - er spielt es nach oder baut es beim spielen ein.
Zurzeit möchte er nicht,dass ich vorlese. Daher hören wir eine Geschichte zusammen. Ist schwierig immer zu entscheiden setze ich mich komplett durch oder finden wir eine gemeinsame Lösung. Dazu muss er mit mir reden und seine Bedürfnisse äußern,was ihm schwer fällt. Gestern Abend haben wir es gut hinbekommen.

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Bei manchen Dingen gibts da bei mir ganz klare Regeln und kein Spielraum - sonst würde viel mehr Stress entstehen für alle. Ausnahmen sind dann tödlich - finde ich.

Bedürfnisse anhören sind wichtig. Achtsamkeit.
Mir hilft eine Änderung der Sprache.

Nicht „du bist jetzt wütend“ sondern „bei dir ist jetzt Wut - wie fühlt sich das an?“

Wenn ich sage „bei mir ist gerade Wut“ statt „ich bin wütend“ hilft es nicht so damit identifiziert zu sein.

Die Wut darf dann da sein und man muss nichts tun, um die weg zu machen.

Das gleiche mit allen anderen Gefühlen.

Hatte das in diesem Thread zuletzt erklärt, da gibts auch eine Sprachnachricht. Kann manchmal besser sprechen :sweat_smile:

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Wenn ich das jetzt richtig lese, willst du ein Belohnungssystem für Dinge, die selbstverständlich sind?

Denk doch mal nach, was das dann bedeutet. Es gibt keine Konsequenzen, wenn er beißt, aber wenn er es nicht tut, bekommt er sogar noch eine Belohnung. Was machst du denn, wenn ihm deine Belohnungen egal sind? Oder wenn er heute so und morgen so belohnt werden will, und wenn ihr nicht macht, was er will, beißt er euch wieder, weil er die Belohnung, die er sich vorstellt, ja doch nicht bekommt, also kann er auch beißen…

Im Moment ist es so, dass er euch erzieht und nicht andersherum.
Und je mehr ihr euch rein quaken lasst, um so schlimmer wird das. Jedes Mal, wenn ihr euch was Neues überlegt und ausprobiert, bringt ihr nur noch mehr Unruhe rein. Dein Sohn braucht Eltern, die ruhig bleiben und nicht welche, die ständig bei den ersten Anzeichen von Wut sich wieder irgendeine andere Maßnahme überlegen. Auf die Art seid ihr für ihn nicht verlässlich.

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Nein, für ihn sind sie nicht selbstverständlich. Und wir halten es grundsätzlich für richtig ihn für angemessen Verhalten zu loben. Er soll damit lernen, dass es andere Möglichkeiten gibt sich zu äußern bei Wut und möchten ihn damit bestärken.
Und bei der Belohnungen wird er einbezogen z.b. gemeinsame Ausflüge und nicht um Spielzeug oder so zu kaufen. Wir wollen das er Punkte sammelt,die er auch zeitig eintauschen kann, es dient zur Motivation.

Du sagst immer was wir falsch machen und das wir ihn nur verwirren. Aber Vorschläge was du machen würdest kommt nicht. Wir versuchen das beißen zu unterbinden. Wir können ihn nicht ins Zimmer einfach schicken und fertig. Es funktioniert nicht. Und natürlich versucht man in gewisser Zeit was neues auszuprobieren.
Ich dachte eigentlich dafür ist dieser Austausch in der Gruppe da.

Ich weiß nicht ob du zu Hause tägliche Wutanfälle in diesen Ausmaß erlebt hast und wirklich dich in meine Situation hinein fühlen kannst. Meine Familie ist wahnsinnig stolz,dass wir so ruhig bleiben können. Meine Schwester hat offen zugegeben sie hätte schon längst anders reagiert - aus Reflex.

Ich suche Ratschläge und das ich sicherlich nicht alles richtig mache ist klar, aber dafür dachte ich ist der Austausch da. Erziehung ist grundsätzlich schwer und ich denke mit solchen besonderen Kinder noch mehr.

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Zunächst mal ist das pure Absicht, dass ich keine konkreten Vorschläge mache. Ich kann nicht hergehen und behaupten, dass ihr euch zu sehr rein quaken lasst und dann quake ich selbst rein.

Ich habe mich von meinem Sohn weder beißen noch hauen lassen. Er durfte das einfach nicht, wenn er es doch versucht hat, habe ich ihn am ausgestreckten Arm von mir fern gehalten. Niemand darf mir weh tun.

Es gibt ein paar Beispiele, wo es einfach eine Konsequenz gab - keine Strafe! - die ich hier nicht alle nennen werde… Aber die Konsequenz war immer die gleiche in der gleichen Situation… Das Auto fährt eben einfach nicht los oder bleibt stehen, wenn nicht alle angeschnallt sind… Das Essen ist beendet für den, der mittendrin aufsteht… usw.

Was ich dir eigentlich ursprünglich zu denken geben wollte, ist die recht große Mitsprache, die du deinem Sohn einräumst und die ihn möglicherweise so verunsichert, dass er aggressiv wird. Bei meinem Sohn war das so.

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Glaubst du nicht das wir es probiert haben und mir soll auch keiner weh tun.
Ich habe von Anfang auch mein Arm ausgestreckt und ferngehalten. Und er probiert es nicht nur 10 Minuten. Aber auch er wird älter und größer. Danach rennt er hinterher und tritt schnell zu oder klammert sich ans Bein und beißt schnell zu.
Wenn es so einfach wäre ihn einfach nur abzuhalten → genau darin liegt das Problem.

Ich wünsche allen ein sonnigen Tag☀️

Fakt ist doch, dass du einfach die Ursache der Aggression nicht kennst.

Ich wollte dir lediglich einen Aspekt aufzeigen, auf den du bisher nicht ansatzweise eingegangen bist.

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Du meinst vorher die Aggression kommt?

Was mir dazu einfällt. Wenn wir mit dem Hund im Wald sind:

Wenn uns andere Spaziergänger entgegenkommen, ruft mein Freund den Hund ab und er bekommt ein leckerchen, damit er die Leute nicht anspringt.

Der Hund läuft deshalb immer extra nah an die Spaziergänger ran - weil er weiß, er wird dann abgerufen und belohnt.

Wenn ich mit dem Hund allein bin macht er das gar nicht, da ich ihn nicht abrufe.

Nicht beißen würde ich auf keinen Fall belohnen.

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Belohnungen funktionieren da übrigens nur wenn sie sofort erfolgen. Was morgen ist interessiert nicht.
Wenn man die Zähne nicht rechtzeitig putzt ist eben keine Zeit für ein Hörspiel - seine Entscheidung.

Er hat dann eine Wahl. Kann sonst auch mit ungenutzten Zähnen schlafen. Und ohne Geschichte.

Weißt du das denn?

Nochmal: Es geht nicht darum nicht beißen zu belohnen. Sondern das bevor es zu weit kommt, vorher einzulenken. D.h. das er aus der Situation geht, das er ins Kissen boxt, das er Zeitung zerreißt.

Ich verstehe dein Gedanken. Und schon wird das Zähneputzen negativ und diese Konsequenz interessiert ihn nicht. Dann spielt er halt oder macht was anderes. Mit sowas kam ich nie weiter. Daher die Idee das richtige Verhalten so belohnen.

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Wenn das Hörspiel nicht so positiv ist zieht es natürlich nicht als Belohnung.

Es muss immer etwas sein was er gut findet.

Ach so - wir haben so elektrische Zahnbürsten die mit einem Spiel funktionieren - glaube über eine App. Das kann auch funktionieren.

Bei uns klappt tv - das wollen Sie unbedingt und vorher müssen halt die Zähne geputzt sein. Dadurch ist Zähneputzen nicht negativ.

Richtig, die logische Konsequenz hat bei ihm noch nicht gezogen. Das haben sie auch im Kindergarten gemerkt. Dann beschäftigt er sich halt mit was anderem. Da ist er flexibel.

Die elektronische Bürste haben wir auch.

Hatten wir auch mal probiert, ja probiert (sonst weiß man ja nicht ob es passt). Aber dann war die Unruhe danach.

Danke für den Austausch… Wir hören uns :person_raising_hand:

Liebe Regenbogen,

aus Deinen Beiträgen lese ich, dass ihr euch sehr viel Mühe gebt euren Sohn zu verstehen und auf ihn einzugehen. Das ist erstmal wunderbar finde ich. Ihr versucht das Beste für ihn zu finden und alles mit ihm richtig machen. Euer Sohn hat Glück mit euch, denn ihr seid geduldig und haltet bei allen Schwierigkeiten dennoch zu ihm.

Nun sieht euer 8-jähriger noch nicht seine eigene Verantwortung an einer guten Beziehung. Er lernt und muss auch noch lernen, sich in andere hinein zu versetzen, deren Grenzen zu respektieren. Wenn ihr konsequent mit ihm umgeht, lernt er letztlich auch genau das: andere haben auch Bedürfnisse und manchmal keine Kraft (oder auch Lust) sich mit meinen Stimmungen auseinanderzusetzen. Du hast sicher auch Deine Grenze (die mit dem Beißen deutlich überschritten ist) und eigene Bedürfnisse. Euer Sohn darf auch lernen, dass ihr nicht immer verfügbar seid, also nicht immer auf ihn eingeht. Ihr dürft ihn frustrieren, er darf und muss erleben, dass er nicht immer seinen Willen bekommt.

Das ist was mir beim Lesen Deiner Beiträge in den Kopf kommt und was ich aus der eigenen Erziehungserfahrung mit meinem 8-jährigen mitgeben kann.

Ich wünsche euch in jedem Fall alles Gute und weiterhin viel Kraft!

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Ich glaube, der Thread geht in eine seltsame Richtung. Euer Junge handelt nicht so oder so, weil ihr etwas falsch macht.

Er will nicht so sein. Er hasst euch nicht. Auch wenn er das in seiner Wut mal sagt.

Lass dich nicht verunsichern und beurteile die Situation dann neu, wenn ihr die richtige medikamentöse Einstellung gefunden habt und natürlich das Medikament auch in der Zeit wirkt, wenn diese kritischen Situationen vorkommen.

Was natürlich nicht heißt, dass ihr alles richtig macht, das geht ja gar nicht, oder dass ihr euch nicht über die Wirkung eurer Erziehung Gedanken machen braucht, das macht ihr aber auch schon längst.

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