Ich finde den Vergleich grad ganz gut.
Man könnte sogar auch sagen: Wir werden zu Profischwimmern, weil wir es einfach schnell lernen müssen gut schwimmen zu können, was eine Analogie zu den Kompensationsmechanismen wäre.
Ich denke nicht, dass du dich irrst. Aber ich glaube einige von uns (wie du und ich) wurden etwas missverstanden, weil viele andere dachten, dass wir ihnen eben auch noch ihren Rettungsring oder ihre Fähigkeiten als Profischwimmer wegnehmen oder schlechtreden wollen.
Daweil war ja die Intention, die wir hatten und auch immer noch haben zu schildern, dass es eben den Rettungsring oder die Fähigkeiten als Profischwimmer eher als Notwendigkeit zum Überleben oder besseren Leben gibt, diese aber nicht zwingend als eigenständiges „Talent“ oder "Superkraft gesehen werden sollten.
Weil wie du beschreibst treiben wir irgendwo auf dem Meer und wir müssen uns helfen. Und sich nur für seine Situation fertigzumachen und aufzugeben bringt auch nichts.
Wenn man aber seine Situation und den Rettungsring und seine Fähigkeiten als Profischwimmer akzeptiert, statt diese abzulehnen, dann verbessert das aber auch die Chancen auf ein „Happy End“ drastisch würde ich sagen (je nachdem wie weit draußen man auf dem Meer ist natürlich) .
Und ich glaube, das ist dann auch genau das, was und viele andere mit den „positiven Seiten“ sagen wollen:
Wenn wir den Rettungsring und unsere Fähigkeiten als Profischwimmer nicht akzeptieren wollen, dann machen wir uns das Leben noch schwerer als es sein muss, weil wir dann plötzlich nur noch ne „normale Person“ auf dem offenen Meer ist, die weder gut schwimmen kann oder andere Hilfen hat.
Da würde ich dir grundsätzlich auch zustimmen, allerdings sieht es in der Realität aber so aus: Man kann den Rettungsring nicht hergeben und man kann sich auch nicht mit seinem Willen aus der Situation rausholen.
Wenn ich alleine im Meer treibe, kann ich nicht enscheiden, dass ich aus der Situation komme indem ich meinen Rettungsring hergebe.
Genausowenig können wir Betroffenen auch nicht sagen: „nehmt mir meine Kreativität, wenn dann auch das ADHS weg ist“
Und deshalb ist es vermutlich auch so wichtig die positiven Seiten zumindest akzeptieren zu können. Man muss sie ja nicht gleich zelebrieren, wie es vielleicht einige tun. Aber ich glaube inzwischen wirklich, dass man sich keinen Gefallen damit tut, wenn man seine eigenen positiven Seiten nicht akzeptieren kann, auch wenn diese mit einigen Nachteilen einher kommen.
So jetzt hab ichs auch gesagt. Ich weiß nicht mehr wie ich mir im Spiegel in die Augen schauen soll
Also ich persönlich finde das Thema hier wirklich sehr gut und finde das wir uns alle bei @Beefcake bedanken sollten das er die Diskussion hier in Gang gesetzt hatte.
Denn meiner persönlichen Meinung nach ist die Diskussion hier wieder einmal sehr lehrreich, vielleicht für Neu diagnostizierte, genauso für solche die ihre Diagnose schon lange haben, aber im Prinzip für jeden der sich für Adhs interressiert.
Was mir bis hierhin noch mal besonders stark aufgefallen ist, ist das eigentlich gut sichtbar wird wie schnell das Pendel bei Adhs von einem Extrem in das andere umschlagen kann, und wie stark die Betroffenheit bei diesem Thema ist, wie schnell wir uns angegriffen fühlen und in den Verteidigungsmodus übergehen.
So extrem, dass wir sofort dazu tendieren aus dem Club aussteigen zu wollen, oder glauben das es sowieso besser wäre einfach seine Fresse zu halten.
Aber etwas was mir auch auffällt, was uns anscheinend allen eigen ist, und uns sehr stark miteinander verbindet, dass ist unser stark ausgeprägtes Harmonie Bedürfnis, unser grosser Wunsch nach Frieden und Einigkeit, sowie nach Ruhe und Gelassenheit.
Und vielleicht spiegelt sich gerade durch diese Diskussion hier in diesem Thema eine besonders positive Kraft die wir anscheinend alle irgendwie haben wieder, nämlich die innere Stärke des Verzeihens, die innere Stärke nicht nachtragend zu sein, die innere Stärke sich jederzeit wieder die Hände zu reichen, selbst dann wenn eine Diskussion mal hitzig verlief.
Und ist nicht gerade das etwas bewundernswertes an uns, dass wir alle dazu fähig sind uns immer wieder so positiv miteinander zu verständigen, dass am Ende weder der eine den Club verlassen muss, noch das der andere seine Fresse halten muss?.
Und deshalb frage ich mich, wie wäre es wenn wir jetzt wieder mal im Sonnenschein Thema weiter schreiben?.
Same, manchmal lasse ich Elvanse weg, um einfach mal einen freieren Kopf zu haben und nicht ständig auf irgendetwas zu fokussieren. Und oft tut mir das dann auch sehr gut! Weil meine Gedanken wieder etwas zerstreuter sind und ich mir nicht mehr so „robotermäßig“ vorkomme.
Ja, gebe ich dir völlig recht. Ist auch bei mir ein riesen Problem.
Schwarz-Weiß-Denken schafft halt schon eine große Vereinfachung von Problemen und auch eine einfachere Entscheidungsfindung. Aber leider mit dem Preis, dass sehr viele wichtige Argumente und Details ausgelassen werden und dadurch eigentlich das Gesamtbild verzerrt wird.
Jup, ab einem gewissen Leid ist es halt auch echt hart noch die positiven Seiten zu sehen. Aber mir hat dann auch irgendwann jemand berechtigterweise gesagt: Bist du dir eigentlich sicher, dass das noch ADHS ist und nicht vielleicht eher Komorbiditäten durch verletzungen in deiner Kindheit. Und das war eben auch ein sehr valider punkt.
Solche Vergleiche finde ich persönlich sehr unangebracht, in egal welchem Kontext. Weil dann ist das zwar sehr toll, für diese sehr kranken Menschen, die ihre positive Sichtweise haben, aber das sollte man nicht dazu verwenden, um anderen Menschen zu sagen: „Hey, schau mal, der hat viel mehr Probleme als du und der ist besser drauf als du!“ Weil dann will man doch nur jemand anderem sagen: Sei doch nicht so ne Heulsuse, es gibt Menschen denen geht es schlechter als dir uns die sind viel besser drauf als du. Das hilft keinem so wirklich.
Ich denke jedes Leid spricht irgendwo für sich und sollte eben für sich ernstgenommen werden, ohne mit anderem Leid verglichen zu werden. Was ich meine ist, dass man ein Leid einfach situativer sehen sollte und nicht gleich mit etwas schlimmeren vergleichen sollte.
Und auch wenn das vielleicht ein berichtigter Gedanke ist, so ist das auch schon sehr hart manchen gegenüber, die eben nicht so viel ihrem eigenen ADHS abgewinnen können.
Und leider sind Kompensationsmechanismen m.E. keine endlose Ressource. Vielleicht eine erneuerbare Energie. Das prüfe ich gerade.
Eine Umfrage, die mich aber wirklich interessieren würde, wäre eine Verteilung der Ansichten nach Lebensalter.
Da könnte nämlich ein Zusammenhang bestehen und dann ist es ein ganz schnöder, geradezu neurotypisch anmutender Generationenkonflikt.
Wer z.B. kurz davor ist, in Altersarmut zu rutschen und aktuell keine sekundären Vorteile (mehr) hat aus Kreativität, lateralem Denken, etc., TikTok-Zugehörigkeit zu einer aufgeschlossenen Peer-Group, sondern sich an einen sonnenverbrannten, porös werdenden Rettungsring klammert, der sieht die Dinge eben etwas anders.
Und alle Versuche, sich gegenseitig überzeugen zu wollen, sind Zeitverschwendung, wenn nicht die völlig unterschiedlichen Umgebungsbedingungen einfließen und zu Verständnis+ führen.
Soo, und ich hab mir ne neue Tastatur mich flacheren Tastenanschlägen gekauft, damit ich noch schneller Tippen und meinen unqualifizierten geistigen Dünschiss zu allem hier beitragen kann
Ne, aber mal ehrlich:
Danke für eure vielen Beiträge und für die angenehme Diskussionsatmosphäre, auch wenns immer wieder mal etwas „hitziger“ wurde. Aber ich denke, dass der Austausch trotzdem durgehend sehr schön und auch wertschätzend war bzw. immer noch ist.
Aber ich bin inzwischen schon ziemlich solide von meinem ursprünglichen Standpunkt abgekommen, sodass Ich mich auch bei euch allen dafür bedanken muss.
Das Leben ist einfach nicht Schwarz-Weiß. Es ist auch nicht grau, verdammt wäre das langewilig.
Das Leben ist bunt und es tut sicherlich allen gut etwas Farbe reinzulassen, auch wenn vieles dann davon vielleicht in Kackbraun angemalt ist, weil einfach viele Sachen im leben auch scheiße sind.
Aber ohne Kackbraun im Leben können wir auch nicht die anderen Farben sehen.
Keine Ahnung auf was ich gerade hinaus will, aber ich glaube auf das, dass man sich selbst keinen Gefallen damit tut, dass man keine Farbe in sein Leben lässt, weil man viel Angst davor hat, dass man zu viel Kackbraun konfrontieren muss.
Lieber @Beefcake ich liebe Farben auch, und Braun mag ich sowieso nur wenn es um Schokolade geht.
Ich schicke Dir einen Regenbogen und viele bunte Herzchen. 🩷
Entwarnung @Elementary, die hatten leider/zum Glück nicht die Nagellackfarbe, die ich so gerne wollte. Und anstatt mir einen Trostpreis für 10€ zu kaufen, der mir nur so semi gefällt, brate ich mir gerade Kürbis und Süßkartoffel als Topping für einen Salat.
Das tröstet mich und mit vollem Magen kann ich auch besser gleich den passenden Glitzerlack bei Amazon bestellen
Jedenfalls wollte ich nur sagen, dass ich emotional aktuell sowieso etwas angeschlagen bin. Umso mehr geht mir so eine Diskussion nahe, insbesondere einzelne Worte, die ich als sehr verletzend wahrnehme und mich dadurch infantilisiert fühle - das Gefühl mag ich nicht so.
Jo sorry, ich wollte dir jetzt auch nicht den konkreten Vorwurf machen, dass du das so machst, aber das ist ein sehr wunder Punkt von mir, weil das eben viele Menschen bei mir leider gemacht haben.
Mir wurde und wird oft immer noch gesagt: „Hey, aber sei doch froh, dass du nicht was schlimmeres hast und jetzt hab dich mal nicht so!“ Und das ist einfach ein sehr empfindlicher Punkt bei mir, weil das ja genau wieder das Kernthema „Das was du hast ist ja nicht so schlimm“ trifft und mir mein subjektives Leid abgesprochen wird.
Ich wollte dich da aber nicht persönlich damit beschuldigen, sorry falls das so rübergekommen ist.
Es gibt Leute, die wollen primär in ihrem Leidensdruck nicht invalidiert werden.
Und es gibt Leute, die wollen in ihren Bewältigungsstrategien ihres Leidensdrucks nicht invalidiert werden.
Und beide Fraktionen müssen irgendwie koexistieren. Ich glaube nicht, dass noch drei Kuller-Lach-Emojis da jetzt noch viel weiterhelfen.
Ich habe gelacht, wegen dem Namen der Doku und dass sie gerade jetzt gepostet wird. Ich schau sie mir jetzt gerade erst an, mir ging es nicht um den Inhalt sondern nur den „Zufall“.
Und das ist ja im Kern das, was ich hier über 150 Beiträge sage.
Ich glaube, es ist kein Zufall. Es ist eine aktuelle Strömung, die mit so einer Doku aufgegriffen wird. Und evtl. hat @UlBre auch primär auf diese Strömung reagiert. Ist ja nicht sein erstes Rodeo in Sachen ADHS.