Starke Depression und Überbrückung der langen Wartezeit

Hallo @DieSummsi,

ich verfolge deinen Themenstrang seit Beginn. Kann deine Verfassung nicht einschätzen.

Kenne diese Gedanken und Haltung, wenn ich mit Allem total überfordert bin. Habe aktuell nicht die Kraft und Konzentration für lange Konversation. Selbst Medikinet macht es gerade nicht möglich.

Falls du deine Sätze jetzt nicht aus einer Impulsivität heraus gehauen hast, sondern aus einer tiefgreifenden Überforderung - mehrere Therapeuten haben es ja diagnostiziert, führt kein Weg daran vorbei, dass du eine längere Auszeit brauchst.

AU - Krankengeld beantragen. Wenn du dir einen Aufenthalt in einer Klinik vorstellen kannst, würde ich da einfach hingehen. Ich weiß, für den Hund muss ein Platz gefunden werden.

So ein Zustand lässt sich nicht einfach weg pusten. Auch mit Stimulanzien kann das ein längerer Weg werden…

Ich habe lange gebraucht, bis ich selbst erkennen konnte, wie fertig ich eigentlich bin. Entsprechend lange dauert es jetzt, bis ich aus der Erschöpfung heraus komme…

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Sowas geht, als Selbstständige, wo wird das denn erledigt?

Weiß ich nicht, aber sie ist in der gesetzlichen KK. Also wird es auch Krankengeld nach 6 Wochen geben.

Ja, geht.

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Zum Thema Dignitas:

Kennt ihr das MAID Programm in Kanada? Ich hatte irgendeine Doku dazu gesehen Novo - Kanadas Euthanasiegesetze sind ein moralischer Skandal

Hat mich irgendwie angesprochen und ich hab das auch als Plan durchgespielt für mich selbst, wenn’s irgendwann so weit ist. Hat mich sehr traurig gemacht. Aus vielerlei Hinsicht.

Aber:
Es ist ein (Teil)öffentliches Forum und ich möchte auf keinen Fall jemandem schaden bzw. bestimmte Gedanken bei anderen triggern- daher versuche ich, dem Thema (hier zumindest) nicht so viel Raum zu geben, allen Mitlesenden zuliebe.

@tamaracha passive todeswünsche, so nannte das eine Therapeutin, die ich auch abgegrast hatte.

Also keine Sorge, ich bin völlig klar im Kopf, plane derzeit auch keinerlei konkrete Alleingänge. Hab ja auch meinen geliebten Hund, den ich nicht einfach so zurücklassen könnte.
Aber wenn man auch von 26 bis 33j (also schon 8 Jahre) dauersingle ist, und nichts so richtig hinhaut, alle um einen Familie haben und entsprechend ihr eigenes Leben (wenig Zeit für mich), ist man verdammt einsam.
Ich bin in zwei Sportstätten gleichzeitig angemeldet, mache Musik, bin viel mit meinen Hund und versuche mit allem dann mehr unter Menschen zu sein. Aber die Einsamkeit bleibt, egal wohin ich gehe. Ich habe keine Angst vorm Alleinsein, es ist ja zum Alltag geworden. Ich renne auch nicht vor lauter Bedürftigkeit von einem Date zum Nächsten. Aber unterm Strich bin ich total abgekämpft von diesem Gefühl und möchte perspektivisch nicht, die nächsten 10 Jahre noch genau so weiter leben, wie die letzten 8 Jahre schon.
Ich hab’s mir schön gemacht in der Zwischenzeit, Viel gereist, viel Neues gelernt, mir hier und da etwas gegönnt, mir Wünsche erfüllt - aber der Aspekt einer tiefen, erfüllten Partnerschaft - der hat einen völlig anderen Stellenwert für mich.

Ich bitte euch, speziell zum letzten Abschnitt, besser nichts zu schreiben, wenn ihr nicht wirklich 1:1 relaten könnt.
Es ist sehr leicht dahergesagt, man solle sich selbst lieben, und lernen allein zu sein.
Ich bin Meisterin darin. Ich bin drei mal alleine umgezogen, habe meine Waschmaschine alleine 4 Stockwerke hochgetragen, bin seit 5 jahren „alleinerziehende Hundemum“, bin alleine mit Zelt durch die Arktis gestiefelt.
Seid erst mal 8 Jahre alleine. Am Stück. Mit einer Pleite nach der Nächsten. Mit einem zerrütteten Elternhaus und zwei Geschwistern, die 450km weit weg wohnen und bereits Mütter sind. Und Freundinnen, die in ihren Partnerschaften so erfüllt sind, dass man sich nur noch 1 mal im Jahr zum Geburtstag sieht.

Manchmal heule ich am Ausgang des Supermarkts, weil die Kassiererin mir ein schönes Wochenende wünscht- damit ist sie meistens die einzige, die an dem Tag mit mir geredet hat, weil ich am Wochenende zu 99% alleine bin.

Kann ich mit mir allein sein?
Ja.
Ich will es aber nicht mehr. Das wird auch keine Therapie ändern können, dass ich dieses Bedürfnis nach Bindung habe. Ob ich es erreichen werde, weiß ich leider nicht, weil mein Einfluss nur bei 50% liegt. Die anderen 50% liegen beim Anderen, die kann (und will) ich nicht erzwingen.

Jeder Tag gleicht dem Anderen, ich frage mich manchmal wozu ich überhaupt arbeiten gehe - weil ich auch auf nichts größeres hinspare, keine Verantwortung habe jemanden damit versorgen zu müssen. Die Anerkennung ist mir auch egal, da ist keiner, der dir Beifall klatscht wenn du Heim kommst. Im Prinzip gehe ich nur arbeiten, um mich wenigstens dort noch gebraucht zu fühlen und meine laufenden Kosten zu decken.
Ob ich meinen Beruf mag?
Ja, sehr.

Aber es ist trotzdem alles so bedeutungslos für mich.

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Ja genau. Da muss auch nicht sofort die Polizei anrücken, aber auch die sind ein großes Warnsignal.

Du gehst unter Leute, aber dir fehlen intime Bindungen. Das ist Einsamkeit und ein echtes gesellschaftliches Problem. Das kann körperlich krank machen. Du hast immerhin noch ein bisschen den Vorteil, dass du raus gehst.

Bindung ist ein Grundbedürfnis, keine vernünftige Therapie wird einem das abtrainieren wollen. Es gibt aber Ansätze, den eigenen Bindungsstil zu erkunden und weiterzuentwickeln. Es ist wirklich teuflisch gemein und schwierig, aber die Aussichten auf intime Beziehungen werden besser, wenn man selbst in besserem Zustand ist.

Existentielle Depression. Du musst wirklich ein Umfeld finden, wo man sich gegenseitig wertschätzt und Erfolge anerkennt, nicht ausschließlich Side-by-side-Aktivitäten machen. Vielleicht sogar wirklich in einer Klinik.

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In kaum einem Forum habe ich bisher so viel Intimität und Wertschätzung erlebt wie in diesem hier. Du könntest hier bestimmt ein Erfolgstagebuch führen und es würden sich Leute finden, die sich mit dir freuen und deine Erfolge feiern, ganz kleine und große.

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Liebe @tamaracha Deine Idee der Lieben @DieSummsi das führen eines Tagebuchs hier im Forum vorzuschlagen finde ich persönlich sehr gut und kann Deine Idee auf jeden Fall nur unterstützen.

Ich selbst habe in meinem Leben einiges hinter mir, kein Wunder wurden meine Depressionen je länger immer schlimmer, und irgendwann so schlimm, dass ich mit knapp 50 total am Anschlag war, besser gesagt einen totalen Burnout erlitt.

Zum Glück war ich geistig noch genügend fit, dass ich erkannte das ich mir endlich psychologische Hilfe suchen muss, und zwar bevor das jemand anderes für mich übernehmen muss, weil ich selbst dann vielleicht nicht mehr in der Lage dazu gewesen wäre wenn ich noch länger als nötig gewartet hätte, und dann im schlimmsten Fall vielleicht „zwangsmässig“ in eine Psychatrie „eingewiesen“ worden wäre, und das dann durch meinen Exmann der mich sowieso fertig machen wollte seit ich ihm sagte das ich mich scheiden lassen werde.

Und hätte ich dort nicht frühzeitig reagiert und mich selbstständig um eine psychologische Beratung bemüht, dann hätte ich dadurch vielleicht vor Gericht sogar meinen Anspruch auf mein Sorgerecht für meine über alles geliebte Kinder verloren, weil ich letztendlich wahrscheinlich vor Gericht, durch den Anwalt meines Ex, als „psychisches Wrack“ dargestellt worden wäre.

Nur weil ich selbst meine psychische Notsituation noch frühzeitig erkannt hatte konnte ich mir die Hilfe suchen die ich in meiner Situation damals benötigte.

Aber okay, ich schweife ab, und meine Situation war eine komplett andere als die von @DieSummsi .

Nicht desto trotz, wenn es um das Thema Depressionen geht, dann habe ich selbst in meinem Leben diverse Erfahrungen gemacht.

Trotzdem sind meine Erfahrungen nur MEINE Erfahrungen, heisst ich habe meinen eigenen Weg gefunden, was aber nicht bedeuten muss das MEIN Weg für jemand anderes „passen muss“, oder eine andere Person das „selbe“ oder „ähnliche“ aus meiner persönlichen Erfahrung für sich selbst nutzen kann, da jeder Mensch und jede Lebenslage bei jedem einzelnen Menschen unterschiedlich ist, und deshalb auch eine individuelle Lösung für jeden einzelnen Menschen nötig ist.

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Ich kann relaten. Ich bin kinderlos geblieben, und gerade wenn mit Anfang 30 die Kinder im Umfeld noch klein sind und dementsprechend viel Zeit und Aufmerksamkeit beanspruchen, sieht man von seinen Freundinnen wenig bis gar nichts mehr. Oder man sieht sie immer mit ihren Kindern zusammen und ist dann mehr damit beschäftigt, irgendwem die Nase zu putzen statt ein Gespräch unter Erwachsenen zu führen. Die Samstagabende mit einem Glas Wein auf der Couch hören für sehr lange Zeit auf zu existieren, und man fühlt sich wirklich von allen verlassen und vergessen, gerade an den Wochenenden. Das kenne ich nur zu gut.

Ich habe mit Ende 30 damit angefangen, mein Umfeld gezielt mit anderen kinderlosen Frauen anzureichern (entweder im „richtigen Leben“ eingesammelt, aber auch über beste-freundin-gesucht.de oder Bumble bff), und das funktioniert sehr viel besser, weil ich jetzt endlich wieder jemanden fragen kann, ob man sich spontan auf einen Kaffee trifft oder zusammen Weihnachtsplätzchen backt. Ich bin noch nicht da, wo ich in Sachen Freundschaften gerne wieder hinwürde, aber ich bin inzwischen wieder optimistisch.
Das ist aber natürlich mit Anfang 30 weniger leicht als mit Ende 30, weil sich der Kinderlos-Status der Frauen oft noch ändert (wenn sie nicht explizit kinderlos bleiben wollen oder wissen, dass sie keine bekommen können).
Inzwischen sind die Kinder einiger Freundinnen im Teenager-Alter, und die Freundinnen tauchen wieder aus der Familienphasenversenkung auf (und sind oft genug auch selbst froh darüber!).

Ich würde auch gern mit anderen zusammenleben, aber ein Wohnprojekt oder gar eine WG überfordern mich schon beim Gedanken daran, dass die anderen Erwartungen haben, wann man was für die Gemeinschaft erbringen soll, was ich nur unter größten Verrenkungen und sehr viel mich selber stressen abliefern könnte. Ich bin froh, dass ich meinen eigenen Kram einigermaßen auf der Reihe hab.

Auch dieses Gefühl hat mich in meinen 30igern oft intensiv begleitet. Der Sinn des Lebens besteht auf einmal für das ganze Umfeld darin, Kinder großzuziehen. Und was soll dann meiner sein? Für wen stehe ich überhaupt morgens noch auf?
Mir hat beim Umgang mit diesem anderen Lebensweg (lang vor der ADHS-Diagnose) das Buch „Living the Life Unexpected“ von Jody Day sehr geholfen (es richtet sich an kinderlos gebliebene Frauen, aber es ist für alle lesenswert, die ein Leben außerhalb familienzentrierter gesellschaftlicher Normen führen).

Ich wünsche dir sehr, dass du wieder Menschen findest, mit denen du eine Verbundenheit spüren kannst!

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P.s. jedenfalls hilft über seine Probleme zu sprechen, statt alles hinunter zu schlucken bei Depressionen ungemein, und je mehr man sich öffnet und auch aussenstehende Personen miteinbezieht, ja sogar völlig fremde Menschen, wie hier in diesem Forum enorm um wieder einen neuen Blickwinkel zu bekommen, aus dem „eigenen depressiven Loch“ wieder an die Oberfläche schwimmen zu können.

Und hier im Forum sind soviele liebenswerte Menschen die vielleicht sogar ähnliche Situationen hinter sich gebracht haben, und wenn nicht, dann auf jeden Fall sehr viel Verständnis für Dich haben.

Was einem in einer psychischen Notsituation wieder auf die Beine helfen kann, nur schon deshalb weil man sieht das man nicht alleine ist, oder es da draussen Menschen gibt, die einem zuhören und helfen wollen, und sich so gut wie sie können Mut und neue Hoffnung zusprechen wollen.

Und nur schon der Umstand das so was hier in diesem Forum möglich ist, gibt einem neue Kraft und Zuversicht.

Von daher Liebe @DieSummsi , Du bist hier :heart: Willkommen und hast schon sehr viel schönes und ein herzliches Feedback bekommen, also habe keine Angst und schreibe Dir Deine Sorgen vom Leib. :people_hugging:

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Tagebucheintrag #1

Ich weine gerade.
Nicht vor Traurigkeit, sondern- weil jemand anderes meine Zerrissenheit zwischen Bindungswunsch und Überforderung spürt.

Rumination,

Einsamkeit,
wo Worte versagen und Gesten entgleiten,
und das Herz, ein gefangener Vogel, im Käfig der Erwartung verharrt.

Dieses Wiederkäuen,
Wie ein unruhiger Strom, der mich ‚versorgt‘,
mal sprudelnd, mal still,
doch nie wirklich ruhend.

Die Welt in Fragmenten,
ein Kaleidoskop der Gedanken,
wo das Chaos der Sinne
die Ordnung zerbricht.

Doch die Angst vor dem Urteil, vor dem Verlorensein,
dominiert das Verlangen,
mich in der Stille zu finden.

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Liebe @DieSummsi bitte fühle Dich warm umarmt.
:people_hugging: :heart:

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Was das Singeldasein in einem Freundeskreis voller Familien betrifft ??? Ich hatte mich in die Familien quasi mit eingefügt und war auch für die Kinder da .
Fand mich als Singel flexibel und habe Rücksicht genommen . Wenn man beim Kinder ins Bett bringen und Küche aufräumen hilft , kann immer noch gemeinsam mit einem Wein auf dem Sofa landen . Außerdem sind Kinder sehr bereichernd :innocent:

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Danke für deine Worte. Damit bist du überhaupt nicht allein. :heart:

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Das möchte ich hier nicht so ganz unkommentiert lassen, weil es - und ich glaube überhaupt nicht, dass es von dir, liebe @Nelumba_Nucifera, so gemeint war - etwas nach „wer umringt von Familien allein zuhause sitzt, ist selber Schuld“ klingt.

Ich habe das auch so gemacht wie du, aber…

…genau das macht man dann ständig. Rücksicht nehmen, sich einfügen, nach den Bedürfnissen der Familie leben. Meine eigenen Bedürfnisse kamen sehr wenig vor. Das hat in Teilen was mit Ignoranz zu tun, in Teilen etwas mit komischen ungeschriebenen Gesetzen, die dir als kinderlosem Single den Zutritt zu bestimmten Dingen verwehren („Ach so, Silvester… Nee, wir feiern mit ein paar befreundeten Familien.“). Und genauso oft auch mit den Rahmenbedigungen, die das Familienleben zwingend vorgibt. Ich habe während der Pandemie zum Beispiel komplett aus dem Homeoffice gearbeitet, und ich war auf die Verabredung mit einer Freundin am Wochenende angewiesen, wirklich angewiesen, weil es der einzige wirkliche zwischenmenschliche Kontakt in der ganzen Woche war - und dann bekommt das Kind Magen-Darm… Das war für mich eine Katastrophe.

Und ein ganz anderer Faktor ist eine Beziehung mit Freundinnen (oder wie in @DieSummsi s Fall mit Geschwistern) auf Distanz. Die wird ganz schnell buchstäblich zur Einbahnstraße, weil insbesondere Frauen sich kaum noch für mehr als ein paar Stunden allein aus ihrem Haushalt wegbewegen, weil nach wie vor die meiste Care- und Hausarbeit an ihnen haftet. Ich habe immer wieder gemerkt, dass sie in dem Gefühl leben, sich eine so lange Abwesenheit nicht leisten zu können, weil alles liegen bleibt und sie sich eh schon aufreiben.
Diese Beziehungen haben über weite Strecken nur stattgefunden, wenn ich Zeit und Geld investiert habe und hingefahren bin. Ich habe mich aus einer dieser Freundschaften zurückgezogen, weil das extreme Züge angenommen hatte. Mit all den anderen bin ich bis heute befreundet - aber mit wenigen Ausnahmen definitiv in einer anderen Qualität als vor den Familiengründungen. Familien ziehen sich oft automatisch aus ihrem bestehenden sozialen Umfeld zurück, sobald das erste Kind da ist (ob damit irgendwem in dieser Konstellation geholfen ist, sei mal dahingestellt). Sogar eine der erfolgreichsten Fernsehsendungen überhaupt ist so geendet: Monica und Chandler ziehen sich ins Eigenheim zurück, „Friends“ aus und vorbei.

Abgesehen davon mag ich Kinder, Kinder mögen mich, aber ich war nach zehn Jahren einfach auch irgendwann damit durch, Kleinkindern, die nicht meine sind, die verschnodderten Nasen abzuputzen und dabei den lustigen Töröö-Elefanten zu machen.

Diesen anderen Bedürfnissen sollte man dann, um sich selbst einen Gefallen zu tun, auch Rechnung tragen, und man sollte auch um diese sehr stark veränderten oder ganz zerbrochenen Freundschaften trauern dürfen.

So, Ende der Rede. :sweat_smile:

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Ich habe mich früher in Sachen Einsamkeit übrigens gewundert, weil dieses Gefühl manchmal in merkwürdigen Situationen aufgetreten ist. Inzwischen habe ich für mich gelernt, dass sich Einsamkeit und Unterstimulation / plötzlicher Stimulationsabfall zum Verwechseln ähnlich sehen. Das festzustellen war für mich eine große Erleichterung (abgesehen davon, dass man sich gegen das Stimulationsprobem schneller selbst helfen kann).

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Es ist, wie du sagst, @Jytski.
Die Freundschaften haben eine andere Qualität.

Nicht falsch verstehen - es ist völlig normal, dass man nach Familiengründung anfängt völlig neu zu priorisieren. Dafür „kann niemand etwas“, wenn ich eigene Familie hätte, würde es mir vielleicht kaum auffallen bzw deutlich weniger ausmachen.

Aber wenn es deine beste Freundin ist, die bei dir auf der Prio Nr 1 steht, und du plötzlich nach ganz weit unten rutschst und das dann dauerhaft so bleibt (das sind jetzt auch schon 5 Jahre), macht das etwas mit dir.

Ich hatte nie viele Freunde - und deshalb hänge ich auch sehr an den wenigen.

Beim „Bumblen“ und Freunde-tindern ist mir aufgefallen, dass ich, wenn ich es mir wirklich frei aussuchen könnte, auch am liebsten einen kinderlosen langzeitsingle in meinem Alter kennenlernen würde.
Es war wie verhext, ich habe zwei Freundinnen kennengelernt, (eine war in einer Langzeitbeziehung, aber einer Fernbeziehung und die andere war single. Eine von beiden ist nach 3 monaten ungeplant schwanger geworden und zu ihrem Partner nach Süddeutschland gezogen, die andere ist mit ihrem Exfreund wieder zusammengekommen und war wie vom erdboden verschluckt.

im Prinzip kann ich natürlich Rahmenbedingungen vorgeben, und die Filter sehr streng einstellen – aber ich hab natürlich keinerlei Einfluss darauf, wie sich die Wege entwickeln. Das führt auch dazu, dass ich inzwischen vorsichtiger bin.

Mir hängt auch die Trauer über das nach, was ich noch alles mit meinen Freunden erleben wollte, und es in der Form nur noch alleine (oder mit jemand neuem) teilen kann. Darüber hinwegzukommen fällt mir unendlich schwer.

Deswegen, liebe @Nelumba_Nucifera - sei mir nicht bös‘, dass ich nicht auf deinen Eintrag eingegangen bin. Es hat mich etwas sprachlos gemacht.

Stell dir vor du bist auf einer Beerdigung, stehst vor einem Grab und sagst „ich hab meine Freunde verloren. Ich hab niemanden mehr.“

Und ein Gast stellt sich neben mich und sagt: „ach. Du hast niemanden mehr? Also ich schon!“

Der Vergleich ist schlecht, ich weiß.
Aber vom Gefühl, was es bei mir hinterlassen hat, deine Nachricht zu lesen, hat es sich genau so angefühlt.

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Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich es sehr genieße, „allein zu sein“ – und unheimlich gerne auch alleine wohne. Für viele klingt das wahrscheinlich absurd und widersprüchlich, weshalb ich dann aber gleichzeitig über Einsamkeit klage. Für mich sind das aber völlig verschiedene Dinge. Mein wirkliches Problem ist die einsamkeit. Einfach nicht dazugehörigsein. Als würde ich Mit niemandem verbunden sein. Dabei ist es völlig egal, ob ich gerade zu Hause auf der Couch sitze, oder auf einer Party bin, umgeben von 100 Leuten, von denen ich mindestens die Hälfte kenne.
Für mich käme eine Wohngemeinschaft auch nicht infrage, weil ich dann sehr viel Energie verwenden müsste um zu maskieren. Ich bin eine sehr autonome Person, und ich hasse es, wenn ich mich an irgendwelche Putzpläne halten muss, irgendwelche Kompromisse eingehen muss, oder mich sonst wie in meinem Alltag Einschränken muss, aus Rücksicht auf andere. Das mache ich sowieso schon den ganzen Tag, deswegen ist es mir umso wichtiger, dass ich wenigstens am Abend in meinen eigenen vier wänden, meinem chaos freien Lauf lassen kann.
Ich hatte mal im Masterstudium aus finanziellen Gründen eine Wohngemeinschaft mit einem Sänger aus meinem Chor, der schwul ist. An sich haben wir super gut miteinander harmoniert (freundschaftlich), aber das Zusammenleben war trotzdem einfach nur schwierig. Ich habe mich sehr vor ihm geschämt, weil es immer wieder passiert ist, dass ich irgendwo ne dreckige Unterhose von mir liegen gelassen habe. Oder, dass das Wohnzimmer richtig verwüstet aussah, weil ich am Vorabend Meinen Unikram auf dem Sofa geschrieben habe, anstatt in meinem eigenen Zimmer. Überhaupt, im Rückblick kann ich sagen, dass ich nie so richtig entspannt war, wenn ich nach Hause kam. Jetzt, wo ich wirklich alleine wohne, lasse ich mich so richtig gehen – mit offener Hose, einzelne Schuhe suchend usw.

Ich weiß nicht, ob sich das auf Stimulanzien wirklich so massiv bessern würde, dass ich mich für eine gute Mitbewohnerin halten würde, und mir das stressfrei gelingen würde. Und der Gedanke, von Stimulanzien abhängig zu sein, für ein gutes Zusammenleben – das macht mir Angst. Deswegen würde ich gerne weiterhin Alleine wohnen.

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Ich wollte bestimmt nicht erreichen das du dich so fühlst . Das tut mir sehr leid. :pray:.

Ich wollte nur eine andere Möglichkeit aufzeigen wie man trotzdem den Kontakt halten kann, weil nun mal Kinder dann Vorrang haben. Da gab es auch oft Terminabsagen. Nun sind die Kinder groß und für Freundschaft ist wieder anders Zeit.
Mit Familie haben die Leute weniger Spielraum und ich wollte die Freundschaft nicht verlieren und hatte mich deswegen angepasst .
Aber du hast Recht , meine Herangehensweise ist nicvt für jeden eine Option oder funktioniert nicht bei jedem.
Ich hatte mich ja auch trotzdem wohl gefühlt zwischen den ganzen Mutties und fand deren Dauerthemen interessant was natürlich mein Glück war .

Das Gefühl keine Freunde zu haben ist ein so bitteres Gefühl und diesen Schmerz den du hast wollte ich mit meinen Worten dir bestimmt nicht abtun.

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