Sohn 8 J. Aggressiv/ Medikament nehmen?

Bei uns gab es die klar ausgesprochene Regel: Hauen und Treten sind rote Linien die nicht überschritten werden dürfen. Wenn das in der Wut passiert wird sofort und solange festgehalten bis wieder Ruhe einkehrt. Das haben wir sehr konsequent durchgezogen und das Wüten, Winden und Schimpfen festhaltend sozusagen mit ihm ausgehalten. Was uns aber wichtig war und ist: Wenn die Wut vorüber ist, sind wir für ihn ansprechbar. Wir bleiben also in diesen krassen Situationen in seiner Nähe (was er meistens auch einfordert) und fordern aber von ihm ein, dass er die Wut ohne Körperlichkeiten durchlebt und aus seiner Wutspirale wieder heraus findet. Grundsätzlich sind wir aber nicht nachtragend und bald darauf auch wieder liebevoll.

In jedem Fall war für unseren Sohn die Erfahrung „die bleiben fest“ hilfreich. Mit dem Festhalten geht ja eine Entschlossenheit einher, die unser Sohn als Erfahrung mit uns verinnerlicht hat. Inzwischen reicht sehr oft ein strengerer Ton/Blick oder nötigenfalls die Aussicht auf wegfallende Privilegien.

Danke für diesen Tipp! Das Buch von Neuhaus könnte für uns in der jetzigen Lebensphase hilfreich sein.

Na ja, so richtig handfeste Tipps , wie man handeln sollte, sind im Buch auch nicht. Eher allgemein gehalten. Sie empfehlt Elterntraining.

Ihr Elterntraining soll am besten sein, haben mir Eltern erzählt, die da waren.

Elterntraining ist das wirksamste, was man bei Kids mit ADHS bis vielleicht 8 Jahren machen kann. Bis dahin sollte man den Kids Psychotherapie besser ersparen.
Später ist es sicher auch noch hilfreich, zusätzlich zu dem, was die Kids selbst an Psychotherapie machen können.

Medis bleiben natürlich immer das wichtigste.

Ich frage mich, ob es „nur Wut“ ist und er sich nicht steuern kann oder ob er es irgendwo doch gezielt einsetzt, um Grenzen auszutesten.
Wahrscheinlich von jedem was dabei.

Warte ab, bis die Eindosierung fertig ist. Dann beantwortet sich das vermutlich weitgehend von selbst…

Ich verstehe diese Wut nicht. Jetzt haben wir im Bett eine Geschichte gehört. Dann haben wir aus gemacht und wollten kuscheln. Dann fing er an: ich beiße dich, du hast mir heute weh getan … Ich zahle es dir heim.
Was soll das nur?

Ich habe mich die ganze Zeit ganz bewusst rausgehalten, ich kann deine (eure) Situation nur minimal nachempfinden… Aber ganz unabhängig davon kam mir gerade zum wiederholten Mal ein Gedanke… Es ist nur ein Denkanstoß… Dafür muss ich etwas ausholen… Ich selbst fand es als Kind ganz furchtbar, wenn meine Eltern vieles einfach bestimmt haben… Aus diesem Empfinden heraus wollte ich das meinem Sohn nicht antun und habe ihm, so weit das sinnvoll war, immer versucht, Wahlmöglichkeiten zu lassen oder mich mit ihm abzusprechen… das war für meinen Sohn aber total schwierig, schon die Frage, welche Socken er anziehen will, war zu viel, hat ihn verwirrt…

So, also, mein Gedanke ist, dass du (ihr) euerem Sohn möglicherweise zuviel Selbstbestimmung zutraut und er dadurch sehr verunsichert ist. Der Gedanke kam mir auch, weil es ja in der Schule usw. nicht eskaliert, denn dort wird vieles vorgegeben, was zu machen ist oder wie man sich zu verhalten hat.

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Du hast ein wichtiges Thema angesprochen. Aber auch hierbei gibt es immer wieder verschiedene Empfehlungen. Beim Elterntraining: Routine, Routine
Ärztin: nicht alles richtig so eng sehen und wenn mal nicht Zähne putzt,dann ist es auch nicht so schlimm
Bücher: Kind die Wahl stellen
Wir haben was Essen, Zähneputzen und schlafen betrifft eine feste Routine. Die aber seit letzten Monate immer mehr nicht klappt. Vom Kind die Aussagen: er möchte einfach nicht Zähneputzen, ist ihm zu langweilig… Alternativen Musik dabei hören usw. bereits angeboten - mal klappts mal nicht. Würde ich auch nicht so kritisch sehen,wenn er dabei nicht so wütend werden würde und beißt. Leider steigert es sich dann so schnell hoch und es werden mit kleinen Unterbrechungen mal 2 h.
Daher wollte ich gerne eine regelmäßige Beratung beziehen,wo man sich konkret austauschen kann. Bisher habe ich noch nichts bekommen.

Laut Ärztin wird er sich zusammen reißen und aufgrund das es alle machen wird er einfach funktionieren. Darüber sollen wir glücklich sein.

Hast du deine eigene Intuition völlig verloren? Du machst auf mich jedenfalls genau diesen Eindruck.

Die Ärztin sagt dies, die Schule sagt das, in Büchern steht jenes, andere Eltern machen das so… usw.

Es geht nicht nur um Routine, auch um Konsequenz. Ihr aber macht immer neue Angebote und Eingeständnisse, damit er nicht austickt. Und er merkt das. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass er sich da erst recht verunsichert fühlt. Und Unsicherheit äußert sich bei jedem Kind anders. Ich war besonders laut und frech, mein Bruder hat sich geprügelt, mein Sohn war wie erstarrt…

Als ich kapiert hatte, dass mein Sohn völlig überfordert ist, wenn man ihm die Wahl lässt, war die einzige Konsequenz, genau das wegzulassen. Etwas, was mir unglaublich schwerfiel, ich wollte ihn dahin erziehen, dass er selbst viel mitbestimmt. Aber vieles wurde leichter, als ich ihn mit Fragen verschont habe, was er jetzt anziehen, essen, spielen, lesen oder unternehmen will. Wenn er dann wirklich mal von sich aus etwas gegen meine Auswahl hatte, habe ich das ernst genommen.

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Natürlich. Weil wir aktuell gar nicht mehr wissen was richtig für ihn ist. Aktuell finden wir es nicht. Deshalb suchen wir doch Hilfe,weil wir nicht weiter kommen. Und mit unseren Konzept hat es nicht mehr funktioniert und daher suchen wir nach neuen Möglichkeiten.
Und wir merken weiterhin, dass er weiter seinen Willen durchsetzen will. Und er hat mir auch gestern gesagt: er wird wütend weil er dann nicht mehr z.b. spielen darf. Zähneputzen soll, ins Bett soll. Und wir sagen ihn vorher Bescheid und besprechen es. Und dennoch ist für in dem Moment falsch und möchte einfach weiter machen.

Kennst du das Buch: Wackelpeter & Trotzkopf: Hilfen für Eltern bei ADHS-Symptomen, hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten.

Von Döpfner?

Wir hatten es damals schon. Ich kann mich nicht konkret an den Inhalt erinnern- aber es viel mir gerade ein. Kann man das empfehlen?

„Oppositionelles Verhalten“ wäre ja da.

Das erinnert mich an mich selbst mit 6Jahren. Beim Einkaufen so ein Theater gemacht, auf dem Boden im Supermarkt gewälzt, mit den Füssen gestampft und geplärrt, nur um meinen Willen durchzusetzen. Meine Mutter hat mich einfach stehen lassen und ist weggegangen. Das war so heilsam, dass ich es noch heute weiss :wink:

Vielleicht solltet ihr euch einfach durchsetzen. Zähne putzen ist wichtig, also wird das gemacht. Gemüse essen ist wichtig, also wird das gemacht

Ein Kind mit Adhs ist selten intrinsisch motiviert. Also ist es mMn nicht falsch, es extrinsisch zu motivieren und wenn es nur dadurch ist, dass er belohnt wird wenn er Regeln befolgt.
Manchmal sind die klassischen, einfachen Methoden nicht falsch finde ich :wink:

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Bei uns dürfen die Kinder abends noch etwas ganz kurzes im TV anschauen. Müssen aber umgezogen sein und Zähne müssen geputzt sein - und ich finde es wichtig nicht viele Worte zu benutzen. Kein Theater.

Und immer gleicher Ablauf. Am Tisch muss auch jeder seinen festen Platz haben usw.

Allerdings sind die Kinder (meine Stiefkinder) auch nur am Wochenende da.

Das hat er komischerweise nicht gemacht. Bei anderen fragt er mich auch z.b. darf er das süße essen oder darf er Nintendo spielen…
Im Kindergarten hat er auch seine Grenzen getestet und ihm waren auch dort die Konsequenzen einfach egal.
Beim Durchsetzen kommt die Gewalt bei ihm raus (beißen,hauen usw.), daher wurde uns empfohlen es lockerer zu machen und nur belohnen.
Wir werden uns mal ein Belohnungen System überlegen. Ich finde es auch schwierig in der Gestaltung. Das es wieder für ihn noch für uns dadurch stressig wird. Wir überlegen ob wir es auf Zähneputzen beziehen oder auf das Thema beißen, hauen.
Heute früh hat es sehr gut geklappt.

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Da hast du Recht. TV schauen darf er ab Freitag. Das TV schauen - auch wenn es nur eine Wissensendung ist - beschäftigt ihn danach sehr und kann dadurch schlecht abschalten. Hat er auch mal selbst zu gegeben. Am besten funktioniert es,wenn nach TV spielen kann - er spielt es nach oder baut es beim spielen ein.
Zurzeit möchte er nicht,dass ich vorlese. Daher hören wir eine Geschichte zusammen. Ist schwierig immer zu entscheiden setze ich mich komplett durch oder finden wir eine gemeinsame Lösung. Dazu muss er mit mir reden und seine Bedürfnisse äußern,was ihm schwer fällt. Gestern Abend haben wir es gut hinbekommen.

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Bei manchen Dingen gibts da bei mir ganz klare Regeln und kein Spielraum - sonst würde viel mehr Stress entstehen für alle. Ausnahmen sind dann tödlich - finde ich.

Bedürfnisse anhören sind wichtig. Achtsamkeit.
Mir hilft eine Änderung der Sprache.

Nicht „du bist jetzt wütend“ sondern „bei dir ist jetzt Wut - wie fühlt sich das an?“

Wenn ich sage „bei mir ist gerade Wut“ statt „ich bin wütend“ hilft es nicht so damit identifiziert zu sein.

Die Wut darf dann da sein und man muss nichts tun, um die weg zu machen.

Das gleiche mit allen anderen Gefühlen.

Hatte das in diesem Thread zuletzt erklärt, da gibts auch eine Sprachnachricht. Kann manchmal besser sprechen :sweat_smile:

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Wenn ich das jetzt richtig lese, willst du ein Belohnungssystem für Dinge, die selbstverständlich sind?

Denk doch mal nach, was das dann bedeutet. Es gibt keine Konsequenzen, wenn er beißt, aber wenn er es nicht tut, bekommt er sogar noch eine Belohnung. Was machst du denn, wenn ihm deine Belohnungen egal sind? Oder wenn er heute so und morgen so belohnt werden will, und wenn ihr nicht macht, was er will, beißt er euch wieder, weil er die Belohnung, die er sich vorstellt, ja doch nicht bekommt, also kann er auch beißen…

Im Moment ist es so, dass er euch erzieht und nicht andersherum.
Und je mehr ihr euch rein quaken lasst, um so schlimmer wird das. Jedes Mal, wenn ihr euch was Neues überlegt und ausprobiert, bringt ihr nur noch mehr Unruhe rein. Dein Sohn braucht Eltern, die ruhig bleiben und nicht welche, die ständig bei den ersten Anzeichen von Wut sich wieder irgendeine andere Maßnahme überlegen. Auf die Art seid ihr für ihn nicht verlässlich.

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Nein, für ihn sind sie nicht selbstverständlich. Und wir halten es grundsätzlich für richtig ihn für angemessen Verhalten zu loben. Er soll damit lernen, dass es andere Möglichkeiten gibt sich zu äußern bei Wut und möchten ihn damit bestärken.
Und bei der Belohnungen wird er einbezogen z.b. gemeinsame Ausflüge und nicht um Spielzeug oder so zu kaufen. Wir wollen das er Punkte sammelt,die er auch zeitig eintauschen kann, es dient zur Motivation.

Du sagst immer was wir falsch machen und das wir ihn nur verwirren. Aber Vorschläge was du machen würdest kommt nicht. Wir versuchen das beißen zu unterbinden. Wir können ihn nicht ins Zimmer einfach schicken und fertig. Es funktioniert nicht. Und natürlich versucht man in gewisser Zeit was neues auszuprobieren.
Ich dachte eigentlich dafür ist dieser Austausch in der Gruppe da.

Ich weiß nicht ob du zu Hause tägliche Wutanfälle in diesen Ausmaß erlebt hast und wirklich dich in meine Situation hinein fühlen kannst. Meine Familie ist wahnsinnig stolz,dass wir so ruhig bleiben können. Meine Schwester hat offen zugegeben sie hätte schon längst anders reagiert - aus Reflex.

Ich suche Ratschläge und das ich sicherlich nicht alles richtig mache ist klar, aber dafür dachte ich ist der Austausch da. Erziehung ist grundsätzlich schwer und ich denke mit solchen besonderen Kinder noch mehr.

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