Was du beschreibst kann bei ADHS als auch bei ASS vorkommen.
Dafür wurde ein System entwickelt, das TEACCH-System.
Es umfasst sehr viele Dinge, vor allem aber geht es um Struktur und eine ASS-gerechte Umgebung.
Das beginnt bei der Raumgestaltung und endet bei detaillierten Listen.
Im Grunde ist das, was du jetzt für dein Frühstück gemacht hast, genau der richtige Ansatz!
Bei TEACCH geht es darum, den Alltag zu erleichtern, indem Struktur von außen vorgegeben wird, die innen fehlen.
Im besten Fall entwickeln sich dann irgendwann Automatismen, aber das muss nicht immer sein.
Im Podcast „Authentisch autistisch“ kam mal eine Folge vor, wo ein Autist eine Liste zum Duschen hatte. Mag für viele Menschen befremdlich sein, sollten aber viel mehr Leute haben (laut Social Media gibt es wohl viele Erwachsene, die sich nicht richtig duschen!).
TEACCH kann auch sein, dass man sich für bestimmte Arbeiten Boxen packt, wo alles dafür drin ist. Oder die Küche so sortiert, dass häufig Benötigtes leicht erreichbar ist. Auch, dass Dinge sichtbar verstaut bleiben und nicht hinter Schranktüren versteckt werden. Generell wird viel visuell gearbeitet. Man kann sich aber auch Timer stellen oder Sprachassistenten nutzen. Auf zu erledigende Dinge zeigen und dabei laut benennen ist auch eine Variante. Z.B. wenn man vor Verlassen der Wohnung an sich selber von oben nach unten durchgeht und abklopft, ob man alles hat. Kann man sich auch Sprüche/Melodien/Reime einfallen lassen.
Ich selber habe für visuelle Systeme gerne die Symboldatenbank von Metacom. Die hat tausende von Symbolen, die aber alle im gleichen Stil gemacht sind. Was ich gar nicht leiden kann, sind nämlich Bildchen wie Clipart und sowas. Metacom wird auch von der Krankenkasse bezahlt soweit ich weiß.
Im Grunde ist das alles auch Ergotherapie mit Fokus auf Handlungsplanung.
Ja, Systeme nutzen sich auch ab. Das passiert auch bei Dingen, die man sich mit TEACCH erstellt hat. Aber da es so vielfältig ist kann man da auch immer wieder kreativ werden. Das Tolle ist, dass man da sehr individuell arbeiten kann, wenn man das grundlegende Prinzip einmal verstanden hat.
Eine Anmerkung noch für Menschen, die das PDA-Profil haben: Festgelegte Abläufe können hier zu innerem Widerstand führen. Kann also sein, dass diese Listen dann weniger gut angenommen werden können. Hier kann es helfen, den Widerstand zu hinterfragen, also welches Gefühl eigentlich da ist. Oft sind das Ängste, negative Glaubenssätze etc. Für PDA gilt ganz generell, dass man die PANDA-Strategie anwenden soll. Das habe ich bisher eher im Kontext der Erziehungsarbeit gelesen, nicht aber wenn man selber Erwachsen ist und sich quasi selber erziehen muss. Angstmanagement würde ich persönlich da am Ehesten als hilfreich ansehen. Ist aber nur eine persönliche Vermutung.
Wie auch immer, ist die Herangehensweise mit den Listen absolut richtig und der Erfolg gibt dir ja auch recht. Wie detailliert die Listen sein müssen musst du selber erspüren. Mach dir erstmal nur für wenige Tätigkeiten einen Ablaufplan, damit du nicht direkt zu viele Listen hast, auf die du achten musst. Such dir die störendste Sache aus und fang damit an. Wenn das gut läuft, kannst du dir weitere Baustellen vornehmen.
Informiere dich gerne auch weiter zu TEACCH, denn dort wirst du viele Anregungen zur Erleichterung des Alltags finden.