Wie lange dauert ....? Uhr vs. ADxS Gefühl

Was ich mich schon lange frage bekommt hier neue Nahrung.

Auch bei NIchtbetroffenen ist das Zeitgefühl nicht mit der realen Zeit deckungsgleich. Angenehme Dinge gehen schneller, unangenehme ziehen sich.
Bei AD(H)S-Betroffenen scheint diese Inkongruenz nur stärker ausgeprägt.

Ich frage mich schon lange, ob die Wahrnehmung, soooo viiiieles nicht geschafft zu haben, nicht auch ein Stück weit von der Realität entkoppelt ist.
Ja, richtig, AD(H)S führt zu Prokrastination und zum Verschleppen uninteressanter (unangenehmer oder langweiliger) Aufgaben.
Aber ist das Maß der Wahrnehmung, wie viel verschleppt und nicht geschafft wurde, wirklich realistisch ?
Schafft ein AD(H)Sler wirklich genau so viel mehr nicht als Nichtbetroffene, wie ein AD(H)Sler mehr das Gefühl hat, nicht (genug) geschafft zu haben?

Ich habe den Verdacht, dass die AD(H)S-typische erhöhte Prokrastination uninteressanter Dinge das eine ist, dass aber außerdem auch noch eine erhöhte bzw. überhöhte Wahrnehmung der eigenen Prokrastination hinzutritt.
Dabei würde ich gerne unterscheiden:´
Es mag manche Betroffene geben, die so viel und so heftig prokrastinieren, dass diese Diskussion nicht zu führen ist - ab einem bestimmten Maß sind die Folgen so arg, dass eine Relativierung nicht mehr nachvollziehbar scheint. Auch wenn ich auch hier glaube, dass das subjektive Empfinden noch stärker ist als die Realität, aber wenn einem das Leben um die Ohren fliegt, ist die Diskussion müßig. Diese Kandidaten würde ich daher gerne mal außen vor lassen.
Ich kenne aber nun auch viele AD(H)S-Betroffene, die von außen betrachtet ihr Leben sehr wohl und sehr gut auf die Reihe kriegen. Bei denen ich mich frage: wow, wie schaffen die das alles ? Das sind Menschen, die mehr leisten als Ottonormalnichtbetroffener. Ja, mit Chaos, ja, mit Auseinandersetzungen mit Dritten, ja, mit Leid. Aber ganz objektiv schaffen diese Menschen eine ganze Menge. Und trotzdem haben sie das deutliche Gefühl der Schuld, nicht genug auf die Reihe bekommen zu haben, nicht genug geschafft zu haben, dies und das und jenes diese Woche doch wieder nicht hinbekommen zu haben.
Und da frage ich mich: wie ist das denn bei Nichtbetroffenen ?
Ist bei denen Freitags wirklich alle geregelt ? haben die jede Woche jede Rechnung bezahlt, jeden Einkauf gemacht, jede Wäsche gewaschen, alle Fenster geputzt ?
Und die Antwort ist (für mich - Eure Meinung interessiert mich sehr): definitiv nicht.
Aber sie haben, nach meinem Empfinden, nicht diese Schmerzwahrnehmung dabei, nicht diesen Leidensdruck.
Und ich frage mich eben, ob das so was ähnliches sein könnte wie die bei AD(H)S definitiv stärkere Zeitwahrnehmungsverzerrung.

Was denkt Ihr ?

Viele Grüße

UlBre

Fühle mich zwar dem Team „außen vor“ zugehörig, aber möglicherweise erwächst das eine auch aus dem anderen: So ähnlich wie bei Fremdvorwürfen zB anfänglich grundlose Eifersucht gern irgendwann mal einen Grund bekommt, denn die Vorwürfe sind ja ohnehin da. Dann ändert der Grund auch nichts mehr am Elend.

Möglicherweise macht man sich durch die - anfangs grundlosen - Selbstvorwürfe irgendwann so kaputt, dass sie dann eine Grundlage bekommen. Wenn man also eigentlich selbstwirksam ist, aber sich die entsprechende Erfahrung dauerhaft abklemmt, geht zwar vielleicht erst nur subjektiv nichts mehr, aber die Realität zieht dann irgendwann nach.

Und/oder die Zeitblindheit führt zur Aufladung von so viel Arbeit, dass sie auch für Nicht-Prokrastinateure nicht schaffbar wäre. Und die daraus resultierenden Vorwürfe von innen und außen gepaart mit Rejection Sensitivity werfen das Teufelskreis-Riesenrad an.

Nur: Ich glaube, Betroffene sind da viel zu verstrickt, um das eine vom anderen zu unterscheiden und Dir bei der Prüfung der These weiterhelfen zu können. „Außen vor“ fühlen sich nämlich beide Gruppen, die subjektiv und die - endlich - auch objektiv Außen-vor-Seienden.

Strukturell vergleichbar (m.E.) habe ich auch manchmal den Verdacht, dass sich wahre Perfektionisten (nachfolgend: WP) nie selbst als solche bezeichnen würden. Deren Perfektionsbegriff ist eigentlich wohl so hoch, dass WPs wissen, Perfektion in diesem Sinne ist nie erreichbar. Und die WPs halten sich schon für zu unwürdig, ihr eigenes schluffiges Streben damit ansatzweise in Verbindung zu bringen und das Konzept der Perfektion damit zu verwässern. Und solche WPs nehmen Amateurperfektionisten kaum ernst, die sich selbst als Perfektionisten identifizieren und sich „selbst für ihre härtesten Kritiker“ halten. Denn härtere Kritiker als die WPs sind diese Amateure sicher nicht. Die Parallelität des Problems: Debatten über Perfektionismus würde man dann auch nicht mit Leuten führen können, die eigentlich an der Quelle sitzen. Die wären in ihren eigenen Film nämlich auch zu verstrickt. (Diese These ist natürlich noch nicht perfekt ausgereift.)

genial und auf den Punkt :totlach
aber wie löst Du das auf: „Perfektion in diesem Sinne ist nie erreichbar“ - aber WPs erwarten genau diesen von sich?
Indem sie Perfektionismus anstreben, gehen sie ja davon aus, dass sie generell das Potential haben, diesen zu erreichen.
Sonst würden sie ihn ja nicht anzustreben - es sei denn, sie hätten einen ausgeprägten Hang zum Masochismus.

Ist es nicht so, dass man dieses Potential das eine oder andere Mal an sich gespürt haben, also die hohe Latte schon mal übersprungen haben - also an dem Punkt vielleicht eher einen leicht narzisstischen Zug haben oder tatsächlich sehr begabt sind - oder beides?
Oder ist es ein Reflex an Anforderungen von außen - entweder aus Böswilligkeit, oder weil andere ihnen dieses Potential zusprechen? Und wenn ja, warum?
oder alles zusammen?

Ich bin da eher für die Narzissmus-Erklärung (wie immer: „Auslenkung“, nicht Pathologie).
Und da kommt die Erziehung ins Spiel: ZB Wenn die Elten sich selbst für genial halten und damit die Frucht ihrer Lenden auch genial sein muss… .

Heißt: Als Kind dieser überaus außergewöhnlichen (!! - Selbst- und Fremdbild indeed) Menschen MUSS WP genial sein.
Da trifft dann das eine aufs andere: WP stellt fest, ich könnte genial sein (Über-Ich, Innerer Kritiker, zweistimmig) ich kann dem nicht entsprechen (ADHS-Erfahrung - Minderwertigkeitskomplex + Erfahrung) - aber das elterliche (und damit leicht narzisstische) Über-Ich, integriert als innerer Kritiker, grätscht pausenlos dazwischen.

Meine Psych erklärte mir, dass Prokrastination auch daher käme, wenn bestimmte innere Anteile sich gegenseitig neutralisieren und lahmlegen.

Widerspruch zu Sartre: Für die Hölle brauchen wir keine Anderen!

Nach der WP-Hypothese streben sie zwar nach etwas, aber das ist für sie eher so ein Minimalstandard, der bei genauerer Betrachtung sicher immer noch genug Fussel hätte… „Perfektionisten, das sind immer andere“. Als WP will man ja nur eine (fixe) Idee im Kopf umsetzen, aber das kann ja wirklich nicht zu viel verlangt sein. „Perfekt“ wäre das ohnehin noch lange nicht. Allenfalls fiele ein bisschen Resonanz oder Kongruenz mit der eigenen Vorstellung als kurzzeitiger Gefühlsbeifang ab.

Eigentlich hängt die Latte so hoch, dass man aufrecht drunter durchgehen kann. Da bin ich ganz Deiner Meinung: Die haben da schon die gleichermaßen ausgelenkten Ahnen hingehängt. Hochsprung haben die daran selbst zwar auch nie ausgeführt, aber von den Nachkommen, die es immer besser hatten, kann man das ja wohl erwarten.

Der WP-Perfektionist erkennt sich selbst nicht als solcher. In dem Punkt ist er vielleicht das andere Extrem zum überidentifizierten Prokrastinateur. Extreme berühren sich ja gern mal am Horizont. Aber was verstehe ich davon. Vielleicht waren das nur so unperfekte Gedanken in einer prokrastinierten Nacht, off-topic in jedem Fall. Zeit, zum Zeitgefühl zurückzukommen.

VORSICHT SCHREIBDURCHFALL !! :mrgreen:

Bei mir ist es im Bezug was ich zum Tag/Woche geschafft habe definitiv eine falsche Wahrnhehmung. Das macht sich bei mir endlich spürbar deutlich seit dem ich den Tagesplaner im Rückblick schreibe.
Die falsche Wahrnehmung hängt natürlich damit zusammen, dass ich Aufgabendauer und Zeit nicht erfassen kann. Steht da .z.B. nur Wäsche und Putzen sind das für mich einfach zwei ToDos von 5 Minuten. Erst seit dem ich diese Dinge dann kleinschrittig aufschreibe erfasse ich besser die zeitliche Dimension.
Z.B: statt Putzen dann jeden Raum kleinschrittig auflisten

Z.B. Küche

spülen
abtrocknen
Sachen wegräumen
Müll
Ablagen abputzen
Sachen hochstellen
fegen
wischen
Sachen runterstellen
putzsachen wegräumen

Dementsprechend wird mein Tagesplaner voller und es fühlt sich dann auch wirklich nach mehr bzw. dem Zeitaufwand an.

bei mir ist z.B ein geputzter Raum = ToDo erledigt . dazu gehörte nie auch die Putzsachen wegzuräumen. Die bleiben an Ort und Stelle mit „puh endlich fertig“ im Weg stehen und nervten mich und ich war überfordert die noch eben wegzuräumen. seit dem es bei mir als ToDo noch dazugehört , ist es besser geworden.

Wenn ein ADHSler und ein Nicht-ADHSler nach außen hin gleich viel schaffen , hat der ADHSler meist mehr Energie verbraten und zugleich noch all die anderen ToDos und das was er nicht geschafft hat im Kopf. Dazu kommen dann in der Regel noch alte Glaubenssätze dazu die auf einem rumhacken nicht genug getan zu haben.

Ich erlebe viele „Nicht-ADHSler“ die halt eben einfach ihr Tages-und Wochengeschäfft ableisten und dann auch damit zufrieden sind. Die natürlich auch eine ToDoliste vor sich her schieben aber mit einem realistischen Blick für eines nach dem anderen und der Reihe nach.

Es sind ja auch viel die Projekte und Ideen und all dieses „man müsste mal“, „man könnte ja mal“, die einem im Kopf rumschwirren und uns unerledigtes vorgaukeln.

Wenn ein Koch kocht, dann kocht er mit Struktur und Abläufen und hinter ist die Küche wieder sauber, denn es gehört zum Ablauf dazu.

Wenn ich koche entsteht Chaos , diese überfordert mich in den Abläufen und ich Ärger mich selbst weil ich es mir komplizierte mache.
Dann klecker ich noch,
dann schmiere ich herum ,
dann habe ich noch eine neue Ideen
Dann schaue ich noch eben was zum Rezept online nach und vergoogle mich.
Das eine steht hier , das andere steht dort
Die Arbeitsfläche mit allem voll
Und das aufräumen hinterher oder ein zwei Tage später gefühlt ein Riesenaufwand.

Ich hatte zum Geburtstag den Kollegen Häppchen und kleine Spießer ausgegeben.
Alle haben sich total gefreut, dass es mal was anderes wie Süßigkeiten gab.
Ganz viel waren voll dankbar dass ich so viel Zeit investiert hatte und dachten ich sei zwei Stunden eher aufgestanden.
ich hatte es zwar Abends vorher gemacht , aber war davon ausgegangen das es so ½ h dauert . Die Kollegen hatten irgendwie sofort den Aufwand im Blick.
Ich nicht , dementsprechend wurde es nach Mitternacht und alles was ich an dem Abned noch machen wollte blieb liegen.
Ich glaube viele wären dann mit dem richtig eingeschätzten Zeitaufwand um z.B. 20:00 Uhr angefangen . Hätten dann von 22:00-23:00 den Rest erledigt und dann rechtzeitig ins Bett.
Ich habe von 20:00-23:00 noch dieses jenes und welches gemacht , weil ich ja nur von 1/2h ausging und dann war es nach 1:00 Uhr als ich im Bett lag.

Angenommen ich würde 5 Tage lange jeden Abend genau so machen und immer nur von ½h ausgehen und es dauert eben 2h. Macht auf 5 Tage 7 1/2 Stunden wo ich all das andere was noch ansteht nicht erledigen konnte inc. 5 Tage bis 23:00 prokrastiniert dann nach 2h zu spät ins Bett und man fühlt sich sich zu doof für Planung und mal eben ein paar Häppchen machen. Küche spiegelt einem jeden Morgen auch noch das Chaos
Ein andere plant einfach diese 2 Stunden tägliche ein wo es für ihn nichts anders zu erledigen gibt , fängt pünktlich an, macht die Küche fertig und kommt pünktlich ins Bett und wird morgens von sauberer Küche begrüßt.

Und glaubt mir, ich war gar weil es schon so spät war in Versuchung gekommen einfach morgens ½ ehr aufzustehen und es dann zu machen. Ich hätte im Bett gelegen und mit mir gemeckert warum ich es nicht eben mit 1/2h abends erledigt habe und über das Chaos dann morgens wollen wir lieber nicht nachdenken. :lol:

Ich glaube der Unterschied zwischen ADHSler und nicht ADHSler ist dieser ungesunde Coctail von

-Kein Zeitgefühl
-Prokrastinieren und wirklich Zeit verlieren
-Eine höhere Anhäufung von aufgeschobenen
-Zeitaufwand von erledigtem nicht erfassen können
-Im Tagesrückblick getanes nicht erfassen können
-Banale Tätigkeiten die man ohne Gefühl von Folter nicht ableisten kann
-Nicht Priorisieren zu können und man immer wieder überwältigt ist von dem was ansteht und man sich mit Prokrastination schützen will , was wiederum den Teufelskreislauf von aufgeschobenem und sich wieder schützen wollen erhöht .
-Der Ideeninput der eine überhäuft und jede Idee wie ein ToDo wirken lässt.
-Die hohe Auffassungsgabe die einem erfassen lässt wie man was noch optimaler und Idealer machen könnte, was einem wieder als etwas nicht schaffen können erscheint.
-Der Kritiker am Werk der einen nie zufrieden sein lässt oder einen manchmal gleich ganz lähmt und unerledigtes wieder anhäufen lässt um dann noch mehr kritisieren lässt.

Gehe ich meiner Kreativität nach bleiben vieles liegen. mache ich den andern Kram bleibt das Kreative in all meinen Intersessen liegen. Komme ich da nicht weiter habe ich wieder „unerledigtes“ vor Augen.

Aber wie schon an anderer Stelle geschrieben , selbst wenn ich jemanden für Haushalt und Papierkram hätte, dann gäbe es glaube ich Raum für neue Ideen und neuen unerledigten Dingen die mich quälen würden.

Und irgendwie bekommen die nicht ADHSler aus meiner Sicht Haushalt und co ungequälter einfach hin und auch den Lohnsteuerjahresausgleich jedes Jahr wenn auch kurz vor knapp und genervt wenigstens erledigt.

Nun ja und welche Nicht-ADHSler liegt noch im Bett und hat eben weil er ADHS hat ein Forum in dem er grade seine Zeit verliert und sich damit prokrastiniert.

Das ist mein Kandidat für den ADxS-Forums-Spruch des Monats.
:totlach
…wenns nur nicht so bitterernst wäre…

Das ist der Punkt.
Ich habe da immer das Bild von Magersucht vor dem inneren Auge - da wird für jeden erkennbar, dass die Wahrnehmung der Betroffenen nicht stimmt.

Ob man in diesem Zusammenhang wirklich von Perfektionismus im üblichen Sinn sprechen kann halte ich persönlich ehr für unwahrscheinlich. Zum Beispiel sehe ich mich selbst als alles andere an, als eine Perfektionistin, sondern eben als eine Chaotin. Mein Wunsch nach Ordnung entspricht lediglich dem Sinn und Zweck nicht im Chaos zu ertrinken, und in meinem Fall erstreckt sich diese Ordnung die ich „brauche“ auch nur auf mich selbst, meine verzweifelten Versuche mich selbst zu strukturieren. Wie andere „ihr“ Leben organisieren ist mir bis zu einem gewissen Grad sogar fast egal, ich habe schliesslich genug damit zu tun mich um meine eigenen Probleme zu kümmern. Ausserdem wiederstebt es mir tief in meinem inneren, über andere zu urteilen, oder von anderen etwas zu „erwarten“ was ich selbst kaum erfüllen kann. Aber der Narzisstin z.B. erwartet ja praktisch von seinem Partnerin oder Kindern, das diese Personen ihm ein Spiegelbild seines perfekten Selbst spiegeln sollen, denn derdie Narzisstin hält sich ja selbst für fast schon Gott gleich. Was aber im Falle von Adhs Betroffenen glaube ich nicht der Fall ist, sondern es ja nur darum geht Ordnung in das eigene Chaos zu bringen, also zumindest für mich selbst gesprochen sehe ich da überhaupt keinen Zusammenhang zu Narzissmis. Auch sehe ich in meinem Fall kein verlangen danach, oder gar eine Befriedigung darin, mich selbst zu bemitleiden und diesen „Schmerz“ zu „geniessen“, in meinem Fall totaler Blödsinn. Ich glaube das ja genau das das Problem ist das hier wieder falsch verstanden wird, oder schnell von aussen etwas in die Dinge rein projeziert wird was garnicht so ist. Der eigentliche Grund liegt ja wahrscheinlich im neurologischen Bereich und eigentlich garnicht im psychischen. Wie auch immer, ich muss mich jetzt mal wieder darauf konzentrieren Ordnung in mein Chaos zu bringen :wink:.

Ich habe mal aus einer Serie einen Dialog mitgenommen, den ich mir in schwierigen Zeiten vorsorglich immer als Visualisierungsstütze auf ein Post-It schreibe.

[i]„Was ist der größte Fehler, den man in einer Krise machen kann?“

„Nicht zu wissen, dass man in einer Krise ist.“[/i]

Die Störungsbildeinsicht hilft aus meiner Sicht genau an der Stelle weiter. Man kriegt vielleicht irgendwann einen Tick früher mit „Meine Reaktion hier gerade könnte auch Rejection Sensitvity sein, lieber nochmal überlegen.“ oder „Warum triggert mich das hier gerade so?“ Und dann hat man immerhin schon mal einen Zeh zwischen Reiz und Reaktion. Ist ein Anfang.

Manchmal hilft das auch nicht, klar. Man erlebt sich zB aufschiebend und findet den Einstieg nicht, aber kriegt die Kurve trotzdem nicht, trotz aller Checklisten und Rezepte und Tools, die wir hier schon zusammengetragen haben.

Kann natürlich auch ins andere Extrem einer Überidentifikation und zu viel Selbst-Hinterfragen abgleiten. Auch das hatten wir ja schon. Manchmal ist es vielleicht keine RS und das Gegenüber ist wirklich blöd. Da helfen dann 10 Extra-Schleifen Selbstzweifel im Ergebnis nicht, vielleicht eher im Gegenteil.

Ich habe trotzdem inzwischen den größten Respekt vor „blinden Flecken“ im Sinne von Problemen, in denen ich drinstecke wie in einem 37 Grad warmen Planschbecken. Und das wird wohl insb. bei Themen ein Risiko sein, die sich auf einem Spektrum von „leicht überschießender Auslenkung“ bis zu „ernsthaft problematisch“ abspielen.

Gerade, wenn man sich ADS-bedingt einen Ruf als hochsensibel oder Mimose oder beleidigte Teewurst erarbeitet hat, trägt das vielleicht auch dazu bei, dass ein wohlwollendes Umfeld so etwas gar nicht mehr an einen heranträgt.

Kurzes PS, vielleicht nochmal enger zurück auf das Thread-Thema Zeitgefühl: Ich muss mir auch immer wieder mit externen Stützen vor Augen führen, dass „jetzt nicht immer ist“ und es ein Morgen gibt und ein Danach, usw. Das hatten wir hier schon einmal im Werkzeugköfferchen-Thread: <URL url="https://adhs-forum.adxs.org/t/werkzeugkoefferchen-bei-prokrastination-und-lernhemmung/803/20 text=„viewtopic.php?f=19&t=1474&p=18970&hilit … mer#p18970“>https://adhs-forum.adxs.org/t/werkzeugkoefferchen-bei-prokrastination-und-lernhemmung/803/20

Damit hängt, glaube ich, zusammen, dass ich selbst bei großen Aufgaben immer noch das Gefühl habe, das könne oder müsse sogar „in einer Sitzung“ oder aus einem Guss erledigt werden.

Und weil die Größe der Aufgabe in einem Rutsch erschlägt, ist es einerseits kein Wunder, aufzuschieben… Andererseits kommt das Panikmonster dann - wenn überhaupt - eben viel zu spät vorbei, solange noch „eine Sitzung“ zwischen jetzt=immer und die Deadline passt. An seiner Stelle wäre ich auch verwirrt, wann wir verabredet sind.

Die Medikation trägt in dem Bereich allenfalls dazu bei, einen Mini-Schritt zurücktreten zu können und das Problem zu sehen. Automatisch abgestellt worden ist da leider nichts. Evtl. sind eben die schlechten Gewohnheiten noch nicht beseitigt und durch bessere ersetzt… Die Hoffnung kann ich jetzt und hier aber nicht begraben, denn jetzt wäre ja für immer…

Für immer?, was ist das?, in solchen Dimensionen kann ich garnicht denken. Ich hangele mich von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag und bin froh wenn ich innerhalb dieser Zeitfenster etwas erledigt bekomme :fischglas .
Ach was soll’s, muss mich zum Beispiel gerade jetzt, während ich hier meinen Gedanken nachhänge, dazu aufraffen ein paar Dinge noch in Angriff zu nehmen. Ob ich das dann bis zum Ende des Tages tatsächlich noch erreicht habe?, dazu müsste ich dann heute Abend Auskunft dazu geben :lol: .

Für mich ist es extrem schwierig zwischen das

und das

zu unterscheiden. Meine Wahrnehmung ist kaputt und ich habe das Problem inzwischen auf mein Bauchgefühl zu vertrauen.

Ja, leider oft. Besonders im Gefühlsleben, d.h. wenn es mir mies geht, weil irgendwas Adxs typisch hochkommt, holt mich der Gedanke, dass es doch nur Adxs ist, leider nicht da raus. Oder wenn ich erschöpft und kraftlos bin, verleiht mir der selbe Gedanke ebenfalls keine Energieflügel.

Ich spreche von mir, d.h. wenn ich ein Tag schlecht drauf bin, dann denke ich dieses Gefühl bleibt für immer. Oder wenn ich heute extrem faul und lustlos bin, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich morgen topfit sein werde.

Im Bezug auf Perfektionismus ist mir nicht klar, warum du es mit Narzissmus gleichtstellst?
Man kann chaotisch und gleichzeitig perfektionistisch sein. Es geht darum, dass wenn einige Adxsler eine Aufgabe/ Tat im Hyperfokus anfangen, den Faden verlieren und alles perfekt machen wollen. Daher nimmt es auch so viel Zeit in Anspruch.

Also ich habe den Perfektionismus von dem @Elementary einen Vergleich zum Narzissmuss
aufgeführtt hatte, eben genau NICHT mit Narzissuss verglichen.
Im Gegenteil, ich sprach eigentlich davon, das es bei Adhs Betroffenen, wenn sie ihre Ordnung „brauchen“, wohl schlicht und einfach darum geht, das dies ein verzweifelter Versuch ist mehr Struktur, und eben Ordnung in ihr Chaos zu bringen.
Wegen dem „für immer“ sprach ich eigentlich nur über meine persönliche Zeitempfindung, heisst das ich persönlich Mühe habe in solch grossen Dimensionen zu denken, und dieses „Gefühl“ deshalb nicht nachvollziehen kann. Das hat aber überhaupt garnichts damit zu tun, das Du Deine eigene Empfindung hast.
Ich finde das sehr interessant, da ich eigentlich immer nur von Augenblick zu Augenblick lebe. Obwohl ich mich auch frage, ob sich mein Zeitgefühl natürlich auch durch das Alter dahin gehend verändert hat. Denn je älter man wird, desto stärker wird das Gefühl, das einem die Zeit wie Sand durch die Finger rinnt.

Meine beiden waren die letzten Jahre auch 3 Tage in der Woche 8 Std. alleine, allerdings nicht am Stück. Ich gehe um 8 Uhr außer Haus, komme Mittags für 2 Std. heim und gehe in dieser Zeit Gassi und lass die beiden sausen. Dann sind sie nochmal für 4 Std. alleine. Dadurch das ich es aufteile und dazwischen Gassi gehe bin ich davon überzeugt, dass es kein Problem ist bzw. war.

Jetzt wo ich in Mutterschutz bin und den ganzen Tag daheim bin merke ich erst wie sehr die zwei den Rythmus gewohnt sind. Sie pennen den kompletten Vormittag und auch am Nachmittag ist Ruhe angesagt, obwohl sie in den Garten könnten…Jeden Tag einen Hund 8 Std. am Stück alleine zu lassen ist meiner Meinung nach zu lange, aber wie gesagt das ist meine Meinung.


@derevles.ru Auch wenn ich, was die Hunde angeht, deiner Meinung bin… passt dieser Beitrag von dir, wie auch dein erster, weder zum Thread-Thema noch zum Thema Adhs.

Deshalb die Frage: Weißt du überhaupt worum es in diesem Forum geht?

Liebe Grüße, Andreas :winken

Das ist m.E. Spam, @Anders.

Der Beitrag ist im Original von einer Corinna 2010 in einem Hundeforum verfasst worden: Aikans Shiba-Forum • Der Hund Shiba - Thema anzeigen - Wie lange kann einen Shiba alleine lassen?

Das wäre ein ungewöhnlich langer Mutterschutz.

Und derevles.ru ist ein russisches Möbelgeschäft.

Nachspielzeit beim Fußball
Die eigene Mannschaft führt:
Reale Zeit: 5 Minuten
Gefühlte Zeit: 1/2 Stunde

Die eigene Mannschaft liegt zurück:
Reale Zeit: 5 Minuten
Gefühlte Zeit: 1 Minute

:grinning:

Spaß beiseite:
Ich kann komischerweise die tatsächlich vergangen Zeit ganz gut einschätzen. Komischerweise plane ich trotzdem in der Regel zu wenig Zeit für die Aufgaben ein, obwohl mir genügend Erfahrungswerte zugrunde liegen. So dauert „Wäscheaufhängen“ in meiner Planuzng immer 15 Minuten, egal ob da nun Bettwäsche (5 Minuten real) oder T-Shirts und Socken (halbe Stunde) drin sind.

Genau! So! Handschrift sollte abgeschafft werden. :face_with_raised_eyebrow:

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Ich schreib eh nur in Druckschrift. Über meine Handschrift würden sich sonst in 1000 Jahren die Schrift- und Sprachforscher den Kopf zerbrechen.

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