Ich bin Anfang 30. Ende 2023 bin ich bei einem Psychiater vorstellig geworden. Ich war und bin mir sicher, dass ich ADHS habe. Der wollte davon zunächst nichts hören, hat mir aber widerwillig einen Test gegeben. Nachdem der eindeutig war, habe ich Elvanse verschrieben bekommen. Das nehme ich nun circa ein halbes Jahr und es hilft mir sehr gut.
Ich habe allerdings nie eine schriftliche Diagnose erhalten. Und bei jedem Termin beharrt er jetzt mehr und mehr darauf, dass ich eigentlich nur eine Tiefenpsychologische Behandlung bräuchte und alles wäre gut. Er ist davon sehr überzeugt, ich halte das nicht für die Lösung. Generell sind wir uns sehr uneinig und es kommt mir so vor als würde er mich nicht ernst nehmen. Ich fahre da einmal im Monat hin, lasse mich zulabern, aber bekomme die Medikamente, die mir helfen. Nicht ideal, aber lässt sich aushalten.
Ich habe aber das Gefühl, dass sich die Lage langsam zuspitzt. Ich befürchte, dass er die medikamentöse Behandlung einstellen könnte, wenn ich nicht auf sein Drängen eingehe. Das wäre vor allem für mein Berufsleben ein harter Schlag. Ich kann mich zum ersten Mal auf meine Arbeit konzentrieren und das will ich nicht wieder verlieren. Andererseits kann ich auch diese Therapie nicht wahrnehmen, weil seine Annahmen warum ich das tun sollte (vor allem unterdrückte Gefühle gegenüber meinen Eltern) … einfach nicht stimmen.
Was kann ich tun? Einen anderen Arzt suchen, ja. Aber ich weiß nicht ob ich einen suchen muss, der eine neue Diagnose stellen würde. Von denen gibt es so wenige. Kann ich mir irgendwie die ADHS-Diagnose schriftlich geben lassen? Hätte ich das schon lange bekommen sollen? Habe ich da ein Recht drauf? Ich weiß, dass ich eine Kopie der Akte einfordern kann, aber reicht das auch? Übersehe ich irgendwas offensichtliches?
Danke schonmal. Es tut mir gut, das von der Seele zu schreiben. Nichts war dieses Jahr so belastend wie der Umgang mit dem Typen, der mir eigentlich helfen sollte.
Leider habe ich jetzt keinen wirklichen Rat, aber ich kann das sehr gut nachvollziehen. Ich wohne im ambulant betreuten Wohnen, u nd lebe schon seit ein bissschen mehr, als 20 Jahre mit der Diagnose und trotzdem gibt es Bezugspersonen, die meinen ich hätte kein ADHS
Das klingt schwierig und wenn es auch gefühlt immer schlimmer wird, würde ich schon versuchen woanders unterzukommen. Allerdings ist es ja häufig gar nicht so leicht, überhaupt jemanden zu finden, der einen behandeln kann und möchte.
Könnte also sein, dass du das noch etwas aussitzen musst, wenn es für dich noch erträglich ist.
Als Patient hast du grundsätzlich immer das Recht darauf, deine Diagnosen etc. von Ärzten zu bekommen. Im Grunde sind das deine Daten, die sozusagen nur an Ort und Stelle für dich aufbewahrt werden.
Du könntest z.B. darum bitten, die Diagnose(n) für deine Unterlagen oder auch für deinen Hausarzt zu bekommen. Das ist vollkommen legitim. In letzterem Fall nennen das manche auch Arztbrief, so als Stichwort.
Damit könntest du ggf. auch deinen Hausarzt - wenn du denn einen hast - darum bitten, dir deine Medikamente übergangsweise zu verschreiben, wenn du es bei deinem Psychiater nicht mehr aushältst.
Versuch auch die Art des Tests, der gemacht wurde herauszufinden und achte darauf, dass das auch schriftlich festgehalten wird. Manche Psychiater erkennen Diagnosen nicht an, wenn die nicht nach bestimmten Standards gemacht wurden. Das kann sonst ggf. in Zukunft Probleme geben.
Du kannst doch wegen der Medikation beim Psychiater bleiben und dir parallel Psychotherapeutische Hilfe holen und Therapie machen. Du benötigst eh jemanden, der dir die Medikamente verschreibt .
Ich war sogar eine kurze Phase in einer Traumatherapie zugleich noch beim Psychotherapeuten der mir ADHS diagnostiziert hatte und beim Psychiater der die Medis verschriebet.
Schwierig. Du solltest diesen Arzt weiter in Anspruch nehmen solange du keinen anderen hast und dich gleichzeitig nach jemand anderem umsehen.
Reicht es nicht, wenn du dir seine Kommentare einmal im Quartal anhörst und dir sonst das Rezept vorne abholst?
Selbstverständlich hast du ein Recht auf Aushändigung der Diagnose. Seine Einschätzung, dass du eine Psychotherapie nötig hast, wird er dort wohl auch unterbringen, aber das kann eine andere Ärztin dann natürlich anders sehen.
Danke erstmal an alle für das Mitgefühl und vor allem an dich für deine Ratschläge.
Aushalten kann ich das schon bei ihm, nur befürchte ich dass er weiß dass ich es nur aushalte und sich das irgendwann nicht mehr gefallen lässt.
Getestet wurde mit HASE-Fragebogen und Gespräch davor. Ich weiß nicht, ob ich mir davon eine Kopie/einen Scan gemacht habe, bevor ich ihn abgegeben habe. Papierkram ist nicht so meine Stärke.
Das über den Hausarzt zu machen werde ich versuchen. Ich denke da frage ich zuerst mal beim Hausarzt an, ob der überhaupt gelbe Rezepte ausstellen würde. Und wenn ja, dann besorge ich ihm einen Arztbrief. Hätte noch den Vorteil, dass ich nicht so weit fahren muss.
Psychotherapie ist so eine Sache. Ich habe bis vor circa 1 Jahr Verhaltenstherapie wegen einer depressiven Episode gemacht und das hat mir sehr geholfen. Wäre natürlich super gewesen, vorher von ADHS gewusst zu haben, dann hätte ich da bestimmt mehr mitgenommen. Ich versuche jetzt im Nachhinein die Werkzeuge von dort anzuwenden. Insbesondere Achtsamkeitsübungen gehen jetzt besser als damals.
Aber vor allem geht es mir aktuell einfach ziemlich gut. Ich möchte in keine Gesprächstherapie gehen, weil ich das mMn aktuell nicht brauche. Aber ich will vor allem nicht in tiefenpsychologische Behandlung, weil die Indikation die er dafür sieht schlicht und ergreifend falsch ist. Das hilft anderen bestimmt super und denen würde ich ungerne einen Therapieplatz wegnehmen, wenn ich absolut nichts davon habe.
Ich habe auch nie etwas bekommen. Erst als ich auf Reha ging, stand da in den ärztlichen Formularen die Diagnose. Dieses Formular hat dann auch mein Hausarzt von mir bekommen. Mit dem Reha-Entlassungsbericht das gleiche Spiel. Ich forderte bei einem Arzt aber auch nie den Arztbrief mit der Diagnose an, weil es nicht notwendig war.
Mein Tipp um den Arzt zu umgehen: Sprich mit deiner Krankenkasse. Gemäß Datenschutzgrundverordnung hast du ein Recht auf Einsicht in deine Daten. Bei der Krankenkasse sind auch sämtliche Diagnosen gespeichert (höchstwahrscheinlich als ICD-10-Code).
Bei der Barmer kann ich online sehen welche Diagnosen bei mir abgerechnet wurde.
Du kannst auch deinen Hausarzt bitten einen Arztbrief dort anzufordern.
Ob dein Hausarzt grundlegend die Medikation übernehmen würde solltest du unbedingt vorher klären, weil es da wegen BTM Vorgaben gibt.
Du kannst auch ein wenig Pokern und deinen Psychiater um Adressen bitten und dann dauert es ja eh ewig bis du einen Platz bekommst. Dann fühlt er sich ernst genommen.
Sollte es zu einem Erstgespräch kommen kann der Tiefenpsychologe ja auch zu dem Ergebnis kommen , dass diese Form von Therapie nicht notwendig ist.
wenn sich wie du schreibst für dich gefühlt die Lage zuspitzt, wieso hast du dich nicht schon vor Monaten auf eine offizielle Warteliste bei Ärzten die Testen setzen lassen?
Diese Testung und Diagnose ist a) unabhängig b) du bekommst die Diagnose schriftlich c) hast unabhänige Diagnose als Argumentationshilfe und ggf d) würde dir die testende Praxis auch die Therapeutische Begleitung mit der Medikamentation anbieten.
Damit fühlst du dich nichts mehr ausgeliefert, wirst aktiv und der Arzt kein nicht mehr einfach diese Diagnose als Ursache leugnen
Woran macht er das denn fest?
Traumata (die man üblicherweise mit Tiefenpsychologie behandelt) können dazu beitragen, dass sich ein ADHS manifestiert, das ist bekannt. Dass eine (erfolgreiche) Traumabehandlung ADHS-Symptome beseitigt, habe ich allerdings noch nicht gehört.
Hallo,
meine Gedanken zu deinen Punkten:
-Wenn du die elvanse verschrieben bekommst, dann ist auch sicher eine ADHS-Diagnose in deiner Krankenakte vermerkt. Ansonsten würdest du die BTMs gar nicht verschrieben bekommen. Daher kannst du jetzt auch einfach zu deinem Hausarzt wechseln oder zu irgendeinem Hausarzt, der BTM Rezepte ausstellen darf.
Warum ich das behaupte; ich wollte mir nach einiger Zeit Pause wieder Medikinet verschreiben lassen und hab mich in der Fachambulanz gemeldet. Die haben mich kurzerhand zum Hausarzt weitergeschickt. Seit dem bekomme ich meine Medikamente ganz einfach von dort verschrieben, völlig unkompliziert.
Probier’s doch mal aus.
Lieb Grüße
Wichtig ist es, es vorher genau abzuklären, nicht dass man dann ohne da steht.
Mein Hausarzt orientiert sich da mittlerweile sehr an den Vorgaben auch wenn man einen „Notfall“ hätte.
Hallo ! Sicher hast Du ein Recht auf deine Diagnose und auch, das Du das ganze schriftlich bekommst. Ein Befundbericht ist das mindeste. Ich habe leider auch kein gutes Verhältnis zu meinem Psychiater, aber er war einer der wenigen, wo ich überhaupt zeitnah einen Termin bekommen habe. Einen Befundbericht für die ADHS habe ich dann auch bekommen.
Lese ich das richtig, dass damit mein Hausarzt eigentlich gar nicht befugt wäre, mir solche Rezepte auszustellen? Ich frage natürlich trotzdem mal nach, kostet ja nichts.
Er fixiert sich da mMn sehr auf Kleinigkeiten, z.B. dass ich kein Verhältnis zu meiner entfernten Verwandtschaft habe (diese ist wortwörtlich weit entfernt) oder dass ich sauer auf meine Eltern sei, dass sie mich als Kind nicht haben diagnostizieren lassen (was halt einfach nicht der Fall ist). Ich kann noch so darauf beharren, dass das nicht stimmt, mir wird dann gesagt, dass ich das unterdrücke.
Ja, was soll ich sagen? War halt nicht so schlimm bis vor kurzem? Bin nicht dazu gekommen? Mir graut es davor schon wieder dutzende Praxen abzutelefonieren? Ich wusste nicht, wie genau ich vorgehen soll (siehe meinen ersten Post)? Ich war froh, wenigstens auf mein Beharren einen Test bekommen zu haben (nicht wie in der Praxis davor)?
Irgendwas davon. Rechtfertigen kann ich das am Ende nicht. Will ich auch eigentlich gar nicht.