Starke Depression und Überbrückung der langen Wartezeit

Update:
Heute kam die Antwort von Frau G.:

„ Ich habe derzeit allerdings keine Therapieplätze frei und mit dem Kostenrückerstattungsverfahren arbeite ich aktuell auch nicht mehr.“

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Na großartig …

Mensch @DieSummsi, ich fühle deinen ganzen Frust, auch wenn dir das leider nicht praktisch weiterhilft. Bin auch auf Therapeutenjagd, aber es ist nicht so dringend wie bei dir. Bei allem Verständnis für die Person am anderen Ende, ich finds inzwischen einfach nur absurd, wie schwierig das geworden ist, auch mit Facharzt-Terminen. Ausgerechnet die Vulnerablen dürfen sich mit schlecht implementierter Bürokratie herumschlagen, einfach gestört das Ganze! Und die vielen unpersönlichen Copypaste-Mails. Bei mir kommt da irgendwie noch das Problem dazu, dass ich Dinge nicht mehr als Erfolg oder positiv sehen kann, wenn sie unter großen Mühen abgetrotzt wurden. Das könnte auch schon wieder die Therapie vergiften. Außerdem spielt eine gute Beziehung zwischen Therapeut und Patient eine große Rolle für den Therapieerfolg, was in der Bürokratie und der Bedarfsberechnung für die Kassensitze anscheinend nebensächlich ist.

So, genug gerantet.

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@tamaracha Ich finde vor allem den letzten Teil deiner Nachricht so treffend auf den Punkt gebracht.
Heute kam Post von der HKK (ich bin Freiberuflerin, aber freiwillig gesetzlich versichert) mit der Info, dass mein monatlicher Beitrag auf 1.224€ erhöht wurde.

Wenn mir dann noch jemand blöd kommt mir „investier doch mal in deine Gesundheit“, könnte ich nur noch schreien.
Jeden Monat erst mal 43% Spitzensteuersatz abdrücken für den Staat, dazu dann 1224€ Krankenversicherung und Miete - aus Einnahmen, die ich ja Anfang des Monats möglicherweise noch gar nicht habe.
Und das alles, damit ich in einer akuten Situation eine Prognose von 12- 14 Monaten auf therapeutische Hilfe in Aussicht gestellt bekomme - und auch im letzten Jahr fast nur Selbstzahlerleistungen zahlen musste, weil Untersuchungen angeblich nicht mehr im Budget waren.

Eine andere Geschichte:
Ich habe mir letztes Jahr im Mai die Schulter bei einem Sportunfall verletzt, die Diagnostik hat sich wegen gnadenloser Überbuchung der Orthopäden und der MRTs (für Kassenpatienten) fast ein halbes Jahr in die länge gezogen. Als es dann irgendwann so weit war, dass ich beim Physiotherapeuten stand, erklärte mir dieser auch freundlich, dass mein Rezept eine Leistung von 6x 20 min vorsieht und er mir dazu raten würde, gegen Aufpreis noch ein paar Sitzungen dazuzukaufen (damit es sich mehr lohnt und wir mehr Zeit haben), und mir noch mal einen Bericht für den Arzt zu schreiben in der Hoffnung, dass dieser beim nächsten Kontrolltermin ein großzügigeres KG-Rezept rausrückt.

Soll ich euch mal sagen, wie es ausgegangen ist?
Ich hab 90€ für einen 60min Termin ausgegeben, und als ich nach ein paar Tagen nachgehakt hatte, was denn mit dem Arztbericht sei, bat man mich, einfach einen NEUEN Termin (natürlich auch wieder kostenpflichtig) zu vereinbaren, damit man sich alles NOCH MAL anschaut und dann einen Bericht schreibt. Ach, und zu meinem Rezept für die 6x20min war noch mal ne Zuzahlung von 35€ oder so fällig.

Ob ihr es glaubt, oder nicht - ich fühle mich so, als würden mich Leute noch nicht mal gegen Geld behandeln wollen. Als würden sie sich eigentlich jedes Mal prositiuieren, wenn sie mit mir einen Termin haben.
Das ist kein Einzelfall, ich hatte mir vor paar Jahren etwas gebrochen, und da habe ich sogar ein paar mal Kuchen gebacken und der (damals anderen) Physiopraxis mitgebracht, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, ich müsste über die Maße Dankbarkeit dafür zeigen, dass die mich behandeln. Witzigerweise kam es in genau dieser Praxis (weshalb ich nicht mehr hingehe) mehrfach zu Termin-Doppelbuchungen und Terminkollisionen, dass ich das sofort auf mich bezogen habe und dachte „das kann doch echt nicht sein, dass die schon wieder verpeilt haben, dir den Termin wenigstens abzusagen!“

Im Übrigen @tamaracha : Ich bin es mir dieses Mal schuldig, dass ich keine halbieren Versuche mehr starte. Wenn es mit dem Therapeut*in nicht passt, werde ich es auch nicht aus Verzweiflung weiter versuchen. Diesen Fehler habe ich von 2013 bis 2015 gemacht und es war ‚a beautiful waste of time‘. Es war nicht die passende Therapieform, nicht das passende Setting, nicht die passende Therapeut-Patient-Beziehung. Ich war massiv gehemmt und verunsichert dort, habe letztlich nach 2 Jahren (ich ziehe für gewöhnlich alles durch, weil ich mir damit selbst beweisen will, dass ich es kann - das war schon immer mein ADHS-Trotzverhalten mir selbst gegenüber) doch abgebrochen.

Ich war dann, 2016 noch bei einer weiteren Probatorik (die Rezensionen klangen schlimm, aber ich war verzweifelt und dachte, es sei ein Versuch wert) - und da habe ich es nach 2 Sitzungen aufgegeben.
Beim ersten Mal ist der Therapeut eingeschlafen (laut schnarchend , also das war nicht eingebildet) und ist nachher auf die Idee gekommen, eMails während unserer Sitzung zu lesen. Beim zweiten Termin hat er versehentlich eine weitere Patientin in die Praxis bestellt - sodass wir zu zweit vor seiner Praxis standen. Zu aller Dreistigkeit behauptete er dann, er habe niemals diesen Termin mit mir vereinbart und lies die andere Patientin rein. Nachdem ich ihm unseren eMail-Verlauf mit dem gebuchten Termin unter die Nase hielt, druckste er irgendwas und zog einfach die Tür hinter sich zu.

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Es wundert mich inzwischen immer weniger, weshalb so viele Menschen sich lieber mit Cannabis selbst medikamentieren, oder sich an den Schwarzmarkt wenden.

Ich bereue es so sehr, dass ich mich nicht direkt nach dem Studium getraut habe, mich privat versichern zu lassen. Stattdessen hatte ich Angst vor den steigenden Beiträgen im Alter, vor allem dann in Rente, wenn ich es mir vielleicht nicht mehr leisten kann.

Jetzt inzwischen mit 33 Jahren, habe ich schon so viel sch*ss in meiner Krankenakte zusammengesammelt. Knochenbrüche, depressive Episoden, on top noch das ADHS (wobei das als Selbstzahlerin wohl eher noch nicht in der Krankenakte gelandet ist).
Ich bereue es zutiefst, dass ich im November und Dezember über die 116117 bei therapeutischen Erstgesprächen war, wo die Depressive Episode erneut diagnostiziert wurde.

Hätte ich meine Klappe gehalten, dann wäre das Depressionsthema nach knapp 10 Jahren wenigstens in meiner Akte verjährt und ich hätte vielleicht einen humanen Monatsbetrag in der privatenversicherung berechnet bekommen im Gegensatz zu meiner aktuellen KV… und einen Therapieplatz noch dazu.

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typisches adhs negativ erlebnis.

einfach zerstörerisch.

lass dich nicht runterziehen. ja klar. sieht irgndwie nach cash grab aus.

anderersets kenne ich NIEMANDEM der jemals das erstattest bekommen hat. ich auch nicht.

vergiss diese person. konzentriere dichauf was anderes.

wartsd mal ab bis AI telefonmitarbeiter und alle anderenmenschen, mit denen man kommuniezieren könnte, ersetzt. dann gibts nur noch schema F, und wenn dein problem da nicht reinpasst, und das tut es nicht, sonst würdest du nicht die hotline anrufen, dann bist du erledigt.

Alkohol zigaretten idustrimüllfraß und antidepressiva kriegst du hinterher geschmissen.

ibuprofen und so zeug ist sogar rezeptfrei.

:adxs_ai: gute Güte, ok, sind wahrscheinlich ein paar Risikozuschläge dabei, aber trotzdem ein mächtiger Betrag, der ja auch erstmal erwirtschaftet werden will.

Und trotzdem mußt du so häufig noch dazuschiessen :adxs_noooin: unglaublich…

Ob eine PKV jetzt unbedingt günstiger wäre, hm, aber was wäre denn mit der KSK passt deine Tätigkeit da nicht rein?

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Risikozuschläge bei der gesetzlichen Krankenversicherung?

Vielleicht verdient sie so gut?

Was ist denn dein Job @DieSummsi

Finde das aber auch wahnsinnig teuer, ich zahle viel weniger, allerdings bin ich nicht selbstständig.

Muss aber eigentlich auch nie zuzahlen. Man kann sich auch über die Krankenkasse Termine bei Ärzten besorgen lassen.
Zugezahlt habe ich selten, beim Zahnarzt mal und halt die normalen gesetzlichen Zuzahlungen.

Termine bei Psychotherapeuten sind allerdings tatsächlich Mangelware.

Grundsätzlich solltest du vielleicht dominanter auftreten und für deine Interessen deutlich einstehen.

Wer zu brav rüber kommt, verliert in der Regel und wird ignoriert. Da hab ich genug Erfahrung mit.
Ernst nimmt man dich nur, wenn du nicht zu lieb bist.

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Das brauche ich nicht abzuwarten, das ist in vielen Bereichen schon längst da. Du hast oft so viele Indirektionsebenen, dass der einzelne kleine Mensch am Telefon nicht mehr durchblickt. Ob es sich um eine überdimensional ausgeuferte Firmenstruktur/Organisation handelt oder um eine KI, macht keinen so großen Unterschied. IT-Lösungen werden von Behörden oder Firmen in Auftrag gegeben und an den Endkunden oder Firmenmitarbeitern vorbeientwickelt. Die Menschen in den Call-Centern von Telekommunikationsanbietern sind oft nicht mehr von KI-Bots zu unterscheiden, so wenig Durchblick und Befugnisse wie die haben. Manchmal sind die richtig gruselig psychotisch drauf, weil die einem unbedingt was verkaufen müssen. Und ich hasse Videos mit KI-Stimmen, die schlechte Prosodie löst bei mir Ekel aus. Ich nutze zwar Sprachausgabe, aber da habe ich die volle Kontrolle, das fühlt sich eher an wie lesen.

Telefonieren mit Psychopraxen ist auch so ein Schwachsinn, weil du eigentlich die ganze Komplexität aus deinem Fall in eine handliche Schema-F-Beschreibung verpacken müsstest und dabei am besten noch dominant genug auftreten. Ich habe tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass zu viel Komplexität dazu führt, dass man nicht ins Finale kommt. Für die Person oder den Bot am anderen Ende muss dein Fall nach Routine aussehen und erfolgversprechend. Von daher liebe @DieSummsi, versuch es bitte nicht zu persönlich zu nehmen, wenn du abgelehnt wirst. Vielleicht klappt es eher, wenn du deinen Fall nicht in seiner ganzen Komplexität darlegst, sondern in normgerechte Häppchen splittest.

Ernährungsmediziner sprechen sich schon ewig für Verhältnisprävention statt Verhaltensprävention aus, also nicht Gesundheit predigen, sondern gesundes Verhalten durch Rahmenbedingungen einfacher machen als ungesundes. Aber daraus wird nichts, weil man die Zuckerindustrie usw. offenbar mit Samthandschuhen anfassen muss.

Da bin ich ehrlich gesagt ganz froh drüber. Ibu nehme ich in seltenen Fällen, wenn mich die Krankheit durch zu starke Schmerzen am Schlafen hindert.

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Das ist ja genau die Crux bei dem Thema, da beißt sich die Katze in den Schwanz. Bei uns ist Psychotherapie kulturell kein Routinethema oder Statussymbol wie in den USA. Viele Leute, die nach Psychotherapie suchen, sind dann oft schon von Anfang an ziemlich am Boden in Sachen Selbstwert, außerdem kommt die Scham noch dazu. Der Fall und die Biographie von @DieSummsi klingt schon danach, dass vielleicht sogar eine komplexe PTBS dabei sein könnte, wo Beschämung eine große Rolle spielt. Dieses Gefühl, für andere immer nur der Störfaktor und eine Belastung zu sein, ist dann dein Begleiter und erschwert dominantes Auftreten. Dieses „für die eigenen Interessen einstehen“, eine gewisse Abgebrühtheit und dass einem Hilfe selbstverständlich zusteht, war für mich früher auch etwas sehr abstraktes, was ich mir gewissermaßen durch Heilung erarbeiten musste.

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Also ich hab ja eine komplexe PTBS und Autismus. Und dieses Gefühl, für andere eine Belastung zu sein, kenne ich nur zu gut. Allerdings hab ich mittlerweile festgestellt, dass auch „nur“ Autismus ausreichen würde, um das zu entwickeln. Man wird ja ständig missverstanden und Menschen reagieren einfach furchtbar unvorhersehbar :see_no_evil: man geht ja mittlerweile auch davon aus, dass viele Autisten, insbesondere spät diagnostizierte, sowieso mehr oder weniger stark traumatisiert werden/wurden, also dass sich das nur sehr schwer vermeiden lässt, wenn man als Autist in unserer heutigen Gesellschaft aufwächst und bestehen muss.

Ich kann mittlerweile so halbwegs dominant auftreten wenn’s sein muss, aber ich fühle mich vorher und nachher wochenlang furchtbar, auch wenn ich rational weiß, dass es richtig war oder ist :roll_eyes:

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Ein weiteres Problem bei mir ist, dass ich keinen Mittelweg finde.

Meistens ist es so, dass ich sehr lange etwas toleriere und Grenzeb unterwandert werden, ohne dass ich es schaffe, bestimmt aber höflich (!) darauf hinzuweisen, dass es jetzt reicht.

Erst wenn ich wirklich schon in einer so schlechten Grundverfassung bin, dass ich keine Kapazitäten mehr zum Maskieren habe, und dann irgendwo um Hilfe bitte, die mir dann verwehrt wird - dann ist’s vorbei mit meiner Selbstbeherrschung.

Manchmal ist es so, dass ich anfange zu Wut-heulen und mein Unterbewusstsein in der Zwischenzeit hofft, dass ich damit bei meinem Gegenüber einen Funken Menschlichkeit und Mitleid erzwinge, um dann doch noch auf die Warteliste (oder was auch immer) gesetzt zu werden. Ich fühle mich dann, wie eine manipulative B*tch, die sich Vorteile verschafft, die sie nicht verdient hat.
Manchmal bin ich aber auch so wütend, dass ich verbal werde und dann auch dastehe wie die ungeduldige, unerzogene Göre, die kein NEIN akzeptiert.
Und wenn ich dann in meiner Wut ignoriert werde, und mich eh schon in der Öffentlichkeit blamiert habe, dann gibts auch kein Halten mehr bei mir. Das geht dann schon fast in Richtung „den Sicherheitsdienst holen“, wo man dann wie lästiges Ungeziefer einfach ‚entfernt‘ wird, wenn man nervt.

Es ist so schwer sich durchzusetzen und dabei souverän zu bleiben. Ich weiß ja genau, dass man bei Unfreundlichkeit erst recht keinerlei Hilfsbereitschaft Patienten gegenüber zeigt. Ich muss dann ganz schnell raus aus der Praxis oder dem Telefongespräch, weil ich merke, wie mir heiß wird und es nicht mehr lange gut geht.
Das wäre eigentlich eines meiner Therapieziele gewesen, daran zu arbeiten… tja.

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Bei sozialen Ängsten und Hemmungen helfen tatsächlich Dopamin Medikamente

Stimulanzien, Bupropion, Atomoxetin, Moclobemid, Sertralin, Venlafaxin etc

Die machen mich allerdings dermaßen selbstbewusst, dass ich mich ständig darstellen muss und überheblich auftrete und andere klein machen muss :sob:

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ich stelle mich dumm. ich benutze dann nur noch 10 wörter sätze, und mache meinem gegenüber klar, daß er ein supergefühl bekommt, wenn er mir hilft.

„treudoof“ würde es gut treffen. So fülle ich zb keine formulare auf dem arbeitsamt aus, ich lass die das für mich machen.

mit wut und tränen können die nicht umgehen, dann fühlen sie sich angegriffen.

naja kommt drauf an, wen du vor dir hast.

bei mir wäre das ein melt down. beim letzten argen melt down bin ich direkt nach einer operation gegangen.

der stand schon ein paar mal hinter mir. hat mich zum glück nie eingesackt, ich bin ja nur laut und kombativ, nicht beleidigend oder drohend.

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Ich dachte auch immer, ich hätte meltdowns, aber scheinbar sind die anders.
Ich habe wohl eher schlimmste Panikattacken mit Zwängen und dem Gefühl des Durchdrehens und kontrolliere dann wild um runter zu kommen.
Völliger Stress overload aber unter schlimmster Panik und Angst

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wie man das nennt ist wohl nich so wichtig ;.-)

ich verpiss mich ja immer heimlich und blitzschnell wenn ich fühl daß ich eingessperrt bin und nicht entkommen kann (emotional)

Verstehe.

Aber glaube, das ist was Anderes. Bei mir ist es vielleicht dann doch mehr Zwangsstörung mit Angst und Panik als Autismus. Bzw. eher Asperger Autismus mit hohem Funktionsniveau

Irgendwie sowas in der Art. Klassische Meltdowns und so hab ich nicht. Bei Diagnosen kommt immer raus, ich hätte kein autismus bzw. höchstens schwach.

In der Klinik und in der Kindheit hatte man das allerdings mit diagnostiziert zumindest vermutet.

Ich sehe es auch so, wie man diesen „meltdown“ für sich selbst benennt, ist am Ende des Tages fast wieder egal. Ich glaube, dass ich in der Vergangenheit ganz bewusst das ganze Thema nicht benannt habe, weil ich damit überhaupt erst etwas Großes daraus gemacht hätte. In dem Moment, wo du einen Missstand klar benennst, ist es viel schwerer, Ihn fortlaufend zu ignorieren…

Mir scheint so, als wäre das eine total häufige Strategie, dass man einfach, wenn man merkt, dass dieser Zusammenbruch droht, die Situation/Raum noch in letzter Sekunde verlässt, und sich damit entzieht.
Im Endeeffekt ist es ja auch das, was ich mache. Ich frage erst mal höflich nach, wenn ich dann eine Zurückweisung erfahre, Kickt noch mal so richtig die berühmte „rejection anxiety“ Und ich kann dann gar nicht mehr stärker in die Konfrontation gehen, weil es mir so sehr schadet.

Es ist dann immer wieder Abwägung Sache:
Was schadet mir mehr –?
Wenn ich mich jetzt einfach nach Hause schicken lasse, obwohl ich ein wichtiges Anliegen habe, was sich in meinen Augen nicht aufschieben lässt?
Oder, wenn ich jetzt mit aller Macht versuche, mich durchzusetzen, bis dann Tränen fließen, und ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem nicht erreichen werde, was ich will?

Einer der Gründe, weshalb ich mich manchmal frage, ob eine autistische Seite aus mir spricht, ist der, dass ich mir von deiner Psychotherapie konkret zu diesem Thema eigentlich eine Art IKEA – Anleitung erhoffe.
Ich glaube, mir wäre zum Beispiel viel mehr damit geholfen, stoisch, irgendwelche Floskeln und wohlwollend formulierte Sätze auswendig zu lernen, die ich dann in solchen Situationen problemlos aufsagen kann. Dass ich irgendwie an meinem Selbstwertgefühl arbeite, und dann im Ergebnis intuitiv ein besseres/adaptiertes Verhalten an den Tag lege – ich würde gerne daran glauben, dass das funktioniert. Aber tief im Inneren habe ich das Gefühl, dass das bei mir trotzdem ein lebenslanges maskieren bleiben wird. Das wäre auch kein Problem, wenn ich zumindest erfolgreich mit dem maskieren wäre, und nicht trotzdem daneben haue.

@DieSummsi
Darf ich aus Neugier mal nach deinem Beruf fragen.

Das Thema Ärzte und Therapeuten scheint bei dir ja ein echtes Trauma zu sein.
Ich persönlich kenne das so schlimm nicht, allerdings eine gewisse Geduld braucht man manchmal und muss sich teilweise um Termine kümmern usw. Allerdings bekomme ich hier immer innerhalb von 1-2 Monaten einen Termin bei einem Psychiater etc. Manchmal muss man mehrere abklappern aber dann geht’s

Geil, hätte ich total Lust drauf, so was mal zu erleben. Voll im Ego-Tunnel, zuerst komme ich, und danach lange nichts. Testosteron soll ja auch den Drang nach Statusgewinn begünstigen. Hab mir insgeheim manchmal sogar ein bisschen gewünscht, ein Mann zu sein, um zumindest genug Testo zu haben. Wenn man so was temporär einnehmen könnte, wäre so was doch ein Weg, um positive Erfahrungen mit sozialen Situationen zu machen als Gegengewicht zu den schlechten. Das könnte eine Positivspirale in Gang setzen, wenn das eigene Auftreten dadurch überzeugender und geübter wird und man dadurch an Selbstvertrauen gewinnt. Dann könnte man die Medikation wieder zurückfahren.

Das ist jetzt sehr spekulativ. Aber könnte das bei dir und auch bei @derAndroidler vielleicht auch einfach Hochbegabung sein, kombiniert mit schlechten Erfahrungen, Invalidierung, emotionaler Vernachlässigung? Da kann Masking nämlich auch ein Thema sein und das Gefühl, dass einem die Kommunikationsanleitung für Alltagsmenschen fehlt.

Edit: Ich meine die intellektuelle mit IQ ab 130, nicht Indigo etc.