Darfst du. Dazu muss ich ein klein wenig ausholen. (Ich hoffe, ich schreibe jetzt nicht an deiner eigentlichen Frage vorbei.)
Dezent auffällig war unsere Tochter in der Schule schon immer. Aber nicht durch negatives Verhalten, sondern durch viele Fehltage wegen Bauch- und Kopfschmerzen. Sie war schon immer eine sehr gute Schülerin und von Lehrern immer hoch gelobt.
Probleme gab es auf dem Gymnasium. Nicht wegen des Schulstoffes, sondern wegen eines enorm schädlichen Umfeldes. Ich war damals Elternsprecher und weiß, dass viele Kinder schon in der 5. Klasse in Therapie gegangen sind. Eine Lehrerin hat unsere Tochter (und nachweislich andere Kinder) traumatisiert.
Nach dem Schulwechsel ging es ihr besser, aber die Fehltage blieben. Dennoch Klassenbeste und vom ehemaligen Mobbingopfer zum Klassensprecher. Immer Teamleiter bei Gruppenarbeiten, immer sehr auf Gerechtigkeit bedacht, Musterschülerin und von Lehrern schmerzlich vermisst, seit sie in der Tagesklinik ist.
Nun aber zur Schattenseite: erstmals äußerte sie im Herbst letzten Jahres, dass sie Panikattacken hat. Daraufhin Vorstellung in der PIA und ab Februar Tagesklinik. Sie ist in der Schule überangepasst, weil sie extrem maskiert. Sie hat sich „die perfekte“ Schulpersönlichkeit geschaffen, um bloß nicht negativ aufzufallen. Sämtliche ADHS und ASS Symptome hat sie gekonnt überspielt. Alles, was der Lehrerin aufgefallen ist, war ein immer etwas angespanntes, zu perfektionistisches Mädchen. Man hat ihre Besonderheiten akzeptiert und ihr mehr Freiheiten gelassen, weil sie ja immer sehr engagiert und gewinnbringend für die Gemeinschaft agiert. Fehlende Materialien, vergessene Termine, abdriften im Unterricht wurden nie beanstandet. Und sie hat nie von Problemen in ihrer Erlebenswelt gesprochen.
Zu Hause dann die vermeintlich überzogenen emotionalen Ausbrüche. Pubertät seit der Geburt sozusagen. Wenn du mehr darüber wissen willst, kannst du gerne in diesem Thread stöbern. Da habe ich unsere Probleme und Lösungswege beschrieben.
Da meine Tochter und ich seit einigen Monaten sehr viel miteinander sprechen, hat sich zu Hause schon einiges gebessert.
Schule wird ab Donnerstag wieder Thema, weil dann die Maßnahme Tagesklinik endlich ein Ende hat. Von Diagnosen wird sie dort aber nichts sagen. Sie hat ihren Mitschülern auch nur gesagt, dass sie gerade in die Klinik geht, weil sie so oft krank ist.
Unsere Tochter hat insgesamt viele Symptome, die sie aber nie zugegeben hat. Ich weiß erst seit kurzem von all den Problemen. Es würde zu weit führen, hier alles aufzuschreiben. Fakt ist, dass sie mit hoher Intelligenz und Maskieren alles überspielen konnte und zu Hause nur durch erhöhte Reizbarkeit und unmögliches Verhalten auffällig wurde. Die kleinen und feinen Anzeichen muss man zu erkennen wissen, dann wird es aber mehr als nur deutlich.
Zum Thema Therapie muss ich noch sagen, dass in der Tagesklinik sehr schlecht gearbeitet wurde. Es ging immer nur darum, Gefühle und Handlungen zu ergründen, zu erklären und dann alternative Gefühle und Handlungen zu etablieren. Wenn „die Erkenntnis“ und das runterbeten positiver Glaubenssätze nichts brachte, lag das Scheitern am Kind. Es müsse sich mehr anstrengen und einfach nur wollen. Absolut falscher, sogar schädlicher Ansatz. Traumata mag man so behandeln können, nicht aber körperliche Ursachen, wie es nun mal bei ADHS und ASS der Fall ist. Zum Thema Therapie von ADHS findest du vieles auf der ADxS Seite.
Unsere Tochter geht ab nächste Woche zu einer Therapeutin im Ort, die mir von einer Mutti mit autistischem Kind empfohlen wurde. Ich hatte bisher nur telefonisch Kontakt, fand ihre Art aber schon da wunderbar und ich erhoffe mir da einen verständnisvolleren und fachlich kompetenteren Umgang mit meinem Kind, als es die Therapeuten der Tagesklinik haben.