Sohn, ADS, 12, sehr klug, verweigert total Schule

Hmm das Bashing gegen die Schule sehe ich als falsch an. Das die Schweiz dem Thema ADxS keine Bedeutung schenkt, sehe ich etwas anders. Als ich noch Lehrer war, bin ich sehr vielen ADxSlern begegnet…

Ich denke eher, dass wahrschinlich du dir mit der Diagnose deines Sohnes zu viel Druck machst… die sechste Klasse entscheidet vielleicht ob man ins Gymnasium gehen kann, der andere Weg erlaubt es auch akademisch weiterzukommen. Es gibt kein richtig oder falsch…
Aber in erster Linie braucht ihr Zeit! Relaxter werden und sich mit allem intensiv auseinandersetzen. Die Medikation braucht Zeit. Dein Sohn muss sich neue Strategien aneignen.

Gib euch Zeit!
Medikation ist eine Stütze, kein Wundermittel

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Danke vielmals! Das Problem ist, dass die Durchlässigkeit stark erschwert ist, Notenschnitt von 5,5, um einem Niveau aufs nächste zu wechseln (also Sek B Stude 3 auf SEK B Stufe 2 usw). Mir wäre es lieber, er hätte einen einfacheren Weg, aber klar, das wichtigste ist jetzt, eine gute Dosierung zu finden.

Oje, ich hoffe, ich antworte hier auf den richtigen Threat, bin am Handy, mal schauen. Ich fand eine Berufslehre immer super. Was ich aber leider sehe, ist, dass heute schon eine Kindergärtnerin (!) einen Uniabschluss braucht. Und dass Firmen heute den Akademikern den Vorrang geben. Aber: ein guter Tip von Euch war klar, ich soll nicht auf morgen schauen, sondern aufs heute: und das werde ich versuchen, der Rest wird sich geben. Danke!

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Nur mal so. Ich adhsler habe eine Berufslehre gemacht, Berufsmatur, Passarelle und danach Lehrerausbildung… nichts ist unmöglich

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Dein Thread geht mir richtig nahe. Mein Sohn ist 11 Jahre und auch sehr klug und ich sehe seit der Grundschule das Risiko einer Schulverweigerung. Dieses Risiko ist es, was ich zu minimieren versuche - seit der Grundschule. Aber ich will gar nicht über uns schreiben.

Was ich aus deinem Post rauslese ist (d)eine große, wirklich große Sorge, vielmehr Angst sogar, vor der Zukunft. Und, bitte nimm mir das nicht krumm, wenn ich jetzt ganz direkt schreibe: Dich mit dieser Angst zu befassen, Vertrauen in die Zukunft zu entwickeln, vor allem auch in die Zukunft deines Sohnes, genau das ist deine Aufgabe momentan (in meinen Augen natürlich, niemand muss diese Ansicht teilen).

Deine Angst übt so viel Druck auf euch alle aus, auf dich, deinen Mann vermutlich auch und auch deinen Sohn.

Bei diesem Satz schnürt sich mir echt das Herz zusammen (auch wenn ich weiß, dass er so aus dem Zusammenhang ganz anders klingt). Aber: Nein! Nein! Nein! Wer bitte lernt denn Gutes auf die harte Tour?

Aber ja, über Konsequenzen lernen wir und klar, Schule funktioniert nach einem bestimmten Prinzip. Das ist wohl was du meinst. Lass ihn doch seine eigenen Erfahrungen machen und sei da. Begleite ihn liebevoll, freundlich und wohlwollend beim Erleben dieser Konsequenzen - das ist in meinen Augen aber nicht die harte Tour. Das ist Hilfe beim Überleben in dieser Welt, Hilfe beim So-Sein, beim ADHS-Sein.

Weißt du, es geht nicht darum, klug zu sein. Intelligenz ist nur ein Baustein auf dem Weg zu einem erfolgreichen (d.h. glücklich und zufriedenem) Leben. Es braucht soooo viel mehr, genau das siehst du ja jetzt. Sei entspannt: Denn das er klug ist, ist hilfreich für ihn, kann sein Leben leichter machen, wenn er es besser versteht, sich besser versteht.

Deine Aufgabe ist in meinen Augen nicht, dafür zu sorgen, dass er die Schule möglichst erfolgreich abschließt, sondern dass er die Schule ohne allzu großen seelischen Schaden abschließt, dass er als Erwachsener in der Lage ist, sich selbst mitfühlend zu begegenen, um gut und verantwortlich für sich zu sorgen.

Lies dir hier mal ein paar Posts durch, z.B. auch in den Tagebüchern: Das Problem von Vielen hier ist nicht die ADHS Symptomatik, sondern was die Symptomatik im Zusammenspiel mit der Umwelt (SChule, Eltern etc) mit dem Selbstbild, dem Selbstwert, dem Selbstvertrauen gemacht hat.

Sorry, ist möglicherweise etwas emotional geworden mein Post, aber wie gesagt, der Druck, der auf euch allen lastet und mir aus deinem Post entgegensprang, hat mich berührt.

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Wie oben schon gesagt, es Ist vollkommen in Ordnung die Klasse zu wiederholen. Das Risiko ist ggf., dass ihm da wirklich langweilig wird. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass er mit den andere Mitschülern und anderen Lehrern besser klarkommt. Beachte, dass ADHSler kurzfristige Belohnungen (Suche nach Dopamin!) mehr bevorzugen als Belohnungen für langfristige Ziele. Vielleicht hilft dir das bei der Schulproblematik. Dieses Belohnungsding wird sich mit Medikamenten nicht ändern.

Drill, Angst machen, Stress oder Druck bringen am Ende nichts. Ich spreche jetzt aus meiner Erfahrung: Ich fühlte dann ständig, ich sei dumm und wertlos (habe es aber nach außen nicht gezeigt und fing mit Witzen darüber an - Stichwort: Masking). Vielleicht rutschen dann den Eltern auch noch verletzende Worte aus dem Mund.

Ich erinnere mich an Mitschüler (einige davon meiner Ansicht nach auch ADHSler), welche wirkliche Katastrophen waren. Aber die haben IHREN Weg gefunden, sind beruflich sehr erfolgreich und oft unabhängig. Die haben selbst erkannt was sie können und was sie ausmacht. Die haben teilweise keinen Abschluss, sind aber selbstständig. Du schreibst doch auch, dass der Bursche kein nasses Weggli als Hirnersatz im Kopf hat. Der kriegt es schon im Leben hin.:+1:

Ich habe einen Abschluss, aber mit dem Leistungsdruck kamen ab der 10. Klasse Depressionen (nein, nicht nur „traurig“), Selbstzweifel und Ängste. Das wird mich mein ganzes Leben begleiten, egal welche Pillen ich mir dafür auch einwerfen sollte. Meine ADHS-Diagnose habe ich erst seit 2022. Für mich wäre aber fraglich, ob sich bei mir durch ADHS-Medikamente in der Jugend zu meiner Zeit und den restlichen Umständen (Druck) diese tiefschwarzen Depressionen nicht entwickelt hätten. Wir ADHSler ticken halt insgesamt anders und Arzneimittel helfen nur teilweise.

In der Psychotherapie bin ich seit 2020 und das werde ich auch langfristig bleiben. Es gibt immer noch stark bewölkte Tage für mich. Tage und Wochenenden die ich gerne anders verbringen würde.

@Rocky1
Was ich mit den obigen Zeilen sagen will:

ADHSler sind empfindliche Menschen. Diese Empfindlichkeit ist teilweise schön, oft aber auch schlecht. Als Folgeerscheinung haben ADHSler häufig mit psychischen Problemen zu kämpfen. Eben Depressionen, Ängste und ein geschwächtes Selbstbewusstsein.

Auch bei mir ist ADHS zu großem Teil vererbt. Der Betroffene Elternteil will davon aber nichts wissen: „Da ist nichts, ich bin absolut normal.“ Die ADHS-Verhaltensweisen (Impulsivität) meines Elternteils hatten mir nicht gut getan, irgendwie habe ich sie aber auch übernommen (was mich anfing zu stören). Mir ist bewusst, dass dieser Elternteil sich keine Schwäche (ADHS) eingestehen will (Stichwort Selbstzweifel). Aber mit dem Alter wurde das ADHS-Problem da nicht besser, nur schlimmer. Ich und der Elternteil in der späteren Pubertät in einer Wohnung war keine gute Idee.

Es wäre wirklich wirklich wirklich gut, wenn dein Mann langsam zur Einsicht käme und sich da öffnen könnte. Das käme dem 12-Jährigen und auch den anderen zwischenmenschlichen Beziehungen in der Familie wirklich zu gute. Kinder schauen auch trotz Pubertät zu Eltern auf. Kinder übernehmen dadurch auch nachteilige Verhaltensweisen der Eltern. Und wenn da ein Teil ADHS hat, ist es nicht gut.

Depressionen sind kacke und das Leben lang genug um sie zu einem späteren Zeitpunkt als in der Jugend zu bekommen. :slightly_smiling_face:

LG
Pedro

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Danke vielmals!! Deine Worte berühren mich sehr und helfen mir sehr. Ich habe zu lange gewartet, um mich auszutauschen, Eure Beiträge helfen so sehr!

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Noch einige Hilfestellungen, aus meiner Erfahrung:

Viel Erfolg!

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Ja das richtige Maß an Zuckerbrot und Peitsche finden ist da sehr schwierig.
Wenn er nicht kommt, erinner ihn daran (vielleicht mit einer schriftlichen Nachricht), dass du da bist um ihn zu unterstützen.

Ich hatte ähnliche Probleme. In der 5ten Klasse ging es noch, da wurde ich einfach nach ganz vorne gesetzt und meine Banknachbarn angewiesen aufzupassen, dass ich mitmache. In der 6. hatte ich dann zum 2.Halbjahr einen Schulwechsel. Komplett Neue Umgebung. Die Lehrer kannten mich nicht. Ich wurde relativ schnell als das Problemkind abgestempelt. Habe im Unterricht versucht mitzumachen und gleichzeitig einen Freundeskreis aufzubauen und mich gegen die Mobber aus meinem neuen Wohnort zu verteidigen. Nachmittags dann einfach keine Energie mehr dafür. Am Anfang hat mein Stiefvater mir auch noch versucht zu helfen. Ich habe seine Ansätze nicht verstanden, da er extrem alte Lösungsmethoden benutzte. Wenn er falsch lag musste ich jedes mal mit ihm diskutieren, wobei er am Ende immer Rumschrie und zeterte wegen meiner sehr ausfallenden Ausdrucksweise. Nebenbei war ich natürlich auch nicht immer erpicht oder in der Lage mitzumachen. Irgendwann haben wir das dann auch gelassen. Aus seiner Perspektive , war ich ein kleiner fauler Arsch und er aus meiner ein cholerischer Vollidiot. Meine Mutter war arbeiten und kam dann abends total fertig nach Hause und durfte sich anhören: " Dein Sohn hat wieder … etc. „/ " Deine Kinder … [Litanei an Sachen die wir nicht gemacht haben, täglich!]“.
Es war total schockierend für mich , das ich auf einmal 3er und schlechter eingefahren habe. Mein ganzes Selbstbild war erschüttert. Gleichzeitig brachte das ewige nachmittägliche Hausübungen machen , kaum Lernerfolg. War nur genervt. Meine Eltern brachten mir jedoch nicht bei wie ich mich selbst strukturieren kann sondern versuchten mir das abzunehmen, kritisierten meine Schludrigkeit und unterstellten mir böswillige Absicht. Den Stoff selber verstand ich dann immer relativ schnell und dann kam der Satz: „Na siehste ! Du kannst es ja doch!“ So als ob ich einfach nur nicht gewollt hätte. Ich mich absichtlich querstellen würde und schon war ich wieder wütend. Ich habe dann irgendwann angefangen mich selbst zu hassen, auch weil man mir sofort angemerkt hat wenn ich wütend war und ich keine Lust auf Streit hatte, hab ich dann immer gesagt: " Ich bin auf mich selber wütend." Durch die ganzen fehlgeschlagenen Versuche, haben sich natürlich innerhalb der Familie Fronten gebildet.

Meiner Meinung nach aufgrund der Diagnose um Familientherapeutische Hilfe anfragen bevor ihr das versucht allein durchzuziehen. Lieber euren Sohn noch einmal ein Jahr Ehrenrunde drehen lassen. Mit der Medikation anfangen.

Versucht ihm beizubringen wie man lernt(also vor allem das es besser ist jeden Tag ein klein wenig zu machen, als am letzten Tag vor Test/Abgabe alles) und dass es okay ist nicht auf Anhieb alles zu verstehen oder auswendig zu können, da Hirne einfach mal anders funktionieren und das er auch wieder vergessen wird wenn er nicht wiederholt.
Versucht vielleicht auch mit den Lehrern zu reden, ob man ihm nicht einen Mitschüler an die Seite stellen kann, der ihn davon abhält abzuschweifen.

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danke vielmals für Deine bewegenden persönlichen Schilderungen! Wir saugen hier alle Eure Erzählungen auf wie ein Schwamm. Ganz liebe Grüsse,

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Freut mich, dass ihr was damit anfangen könnt.
Mich hat es grad nur heftig getriggert. Hatte das alles schon ganz weit geschoben.

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Hm. Ist das so? Ich kann heute noch Dinge, die man mir vor 35 Jahren genau 1x gesagt oder gezeigt hat. Auch die Vorstellung, man müsse ein Projekt langsam über mehrere Wochen entwickeln, greift mir zu kurz: Warum nicht etwas mit vollem Elan an einem Stück durchziehen? Es ist effizienter. Das mit dem Termin rsp. der Deadline ist natürlich etwas anderes.

Was ich sagen will: Gerade Menschen mit AD(H)S haben doch eher Mühe mit Schema X, wenn ich es richtig verstehe. Es gibt 1001 Wege, etwas zu lernen. Vielleicht ergibt es mehr Sinn, wenn der Junge seinen eigene Strategie entwickelt - und man ihn genau dabei fördert, diese zu finden und zu etablieren.

Das halte ich für keine gute Idee. Mitschüler:innen bindet man besser keine Verantwortung dieser Art auf. Mir sind nur ganz wenige Konstellationen bekannt, wo das funktioniert (hat). Da ist es jeweils aus einer Freundschaft heraus von alleine entstanden und wurde nicht „von Aussen“ angeregt.

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ja, stimmt schon. Aber wenn es diesen Freund nicht schon gibt, wäre das wenigstens eine Kompromisslösung. Man kann ja auch nicht alles vom Zufall abhängig machen.

Auch das stimmt, aber wir reden hier von Schule und nicht von selbstgewähltem Projekt, Schule hat nunmal oft das Schema X. Es geht ja am Ende darum zu lernen, wie man auch aus „schlechtem“ Unterricht möglichst viel herausholt.

Servus!

Das Ganze ist schwierig aber nicht hoffnungslos. Sehr positiv ist, dass er überhaupt lernt und dazu sogar - wenn auch nur in einem gewissen Umfang - Lust hat. Andere Kinder haben das nicht. Ich erinnere mich da an einen, der hat die gleichen Besonderheiten und so gut wie nie gelernt. Was ihn interessiert hat, brauchte er nicht zu lernen sondern hat es sich von alleine gemerkt. In diesen Fächern hatte der gute Noten. In anderen Fächern, die ihn nicht interessierten, schlechte. Als es irgendwann gar nicht mehr ohne Lernen ging, z. B. Richtung Abschlußprüfungen, hat er dann unter dem Zwang der anstehenden Prüfungen angefangen, richtig zu lernen. Bzw. hat er es versucht. Funktioniert hat es nicht. Was dabei natürlich auch eine Rolle spielte war, dass er nicht nur vom laufenden Lehrstoff was hätte lernen müssen sondern in manchen Fächern den Stoff vom ganzen Schuljahr oder noch mehr.

Auch hier ist positiv anzumerken, dass dein Mann mit ihm lernt und der Sohn mit deinem Mann lernt. Auch wenn es nur eine Weile geht, ist das schon mal was.

Mit dem von mir genannten Kind hat keiner gelernt. Der konnte nicht mal die Eltern fragen, wenn er was nicht verstanden hat.
Die Eltern erzogen auf die harte Tour, nicht so was du dir drunter vorstellst sondern die ganz harte Tour. Wutanfälle hatte er auch aber die heftigsten kamen von den Eltern.

Bei eurem Sohn erwarte ich schon durch die zu erwartende Einspielen der Medikamentierung eine Verbesserung.

Wie ist ihm eigentlich sein ADHS bewusst, wie sehr intelligent ist er und ist ihm bekannt dass er sehr intelligent ist?

Die Schwierigkeiten beim Lernen, der Widerstand (gegen das Lernen und / oder gegen euch), die Bockigkeit und die Wutanfälle haben sicher zu einem großen Teil mit ADHS zu tun.
Zu einem weiteren Teil mit der Pubertät.
Gegen euch gehende Wutanfälle, etwaige Beschimpfungen und Beleidigungen sind einerseits ein Symptom des ADHS und Zeichen, dass er selbst mit dem Ganzen nicht klar kommt und leidet, sowie auch ein Zeichen, dass er euch vertraut, sich sicher und geborgen fühlt. Er weiß, dass wenn er seine Wut nicht unterdrücken kann und rauslässt, ihr ihn deshalb nicht verprügelt oder rausschmeisst.

Das Lernen an sich und das Lernen mit euch kann man sicherlich mit Methoden verbessern, die z. B. ein Belohnungssystem beinhalten, auf Dauer und Art der speziellen ADHS-Aufmerksamkeit abgestimmt sind. Da gibt es bestimmt von fachkundiger Seite Anleitungen etc.

Die größte und schnell wirksame Chance fürs Lernen sehe ich darin, dafür eine oder mehrere andere Personen in Anspruch zu nehmen. Z. B. Nachhilfe durch einen Studenten oder Studentin, optimalerweise jemanden, zu der dein Sohn aufschaut, weil er ein cooler Typ ist, vielleicht Fußballer, Musiker, Gamer (was eben deinen Sohn beeindruckt), oder / und ein hübsches Mädchen ist (falls er sich dafür schon interessiert).

F.

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Bei uns ist die positive Situation, dass Kind UND ich diagnostiziert sind. Deshalb können wir uns gut austauschen. Ihn tröstet es, dass Mama das auch hat. Natürlich machen wir Eltern auch Fehler, aber es hilft zu verstehen, wie es dem Junior geht. Er ist auch sehr klug. Gestern hat er beim Abendbrot gemeckert und sich über die Dummheit seiner Eltern beschwert. Gut, dass wir die nicht an ihn weiter vererbt haben, das war echt knapp :rofl::v:

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AD(H)S-Betroffene lernen aus Strafen oder schlechten Erfahrungen kaum etwas. Jedenfalls deutlich weniger als Nichtbetroffene. Auf dem Ausweg wird damit eine Einbahnstraße nach unten…

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Kurzfristige motivieren sie genau so stark wie bei Nichtbetroffenen, langfristige deutlich schwächer.

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Ich hab keine Kinder, aber meine persönliche Kindheitserfahrung sagt mir: Druck ist die absolute Katasptrophe und „auf die harte Tour“ ist ein totaler Schuss in den Ofen.

Irgendwelche harte Touren werden ihn nur noch frustrierter machen. Das ADHS-Hirn lernt nicht auf harte Touren. Er wird mit dem Druck so sehr kämpfen, dass er automatisch nicht das Ziel erreicht, was er unter dem Druck erreichen soll.
ADHS bedeutet auch eingeschränkte exekutive Funktionen. Verbindungen im Hirn, die dazu da sind Gelerntes abzurufen sind nicht so sehr ausgeprägt wie bei normalen Hirnen.
Es ist vergleichbar mit einer fehlerhaften Suche einer Datei auf einem Computer. „Kein Zugriff auf diese Datei.“, „Datei nicht gefunden.“
ADHSler sind interessenbasierte Lerner. Was interessiert und spaß macht bleibt hängen. Alles andere ist oft einfach belanglos und verfliegt einfach schnell. Genauso, dass ADHSler probleme haben mit ihrem Arbeitsgedächtsnis. Das ist eingeschränkt. Gerade aufgenommenes landet dort und muss entsprechend richtig abgespeichert werden, das passiert aber nicht, weil es schneller überschrieben wird mit neuen Informationen, als dass es richtig verarbeitet werden kann.

Also, was hilft: Druck raus! Ihm die Möglichkeit geben, dass er gerade aufgenommenes richtig abspeichern kann. So wenig Ablenkung wie möglich bieten. Selbst nen offenes Fenster kann schon oft genug zu viel sein. Er braucht Zeit, Ruhe und Geduld. Es ist eine harte Probe für alle. Am Schlimmsten ist es aber für deinen Sohn. Denk dran, er muss mit dem ADHS lernen auszukommen.
Intelligenz hat ihm bisher gut geholfen, jetzt wird es aber kritisch… Das Schulsystem ist halt oft auf „auswendig lernen“ aus. ADHSler haben oft genug dem gegenüber eine abneigung. Das einzige, was bei mir funktionierte, um irgendwie durch die schule zu kommen: „Bulimielernen“ Einmal alles ins Hirn reinschaufeln, bei den Klausuren alles auskotzen und vergessen. Irgendwann wird das aber auch nicht reichen und er wird sich immer mit Selbstzweifeln herum schlagen „warum er das nicht kann, wo mitschüler das ja können.“ am ende kommen da minderwertigkeitskomplexe raus, dass er sich selbst als schlecht und minderwertig betrachtet und sich selbst als dumm sieht, weil er es schlicht nicht gebacken kriegt.

gib ihm die möglichkeit zu atmen, er selbst zu sein. das ist jetzt viel testerei und experentiererei, bis ihr gefunden habt, was für ihn funktioniert, dass er in der schule mitkommt.

Hab geduld, hab verständnis, tausche dich vielleicht mit anderen betroffenen eltern aus. das kann helfen!

ich wünsche euch ganz viel erfolg und dass ihr das gemeinsam schafft!

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Das kann ich zu 100% unterschreiben @nephilim
Perfekt zusammengefasst!

Ich kann aus meiner eigenen Lernerfahrung sagen: ich hatte unter Druck immer Blackouts. Ich stand da komplett frozen vor dem Lehrer und es ging nix mehr. Null Erinnerung, dein Beispiel mit dem Computer passt perfekt dazu.

Das habe ich übrigens heute bei Druck auch noch so, aber ich kann es besser steuern, als Kind ging das nicht. Ich war völlig ausgeliefert.

Vor allem impliziert Druck immer eine Abwertung aus Sicht des Gegenübers, es kratzt massiv am Selbstbewusstsein. Das Kind denkt dann „ich bin nicht gut genug, die müssen mit mir schimpfen“. Was das für langfristige Auswirkungen auf das ganze Leben hat, ist sehr heftig.

Ich hatte damals unter Druck autistische Züge entwickelt, weil ich so verzweifelt war (ich war so 8j) und hatte mich ständig eingeschlossen, auf den Boden gesetzt und immer mit dem Oberkörper gewippt. Das weiss ich aber nur aus Erzählungen meiner Tante, komplett verdrängt…

Das Schlimmste in meiner Erinnerung war, dass meine Eltern mich immer mit meinen Mitschüler:innen verglichen haben, das hat mich sehr verletzt. Sie wollten in mir den Wettbewerbsehrgeiz forcieren, haben aber das Gegenteil erreicht. Ich stand noch mehr Druck. Ein Teufelskreis

Zusammengefasst möchte ich eigentlich nur unterstreichen was @nephilim gesagt hat: Druck ist für ein ohnehin eingeschränktes Kind sehr schlimm, mit weitreichenden Folgen.

Was mir rückblickend geholfen hätte als Kind: Strategien, Strukturen und ein Lernen in einer Gruppe mit Gleichgesinnten, dass ich gemerkt hätte, ich bin nicht allein.

Ich wünsche euch von :heart: alles Liebe, ihr schafft das!

Liebe Grüße von Lea :sunny:

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