Symptome werden schlimmer bei Medikinet und Elvanse

Hey ihr,
ich bin neu hier und sehr happy, dass es dieses Forum und euch gibt!
Ich habe seit März die Diagnose ADHS im Erwachsenenalter und habe erst vor kurzem einen Platz bei einem Psychiater bekommen und kann endlich Medikamente ausprobieren.
Ich hatte große Hoffnungen, dass mir das eine oder andere helfen wird. Aber Pustekuchen:
ich habe zuerst Medikinet ausprobiert (ca. 2 Wochen, erst 10mg, dann 20mg, dann paar Tage 30mg) und jetzt seit ca. 1 Woche Elvanse (erst 15mg, dann aber, weil mich das Zerteilen der 30mg Dosis völlig kirre gemacht hat, schnell auf 30mg umgestiegen).
Nun ist es bei beiden Medikamenten so, dass ich kaum eine Besserung verspüre, im Gegenteil: innere Unruhe, Angespanntheit, Reizoffenheit, Gedankenkarussels, Zerstreutheit hat unter den Pillen immens zugenommen.
Ich habe mich schon sehr intensiv durch die Beiträge hier gewühlt und es heißt mal, Unterdosierung und Überdosierung können ähnliche Nebenwirkungen erzeugen. Woanders heißt es, Unterdosierungs-Nebenwirkungen gibt es nicht (so auch die Meinung meines Psychiaters, der aber selber sagt, er hätte wenig Erfahrung mit ADHS).
Nun schwirren mir alle möglichen Thesen im Kopf herum:

  1. Bin ich unterdosiert oder überdosiert?
  2. Bin ich Nonresponder*in?
  3. Hab ich am Ende gar kein ADHS?
  4. Kann es sein, dass die Stimulanzien eher bei ADS helfen,aber nicht bei ADHS-Menschen, die eh schon völlig hyper sind wie mir?

Was denkt ihr? Ich bin echt etwas verzweifelt. Nehme die Pillchen zwar weiter, aber ich arbeite kreativ mit Texten und wenn ich die Pillen nehme, habe ich das Gefühl ich werde völlig gaga, neulich vielen mir die einfachsten englischen Wörter nicht ein, und ich spreche sonst fließend im Alltag englisch. Es ist ein bisschen gruselig…

Danke allen, die irgendeinen Rat auf Lager haben!
Ciao!

Eigentlich wirken Stimulanzien bei ADHS-Menschen ja paradox und beruhigen eher, statt sie noch aktiver zu machen.
Und es scheint, als würdest du nicht mit genug Geduld an die Eindosierung gehen.
Das kann ja schon ziemlich dauern, bis man die richtige Dosis gefunden hat, vielleicht war sie noch zu niedrig. Musst du weiter ausprobieren. Da gibt es auch diese Eindosierungstabelle, vielleicht hilft dir die dabei, https://adhs-forum.adxs.org/t/ein-dosierungshilfetabelle/7270 (wobei ich immer vergessen habe, da etwas einzutragen).
Bei Medikinet ist dann auch die Frage, ob du vorher gut isst, damit die Retardierung auch ordentlich funktioniert.
Aber am Ende ist halt auch die Frage, wie hoch dein Leidensdruck überhaupt ist, es soll ja auch Menschen mit ADHS geben, die ohne Medikamente ganz gut im Leben klarkommen.

Hey niclas3332,
danke dir für deinen Kommentar!
Die Ungeduld kommt leider vom Leidensdruck…
Also der Psychiater ist der Meinung gewesen, wenn mir Medikinet nach zwei Wochen nichts gebracht hat, dann wird mir längeres Ausprobieren auch nichts nutzen, daher habe ich keine neuen Pillen verschrieben bekommen und habe deshalb einfach die letzten Tage auf 30mg erhöht in der Hoffnung mehr Ruhe und Klarheit zu bekommen. Das war dann aber nicht der Fall…
Danke für die Tabelle, die hatte ich auch schon gefunden :)! Ja, Ich führe (so halbwegs :wink: regelmäßig) ein Einnahme-Protokoll. Daraus wird ersichtlich, dass meine Konzentration null besser wird, eher schlimmer.
Achse: und ja, ich habe bei Medikinet wie empfohlen gut gegessen vor der Einnahme.

Sonst gibts noch medizinisches Cannabis (Bedrocan soll wohl bei ADHS helfen) oder Atomoxetin. Aber kann halt auch sein, dass du eine noch höhere Dosis Medikinet gebraucht hättest…
Muss ja sagen, hab die Diagnose ADHS jetzt seit Ende 2022 und ich hab auch noch nicht so wirklich das richtige Medikament, bzw. die richtige Dosis gefunden, aber bei mir machen die körperlichen Nebenwirkungen die größten Probleme.
Vom Kopf her gehts mir mit Ritalin gerade ganz gut, besser als bei Medikinet.

Aber das heißt, wären die körperlichen Nebenwirkungen nicht, wärst du mit den Mitteln zufrieden? Woran merkst du denn, dass es hilft? Wirst du ruhiger? Ich bin echt ein bisschen lost…

Bleib jetzt bitte am Ball. Und Stetigkeit ist wichtig.

Keine schnellen Sprünge hin und her, sondern eine Dosierung wirklich 5 Tage beibehalten. Dann Steigerung nach Plan usw.

Kann sein dass es irgendwann „klick“ macht und es sich zum Guten wendet. Mit Sprüngen ist die große Chance diesen „klick“-Moment auch zu überspringen.

Bitte verzichte auf Koffein (Kaffee, Energydrinks etc.) weil es auch eine Stimulanz ist, welche Interaktionen mit anderen Stimulanzien erzeugt, womit sich immer wieder diverse „Nebenwirkungen“ erklären lassen. Im Falle eines Koffein-Junkies bitte wiederum nicht abrupt absetzen, wegen Absetzungserscheinungen.

Oder auch: Wer nichts weiß, malt einen Kreis.:laughing: Immer schön wie Profis durch eigene Unwissenheit zur Verunsicherung anderer beitragen.:grinning:

Alles Gute dir!

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Bei Kaufland einkaufen ist für mich extrem stressig, weil alle 10 Sekunden eine übertrieben laute Werbedurchsage kommt und der Laden dauernd überfüllt ist und einem irgendwer im Weg steht. Wenn ich Gespräche führe, die länger als 10 Minuten gehen und ich nicht besonders interessiert an der Person bin, dann schweife ich irgendwann mit meinem Kopf ab, höre nicht mehr richtig zu. Man sagt mir immer, ich wirke desinteressiert. Ich prokrastiniere sehr viel, gerade beim Arbeiten.
Wenn ich Medikamente nehme, ist der Einkauf bei Kaufland nicht mehr so stressig, weil ich diese Reizüberflutung nicht mehr so wahrnehme. Außerdem kann ich mich auf längere Gespräche konzentrieren, auch wenn die nicht allzu interessant sind und ich wirke weniger desinteressiert und prokrastiniere weniger, bin halt weniger ablenkbar.
Also gerade die Ablenkbarkeit und die Reizüberflutung sind Punkte, wo mir die Medikamente sehr helfen. Wenn ich mit etwas anfange, kann ich das mit Medikamenten viel besser zu Ende führen, als ohne. Aber verplant, unordentlich und unorganisiert bin ich trotzdem noch.
Und immer wenn wir Besuch haben und ich keine Medikamente genommen habe, ist das auch extrem stressig für mich.
Meine Gedankenkaruselle fahren auch nicht mehr so häufig, bzw. sind produktiver.

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Hey BrainBuzz,
danke dir für die Aufmunterung! Ja, ich würd ja gerne in kleinen Schritten steigern, aber ich hab nur 30mg bekommen und er will auch keine 20mg verschreiben. Und ich hab keine Ahnung, wie ich die Dosis so halbiere oder gar drittele, dass die kleineren Einheiten halbwegs gleichmässig ausfallen. Will mir jetzt nicht extra eine Briefwaage kaufen.
Koffein und ähnliches trinke ich nicht.
Ps höher dosieren trau ich mich fast nicht, weil ich jetzt schon das Gefühl habe, mein Gehirn setzt völlig aus, wenn ich die 30 mg einnehme…

Aber es kann halt auch sein, dass es bei mehr besser wird und solange du keine großartigen körperlichen Nebenwirkungen hast, könnte man das wahrscheinlich auch relativ problemlos ausprobieren.

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30mg sind die eigentliche Einstiegsdosis. Du bist selbst auf 15mg runter und nach einer Woche auf die 30mg hoch.

Was ist die Anweisung deines Arztes? Wann ist der nächste Termin?

Nächster Schritt wären üblicherweise 50mg, seit 3/2024 sind in D für Erwachsene aber auch 40mg (genauso wie 20mg) zugelassen. Wäre dann Elvanse ohne das „adult“, ist das gleiche drin, nur ohne das eine Wort. Von dieser Neuerung wissen die wenigsten Ärzte. Steht aber auf der Fachanweisung des Herstellers online einsehbar.

Der Erfolg stellt sich durchaus mit einer Dosiserhöhung ein. Aber deswegen auch der Hinweis mit der Stetigkeit: Dein Kopf muss sich daran etwas gewöhnen, er hat jetzt lange Zeit anders funktioniert.

Jetzt kommen da kleine Männchen und stellen paar Schalter um. Das stört den Kopf. Deine Nebenwirkungen können daher eine Reaktion darauf sein, dass da etwas „rumpfuscht“, braucht aber Zeit sich zu adaptieren.

Alternativ sind es noch zu wenig Männchen welche die Schalter umlegen und dich damit in Dysbalance bringen.

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Na, ich hab manchmal Herzrasen/Herzklopfen und erhöhten Blutdruck.Aber nicht extrem. Ja, und du hast Recht, vielleicht wirds ja doch besser bei einer höheren Dosis.
Interessant, was du schreibst, dass manche Symptome weg oder besser sind und manche noch genauso da. Vielleicht war und bin ich auch ein wenig zu hoffnungsvoll an die Sache rangegangen, dass alles wie von Zauberhand besser wird - schnüff, schön wärs ja. Aber es gibt halt auch diese Erzählungen, ich kenne ein paar Leute, bei denen wars „zack“ von einem Moment zum anderen schlagartig besser.
Deine Kauflandeelebnisse erinnern mich daran, dass ich (auf Medikinet) neulich seelenruhig an einer ewig langen Schlange bei edeka stand, ist mir in meinem Leben noch nie passiert ;). Andererseits hab ich vorgestern bei einer kleinen Feier, als mehrere Gespräche gleichzeitig verliefen, die Situation kaum ertragen. Also, es ist mega schwankend, will ich damit sagen…

Danke dir BrainBuzz! Das ist ein super Hinweis mit dem 20mg.
Die einzige Anweisung des Arztes ist in Wochenschritten zu erhöhen. Kommen soll ich, wenn die Packung leer ist. Gut begleitet fühle ich mich nicht wirklich…
Ok, dann versuche ich mich mal zu gedulden u beobachte was weiter passiert.

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Sobald Medikinet aufhört zu wirken, kommen die Symptome gerne doppelt so stark wieder.
Bei mir hat die Wirkdauer und Intensität von Medikinet auch immer sehr stark geschwankt, wahrscheinlich wegen meiner Ernährung oder so, da die Retardierung ohne Frühstück nicht so richtig funktioniert.
Wäre halt interessant zu wissen, wie lang die Einnahme her war, als du an der Kasse standest und als du auf der Feier warst.

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Falls du die Möglichkeit hast, drucke dir die da verlinkte Fachinformation aus und nimm sie mit wegen den 40mg. Zu den 20 mg würde ich nicht mehr springen:

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Ok, das sollte ich besser unter die Lupe nehmen.

Das würde ich nicht als schwankend bezeichnen. Du hast doch schon eine wahrnehmbare Wirkung. Die Medikamente nehmen nicht plötzlich alle ADHS Symptome, sondern bessern im besten Fall einige davon. Bei einer Feier mehrere Gespräche gleichzeitig führen ohne gestresst zu sein ist vielleicht etwas zu viel verlangt nach 3 Wochen Medikation. Möglicherweise bleibt das auch trotz super Wirkung so.

Damit ist meistens nicht gemeint, dass sofort alles perfekt ist, sondern eher das kurzzeitige Erleben bei den ersten Einnahmen. Ich hatte das auch und danach kamen Monate der Eindosierung mit unterschiedlichen Medikamenten.
Du bist erst seit einer Woche bei Elvanse. Lass Dir Zeit. Zu Beginn kommt oft erstmal alles durcheinander.

Beim 1. Mal Elvanse hat mich das Teilen auch total gestört und ich bin zu schnell auf 30mg. Das war nicht gut. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Du brauchst nur eine Spritze für wenige Cent aus der Apotheke wenn Du den Inhalt der Kapsel auflöst (gibt hier ein Forum ganz viele Infos dazu).

Hey Taav,

danke für deine Antwort.

Da muss ich dir widersprechen. Ich habe mit zwei Freund*innen gesprochen, bei denen nicht nur kurzzeitig die Symptome verschwanden, sondern jedes Mal „schwups“ alles besser wurde: die Konzentration, die Reizabschirmung, das Überfordertsein. Und bei Stimulanzien braucht es ja eben keine mehrere Wochen bis sie wirken wie bei Psychopharmaka. Es kann halt nur sein, dass die Dosis nicht passt.
Ps. Und das mit den Partygesprächen hast du falsch verstanden: ich habe nicht mehrere Gespräche parallel geführt, ich war einfach nur da und um mich herum sprachen Menschen miteinander. Das hat sich alles wahnsinnig laut angefühlt und hat mich mega gestresst.
Danke für den Hinweis mit der Spritze. Das werde ich dann mal versuchen, wenn ich die Dosis nochmal erhöhe!

Ich fing damals, Ende 2022 mit Medikinet Adult an. Die erste Wirkung war die oft (nicht immer) vorkommende Euphorie. Aber auch mehr Durchblick. Die Euphorie legte sich. Die Medikinet-Adult-Wirkung war gut, aber ich brauchte dann doch entsprechende Dosiserhöhungen um eine Reduktion der ADHS-Symptome zu erreichen.

Ich wechselte auf Elvanse. Mit 30 mg erkannte ich keine wesentliche Symptomreduktion, war fast wie keine Einnahme. Zu einer Euphorie kam es auch nicht. Erfolg kam erst durch die Erhöhung auf 60 mg, später eine Reduktion auf 50 mg weil die 10 mg einfach zu viel waren. Das funktioniert. Das Erhöhen auf 60 mg war ein Fehler, ich habe anhand Tabellen meine vorige Medikinet-Adult-Einnahme so entsprechend umgerechnet.

ADHS-Präparate haben als Ziel eine Reduktion der Symptomatik. Keinen höheren Antrieb, Euphorie oder Motivation. Das ist ja in der Anfangsphase okay, vergeht aber.

Wenn sich die ADHS-Symptomatik um 30 % reduziert, darf man sich schon glücklich schätzen. 70 % kommt vor. 100 % gibts nichts. :smiley:

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Als ich das erste mal MPH genommen habe, habe ich auch sofort eine Verbesserung gemerkt. Das geht einigen so. Aber diese Verbesserung ist noch lange nicht die eigentliche Wirkung. Dafür ist die Eindosierung da, die ja genau „nur“ das Finden der passenden Dosierung ist.
Und da die Medikamente sehr individuell wirken dauert das sehr häufig mehrere Wochen bis Monate.

Und eine nicht passende Dosis kann sich sehr unangenehm anfühlen und auch die ADHS Symptome verstärken. Das hatte ich auch ganz viel. Das Suchen nach der passenden Dosis kann mitunter sehr unangenehm sein, auch wenn sofort eine Wirkung da war. Das ist eigentlich nur ein psychologischer Vorteil.

Auch die Wirkung bei passender Dosis ist sehr individuell. Mir hilft Elvanse zum Beispiel auch dabei nicht so überreizt zu werden in anstrengenden Situationen. Eine Partysituation oder Ähnliches würde aber weiterhin recht viel für mich sein.
Bei anderen hilft es auch gar nicht bei Überreizungen.

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Aber wenn ich doch jetzt schon einen erhöhten Puls habe und Herzklopfen und gleichzeitig verstärken sich meine ADHS-Symptome, wäre das nicht eher ein Grund, die Dosis nicht noch mehr zu erhöhen??
Was meint ihr denn mit „unangenehm“ genau? Verstärkung der Symptome, andere Nebenwirkungen?