Tragen die "positiven Seiten" von ADHS zur Entvalidierung von Betroffenen bei?

Die Doku ist 2 Wochen alt und wurde heute gepostet, das meinte ich mit Zufall. Deshalb war mein „lachen“ auch eher bittersüß, denn ich hoffe, dass klar ist wie nah mir das Thema geht?

Also ich hab die Doku tatsächlich nicht gesehen, bevor ich den Beitrag erstellt habe.

Ja, aber ohne diese Dokumentation gesehen zu haben, wollte ich genau auf diese ADHS-Sichweise eingehen. (Ich weiß, es ist grad UlBre gemeint, aber da ich das Thema gestartet habe sehe ich mich da auch schon)

Und ich fands dann ehrlich gesagt auch ziemlich lustig und auch sehr passend zu der Diskussion, dass dann genau noch so eine Dokumentation aufploppt, in der ADHS als Abweichung der Norm und nicht als Störung dargestellt wird.
Man ziehe sich nur den Text zu der Doku rein:

Einfach zu passend zu dem Thema hier :joy:
Und ich gebe den Menschen aus der Doku selbst garnicht unrecht, dass man auch die positiven Seiten an sich und eben auch dann sehen muss, wenn man ADHS hat.

Aber diese Doku ist dann wieder so ein Paradebeispiel dafür, dass ADHS als etwas „Tolles“ dargestellt wird ohne so richtig auf die Probleme einzugehen bzw. ohne ein realistisches Verhältnis von „situativen Vorteilen“ zu „Problemen“ zu schildern, die damit einhergehen. Und das ist eigentlich so der Punkt, der in mir ein gewisses Unverständnis auslöst, ums mal vorsichtig zu formulieren.

Schön, dass in dem Bericht hauptsächlich Künstler und kreativ tätige Leute gezeigt wurden, die von ihrer „Gabe“ schneller und freier (ich nenne es „wilder“) assoziieren zu können als die meisten „neurotypischen Menschen“ und in dem Kontext dann ADHS zu etwas „wertvollem“ geworden ist. So hab ich es übrigens auch oben mehrmals beschrieben, dass bestimmte Berufsgruppen von den „situativen Vorteilen“ von ADHS mehr profitieren können als die anderen ADHSler und da gehören Künstler und Schriftsteller eindeutig dazu…

Aber um noch einen schönen Abschluss zu finden:
Hat mich gefreut Heiner Lachenmeier in dem Bericht zu sehen. Der Mann ist einfach immer eine Bereicherung, wenn es um ADHS geht. :smiling_face:

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Ja, ich find die Doku nicht gut. Hab ich schon im Thread dort geschrieben :+1:t3:

Finde das sehr schwierig, sich auf eine kleine Nische zu fokussieren und den kompletten Rest außer Acht zu lassen. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Zielgruppe „jeder“ ist und die bekommen das als Bild zu ADHS in die Köpfe gepflanzt.

Edit: Ich finde die Doku suggeriert schon fast, dass man es mit ADHS besser hat als ohne. Urghs.

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Wo ist denn der?
Ich find ihn leider nicht…

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Ich konnte jetzt nicht alles lesen und in der Tiefe nachvollziehen, aber ein Aspekt liegt mir noch am Herzen: Sind die so oft postulierten positiven Seiten wie z.B. Kreativität, Super Energie+ Ausdauer bis hin zum wie auch immer zu definierenden High- functioning ADHSler nicht noch ein zusätzlicher Druck für Betroffene, die sich aber gar nicht so fühlen…? So nach dem Motto, na toll doppelte Niete, ADHS und nicht mal besonders schnelldenkend oder kreativ…

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Ich denke ja. Also wenn ich das lese, fühl ich mich unter Druck gesetzt und das „obwohl“ ich auch positive Seiten bei mir sehe.

Achja, den Effekt hatte diese Doku tatsächlich auch auf mich!

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@Justine Wie ist denn „Persönlichkeitsstörung“ überhaupt definiert? Gibt es da Skalen, woran der festgemacht wird?

Den negativen Hyperfokus kenne ich schon mein Leben lang gut; allerdings hielt der nie lange an, da ich meist wieder „abgelenkt“ war. Irgendwie traumschön :face_with_peeking_eye:. Für mich aber trotzdem das Falsche, da ich mich immer als Realisten bezeichnet hätte.

Nach Diagnose blieb - nach einem körperlichen Leiden- der neg Hyperfokus dann erstmals recht lange. Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende….nun ist es besser, da ich weiß wie ich da reingekommen bin. Etwas anderes als Akzeptanz gibt es wohl nicht. „Damit leben“ und eben nichts beschönigen.

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Hey, keine Ahnung ob ihr da schon unter euch geschrieben habt, aber Persönlichkeitsstörungen werden derzeit eigentlich nach DSM-5 oder ICD-10 diagnostiziert.
Im ICD-11 wird sich da einiges ändern, aber damit will ich jetzt nicht zu sehr Verwirrung stiften.

Ganz einfach gesagt ist es so, dass im ICD-10 und im DSM-5 eine bestimmte Anzahl an Kriterien/Symptomen für jede Persönlichkeitsstörung gegeben ist.
Davon muss dann ein bestimmter Anteil von Symptomen erfüllt werden, damit die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung gestellt werden kann.
Das alleine reicht aber nicht aus. Aus mehreren unterschiedlichen Gründen.
Weil „Persönlichkeitsstörungen sind langanhaltende, tiefgreifende Muster des Denkens, der Wahrnehmung, der Reaktion und Bezugnahme, die dazu führen, dass die jeweilige Person stark darunter leidet und/oder ihr Lebensalltag beeinträchtigt wird“ (Quelle: Übersicht über die Persönlichkeitsstörungen - Psychische Gesundheitsstörungen - MSD Manual Ausgabe für Patienten)
Es muss also zu den jeweiligen Kriterien der Persönlichkeitsstörung auch ein lang anhaltendes Muster und mit Leidensdruck verbunden sein.
Zusätzlich dazu müssen Persönlichkeitsstörungen auch noch von affektiven Störungen und von anderen Störungen wie z.B. ADHS unterschieden werden, weil es eben dort auch viele überschneidungen gibt (z.B. bei ADHS und der Borderline Persönlichkeitsstörung, die schon vielen Menschen mit ADHS falscherweise Diagnostiziert wurde).
Und falls dann doch eine Persönlichkeitsstörung zutreffend sein sollte, so müssen auch die Persönlichkeitsstörungen untereinander differenziert werden, welche denn am besten zutrifft oder ob vielleicht doch eine kombinierte Persönlichkeitsstörung diagnostiziert werden muss.

Ok, da ich es schon angeteasert hatte:
Im ICD-11 werden eigentlich alle spezifischen Persönlichkeitsstörungen gestrichen (bis auf die Borderline Persönlichkeitsstörung, die allerdings auch einen Sonderstatus unter den Persönlichkeitsstörungen hat und eigentlich auch nicht als „richtige“ Persönlichkeitsstörung gesehen wird, daher auch „Borderline“ also ganz knapp…).
Es gibt dann nur noch die Diagnose „Persönlichkeitsstörung“, die dann in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt wird. Und statt dann die Persönlichkeitsstörung wie bisher kategorial einer spezifischen Persönlichkeitsstörung zuzuordnen wird das dann in Zukunft eben dimensional mit 5 Persönlichkeitsmerkmalen betrachtet, wo bei den jeweiligen Patienten die Probleme bestehen. Weil das alte Verfahren bei Persönlichkeitsstörungen eben sehr Schubladenmäßig war und immer wieder dazu geführt hat, dass Menschen sich garnicht mit ihrer Diagnose identifizieren konnten und auch deshalb häufig nicht so gut behandelt werden konnten.

Ich schreibe hier über Suizid - wenn das kein gutes Thema für euch ist, bitte nicht lesen

Ich habe nachgedacht, wieso mich dieser Thread und dieses Thema emotional so aufreiben.
Das wird jetzt persönlich, also für alle die das nicht lesen möchten: Jetzt wegklicken :slight_smile:

Ich wurde mein Leben lang nicht ernst genommen, nämlich meistens aus folgendem Grund: Ich wirke nicht, wie ich mich fühle. Meine Gefühle, Ängste und Sorgen nicht nach außen zu tragen, das war eine wichtige Überlebensstrategie. Auch körperliche Schmerzen/Erkrankungen, die kann ich gut kaschieren.

Nach außen wirke ich selbstsicher und cool, ich wurde sogar meistens um mein Selbstbewusstsein beneidet. Das hat sich schon als Teenager angefühlt, wie ein schlechter Scherz. Denn die absolut meiste Zeit in meinem Leben habe ich alles an mir verabscheut.

Und so kommt es zu Situationen wie diesen hier:
Mit 13 ca. stand ich auf dem Schulhof mit Freundinnen, eine davon hatte Probleme zu Hause. Ich wollte dazu etwas sagen, um sie zu trösten und wurde von einer anderen unterbrochen: „Zoi, du kannst da einfach nicht mitreden mit deinem perfekten Leben.“

Mein „perfektes Leben“ zu dieser Zeit sah so aus, dass mein Stiefvater mal wieder versucht hatte, sich vor unseren Augen das Leben zu nehmen. Krankenwagen, Polizei und ab in die Psychiatrie mit ihm. Ich habe mich zu dieser Zeit massiv selbst verletzt, Alkohol bis zur Vergiftung getrunken - im Prinzip wie im Märchen, oder?
Jahre später hat er es dann auch wirklich geschafft, herzlichen Glückwunsch.

Vor 2 Jahren hatte ich (was ich jetzt rückblickend weiß) Gallen-Koliken. Die Schmerzen sollen ähnlich sein wie Geburtswehen. Damit bin ich ein bisschen rumgelaufen und als ich nachts weinend davon aufgewacht bin, bin ich ins Krankenhaus gefahren.
Dort war ich nach außen ruhig, aber hatte wahnsinnige Schmerzen.

Im Untersuchungszimmer lag ich dann ruhig, als eine Schwester reinkam: „Also ich muss Ihnen mal sagen, jemand der Schmerzen hat, sieht anders aus.“
Ich musste dann quasi notoperiert werden.

Was will ich damit sagen? Ich will sagen, dass ich mich offenbar weinend, schreiend und blutend auf den Boden schmeißen muss, um ernst genommen zu werden. Denn meine bloßen Worte, die reichen nicht.
Und das allerschlimmste ist die Invalidierung von Leid, wenn man nicht 24/7 nur jammert und weint und sich beschwert. Meine Bewältigung von dem Ganzen hab ich nicht geschenkt bekommen. Das habe ich irgendwie aus mir rausgeholt, denn da war niemand. Niemand.

Mir wurde immer gesagt, ich hätte keinen Grund mich zu beschweren. Ich war als 11-jährige alleine beim Jugendamt und selbst die haben mir nicht geglaubt und ich musste zurück an den Ort, der mich dazu gebracht hat, mir 3 Mal das Leben nehmen zu wollen.

XY würde es ja viel schlechter gehen und jemand wie ich, der versteht sowas einfach nicht. Ich könne mich doch glücklich schätzen, denn wenigstens blabla.

Man kann Menschen immer nur vor den Kopf gucken. Und hier, hier nicht mal das. Man sieht Geschreibsel von Pseudonymen. Die meiste Zeit fühl ich mich hier sicher.

Meine Sichtweise, dass mein ADHS, mit dem ich geboren wurde, das ich nicht mehr loswerden kann, das verstrickt ist mit meiner Persönlichkeit, positive Seiten hat, die hab ich mir hart erkämpft. Daran hing ein Preisschild.
Und das Gefühl, dass ich selbst hier belächelt werde weil ich wohl einfach nicht genug nach außen leide, war einfach beschissen. Dass man meine Ansicht nicht anerkennen kann und sie gleichberechtigt stehen bleiben darf, weil es mir wohl einfach „zu gut“ geht oder ich mich selbst täusche.

Als würde der Tag kommen, an dem ich aufwache aus dieser Illusion und dem Selbstbetrug und endlich so leiden, wie es gefälligst zu sein hat. Aber ich bin bereits wach.

Das alles kann natürlich keiner wissen, das ist mir klar. Deshalb einfach mal eine Erinnerung daran, dass man Menschen immer nur vor den Kopf schauen kann. Und hier nur vor das Pseudonym.
Es gibt keinen Anlass, dass wir uns hier gegenseitig zerfleischen damit einer Recht hat.
Denn ich würde nicht gewinnen wollen, wenn das bedeutet, dass ein anderer das verliert, was er sich so hart erkämpft hat um zu existieren.

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Das tut mir leid, Zoi. Gerade als Kind muss es noch schlimmer sein, wenn einen niemand ernst nimmt und nicht hilft. Du musst Dich sehr verlassen und allein gefühlt haben. Am liebsten würde ich jetzt die kleine Zoi von damals in den Arm nehmen und trösten. Aber auch als Erwachsene ist das kein gutes Gefühl. Niemand sollte einem anderen sein Leid, aber auch seine positive Sichtweise und seine Erfahrungen, seien sie gut oder schlecht, absprechen und sie nicht würdigen.

Ich kann das ein Stück weit nachvollziehen, denn ich bin auch niemand, der laut wehklagt. Im Gegenteil, wenn es mir schlecht geht, werde ich still und ziehe mich zurück. Nützt ja auch nichts, wenn ich Freunden und Familie dauernd was vorjammre. Ging so weit, dass ich am 2. Tag nach einer großen OP, bei der alle 3 Beckenknochen durchtrennt und in anderer Position neu verschraubt wurden, und ich nach Entfernung des PDA-Katheters komplett ohne Schmerzmittel war (wurden anscheinend vergessen) aus dem Bett gehievt wurde und fast kollabierte, nur im Bett gelegen und vor mich hin gelitten habe, da ich nicht in der Lage war, zu klingeln und das zu kommunizieren. Gallenkolik kenne ich leider auch und kann gut nachvollziehen, dass Du da starke Schmerzen hattest. Total blöd, wenn man dann nicht ernst genommen wird. Finde ich auch von der Schwester absolut unmöglich. Die müsste doch wissen, dass Menschen ihre Schmerzen unterschiedlich äußern. Südländer klagen meist deutlich mehr (nicht abwertend gemeint, sagt einfach meine Erfahrung). Ich habe damals vom Notarzt, der erst nach 4 Stunden kam und das nicht als Gallenkolik erkannte, auch nur Buscopan bekommen, was absolut nichts bewirkt hat.

Ums Recht haben sollte es überhaupt nicht gehen. Manchmal geht es vielleicht mit einem durch, und man denkt, das muss xy doch verstehen, das ist doch sonnenklar, aber es gibt hier kein Recht oder Unrecht. Jeder empfindet sein ADHS anders, jeder hat unterschiedliche Erfahrungen in seinem Leben gemacht, hat unterschiedliche Komorbiditäten, unterschiedliche Sozialisierungen, andere Lebensumstände, unterschiedliche Ressourcen, viel oder wenig Unterstützung, …

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Liebe @anon97342551 Deine Lebens Geschichte war hart, ich verstehe Dich sehr gut, wir teilen wahrscheinlich dahingehend mehr als wir beide denken.
Einer meiner Brüder beging schon öfters seit jungen Jahren Suizid Versuche, vor seinem 40 Geburtstag hatte es dann geklappt.
Meine Kindheit war geprägt durch eigentlich tägliche körperliche und/oder psychische Gewalt im Elternhaus, ausserdem Verwahrlosung, wir bekamen immer zuwenig oder überhaupt nichts zu essen, meine Brüder und ich waren Klapper Dürr, hatten immer Hunger und knurrende Mägen, im Grunde wuchsen wir auf wie Menschen in Krisengebieten, fast schon unternährt, aber auf jeden Fall mangelernährt.
Im Winter wurde oft nicht geheizt, da gingen wir in unseren Kleidern ins Bett.
Meine Brüder halfen mir dabei damit ich einen Platz in einem Kinder und Jugendheim bekam, dass Leben dort kam mir im Vergleich zu meinem Zuhause vor als sei ich im Paradies, immer ein sauberes frisch gemachtes Bett, drei mal am Tag etwas zu Essen, Taschengeld, Kleidergeld, eine Wäscherei in der meine Kleider gewaschen und gebügelt wurden, ein geregelter Tagesablauf.
Ach ich will jetzt hier garnicht anfangen zu erzählen was ich trotzdem später alles noch in meinem Leben an Scheisse erlebt habe, dafür reicht hier nicht der Platz, und überhaupt, ich bin wie Du jemand wo nicht rum jammert, wo sich durch das Leben beisst so wie es gerade kommt.
Wie auch immer, dass was Du erlebt hast tut mir extrem leid für Dich, ich verstehe auch Deine Wut, ich war früher auch oft wütend, heute nicht mehr, oder sagen wir nur noch selten, ich umarme Dich. :heart::people_hugging:

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Liebe @anon97342551 dass kenne ich auch , dass einfaches sagen und benennen nicht reicht .
Neben mir könnte jemand stehen die leidet und jammert weil sie sich in den Finger gepiekst hat und ich könnte (sinnbildlich beschrieben) daneben stehen mit einem Messer im Kopf und würde nur sagen „ da ist ein Messer in meinem Kopf, das tut mir sehr weh!“ und die mit dem Finger würde als erstes behandelt.

Ich verstehe auch nicht warum ruhiges benennen einer schmerzlichen Situation nicht reicht . Ist doch viel angenehmer für beide Seiten !!!
Ich weiß nicht vielleicht ist es auch ADHS Typisch das wir unter Schmerzstress ruhig und besonnen werden , also quasi ruhig, so wie von Medikamenten?

Aber vergiss nicht liebe Zoi hier geht es um verschiedene Meinungen und Einstellungen und ganz bestimmt um dich als Person in Frage zu stellen.

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Mensch, finde das gerade richtig schön was hier passiert, auch wenn da natürlich echt heftige Themen dabei sind @anon97342551 @AbrissBirne. Fühlt euch gedrückt. :heart:

Da kann ich bei mir von „Glück“ reden, dass ich nicht so schlimme Sachen wie ihr durchleben musste, das was ich durchgemacht habe, hat mir da schon mehr als gereicht. (Ohne mich da jetzt als „wenig leidend“ darstellen zu wollen, aber objektiv gesehen hatte ich keinen solchen Schicksalsschlag)

Finde es auch wichtig, dass man bei solchen Diskussionen immer sachlich am Thema bleibt und dann nicht anfängt, sich gegenseitig irgendwelche Vorwürfe auf persönlicher Ebene an den Kopf zu schmeißen, weil wir einfach nicht wissen, was die andere Person erlebt hat und was sie hat werden lassen wie sie jetzt ist. Und unter Umständen kann man dann echt fiese Sachen zu anderen sagen, die man selbst garnicht als solche wahrnimmt.
Klar gehen die Meinungen oft auseinander, aber das dürfen sie ja auch, weil es eben Meinungen sind. Und da jeder unterschiedlich aufgewachsen ist, unterschiedliche kulturelle und erziehungstechnische Werte vermittelt bekommen hat und auch unterschiedliche Sachen erlebt hat, können diese Meinungen auseinander gehen.
Und damit sollte man auch fein sein können, wenn man mit jemand anderem nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt, weil die andere Person unterschiedliche Sachen erlebt hat, die ihre ganz persönliche Meinung geprägt hat.

Allgemein finde ich dieses in Diskussionen gewinnen zu wollen eh etwas fragwürdiges, wenn es wie hier in einem Forum geschieht. Klar, wenn man in der Wissenschaft ist oder in einer Firma arbeitet, dann muss oft in Diskussionen schon auf einen gemeinsamen Nenner kommen, damit es vorwärts geht. Aber ob das dann in einem Forum zur Selbsthilfe und zum Austausch notwendig ist weiß ich nicht. Sicherlich ist es oft förderlich einen Konsens in manchen Themen zu haben, das vereinfach das Gefühl der Geeintheit erheblich. Andererseits ist das bei Diskussionen mit persönlichen Meinungen eben sehr schwer zu erreichen.

Ich kann zum Beispiel aus dieser Diskussion für mich mitnehmen, dass ich mir selbst keinen Gefallen damit tue, wenn ich mein ADHS ausschließlich als krassen Nachteil ansehe, weil ich mich damit eigentlich nur selbst abwerte.

Zugleich finde ich es aber nach wie vor wichtig, ADHS nach wie vor nicht hauptsächlich als „Superkraft“ oder „Talent“ darzustellen, weil das eben vielen Menschen das Leid abspricht, das ADHS auch mit sich bringt.

Somit habe ich diese Diskussion eigentlich verloren, wenn man das ganz streng nehmen will.

ABER: bin ich von meiner ursprünglichen Art des Denkens deutlich abgekommen und bin auch viel weniger im Schwarz-Weiß-Denken gefangen und kann jetzt auch ADHS als Teil von deutlich besser akzeptieren, weil ich nicht mehr ausschließlich die vielen Nachteile sehe.

Hab ich jetzt deshalb verloren, weil ich mir eigestehen muss, dass ich nicht Recht hatte?
Nein, ich glaub ich habe „gewonnen“, weil ich meine eigene, sehr negative, Position mit EURER HILFE überdenken und dadurch ändern konnte. Ihr habt mir dazu verholfen, über den eigenen Tellerrand hinausschauen zu können.

Und ich glaub das ist mit das wichtigste, was man aus solchen Diskussionen mitnehmen kann.

Das Beste aus sich gegenseitig zu holen.
Nicht zu „gewinnen“ oder andere für ihre eigene Meinung zu bewerten.

→ Und sicherlich habe ich diese Sachen auch schon getan und im Nachgang tut mir das auch leid. Aber so ist gerade meine jetztige Meinung dazu.
Und ich würds auch ok finden, wenn mir da jemand nicht zustimmt.

Ja, keine Ahnung, irgendwie hört sich das, was ich gerade geschrieben habe ziemlich kitschig an, aber ich glaub ne gewisse Wahrheit steckt da schon auch dahinter.

Ich glaub da zumindest selbst daran :see_no_evil:

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Mich hat der Abnehmen-Thread vielleicht aus strukturell vergleichbaren Gründen getroffen: die Illusion eines Safe-Space umfassend geteilter Weltsicht, die sich eben doch nicht immer bestätigt. Schmerzhaft, wie Enttäuschung mit Bindestrich geschrieben.

Die Konsequenz bleibt aber: Vielleicht eignet sich der Space dann immer noch zum Üben von Desillusionierung. Dornen auf dem Weg beklagen und betrauern, aber sich trotzdem selbst Schuhe anziehen.

Als ich den dritten Tag beim Einkaufen überlegt habe, ob jemand hier den Inhalt meines Einkaufskorbs als Völlerei oder unnötig viele Kalorien bewerten würde, wusste ich, dass es an der Zeit ist, mich besser abzugrenzen und zukünftig wieder ohne inneren Ko-Kommentator einkaufen zu gehen. Ganz egal, woher die Stimmen stammen und was sie tatsächlich gesagt haben und/oder wie ich sie verstanden habe.

Wenn mir jemand mit großer Überzeugung und dem Anschein von Überlegenheit sagen würde, dass der Himmel grün ist, würde mich das auch nicht so treffen. Das ist eigentlich mein Ziel. Und immerhin das kann man hier üben, geschützter als auf dem Schulhof. Vielleicht as safe as it gets, in der realen Welt „da draußen“, auch wenn da draußen hier drinnen anfängt.

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Oder rot. Vielleicht passt das besser und respektvoller. Denn manchmal und von einem bestimmten Blickwinkel aus ist der Himmel ja rot.

Wobei grün ja auch. Über Lappland manchmal, z.B. Wird dringend Zeit, dass ich mal nach Lappland reise. Die gefährlichste Weltanschauung bleibt ja die derer, die die Welt noch nicht hinreichend angeschaut haben. Forentreff überregional nach Lappland, würde ich anregen, wäre ich nicht zuweilen so ungesellig.

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Ein grandioser Satz und

ist eine grandiose Idee! :sweat_smile.

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Hört sich doch nach einem Plan an :+1:
Dann mach ich nen Nudelsalat, wer kümmert sich um die Getränke?

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Oh, besser nicht. Böse Kohlenhydrate! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Gerade wieder was gelernt im „Gewicht und Übergewicht“-Thread.

Meine erste Notiz an mich selbst war: diese Threads wirklich nicht mehr lesen.

Meine zweite war: doch unbedingt lesen, hilft ja nichts.

Meine dritte: wenn der Puls hoch geht und ich paternalistische Anmaßung lese, nochmal lesen, ob sie wirklich drin steht. Wenn ja, umso besser. Dann weiß ich, um wen/was ich zukünftig situative Bogen mache. Wenn nein: kontrollierte Sprengung von Kindheitsminen erwägen nach weiträumiger Sperrung des Geländes für die Öffentlichkeit.

Meine vierte: Nachdem relativ viele meiner Sensoren zu spät anschlagen (wg. Zeitblindheit, Dissoziationsrisiken oder Abstumpfung wg. Hypersensibilität)… umso besser, wenn da auch welche sind, die sehr früh anschlagen. Wunde Punkte lassen sich strategisch nutzen, sobald man sich mit Wundversorgung auskennt und sich Zeit für sie nehmen kann.

So viele Notizen an mich selbst. Dabei ging es doch nur um Nudelsalat. Ignoriert meine Buffet-Wünsche. Ich ziehe meine Diät-Neujahrsvorsätze ohnehin vor.

Noch einen Haken schlagend, um zurück zum Thema zu kommen: Entvalidierung scheint mir gar nicht mehr so ein großes Thema, wenn man sich validierend um die Wundversorgung kümmert. Zu der kann auch gehören, dass man Situationen meidet, in denen man versehentlich angerempelt wird.

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Wenn man die mit gutem Gemüse kombiniert nivelliert sich das Böse;)

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