Studie der John Hopkins University was sagt ihr dazu?

Hallo ihr Lieben, ich bin gerade zufällig auf eine Seite gestoßen, in der darüber geschrieben wird, dass in einer Studie der John Hopkins University, herausgefunden wurde, dass ADHS Medikamente keinen Unterschied im Verlauf der Störung machen.
Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen, vielleicht gibt es Mitglieder, die diese Studie kennen und das einordnen können?

Ich habe eine weitere Seite gefunden, die das Thema aufgreift, als ich eigentlich nach der Studie suchen wollte

Auch die Welt hat darüber berichtet

Ich habe bisher so viel gelesen, wie sehr die Medikation Kindern geholfen hat, dass ich das für sehr abwegig halte, was da raus kam.

Wie sind eure Erfahrungen? Und falls jemand die Studie kennt, oder andere Studien zum Thema, gerne hier teilen und einordnen.

Liebe Grüße an euch!

Dass eine Studie von 2013 benutzt wird für unterkomplexes „Kaufen Sie unsere Davis-Kurse. Damit ist ADHS vollständig korrigierbar“, ist das übliche gefährlich fiese Spiel. Das wird es auch 2033 noch geben, vermutlich mit denselben Verweisen.

Für mich liest sich die Langfassung der Studie eher nach unterwältigend wenig überraschendem „Medikation heilt nicht. Wir brauchen mehr Forschung.“:

Vielleicht sollten wir mal mitspielen und den Davis-Legasthenie-Link aufheben für die sehr verzweifelten Newbies, die sich unmittelbare Schalter-Umlegung nach dem ersten Arzttermin versprechen und bis dahin Quick Fixes zum Überleben von uns erhoffen. Oder für die grundsympathischen „Ich bin jetzt der Orga-König der Welt, für immer“-Honeymoon-Schwärmer!

Die bekommen dann den Link und den Hinweis „Das ist alles nur in Deinem Kopf, sagt schon Johns Hopkins!“ Aber ich vermute, dann kommen wir in einen für uns reservierten speziellen Winkel der Hölle, in dem wir den ganzen Tag Hüther-Videos ansehen müssen. Zu Recht.

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Genau so hätte ich das auch eingeordnet, also dass die was verkaufen wollen, weil sonst nichts hilft und dass die Studie eher aussagen soll, dass keine Heilung stattfindet nach medikamentöser Behandlung, das steht nur in den Artikeln, als ob auch während der Einnahme keine Besserung vorlag, was für mich unvorstellbar ist. Dass Medis nicht heilen ist ja klar, weil ADHS nicht heilbar ist.

Was ich aber denken würde, ist, dass die Mechanismen, die man durch Therapie in Verbindung mit Medis lernt, dabei helfen die Symptome zu verbessern, davon geht bei diesen Artikeln aber auch nichts hervor. Theoretisch bessern sich Symptome ja allein durch den Reifungsprozess, weil man sich besser anpassen kann und besser „zusammenreißen“. Das Defizit im Hirn bleibt natürlich.

Danke für das PDF, schaue ich mir dann mal in Ruhe an und hoffe, ich verstehe das :laughing:.

Danach habe ich auch gesucht, bin aber Laie. Vielleicht ist aber die Frage auch unterkomplex?

Es gibt hier im Forum auch genug Berichte und Belege für „Meine Steuererklärung mache ich nicht schneller oder konzentrierter. Aber Medikation senkt das Risiko, dass ich mir deshalb das Existenzrecht abspreche, und meine Rejection Sensitivity verbessert sich auch.“

Wer gar keinen Vorteil bei sich sieht, wird vermutlich eigene Konsequenzen ziehen. Völlig ok.

Was bei mir dafür spräche, dass ich die Steuererklärung überhaupt anfangen kann :sweat_smile:. Momentan kann ich nichts anfangen, weil ich komplett überfordert bin und mir Vorwürfe mache und resigniere. Das war vor ein paar Jahren nicht so, da funktionierte mein Masking noch. Ich hoffe, dass ich bald einen Termin zur Diagnostik bekomme und somit Zugang zu Medis, damit ich wieder handlungsfähiger werde. Mit Bupropion funzt zumindest der Haushalt wieder etwas. Aber Arbeit und Dokumente sind noch immer viel zu große Hürden.

Könnte ein neuer Fall für den Heiligen Yoshi sein.

Seinen bewährten Pfad aus der Finsternis findest Du hier. Besondere Bedeutung hier: Schritt 1

Ich pilgere heute auch auf dem Pfad. Du erkennst mich am großen Häufchen, das ich mit mir herumtrage.

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Ich frage mich gerade „welchen Verlauf“ ihr meint? Verschlimmert sich ADHS im Laufe eines Lebens? :flushed:

Nicht unbedingt, es kommt immer auf die Lebenssituation an. Bei mir ist die Mutterschaft das „Problem“, ich bin komplett überfordert nach 8 Jahren Mutterdasein, die Nerven wurden immer weniger, wir haben auch keine Unterstützung von Verwandten, da alle zu weit weg wohnen, noch dazu ist die Große sehr arg im ADHS Spektrum, also sehr anstrengend, die Kleine hat auch so ihre Anfälle :sweat_smile:.

Generell kann permanenter Stress die Symptome verschlechtern, also auch wenn du dich im Beruf zu sehr verausgabst etc. Ich denke, wenn man seine Diagnose und das Bewusstsein darum schon hat, kann man da besser auf sich achten. Aber bei einigen kommt die Erkenntnis von ADHS erst, wenn sie eben in so einer stressigen Phase sind und nicht mehr in der Lage zu maskieren. Dass ich mit Steuererklärungen und Dokumenten früher so flott war, war weil ich wusste, dass es mir sonst über den Kopf wächst, genauso wie ich den Haushalt damals im Griff hatte, das waren so Kompensationsleistungen, die mir erst mit der Erkenntnis klar wurden.

Ich hoffe man versteht, was ich meine.

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Ich danke dir. Es fühlt sich momentan so unmöglich an, irgendwas zu ändern, ich bin aber zusätzlich gerade auch voll erkältet, das zieht mich immer runter. Und das Wissen, dass ich mittlerweile 3000 Euro Kinderzuschlag verpasst habe, welchen wir wirklich brauchen würden, macht es echt nicht besser…

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Habe jetzt mal kurz drübergeschaut, das gründlich durchzugehen würde länger dauern.

Zum Einen muss man bei solchen Studien bei der Teilnehmerauswahl prüfen, wie viele Selektionsfehler sich da einschleichen können. Wenn es Leuten z.B. gut geht, haben sie evtl. weniger Interesse, bei so etwas mitzumachen und für das Follow-up am Ball zu bleiben.

Was mir noch aufgefallen ist, betrifft das gewählte Entwicklungszeitfenster (Alter 3 und 6 Jahre). Da muss ich mal blöd nachfragen: Ist das überhaupt schon ein Alter, in dem die speziellen ADHS-Nachteile schon so deutlich abgrenzbar hervortreten? Mein Eindruck war bisher oft, dass das ab der Einschulung anfängt, sich quasi als spezifisches Phänomen-Cluster herauszuschälen. Da fängt langsam der Ernst des Lebens an, von dir wird mehr Selbstregulierung erwartet usw. Kann man bei Kiddies im Vorschulalter die Symptome schon so gut trennen zwischen ADHS-spezifisch und allgemeine kindliche Unreife? Ein Sechsjähriger ist mit und ohne ADHS ziemlich mit seiner Entwicklung und entsprechenden Wachstumsschmerzen beschäftigt. Kann man da zu dem Zeitpunkt überhaupt sinnvoll schlussfolgern, ob sich die Midis im Vorschulalter gelohnt haben oder nicht? Oft treten durch das Lösen von Problemen neue hervor, die von den alten verdeckt wurden. Das kann bei blöden Erhebungsmethoden nach außen so wirken, als gäbe es keine Verbesserung.

Oder anderes Beispiel: Wenn man sich nur auf die Pubertät konzentrieren würde, würde man eine deutlich höhere Prävalenz von Symptomcluster vorfinden, die nach klinischen diagnosen aussehen. Die Probleme in der Pubertät sind natürlich real, aber der Fokus auf dieses Zeitfenster würde für eine langfristige Gesamteinschätzung einen verzerrten Eindruck vermitteln.

Bei meinen kritischen Fragen spreche ich nicht für oder gegen Medikamente. Es geht mir eher darum, ob das Studiendesign überhaupt eine Aussagekraft haben kann.

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Das kenne ich auch gut.
Das machte mir es auch am Anfang schwerer ADHS auf mich zu beziehen. Weil ich von Jugend an eigentlich immer versuche alles möglichst zeitnah zu erledigen, aus Angst die Kontrolle zu verlieren.
Heute noch. Darüber schlagen Freunde die Hände pbern Kopf zusammen. Die sagen mir immer, ich solle mir doch mal die Ruhe antun…

Joah. Treffer.

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Wie geht Ruhe? :rofl:
Das schlimme ist, dass es mich gerade deswegen jetzt besonders stresst, dass ich das nicht schaffe.

Ich sage es sehr, sehr ungern, aber Superheld Simplimus zwingt mich mit vorgehaltenem Taser dazu:

Wir haben hier gerade kollektiv den Beweis angetreten, dass eine x-beliebige Seite, die ihre Kurse und Bücher verkaufen will, unser aller Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Und selbst wenn wir ihr ausweichen, dann stürzen wir in einen Kaninchenbau in der Nähe. Mit und ohne Medikation. Trotz Superheldenkräften.

Wahlweise wegen leichter Ablenkbarkeit oder über die selbsthypnotische Angst, dass es erst mit Medikation besser wird oder auch mit ihr nicht.

Oder besonders perfide: über die HB-Puzzle-Lust, die Studie zu finden und zu verstehen für ein kleinen Schluck aus der Dopamin-Pulle… Und wenn das alles geschafft ist, dann lockt das Erwartungshormon immer noch damit, das Scheitern zumindest elegant verschriftlichen zu können.

Welchen Weg wir auch wählen: Er wird uns in den Wahnsinn treiben.

EDIT: Habe meinen Rant mal gekürzt. Bin heute „einfach“ sehr sauer auf meine exekutiven Einschränkungen. Auch aus politischen Gründen. Aber will Euch da nicht mit reinziehen… Entschuldigung. Denn an Euch glaube ich noch.

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Ertappt, und zwar volle Breitseite. :rofl:

Auch wenn ich rationalisierenderweise behaupten kann, dass ich es als Training im Lesen von Studien mache und ganz bestimmt jetzt aufgehört hätte, mich mit ihr zu beschäftigen. :innocent: Zu einem gewissen Grad hilft rationalisieren gegen schlechtes Gewissen & Co. Im Studium hatte ich einmal an einem Lehrmedienseminar teilgenommen, wo auch Medieninformatiker dabei waren. Das Seminar hatte von der Thematik her den angenehmen Selektionseffekt, dass von den Psychologen nur die besonders Gechillten dabei waren und nicht die klassischen Einserschüler. Die Informatiker waren ziemlich am Herumstressen, während wir Psychonauten chillig unser Prokrastinieren rationalisieren konnten. Mein Kommentar damals in einer Rundmail:

Meine Prokrastinationsrationalisierungsleber wächst mit ihren Aufgaben.

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Es fehlte noch dieses PS:

Tolle Auswertung, @tamaracha. Wirklich. Und Hut ab dafür. Und auch wie so ein „Edit“ mit Selbstzensur sich ggf. in der Sprachausgabe anhört, wäre spannend. Was Viktor wohl sagen würde, wenn alles, was er mühevoll vorgelesen hat, gestrichen wird…

Ach. Hach. Huch. Ich möchte heute etwas anzünden. Vermutlich im besten Fall Feuer unter dem eigenen Hintern. @Feloidea, ich schreibe JETZT zwei Briefe, die ich seit 23 Tagen schreiben will. Ich vergebe mir die 23 Tage und der Weltgeist vergibt Dir die EUR 3000. Rucksack-Marscherleichterung. Damit wir das in Zukunft besser hinkriegen…

Denn, Schwestern, wir können das besser als uns von einer „Abigail Marshall“ mit der platten Clickbait-Überschrift „ADHS: Medikamente wirken nicht“ zeitblind durch das Netz jagen zu lassen. Ist wahrscheinlich sowieso ein Pseudonym. Wir kennen die nicht. Claudia kennt sie auch nicht. Die war nie in Paris. Wahrscheinlich hat sie nicht mal selbst ADHS.

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Jawohl, beglücke die Welt mit Briefen und Krimis, @Elementary.

Ach, aber der eine hier geht noch:

Stelle mein Gehirn als Referenzkäselaib zur Verfügung und den Rest des Leibs auch. Ich kann bei der Bewerbung auf umfassende Vorerfahrungen verweisen. Die Foren-Beiträge über musikbeschallten Lochfraß sind überwiegend von mir: Suchergebnisse für „Lochfraß“ - ADHS-Forum von ADxS.org

War also doch nicht alle Zeitverschwendung. Quasi-Wissenschaft.

Meine Prokrastinationsrationalisierungsleber würde ich gern für einen guten Zweck versteigern lassen.

So. Und jetzt: die Revolution. Ihr entschuldigt mich.

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Ich persönlich habe ähnliche Gedanken gehabt wie @tamaracha als ich die Studie von der John Hopkins University gelesen habe.

Die anderen beiden Artikel habe ich allerdings nicht gelesen, weil Naja was soll ich sagen?, vermutlich auch diese beiden Artikel nicht weniger darauf hinauslaufen dürften wie das was der Artikel der John Hopkins University bereits ausgesagt hat.

Heisst das dass ganze in die Richtung tendiert, dass ADHS Medikamente nichts bringen würden, sondern vielmehr die Erziehung, heisst eine „schlechte Erziehung“ der Eltern, Schuld an einer Verschlechterung von ADHS Symptomen sein soll, und deshalb die Medikamente bei ADHS nichts bringen würden.

Zumindest habe ich die Kernaussage aus dem Artikel der John Hopkins University genauso und nicht anders verstanden, jedenfalls kurz gesagt, und letztendlich auf den Punkt dieser vermeintlichen Studie gebracht.

Doch sollte ich den Artikel der John Hopkins University nicht richtig verstanden haben, dann bin ich jedem dankbar wenn er mich aufklären kann was ich eventuell falsch verstanden habe.

In typischer ADHS Form habe ich die Studie erst gar nicht gelesen, sondern sofort als Müll abgetan. Ich kann nicht für andere sprechen, aber ohne meine Medikamente könnte ich meinen Job nicht mehr tun und das Leben wäre echt schlimm für mich. Das hört sich genau an, wie die Leute, die mir sagen wollten, dass man aus ADHS herauswächst, bzw. dass es von selber wieder weggeht, oder das es ADHS ja eigentlich nicht gibt und zumindest nicht so schlimm ist wie manisch-depressiv zu sein, weil das ja eine richtige Krankheit/Gehirnstörung ist :nauseated_face:

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Ohne jetzt den großteil der Diskussion verfolgt zu haben, habe ich den Artikel mal gelesen (zumindest den Beginn wo es um die Studie geht)

Sechs Jahre später hatten 90% der Kinder noch ADHS und begleitende Verhaltens- und/oder Aufmerksamkeitsprobleme.

Also das beweist ja nicht das die Medikamente nicht wirken, sondern nur das sie nicht heilen. Und das ist ja bekannt. Die Frage wäre, ob die Kinder an den Tagen wo sie Medikamente nehmen, weniger Auffälligkeiten zeigen. Das wurde hier aber wohl nicht untersucht, und wenn ja wird es aus dem Absatz nicht deutlich.

Mehr als zwei Drittel dieser Kinder erhielten Medikamente, aber 62% von ihnen hatten dennoch eine klinisch signifikante Hyperaktivität und Impulsivität. Bei den Kindern, die keine Medikamente erhielten, waren es nur 58%.

Das ist bei der untersuchten Gruppe vielleicht 2-3 Kinder unterschied, wenn überhaupt. Also statistisch vermutlich irrelevant.

Kann man insoweit getrost ignorieren wenn man mich fragt…

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