Hallo liebes Forum,
stecke mitten im Diagnoseverfahren, oder sagen wir mal so, ich warte jetzt eigentlich nur noch auf mein Ergebnis.
Ich bin 55. An ADHS hat nie jemand früher gedacht und die einzige Person (eine Psychaterin), die eine Vermutung hatte, hat mir diese so vernichtend gegenüber geäußert zu einer Zeit als ich einen kompletten Zusammenbruch hatte, dass ich das damals nicht auch noch hören wollte. Statt dessen hatte ich das als weiteres Versagen von mir gesehen und nur noch härter gekämpft, um „ja normal“ zu sein.
Doch nachdem ich mich nun, weil ich diese Maskerade einfach nicht mehr halten kann, mehr und mehr mit dem Thema auseinander gesetzt habe, scheint dass tatsächlich das fehlende Bindeglied zu sein.
Ich leide sehr und auch die Probleme mit dem Außen werden immer stärker. Ich bin nach meiner Arbeit immer häufiger wie erstarrt, wenn ich nach Hause komme. Ich habe das immer nur aufs Alter geschoben. Aber tatsächlich waren die Probleme schon immer da.
Seit ich denken kann, war ich allen zu wild, zu laut, zu unordentlich, ich „wollte“ einfach nur nicht, „streng dich doch mal an“, „ach Kind“, „boar, du babbelst einen tot“, „du hörst mir nicht zu“, „du machst einfach nie was zu Ende“, „konzentrier dich doch einfach mal!“, „du bist…“, „du kannst nicht…“, usw. sprich: „du bist falsch, so wie du bist“
Ich hatte aber recht gute Noten, sah mich selbst nie als zappelig an, also konnte ich ja auch kein ADHS haben.
Seit 9 Jahren bin ich bei einem Psychotherapeuten - anfangs wegen Angststörungen und Panikattacken - - das habe ich soweit im Griff, oder versuche es zumindest. Und von Anfang an habe ich immer die gleichen Probleme beschrieben, mein Kopf steht NIE still (- Sie grübeln zuviel, warum wollen Sie sich denn den Kopf zerbrechen, wie würden Sie denn stattdessen gerne denken…?) . Ständig vergesse ich alles und muss immer wieder in die Wohnung zurück (haben Sie das Gefühl, dass das zwanghaft ist?) und vieles mehr. Aber ich habe nach den Sitzungen eigentlich immer nur das Gefühl, nicht wirklich gesehen zu werden oder das ICH das Problem bin.
Erst als ich direkt ADHS angesprochen habe, bekam ich den Hinweis auf eine Therapeutin, die sich damit gerade sehr beschäftigt, aber er könne damit selbst nicht so viel anfangen.
So zur Vorgeschichte. Sorry, für die Länge
Ich bekam dort 3 Bögen - WURS-K, ADHS-SB und den Beurteilungsbogen für Eltern, Lehrer und Erzieher (für meine Schwester - die das Ganze als neuen Splin von mir sieht)
Meine Schwester war selbst noch ein Kind. Hat aber seit ich denken kann, hat sie JEDEM, ob er es hören wollte oder nicht erzählt, wie schlimm ich als Kind war. Den Bogen hat sie dann aber irgendwie ganz anders ausgefüllt. Plötzlich war ich ein ganz normales Kind. Viele Fragen konnte sie nicht beantworten. Verständlich. 4 mal mit 2 gewertete Fragen, 7 mal mit 1, den Rest mit 0 oder gar nicht.
Meine Zeugnisse waren recht gut. Ich habe auch studiert (allerdings abgebrochen) und meine Ausbildung mit 1 abgeschlossen. Einen Zeugnistext gab es nur für die 1. Klasse. Da wurde ich als lebhaft beschrieben. Ich konnte nur eine Klausur aus der 11. vorlegen, die wie ein Schlachtfeld aussieht.
Der Selbstbeurteilungsbogen war noch recht einfach für mich auszufüllen. Aber dieser WURS-K Bogen ging für mich gar nicht. Klar, einige Fragen konnte ich leicht mit 3, 4 oder auch mal mit 0 beantworten, aber dann gab es Fragen, bei denen ich einfach das Ganze nicht als Zahl benennen konnte. Und dann war ich wahrscheinlich zu doof und habe, statt Kreuze zu machen, einen Zusatzbogen geschrieben, und statt einer Zahl einen Text verfasst.
Jetzt habe ich aber gelesen, dass ein Feld, dass nicht angekreuzt wird, als 0 Punkte gewertet wird.
Das wars jetzt oder? Das wäre ja sozusagen mein einziger „Nachweis“ für Probleme in der Kindheit gewesen.
Beim DIVA-Test habe ich so ein gemischtes Gefühl.
Wie ist denn da eure Erfahrung? Ich bin wahrscheinlich die Einzige, die so dämlich war, keine Kreuze zu machen.
Verzweifelte Grüße