"Will" ich ADHS haben und steigere mich zu sehr rein? Maskieren?

Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass es es nichts bringt wenn andere Menschen meine Diagnosen kennen.

Ich versuche seitdem mich da sehr zurück zu halten, da ich mich oft schlecht fühle wenn ich „zu viel“ erzählt habe. Und das erhoffte Verständnis dann trotzdem ausbleibt. Dann wünschte ich, ich hätte mich nicht so nackig gemacht.

Ich kann dein Bedürfnis @Soulsurfer sehr gut nachvollziehen, dass du verstanden werden willst, dass du deine Schwierigkeiten teilen möchtest. Leider ist es jedoch so, dass die meisten neurotypischen Menschen das nicht nachvollziehen können. Jedenfalls nicht das Ausmass.
Und dann fühlt es sich noch schlimmer an. Für mich zumindest.

Ich versuche gerade mir Orte aufzubauen, an denen ich „mein wahres Gesicht“ immer mehr zeigen kann.

Hier zum Beispiel. Ich bin auch erst am Anfang…

Zuerst habe ich auch gedacht „nur online ?!? wie doof!!!“ Ich brauche doch realen Kontakt von Angesicht zu Angesicht!

Aber auch das geschriebene Verständnis tut meiner Seele gut :people_hugging: Und immerhin besser als Nichts!

Es freut mich ja schon, dass ich nun wieder weiss, dass es die Menschen gibt, die ähnlich wie ich ticken. Sie sind vermutlich nicht in meiner Nachbarschaft, aber sie leben hier auch irgendwo :wink:

Ich finde in meinem Umfeld die Menschen einfach nicht (mehr), die mir gut tun, mit denen ich mich echt austauschen kann. Das macht mich sehr traurig und es fehlt mir sehr.

Ich habe keine Freundin/Freund mehr der/die abends mit ner Flasche Wein (oder auch nicht) vorbei kommt und wir stundenlang reden können.

Vielleicht hätte ich dazu aber inzwischen auch die Kraft nicht mehr…?

Bei mir liegt es bestimmt zum grössten Teil an meiner Lebenssituation allein mit zwei Kindern deren Schlaf ich 365 Tage/Jahr bewachen muss.

Aber ich empfinde auch grundsätzlich eine Veränderung in der Gesellschaft…? Anders als vor 15 Jahren…?

Sind die Menschen oberfächlicher geworden? So grundsätzlich? Oder liegt es am älter werden? An den Kindern? Der veränderten Familiensituation?

Ich mache mir viele Gedanken. Die ich in den letzten Jahren nicht mehr teilen konnte. Dadurch werde ich glaub auch immer sonderbarer und kapsel mich mehr ab von „der Gesellschaft“, die so anders ist als ich.

Aus Eigenschutz will ich lernen mein „Anderssein“ nicht zu sehr in diese „normale“ Gesellschaft zu tragen.

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Hier! Meld! :index_pointing_up:

Und alles andere in dem Beitrag kann ich unterschreiben. Komplett. :adxs_friends:

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Ich weiß ja nicht, wie alt Deine Bekannte ist. Habe selbst 51 Jahre ohne Diagnose gelebt und bin ganz gut klar gekommen. Den Verdacht hatte ich schon mit Mitte 20 das erste Mal - und war damals auch der Meinung, dass ich keine Diagnose bräuchte. Lief ja auch - bis das ganze Konstrukt aus Strategien und Kompensation, was ich mir zusammengebastelt hatte, zusammengebrochen ist. Das ganze Kompensieren kostet unheimlich viel Energie. Energie, die man auch gut anders verwenden könnte, wenn man nicht kompensieren müsste.

Das merkt man nicht sofort. Und auch nicht unbedingt nach 10 oder 20 Jahren. Aber bei vielen ist irgendwann doch Ende. Bei Frauen oft in den Wechseljahren - wenn dann noch andere Unannehmlichkeiten wie wechseljahresbedingte Hormonschwankungen mit Auswirkungen wie Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen usw. dazu kommen. Dann geht plötzlich gar nichts mehr.

Mir ging das auch so. Ich wollte es am liebsten der ganzen Welt erzählen. Es war neu, ich im Hyperfokus und wollte meine Selbsterkenntnis teilen. Ich würde es mal auf die Impulsivität schieben. Heute bin ich froh, dass ich mir sehr oft doch lieber auf die Zunge gebissen und dem Impuls widerstehen konnte.

I know… :adxs_trost:
Ich vergraule auch immer alle, weil ich sie endlos zutexte. :adxs_blah:

Dafür braucht Dein Gegenüber aber keine Diagnose wissen. Du könntest auch drauf hinweisen, dass Du manchmal dazu neigst, Dich in Sachen reinzusteigern und zu viel zu reden und man Dir ruhig ein kleines Signal geben kann, wenn es wieder anfängt. Weil es Dich selbst nervt, Du aber oft nicht rechtzeitig merkst, wann es zu viel wird. Da reicht schon ein lieb gemeintes: „Hey Soul: Pause. :adxs_zwinker:

In der Praxis stelle ich fest, dass die Menschen trotzdem genervt sind. Die meisten juckt es nicht, warum Du so bist - die sind genervt, weil Du so bist.

Es ist für viele Ärzte halt viel einfacher, die Schuld beim Patienten zu suchen, als zuzugeben, dass man vielleicht was übersehen oder nicht auf dem Schirm hat. Ganz besonders, wenn es um Frauen geht. Dann ist die Patientin halt überempfindlich, ne Drama-Queen, stellt sich an oder hat ein psychisches Problem. Selbst die Fachärztin, der ich nach meiner „Eigendiagnose“ mit entsprechender Penetranz und Hartnäckigkeit eine Überweisung zum Spezialisten abquatschen konnte, hat mir diese noch mit den Worten „Also wenn da was ist, dann findet der das auf jeden Fall…“ überreicht und der Tonfall sagte: „Der wird eh nix finden und die Überweisung bekommst Du nur, damit ich Dir beweisen kann, dass ich Recht habe…“ Als ich wenig später mit dem sehr eindeutigen Befund vom Spezialisten bei ihr antrabte, war sie ganz klein mit Hut. Vielleicht hat sie draus gelernt. Vielleicht auch nicht. Ich habe jedenfalls die Praxis gewechselt.

Es gibt viele Idioten. Aber nicht alle sind welche. Es gibt auch gute. Inzwischen habe ich anscheinend ein gutes Händchen bei der Auswahl meiner BehandlerInnen - hatte zumindest keinen „Totalausfall“ mehr dabei. Oder die sind wirklich besser/anders geworden. :adxs_zwinker: Meine jetzigen Ärzte/Therapeuten sind alle jünger als ich, meist noch U50. Die kommunizieren auf Augenhöhe und nicht von oben herab und haben viel weniger Probleme mit informierten Patienten, als die alten „Götter in weiß“.

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Jetzt haben wir langsam den Thread von @Lis1 komplett gekapert. :adxs_tuete:, drum noch als Ergänzung:

Liebe Lis, Du bist natürlich in Deinem Thema immer noch herzlich willkommen und niemand will Dich hier verteiben! :adxs_knuddel: Wir sind halt ein ADHS-Forum. Hier läuft nicht immer alles nach Plan und manches Thema verselbständigt sich irgendwie. Aber keiner meint das böse oder will Dich irgendwie rausdrängen.

Ich denke, viele interessieren sich trotz aller Abschweifungen dafür, wie es bei Dir weitergeht.
Hattest Du denn schon Dein Erstgespräch?

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Dass sich unsere Erfahrungsberichte oft so gleichen, macht es ja manchmal noch unverständlicher. Und den Frauengenerationen vor uns ist es nochmal ganz anders ergangen…

Es war wohl „eine andere Zeit“. Ist platt und wahr gleichzeitig. Ich war in den Großkrisen der Uni-Zeit durchaus ein paar Mal beim Arzt und konnte mein Hauptproblem sogar mit „innere Unruhe“ benennen. Entweder kam „da müssen Sie durch“ oder „Kauf Dir mal das Buch ‚ABC der Arbeitsfreude‘“ oder „Steiger Dich da nicht rein“ - oder man ging sogar mit einem Rezept raus, dass es noch schlimmer machte.

An den schwierigen Tagen frage ich mich immer noch, warum es dann „auf einmal“ nicht mehr ging und bin frustriert, keine Erklärung zu finden. Als ob die den Rückweg wieder aufschließen würde…

An den etwas helleren mache ich mir klar, dass es eben doch nicht „plötzlich“ nicht mehr ging. Sondern ein jahrzehntelanger Raubbau vorher war. Wie ein Kartenhaus, an dem man immer weiterbaut und das nicht einstürzt, sondern eher beim Bauen unter den Händen zusammentorkelt. Weil Bauplan und Material nicht zusammenpassten. Heißt hoffentlich gleichzeitig, dass es wieder gehen kann. Wenn auch anders.

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Hallo zusammen,
ich lese interessiert mit, aber mir wächst mein Leben mal wieder über den Kopf. Hatte durch meinen Umzug in eine andere Stadt ein paar Monate " zu wenig" zu tun, das habe ich jetzt mal wieder überkompensiert…
Meine Hündin ist innerhalb von wenigen Tagen nahezu vollständig erblindet :sob: Ich finde mein Leben ja auch so schon anstrengend genug, aber das kostet mich gerade meinen letzten Nerv und war offensichtlich nicht der Plan. In zwei Wochen wird sie operiert und ich habe so Angst :sob:
Okay, anyway, kurze heulend-den-Hund-kuscheln-Pause später, eigentlich wollte ich nur sagen:
Ich lese mit, ich freue mich, wenn es hier weitergeht und in „„meinem““ Thread Leuten geholfen werden kann, denen es ähnlich geht wie mir :smiling_face_with_tear:
Ich kann nur gerade nicht sinnvoll auf irgendwas eingehen :sleepy_face: Eigentlich will ich seit einer Stunde einkaufen gehen, habe stattdessen mal ein paar auch sehr wichtige Mails geschrieben, aber davon wird man nicht satt.

Ich habe am Freitag tatsächlich mein Erstgespräch und ich konnte es die ganze Zeit kaum erwarten. Jetzt ist so viel passiert, dass es voll in den Hintergrund gerückt ist, aber ich habe mir aufgeschrieben, Euch danach von allem zu berichten <3

Ouuuh, wie aufregend! Erstmal Herzlich willkommen im Forum und hier im Thread @Soulsurfer , ich freue mich, dass Du hierher gefunden hast :smiling_face:

Habe das Problem ja mit meinem Partner, dass er ADHS ja für Schwachsinn hält und ich mich da nur reinsteigere und mir einen Vorteil erschleichen will gegenüber allen anderen mit den Medikamenten. Ich rede jetzt einfach nicht mehr mit ihm darüber, habe zum Glück einen Freund gefunden, der vielleicht selbst betroffen ist und mit dem ich mein Bedürfnis, darüber zu reden, ausleben kann.
Man muss ja nicht alles mit jedem teilen. Du kennst Dich selbst am besten - und wenn Dir die Bekannte in anderen Bereichen gut tut, kannst Du das ja trotzdem nutzen :slight_smile:

Auf jeden Fall alles Gute Dir und ich hoffe, ich komme demnächst wieder dazu, hier aktiver einzusteigen. Ansonsten lese ich mit und verteile Herzchen :heart:

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Dazu musst du aber auch Leute finden , die ADHS / psychische Probleme überhaupt verstehen bzw. verstehen wollen oder können.
In vieler Leuts Köpfen ist ja auch nur altes Zappelphilipp Kinder Wissen oder aktuelles Mainstream Wissen, aber kein wirkliches Wissen.

Eine Führungskraft hat sich bei uns mit ADHS „geoutet“ und viele fanden es zunächst gut , aber als es ne schwierige Phase gab, wurde es von einigen gegen ihn verwendet . Die Probleme die evtl. mit ADHS erklärbar waren, bleiben aber selbige Probleme ob nun mit oder ohne Diagnose. Auch für mich, obwohl ich es verstehen konnte.

Ein Verwandter hat nach seiner ADHS/Autismus Diagnose alle informiert warum er immer schon Schwierigkeiten hatte und bekam da Verständnis. Dann hat er aber in allen möglichen Situation erwähnt das dies und jenes und welches an ADHS/Autismus liegt und da waren einige überfordert . Sprechdurchfall hat er mit ADHS entschuldigt und dann weiter gedurchfallt und wenn ich was sagen wollte , das Gespräch wieder auf sich gezogen und auch das mit ADHS entschuldigt. Ich wollte mehrmals das Gespräch beenden und auch das nicht gehört und sich mit ADHS entschuldigt und weitergeredet . Das fand ich schon echt krass.

Andersherum wenn man es für sich behält nimmt man auch denjenigen mit wahrem Interesse die Chance auf einen einzugehen .
Wenn man es für sich behält kann man natürlich auch nicht aufklären , dass ist wiederum der Nachteil.

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Sooooo, okay, ich glaube, ich kriege jetzt mal einen Text hin :slight_smile: Habe heute sogar gefrühstückt, ich habe seit ein paar Wochen irgendwie total Probleme, anständig zu essen, das kenne ich gar nicht von mir.

Anyway, ich war am Freitag beim Erstgespräch bei einer total netten Therapeutin (ich muss ihr dringend noch sagen, dass ich ihre Frisur ganz toll finde, ich glaube, ich schreibe mir das als To Do auf, auch wenn’s vielleicht seltsam ist :sweat_smile:). Eh ja, ich merke gerade, das wird kein angenehm zu lesender Text, tut mir Leid, ich hoffe, es nützt trotzdem irgendwann irgendwem etwas.

Also, nette Therapeutin, sie hat erstmal gefragt, wie ich überhaupt drauf komme mit ADHS, ich habe erzählt, dass meine Mutter und meine Schwester ADHS haben und ich eigentlich immer dachte, dass mich das nicht betrifft. Bis ich mich mal näher informiert habe vor ein paar Monaten und festgestellt habe, dass da doch einiges auf mich zutrifft. Ich hatte ja dann angefangen, über Wochen hinweg eine Liste auf dem Handy zu schreiben, was ich alles an möglichen Symptomen bei mir beobachte, die habe ich ausgedruckt mitgebracht (sogar gelocht und getackert, ich war so stolz auf mich ^^). Waren irgendwie 3 volle Seiten mit Stichpunkten und sie hat sich ziemlich drüber gefreut, dass sie die haben durfte :smiling_face:

Mein Hauptproblem ist ja die Uni, aber wir haben auch festgestellt, dass gerade erwachsene Betroffene oft so viel maskieren/kompensieren/irgendwelche Strategien entwickeln, dass vieles gar nicht so auffällt. Wir sind ein paar Fragebögen zusammen durchgegangen, was ich sehr gut fand (erst dachte ich, ach komm, kann ich doch zuhause ausfüllen, ich habe so viel zu erzählen! Ich habe sie auch wirklich hoffnungslos zugequatscht und kam vom Hölzchen aufs Stöckchen, dann kam sie auf die eigentliche Frage zurück und ich war so „Ah stimmt, was ich eigentlich erzählen wollte…!“ :grimacing: :sweat_smile:).
So wie jetzt gerade, was ich eigentlich sagen wollte: Bei Fragen wie „Vergessen Sie oft Termine oder Verabredungen?“ muss ich „Nein/Nie/0“ antworten, aber halt nur, weil ich mein Bullet Journal habe, ohne das ich völlig verloren wäre.
Sie meinte am Ende dann auch, dass ich irgendwo grob an der Schwelle bin, sie aber bei so Punkten wie den Terminen durchaus noch „Punkte geben“ kann (das klingt jetzt so, als wäre das eine Prüfung, bei der man möglichst viele Punkte bekommen will, und nicht wie eine Diagnostik, bei der man ein realistisches Ergebnis möchte :sweat_smile: Aber so hat sie es nicht formuliert, halt eher so informativ).

Natürlich habe ich (wie gefühlt alle?) Angst, dass am Ende rauskommt, dass ich kein ADHS habe. Habe da drüber nachgedacht und eigentlich ist es doch so:

Philosophisches Geblubber über ADHS-haben-wollen

Ich hätte lieber kein ADHS. Dann aber bitte auch ohne die Symptome, die ich bei mir ADHS zuschreibe.
Status Quo ist aber, dass ich Probleme im Alltag habe, die viele Menschen nicht zu haben scheinen. Und wenn das auf ADHS zurückzuführen ist, möchte ich auch (medikamentöse) Hilfe bekommen, die wir glücklicherweise heutzutage haben!
Also es ist nicht so, dass ich „ADHS haben will“ (um den Bogen auf den Titel dieses Threads zurückzuschlagen) - ich habe den Verdacht, es zu haben und mit einer Diagnose würden mir neue Wege offenstehen, damit umzugehen. Wenn mir jemand die Symptome abnimmt, brauche ich die Diagnose auch nicht mehr (ist das verständlich oder habe ich jetzt fünfmal das Gleiche erklärt, auch wenn es beim ersten Mal schon verständlich war? :sweat_smile:)

(OT: Ich habe ein zusammengerolltes Pfefferminzblatt in meinem Getränk und das kann man wie einen Strohhalm nutzen, ist das nicht cool? :heart_eyes: :roll_eyes: :sweat_smile:) (War Verspieltheit („in unpassenden Situationen irgendwo draufklettern“ etc) nicht auch ein mögliches Symptom? :sweat_smile:)

Naja, ich war auf jeden Fall positiv-aufgeregt in dem Gespräch, konnte aber glaube ich einigermaßen stillhalten (und mache mir jetzt natürlich Gedanken, ob ich zu ruhig gesessen habe oder sie gemerkt hat, dass ich mit den Füßen und Händen ein bisschen gezappelt habe, aber jetzt auch nicht unnormal… Bisschen overthinking, ihr kriegt gerade die geballte Ladung ab, hatte die letzten Tage keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen).

Am Ende hat sie dann noch erzählt, wie es weitergeht (nachdem ich ihr im Laufe des Gesprächs gefühlt fünf Millionen vorbereitete Zettel im Raum verteilt habe, Grundschulzeugnisse, meine Handyliste, den ADHS-Symptomtest, mein Bullet Journal… War immer ganz begeistert „ah, ich habe extra XY mitgenommen dafür, das können Sie angucken und haben und überhaupt :star_struck:“).
Ah, sie hatte irgendwann angemerkt, dass ich „für mein Alter“ ja auch schon ganz schön viele Hobbys hatte/habe. Ich hoffe so sehr, dass ich einigermaßen rüberbringen konnte, was mich belastet.

Optimismus/Gute Laune

Ich habe glaube ich so ein bisschen das Problem in dem Kontext, dass ich ein sehr optimistischer Mensch bin und auch problemlos auf Knopfdruck gut gelaunt sein kann (ist im Verkauf sehr praktisch - kann gefühlt hinten im Lager einen Nervenzusammenbruch haben, an den Tresen gehen und mit allerfreundlichst-gut-gelaunter Stimme und Gesichtsausdruck „Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?“ trällern :sweat_smile: Und ich freue mich in so Therapie-Gesprächen dann so darüber, dass mir jemand zuhört und setze ggf. zusätzlich meine ich-interagiere-mit-Menschen-und-muss-jetzt-gut-gelaunt-sei-Maske auf, dass mir niemand glaubt, dass es mir zuhause total schlecht geht.
Ist hier im Forum anscheinend auch so (gewesen), vielleicht ist mir das hier überhaupt erst bewusst geworden :sweat_smile:

(OT: Nächstes gerolltes Pfefferminzblatt :smiley: tüdelü schlürf)

Auf jeden Fall habe ich jetzt schon für nächsten Freitag den großen Diagnostik-Test-Tag und den Freitag drauf (also in zwei Wochen schon/erst :heart_eyes: :sob:) das Auswertungs-Diagnose-Abschlussgespräch.
Das eigentliche Diagnostik-Ding geht wohl über vier Stunden oder so

Langer Text über Computertests und ein bisschen Gedankengewusel

(ich wollte an dem Tag eigentlich vormittags zu meiner Familie fahren übers Wochenende, habe jetzt extra einen späteren Zug nachmittags genommen, um so früh wie möglich diese Diagnostik durchzukriegen! Bin so happy, dass es jetzt anscheinend innerhalb von zwei Wochen schon durch sein wird).
Das scheint ein reiner Computer-Test zu sein, ich bin so gespannt, was die machen. Ich hatte der Therapeutin auch erzählt, dass ich in so einer Studie teilgenommen habe und da aber „zu ruhig“ gesessen habe und diese dämlichen, langweiligen Symbolreihen nahezu fehlerfrei hinbekommen habe. Da meinte sie, dass man bei Kindern da sehr deutliche Unterschiede merkt, aber Erwachsene oft schon „zu gut“ im kompensieren sind/ „zu gute“ Strategien gegen das gesellschaftlich nicht so gern gesehene Rumhibbeln haben. Und dass nur 10 Minuten lang auch zu kurz sind, da kann man sich halt schon meist noch zusammenreißen.
Ich habe echt Bedenken, dass ich viel zu motiviert für diese Tests bin und dann nicht auffällt, was ich für Probleme habe, wenn mich etwas nicht begeistert. Habe die Bedenken ein ganz kleines Bisschen geäußert und sie meinte, dass dadurch dass der Test so lange geht man das trotzdem merken würde.
Bin ehrlich gesagt noch nicht zu 100% überzeugt, habe trotzdem Angst, „zu gut“ zu sein.
Habe auch schon gesagt, dass ich mich mega auf den IQ-Test freue, weil ich die Aufgaben immer so cool finde. Ich meine, wann darf man schonmal lustige kleine Aufgaben und Symbole und Spielchen und Zahlen-Sachen machen und sich dabei noch produktiv fühlen? :smiley: Habe da mega Bock drauf.
Und gleichzeitig Angst, dass ich dann halt in den Hyperfokus rutsche oder sowas und dann rauskommt, dass ich absolut gar kein ADHS habe weil ich mich ja konzentrieren konnte und alles.

VIelleicht kann mich da ja jemand noch beruhigen oder hat fundierteres Wissen dazu, wie gut ein Computertest bei ADHS funktionieren kann? Habe irgendwo gelesen, dass ADHSler auch im Hyperfokus irgendwann „untypisch“ einbrechen in der Leistung und Konzentration. Und man das dadurch dann trotzdem merken würde oder an den Mausbewegungen oder so.
Und ich habe dann laut gedacht und mich selbst beruhigt indem ich ihr gesagt habe, dass der Test bestimmt gut ist und sie sich das ja auch selbst nochmal alles anschaut und mich im Gespräch ja auch erlebt hat und das dann bestimmt gut beurteilen kann.

Jetzt bin ich wieder total aufgeregt und hibbelig :sweat_smile:

Rumgeblubber über mein ach-so-stressiges Leben

Ich glaube, es ist gar nicht so schlecht, dass ich im Moment (wieder mal) viel zu viel um die Ohren habe und X Probleme und Aufgaben und gar nicht hinterherkomme, dann kann ich mich nicht so in eine einzelne Sache reinsteigern. Stressig ist es trotzdem, mein Gehirn ist jetzt von dem Bericht glaube ich mit Dopamin geflutet (und meine Minzblätter schwimmen in schwarzem Tee, Koffein flutet jetzt also vielleicht auch) und ganz aufgedreht, vielleicht kriege ich den Schwung ja kanalisiert in irgendwas Produktives. Eigentlich bin ich ziemlich erschöpft, Arbeit gestern war anstrengend, musste am Freitag auch noch spontan einspringen zwischen zwei anderen Terminen von mir, davor war ja noch das Erstgespräch, das mir zwar viel Energie gegeben hat (war auf dem Heimweg mit dem Fahrrad gefühlt doppelt so schnell wie auf dem Hinweg xD), aber auch emotional anstrengend war… Und Klausurenphase, pff, habe immer noch nicht meinen verdammten faulen A*sch hochbekommen, da mal ernsthaft was für zu machn :enraged_face: :sob: Ich bin ein schlechter, fauler Mensch und will doch nur die Diagnose haben, um mir einen Vorteil zu erschleichen während der Rest der Welt sich einfach hinsetzt und fleißig ist :sob:
Achja, und mein geliebter Hund hat am Mittwoch eine Voruntersuchung zur OP, ist in einer anderen Stadt, weil die OP hier in der Gegend niemand macht, da verpasse ich einen kompletten Vorlesungstag, weil ich pro Strecke 3h Fahrt habe… Und wahrscheinlich wird sie dann die Woche drauf operiert und ich hoffe so sehr, dass es ihr danach wieder besser geht :cry:

Okay, das Rumgeblubber ist wirklich uninteressant, aber es hat sehr gut getan, das aufzuschreiben, ich lasse das jetzt so stehen.

Ich hoffe, mit dem Text-Einklapp-Funktionsding ist die Nachricht jetzt irgendwie in die Nähe von leserlich gekommen, ich habe mir echt Mühe gegeben :smiling_face_with_tear: Ich wünsche Euch allen alles Gute und in meinem Kalender steht, dass ich Euch nach dem Computertest nochmal berichte, wie es war :slight_smile:
Habt alle einen schönen Sonntag :hugs: :heart:

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Sooooo, heute vormittag war die große Computertestung und ich muss sagen, ich habe tatsächlich jetzt doch recht großes Vertrauen in die Aussagekraft von dem Test.
Es kamen teilweise echt sterbenslangweilige Aufgaben. Wenn man die über so einen langen Zeitraum machen muss, kicken die Konzentrationsprobleme auch, wenn man sich echt Mühe gibt.
Also ich habe mir sehr große Mühe gegeben und einige Aufgaben haben echt Spaß gemacht ^^ Aber manche waren echt total ätzend, da habe ich wie blöde rumgehampelt.

Allgemeiner Ablauf von der Testung

Der Test war an einem Rechner in einem eigenen Raum, mit so einer „Tastatur“ die nur bunte Knöpfe hatte und die Zahlen von 0 bis 9, mit denen konnte man den kompletten Test bedienen.
Ich habe erst noch ein paar Fragebögen ausgefüllt (eigentlich sollte das am Ende gemacht werden, aber die hatten irgendwie spontan einen Techniker da, deswegen konnten wir nicht direkt mit dem Computertest starten). Habe die Bögen nach 10 MInuten abgegeben, was die wohl etwas verwundert hat weil eigentlich eine halbe Stunde dafür angesetzt war :face_with_peeking_eye:

Dann kam der ADHS-Test (hat so eine oder 1,5h gedauert) und ein „Basis-Intelligenztest“? Also kein vollständiger IQ-Test anscheinend, sondern nur die Bereiche, die relevant für die Diagnostik sind oder so.

Damit das nicht so ausartet wie meine letzte Nachricht packe ich jetzt meine Erinnerung an die Aufgaben einfach hier in so ein Ausklapp-Ding, falls irgendwer mal eine Idee von möglichen Aufgaben haben möchte:

Aufgaben aus ADHS- und IQ-Computertest, an die ich mich noch erinnere, mittelwild durcheinandergewürfelt

Eine der ätzendsten Aufgaben war, eine Viertelstunde lang auf den Bildschirm zu gucken, wo immer ein Quadrat eingeblendet wurde und man musste einen Knopf drücken, wenn das heller oder dunkler geworden ist. FÜNFZEHN MINUTEN :scream:
Das hat mega selten die Helligkeit geändert, ich war die ganze Zeit am Rumzappeln, der Tisch, an dem ich das gemacht habe, war höhenverstellbar und habe den dann nebenbei auf Stehhöhe gebracht, musste dann noch Kabel sortieren, während ich auf dieses dämliche Quadrat geschielt habe und so xD

Was mich auch völlig überfordert hat am Anfang war eine Aufgabe, wo nacheinander Buchstaben eingeblendet wurden und man musste einen Knopf drücken, wenn der vorletzte Buchstabe der gleiche wie der aktuelle ist. Habe erst die Aufgabe gar nicht richtig verstanden und nach 5 Buchstaben war mein Kopf komplett voll mit Buchstaben und ich war völlig überfordert xD
Habe da aber glaube ich noch eine ganz gute Strategie gefunden, wie ich das noch retten konnte.

Noch eine richtige Kack-Aufgabe war, wo mal Dreiecke und mal Kreise eingeblendet wurden und man musste immer wenn ein Dreieck kam auf einen Knopf drücken. Das ging echt flott mit den Wechseln und es kamen zu 70-80% Dreiecke und ich habe gefühlt jeden einzelnen Kreis fälschlicherweise mit gedrückt, das war mega frustrierend

Dann gab es aber auch richtig coole Aufgaben :smiley:
Die ging zwei Minuten und da hatte man ein Viereck aus Punkten, so wie die fünf auf einem Würfel, also noch ein Punkt in der Mitte. Und wenn man die nebeneinanderliegenden Punkte verbindet, sind da Linien erschienen.
Da musste man dann innerhalb von zwei Minuten so viele Muster wie möglich erstellen. Also habe erstmal alle Linien einzeln „eingeloggt“ und dann alle zweier-Kombinationen, die mir eingefallen sind und so weiter, war echt traurig, dass so eine Aufgabe nicht nochmal kam

Nach eine coole Aufgabe war diese typische räumliches-Denken-Aufgabe: Man bekommt eine Perspektive von einem Würfel gezeigt, auf dem irgendwelche Muster/Symbole drauf sind und dann eine Auswahl an anderen Perspektiven auf andere Würfel und man muss sagen, welcher der Würfel der gleiche sein kann

Ah, und so „Textverständnis“ mäßig? Da hatte man zwei Wörter als Vorgabe, die in einem bestimmten Zusammenhang miteinander stehen, z. B. Meise - Vogel und dann noch ein drittes. z. B. Birke und dann hatte man fünf Wörter zur Auswahl und musste da das auswählen, was das gleiche Verhältnis zueinander hat. In dem Fall halt „Baum“

Dann kamen natürlich (Standard xD) so Zahlenreihen, wo man die letzte Zahl raten musste. Die waren aber reeeeelativ simpel (habe trotzdem lange gebraucht, weiß gar nicht ob ich die fertig bekommen habe), weil da nur jeweils eine Grundrechenart zwischen zwei Zahlen gefordert war.

Ouh, und dann kamen noch so kleine Textaufgaben (also zum Rechnen wieder) und ich ärgere mich etwas, weil bei der letzten, die ich da von der Zeit her dann gerade so nicht mehr geschafft habe, habe ich vieeeeel zu kompliziert gedacht. Hatte dann die noch fertig gerechnet, obwohl ich das Ergebnis nicht mehr eingeben konnte, und habe so das Ergebnis rausbekommen und war so och nöööööö, das hätte ich so viel einfacher rauskriegen können :melting_face:

Eine Aufgabe war noch, sich eine Liste von 15 Produkten (welches Produkt, Fantasiename der Firma, Preis und Herstellungsland) zu merken, da war ich glaube ich auch ziemlich schlecht drin :grimacing:
Man hatte 7 Minuten Zeit, sich die Liste einzuprägen, hat dann 20 Minuten lang andere Aufgaben bearbeitet und dann musste man Fragen zu der Liste beantworten, sowas wie „Welches Produkt hat 14,99€ gekostet?“ und dann hatte man fünf Produkte zur Auswahl.

War dann auf jeden Fall ziemlich k. o. danach, war sehr gut, dass ich wenigstens einen Apfel und ein bisschen Käse (was anderes hat der Kühlschrank nicht hergegeben :melting_face:) dabeihatte, sonst hätte ich sicher Migräne bekommen. Schon krass, wie das Gehirn da gefühlt Energie verbraucht :sweat_smile:

Gedanken zur Hyperaktivität

Das klingt vielleicht komisch, aber irgendwie habe ich ein „gutes Gefühl“, dass da am Ende wirklich rauskommt, dass ich ADHS habe. Gerade dieses schlimme Rumgezappel in dieser einen Aufgabe - ich hatte ja bei einer Studie mitgemacht und musste da 20 MInuten möglichst still sitzen und so eine mega langweilige Aufgabe bearbeiten.
Da war ich anscheinend überhaupt nicht auffällig, aber ich hatte auch den Auftrag, still zu sitzen - und ich war die ganze Zeit unter Beobachtung.
Jetzt heute war ich alleine in dem Raum und es gab auch keine Kamera oder so, deswegen hatte ich keine Hemmungen, den Großteil der 15-Minuten-Aufgabe zu meinen Ohrwürmern hin- und herzuwackeln :sweat_smile:

Naja, mal schauen, wie das in dem Test dann aussieht, bin super neugierig, wie die das auswerten. Und ob ich richtig lag mit meinem ADHS-Verdacht oder ob ich doch irgendein anderes Problem habe.

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Glückwunsch fürs Abschließen der Testung. Und super, dass du alles aufgeschrieben hast, woran du dich erinnerst.

Gehirne sind ne teure Anschaffung, die sich die Evolution da geleistet hat. Die verbraten fleißig Glukose.

Musste gerade an den Prof in Wahrnehmungspsychologie denken, der uns gefragt hat, warum wir Gehirne haben bzw. worin der evolutionäre Vorteil läge.

Auflösung

Modilität. Was nur rumsteht, braucht kein Gehirn.

Die Gemeine Seescheide hat z.B. zuerst ein Gehirn, sucht sich irgendwann ein Plätzchen zum anwachsen, und dann verspeist sie ihr eigenes Gehirn. Sie kennt also beide Daseinsformen.

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