Ok, ich verstehe. Nur, weil wir gerade sehr schlechte Erfahrungen mit Tagesklinik gemacht haben heißt das ja nicht, dass es bei euch genauso sein muss. Wenn ihr das macht, würde ich dir aber ein paar Punkte, basierend auf unseren Erfahrungen, mit auf den Weg geben. Es ist noch früh am morgen, ich schreibe eventuell etwas wirr und doppelt gemoppelt, aber ich will dir auch antworten und nicht auf heute Abend warten. Also:
Notiere dir alles, was dir deine Tochter zu Hause erzählt und wie sie drauf ist. Wenn sie viel maskiert, wird sie ihre Probleme mit bestimmten Situationen in der Klinik nicht offen zeigen. Was sie wirklich fühlt und denkt kannst du dann im Elterngespräch mitteilen.
Sobald Diagnosen in den Raum gestellt werden, informiere dich dazu. Vor allem, was die Ursachen betrifft. Bei uns wurde z.B. vom ersten Tag an Angst- und Zwangsstörung angenommen, aber man konnte bis zum letzten Tag nicht schlüssig erklären, wie das entstanden sein soll. Manche Probleme/Auffälligkeiten gab es nämlich schon seit dem Kleinkindalter, ganz ohne Traumata oder Auslöser.
Besonders Autisten können in Settings wie Tagesklinik (oder noch schlimmer: Vollstationär), große Schwierigkeiten haben, da alles neu ist und ihnen Schutzräume zum runterfahren fehlen. Dauerhafte Überforderung kann negative Auswirkungen auf die Psyche haben. Achtsam sein. Vor allem viel mit deinem Kind sprechen. Nicht bedrängen, aber offen sein. (Die ersten 3 Wochen hatte meine Tochter ständig Kopfschmerzen. Sie brauchte lange, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Laut unserer Erziehungberaterin braucht Tagesklinik sogar 6 Wochen, bis Erfolge sichtbar werden. Wenn es denn eine gute Klinik ist.)
Frag im Vorfeld nach, wonach genau gesucht wird und wie gearbeitet wird. Mit welchen Fragebögen oder Beobachtungstools. Zeitlicher Rahmen, was ist geplant und wie soll es erreicht werden. Werden Einzel- und Gruppentherapien gemacht? Sicher. Welche Therapieformen werden angewendet (bitte nicht Tiefenpsychologisch… Hier findest du auch Angaben dazu, welche Arten der Psychotherapie bei ADHS hilfreich sind. Das trifft in großen Teilen auch auf ASS zu.).
Ja, die Psychiaterin hat gerade große Macht und spielt diese auch aus. Aber du bist ihr nicht ausgeliefert und natürlich gibt es auch Alternativen. Die sind vielleicht auch nicht perfekt, aber es gibt sie. Ich hätte z.B. auch noch eine, die Medis verschreiben darf, Wartelisten sind auch lang und sie kennt sich auch nicht super aus, aber es gibt sie. Frag vielleicht mal den Diagnostiker, mit welchen Psychiatern er zusammenarbeitet.
Informiere dich weiter. Nicht nur über Autismus, sondern auch die anderen Störungsbilder, die im Raum stehen. Ich weiß, dass du die Psychiaterin nicht verprellen willst. Aber Fehldiagnosen muss man deshalb auch nicht in Kauf nehmen. Ich würde tatsächlich nochmal fragen, welche Alternative sie dir zu dem Diagnostiker anbieten kann, den sie ablehnt. Denn soweit ich das weiß, muss sie im Verdachtsfall sogar an eine Expertenstelle verweisen. Frag da mal bei deiner Krankenkasse nach, wie die Abläufe rechtlich gesehen sind. Ein Recht auf Zweitmeinung hast du sowieso, aber ich weiß nicht, wann so eine allgemeine Stelle an eine Fachklinik überweisen soll/muss.
Wenn du weiter ASS im Verdacht hast, schau in Netz nach, wie sich die Symptomatik speziell bei Mädchen äußert. Denn in den Fragebögen wird zwar beispielsweise nach stereotypen Bewegungen gefragt, aber keine Beispiele dafür genannt. Auch Blickkontakt wird in den einfachen Fragebögen nur mit Ja/Nein abgefragt. Nicht aber, dass dieser nur kurz geht oder welche Strategien angewendet werden, um so zu tun als schaue man in die Augen.
Die Psychiaterin will wahrscheinlich alles unter einem Dach haben. Ich unterstelle mal Kostengründe. Außerdem haben Psychiater ja immer Angst vor Regressforderungen, wenn sie Medikamente oder Therapien verschreiben. Denn sie haften dafür, auch wenn jemand anderes die Diagnostik gemacht hat. Am Ende sind sie die, die zahlen müssen. Da überlegen sie natürlich dreimal, auf wessen Diagnose sie vertrauen.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich aktuell fühlst. Mitging es zwischenzeitlich ähnlich. Manchmal will man einfach nur alles stehen und liegen lassen und gehen und in 3 Jahren zurück kommen. Das ist ok. Wir dürfen auch mal überfordert sein und nicht wissen, wie es weiter geht. Wir machen das ja auch alles zum ersten Mal. Das Gute ist aber, dass du dir Hilfe und Unterstützung suchst. Ich bin erst kurz hier im Forum, aber die Gemeinschaft hier ist toll. Ich spreche mal für alle: Wir unterstützen dich. Du schaffst das.