Hi @Justine,
ich fands auch gruselig. Perverser Weise wurde kurz nach mir, ADHS als Behandlung eingeführt, von Personen die kurz zuvor noch die Existenz dieser Andersartigkeit geleugnet haben.
Ganz ganz schwierig…
Hi @Justine,
ich fands auch gruselig. Perverser Weise wurde kurz nach mir, ADHS als Behandlung eingeführt, von Personen die kurz zuvor noch die Existenz dieser Andersartigkeit geleugnet haben.
Ganz ganz schwierig…
Es ist noch gar nicht so lange her, da ließ ich mich, meiner Freundin gegenüber, zu der Aussage hinreißen: " Innere-Kind-Arbeit ist auch Kinderarbeit!" Mittlerweile ist mir klar geworden, dass diese Aussage nicht nur verletzend sondern auch ziemlich dämlich war. Ich hatte mich damals schon mit dem Ansatz beschäftigt, u.a. zwei Bücher von Stefanie Stahl gelesen und mit ihrem Arbeitsbuch gearbeitet. Ich fand aber nicht wirklich einen Zugang. Heute weiß ich, dass es wohl Ablehnung aus Selbstschutz war. Ich sehe das Innere Kind auch als Metapher für all das, was ich als Kind (vor allem in Bezug auf meine Eltern) als verletzend bzw. nicht vorhanden erlebt habe. Daraus entwickelten sich Überzeugungen und Muster, die mir mal geholfen haben, mit den Missständen aus meiner Kindheit umzugehen. Das ganze System hat sich verselbständigt, wurde immer wieder bestätigt und ich habe es als meine Persönlichkeit akzeptiert. „So bin ich halt!“
In der Folge bin ich damit immer wieder gewaltig auf die Schnauze gefallen. Diverse Psychotherapeut:innen schoben das auf depressive Episoden. Aber weder die Therapien, noch die Medikamente brachten Besserung. Zumindest wurde ich aber soweit aufgefangen, dass ich überlebte (Suizid war zumindest ein Mal ein tiefgreifendes Thema). Vor ca. 15 Jahren erhielt ich meine ADS-Diagnose (mit ca. 37 Jahren) und MPH war mir eine große Hilfe. Trotzdem setzte ich es nach ca. 2 Jahren wieder ab und die alten Überzeugungen, dass ich einfach nur faul und schwierig sei, setzten sich wieder durch. Erst als mein Sohn diagnostiziert wurde (vor ca. 3 Jahren), setzte ich mich intensiv mit ADS auseinander, erhielt Elvanse, erkundigte mich in Foren, nahm an Coachinggruppen teil, ging zur Selbsthilfe und erarbeitete mir ein neues Selbstverständnis: Ich bin nicht faul! Ich bin nicht anti alles! Ich bin nicht schuld! Ich bin aber immer noch unkonzentriert, chaotisch, empfindlich, unstrukturiert, schnell gelangweilt, impulsiv usw. Aber das ist jetzt okay, ich habe ADS.
Ich konnte mir einiges verzeihen, meine eigenen Bedürfnisse besser kennenlernen und verschiedenes ausprobieren, um meine Probleme besser in den Griff zu bekommen. Manches funktionierte, vieles nicht. Aber auch das ist okay, es gibt ja noch vieles zu probieren und ich bin es mir wert, es immer wieder zu versuchen. Durch Psychoedukation und Medikamente konnte ich einige meiner alten Überzeugungen über Bord werfen und neue Erfahrungen neu bewerten. Durch meine Beziehung habe ich viel über mich lernen dürfen (auch, weil ich in dieser frei für Neubewertungen bin). Meine Beziehung zu meiner Freundin ist nicht immer einfach, aber mit Hilfe einer Traumasensiblen Paarberatung lernen wir uns immer besser kennen, jeder sich und wir uns. Und nun weiß ich, dass eben vieles, was uns beeinflusst, aus unserer Kindheit kommt. Wir haben unsere Beziehungs- und Entwicklungstraumata und ich kriege immer besser heraus, was Trauma und was ADS ist und wie sich beides beeinflusst. Und hier liegt die Chance, etwas positiv zu verändern. Wir bekommen die Mängel aus unserer Kindheit nicht zurück, aber wir erhalten die Möglichkeit, Verletzungen daraus dort zu lassen und neu zu vertrauen. Letztendlich ist es das, was den Inneren-Kind-Ansatz ausmacht. Egal, ob man ihn so bezeichnet oder anders. Dieser Ansatz kam eigentlich auch schon bei der Psychoedukation zu ADS zum tragen, denn es geht darum, alte Muster und Überzeugungen hinter sich zu lassen und aktuelles neu zu fühlen und zu bewerten.
Ich kann verstehen, dass es dazu Vorbehalte gibt, zumal solche Videos wie das oben verlinkte, nicht besonders förderlich für ein positives Verständnis sind. Und der Ansatz kann auch am Ziel vorbeischießen, wenn z.B. ADHS keine Berücksichtigung findet. Umgekehrt ist es aber genauso (Im Buch: Das Trauma in dir von Bessel van der Kolk wird das gut beschrieben). ADHS und Trauma liegen, was die Symptome anbelangt, nahe beieinander. Neurologisch gesehen gibt es Unterschiede. Es ist wichtig, diese herauszufinden, weil diese Unterschiede sich z.B. auch auf die Wirkweise der Psychostimulanzien auswirken. Ich denke, dies ist auch mit ein Grund für die individuell verschieden empfundene Wirkung der Medikamente.
Der Innere-Kind-Ansatz ist psychologisch relevant und ist Bestandteil verschiedener anerkannter Therapien, auch wenn er dort namentlich nicht immer erwähnt wird und ich persönlich finde, gerade in Bezug zu ADHS hat er eine große Bedeutung.
Noch was zu Heilpraktiker:innen und Coaches:
Gerade wir ADHSler wissen doch, dass wir teilweise mehr Wissen über das Thema haben, als die die es eigentlich haben müssten und dass uns oft die am besten verstehen, die selbst betroffen sind. Das kann auch durchaus bei HPs und Coaches der Fall sein, wenn diese selbst schon therapeutische Erfahrung mit dem Inneren-Kind-Ansatz oder anderen Richtungen haben. Aber es ist halt wahnsinnig schwierig herauszufinden, wer seriös ist und wer auf Abzocke aus ist. Da sollte man aber keine pauschalen Urteile fällen, finde ich.
Wünsche euch ein gutes und erkenntnisreiches 2024!
Hi @ads66 Stahls „So bin ich halt“ basiert auf der Egoseite deines Typen, du bist aber auch dein Schatten, dein Über-Ich und je nach Entwicklung dein Ideal.
Die bist also vermutlich deutlich mehr als du glaubst zu sein.
VG
Danke. Was mir Hoffnung macht, ist die Gewissheit immer mehr (Ich) zu werden.
Das Buch habe ich nicht gelesen. Ich habe ein Buch über Bindungsängste (Jein!), Das Kind in dir muss Heimat finden inkl. Arbeitsbuch und Jeder ist Beziehungsfähig . Im Buch So bin ich eben!
bezieht sich Stahl ja auf den MBTI (den Test habe ich mal gemacht, kann mich an meinen Typen aber nicht mehr erinnern). Meine bevorzugte Typologie ist das Enneagramm. Damit beschäftige ich mich seit über 20 Jahren und habe eine einjährige Ausbildung zum Enneagrammlehrer gemacht. Mein Schwerpunkt ist aber eindeutig die psychologische Richtung, weniger die spirituelle, noch weniger die christliche und gar nicht die esoterische Ausrichtung. Ich habe mal ne Zeit lang als Typologe für Enneagramm auf nem riesigen MBTI-Discord-Server mitgewirkt. Dort habe ich ne Menge Interviews mit jungen Leuten (ca. 18-25 Jahren) durchgeführt. Die wollten alle von mir wissen, wer sie sind. Natürlich kann ich sowas nicht beantworten denn beim Enneagramm geht´s um Selbsterkenntnis. Interessant war, dass sich während der Interviews bei (gefühlt) jdem Zweiten herausstellte, dass er/sie ADHS hat. Die waren immer ganz baff, wenn ich zwischendrin fragte, ob ADHS ein Thema bei ihnen sei. Es war einfach so offensichtlich und mir zeigte es, wie sehr (junge) Betroffene oft auf der Suche nach ihrer eigenen Identität sind.
Ich bin ein 4w5 (mittlere Entwicklungsstufe) ISFP (Schatten aufgearbeitet), der MBTI basiert genau wie Keirseys Temperament Sorter/Finder auf einigen (Miss-)Interpretationen von Jung. Die osteuropäische Sozionik übernimmt seine Logik.
Frau Stahl schreibt zB, dass sie und ihr Mann deshalb zusammen passen, weil sie beide Judger wären, das ist so nicht richtig.
Richtig wäre, wenn sie sagen würde, dass sie eine dominante ENFJ ist, die sich aufgrund ihrer geglaubten Unterlegenheit (Unterlegenheit wird bestimmt durch das Se unter Te - Unterlegene sind diejenigen, die einen Kontakt initiieren) einen devoten ISTJ „geangelt“ hat.
Wäre sie devot hätte sie sich von einen ESTP angeln lassen.
Bei Introvertierten sind „J“ und „P“ aber vertauscht, nur bei Extravertierten stimmt dies.
Sensoriker und Intuierer sind Wahrnehmer, Denker und Fühler sind Urteil (wobei Introvertierte nach innen urteilen, sich also nicht urteilend verhalten oder äußern).
D.h. sie ist die Urteilende, er ist ein Wahrnehmer. Ein kleines Detail noch: Der ISTJ ist der extravertierteste Introvertierte.
VG
Ich bin ne 9 mit sx-Subtyp (so-Subtyp unterdrückt). Bin ein großer Anhänger der Subtyptheorie nach Naranjo, die von Beatrice Chestnut verständlicher ausgearbeitet und „praktikabler“ gemacht wurde. Hier findet man auch gute Verknüpfungen zur Bindungstheorie, zu Bindungs- und Entwicklungstrauma und zum Inneren-Kind-Ansatz.
Hi, hab zu diesen Subtypen noch keinen Test gemacht. Würde aber rein von der Theorie den gleichen Subtypen und den gleichen unterdrückten Subtypen annehmen.
K.A., ob ADS-ASSler gehäuft einen unterdrückten so-Subtypen oder (Ultra-)Schnellverstoffwechsler dem sx-Subtypen angehören.
VG
*Se über Te geglaubte Unterlegenheit, Te über Se geglaubte Überlegenheit hatte das im vorigen Post vertauscht.
Herr Lachenmeier (offensichtler ENFJ) schreibt über das mögliche Dienstleistungverhältnis eines ADHSlers in einer Paarbeziehung, in meinen Augen beschreibt er lediglich Unterlegene, Überlegene, egal ob ADHS oder nicht verhalten sich anders. VG
Diese Abkürzungen machen den Kopf ganz wuschig, aber er wollts wissen und hat gegoogelt
Gibts einen seriösen / vernünftigen Online Test, den ihr empfehlen könnt?
Habe einen von G… gestartet und musste mich prompt mit meiner Zweit-Email anmelden, um die Ergebnisse zu sehen und dann wurde ich gleich mit weiteren Emails zugeschissen.
Habe mich gleich wieder abgemeldet
Ja dem ist wohl so.
Durch ein Trauma als Erwachsene was ja näher und greifbarer an mir dran ist, kann/konnte ich die Unterschiede manchmal deutlich spüren.
Altes Beispiel:
Habe ich morgens verpennt und nehme um z.B: um 7:45 mein ADHS Medikament und renne schnell unter ADHS Stress weil mega knapp zum Zug. Dann sitze ich hoch aufgedreht im Zug und dann auch noch die Menschen und die Geräusche vom Zug und Reizüberflutung schaltet sich dazu. Dann irgendwann setzt die Medikation ein und ich fahre langsam runter und irgendwann nervt mich auch kaum noch was , ich fühle mich wieder besser und ich bin so dankbar für die Medikation und später am Großbahnhof auch keine Problem.
Selbige Situation und ich war auf dem Weg zur Traumtherapie als sie noch nicht gegriffen hatte und ein Motorengeräusch triggert plötzlich mein Trauma an. dann fährt alles noch mehr hoch und ich kann die Reize nicht mehr ausblenden und der Motoren-Trigger triggert die Panik weiter an und wenn die Wirkung von Medikinet einsetzt , dann dreht es sich noch höher und die Panik sitzt mir noch mehr im Nacken.
Ich fühle mich so unwohl und wäre froh wenn ich nichts eingenommen hätte. Großbahnhof mutiert dann zur Folter.
und doch glaube ich , dass Medikinet trotzdem latent eine Wirkung hatte um im Hirn noch auf das zugreifen zu können was mir helfen kann um mich zu steuern und den Grad der Verpeiltheit etwas zu reduzieren.
Es sind einfach zwei unterschiedliche Sorten an Stress .
Nevermind. Kam zuerst über Wikipedia auf das Original. Kostet aber um die 69$.
Hab den Test zum Buch dann bei Frau Stahl auf der Homepage gefunden und über die Anmeldung zum Newsletter dann den Zugang.
Bin morgen gespannt was da rauskommt.
Ich erkläre es mir so, dass der Trauma-Trigger den hochgefahrenen Reizfilter überlagert/überlastet, aber Medikinent versetzt dich trotzdem in die Lage, dich zumindest halbwegs zu schützen, indem du ne Handlungsoption erkennst. Ansonsten würdest du vielleicht sowas wie einen Shutdown nach nem Overload erleiden.
Wenn man nicht weiß, dass da noch ein Trauma mitmischt, könnte man leicht meinen, das Medikament zeigte keine Wirkung. Konnte das Trauma erfolgreich bearbeitet werden, erledigt der Reizfilter seinen Job und das Medikament zeigt die erwünschte Wirkung. Kenne ich auch so bei Elvanse: Wenn mich eine kritische Äußerung triggert, weil sie ne alte Verletzung offenlegt, fällt es mir schwer, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Elvanse trägt dann gerade noch dazu bei, dass ich die Arbeit irgendwie bewältigt bekomme (oder dass ich einiges ohne ernstere Folgen verschieben kann), aber die gewünschte Wirkung tritt nicht ein. Daran ist aber nicht die Medikation Schuld.
Hi,
die innere Kind-Arbeit gleicht der jungianischen Typologie aber nicht der des MBTI.
Wenn der Therapeut Ahnung sowohl von der Neurodivergenz als auch von den verheerenden Folgen einer psychologischen Misshandlung hat, können beide Werkzeuge angewandt werden.
Zu beachten ist, dass das Über-Ich bei einer KPTBS deutlich stärker und viel negativer ausgeprägt ist als ohne eine langjährige Misshandlung.
Schwierigkeiten entstehen dort, wo Ursache und Wirkung vertauscht werden.
Eine ADHS und/oder eine ASS und/oder Intelligenz sind angeboren, können sich durch Nicht-Förderung und/oder Misshandlung deutlich in der Ausprägung verändern.
Bei nicht erkannter Neurodivergenz können beide Werkezeuge, aber auch viele andere Methoden destruktiv werden. Einfach deshalb, weil bestimmte Merkmale dem Charakter oder gar der Non-Compliance zugeteilt werden.
@SneedleDeeDoo beschäftige dich mit den kognitiven Funktionen, dann wirst du deinen Typen verstehen.
VG
Danke
Habe meine Antworten bereits gefunden.
Die Testergebnisse über die Website von Frau Stahl haben dabei auch nochmal geholfen.
Das passte doch schon alles sehr gut.
Woher das alles bei mir kommt und warum sich meine Persönlichkeit so entwickelt hat, kann ich mittlerweile gut nachvollziehen
Ich verstehe das so, dass bei fehlendem Verständnis und Förderung die latente ADXS sich stärker ausbildet und der Betroffene die Konsequenzen internalisiert und Schuld immer zuerst bei sich sucht.
Das innere Kind heilen geht aber schwer, wenn man sich rein Rational dessen bewusst ist, was da in der Fehlprägung schief gelaufen ist.
Jedenfalls ist es bei mir so.
Ich muss mich als Erwachsener wirklich Emotional, mit all den durchlebten Gefühlen, die ich als Kind hatte, auseinandersetzen, statt, wie in meinem Fall, abzuspalten.
Denn das tu ich schon mein ganzes Leben lang, bin Schizoid geworden.
Um mein Kind-Ich zu ‚heilen‘, zu beschützen und in den Arm zu nehmen (Selbstannahme) gelange ich nur über das Fühlen all der negativen Erfahrungen in der Kindheit und das diese valide waren und sind!
Das geht bei mir über Wut-Trauer zu wirklich gefühlter Selbstakzeptanz und Versöhnung.
Das wieder zu erleben ist für mich eine Qual. Nicht umsonst spaltete sich mein Ich um erst mal zu überleben.
Findet ihr auch, dass man da durch muss (im Geschützem Setting einer Therapie) um mit sich ins reine zu kommen?
Ich zweifle manchmal an meiner Wahrnehmung, wenn selbst aus der Familie Dinge kamen wie ‚das war doch nicht so schlimm, da war doch nichts‘ .
Doch, war es. Jedenfalls für mich!
Ich hatte zumindest niemandem in der Kindheit, der mich ernst genommen hat. Also bin ich irgendwann verstummt.
Aber ich merke doch, dass ich als Erwachsener mich ständig rechtfertigen muss, also trotzdem innerlich noch (wieder) hoffe auf Verständnis.
Eine schöne Symbolik finde ich, ist folgende: sich vor seinem Kindheits-Ich zu stellen, es zu verteidigen und es zu umarmen.
Und Ross und Reiter ganz klar zu benennen, auch wenn ich einigen auf die Füsse dabei trete, ohne diesen Reflex der Schuldübernahme.
Denn jetzt bin ich Erwachsen.
Das fällt mir besonders bei meinen Eltern sehr schwer, da ich ja in einer Symbiose mit ihnen (über)lebte.
Als Ergebnis will ich, dass es ein ’ ich bin OK, ihr seid (ward) OK kommen, um all diesen Groll und Selbsthass zu überwinden.
Das bin ich. Bin der gleichen Meinung.
Mein Kopf hört auch nicht auf in der Vergangenheit zu wühlen und Ursachen, Szenen zu suchen bevor er zufrieden ist.
Er muss es verstehen, auch wenn es wehtun wird.
Was er nicht versteht macht ihn gaga
Ich habe „dem Kleinen“ nach der Diagnostik versprochen, in Zukunft auf ihn zu hören und auf ihn aufzupassen.
Das ist dieser kleine Rebell, den ich seitdem in mir wahrnehme, statt zu unterdrücken.
Eine zukünftige Therapie wird sicher noch ziemlich spannend.
Bis dahin kann mich die Familie und je länger ich da null Kontakt habe, desto weiter weg rücken die.
Als hätten die alle nie für mich existiert. Seltsam, aber vielleicht ist das ja auch wieder Abspaltung. Oder diese fehlende Objektpermanenz (in diesem Fall eben auf Personen bezogen).
Fühle bei bis auf zwei Personen keinerlei Verbundenheit mehr und auch bei den beiden wirds immer weniger, wobei letztere nichts dafür kann und ihren Patenonkel vermisst.
Erstere davon hätte ich beim Aufwachen um 05:45 sofort die Strasse runterboxen und im Weiher versenken können.
Ein Käsebrot und Erdnussbutter haben uns beruhigt. Dann kam die Medikamenteneinnahme
Schade eigentlich.
Aber wie auch, wenn das Denken, die Wahrnehmung, so Unterschiedlich ist.
Ist es bei dir auch andersherum?
Da ich einen Autistischen Einschlag habe, zweifel ich immer ob meine Wahrnehmung stimmt.
Ab zu viele Zurückweisungen sind real passiert duch ADXS und Autismus.
Anthony Hopkins sagte mal,in einem Interview, dass er auch mit sehr viel Wut zu kämpfen hatte.
Wut darüber, dass die Welt ihn weder angenommen noch wenigstens verstanden hatte.
Mein inneres Kind war (zu) freundlich, offen, zugewandt, ehrlich und loyal. Sah naiv immer das gute. Das haben andere kaputt gemacht, und ich lasse als Erwachsener den Vorwurf nicht mehr gelten, dass ich daran selber Schuld bin.
So wichtig es ist, diese Wut endlich, endlich auch wirklich anzuerkennen, sich einzugestehen, so wichtig finde ich, ist es sie zu Überwinden, denn ewiger Groll tut nicht gut.
Und nein, dass ist keine Rejection Sensitive Disorder, jedenfalls nicht ohne Grund. Denn unser inneres Kind kam damit nicht auf die Welt.
Ich war angeblich ein liebes Kind, der kleine Sonnenschein.
ADHS gabs nur bei meinem Bruder und Halbbruder und bei letzterem stand auch mal Autismus im Raum. Dem wurde aber nicht nachgegangen. In den 90ern hatten die iwie keine Ahnung, wie mir heute scheint.
Zu Hause gabs nur ein Thema und es herrschte immer nur Stress. Habs wohl allen versucht recht zu machen, geriet aber auch ständig zwischen die Fronten.
Wir hatten alles, also es fehlte uns im Prinzip an nichts, aber im Vergleich zu anderen Kindern gabs halt keinen Gameboy, Nintendo und all sowas.
Ich hatte schon früh verstanden, was es bedeutet, wenn ein Alleinverdiener eine 5 köpfige Familie mit Haus stämmen muss.
Aber irgendjemand klaute regelmäßig , aber ich wars nicht. Verdächtigt und auf den Sack bekam ich trotzdem. War so‘n Militärding vom Vater. Einfach alle bestrafen, wie man es beim Militär mit der Gruppe macht.
Ansonsten war ich ziemlich sensibel und mein Gerechtigkeitssinn auch stark ausgeprägt.
Brauchte viel Zuneigung für die aber keine Zeit war, weil es immer nur um ADHS und die anderen beiden ging. So jedenfalls meine Wahrnehmung.
Dann immer kontrolliert und scheisse behandelt worden vom älteren, sobald meine Eltern das Haus verließen. Ich wollte nur weg und den ganzen Tag draussen sein. War ich auch meistens.
Wurde auch auf Höflichkeit und gutes Benehmen getrimmt. „Mach und bloß keine Schande“ war auch so‘n Klassiker.
Und auch ich bekam allerlei Kram nicht hin und wurde als faul usw. bezeichnet. Kennt man ja hier.
Aber ich konnte mich eben auch anpassen und sah ja bei den anderen regelmäßig, was passierte, wenn nicht. Und ich bekam sie ja trotzdem oft genug auf den Sack, oder wollte einfach etwas, wie Kinder es nunmal so machen und der Zeitpunkt war wohl oft „ungünstig“.
Gewalt gabs halt auch.
Widerworte waren sowieso nicht erlaubt.
Beide Elternteile hatten Eltern aus Kriegs- oder Nachkriegszeiten. War halt diese Generation „Zucht und Ordnung“.
Das wird sicher alles eine große Rolle gespielt haben, warum ich so‘n People Pleaser und Überangepasster wurde. Ängstlich, kaum selbstbewusst, kein Lob annehmen können, dysfunktionaler Perfektionismus und was weiß ich, was mir ein Therapeut dann noch so rausholen wird. Das wird wohl bisher nicht alles gewesen sein.
Ich denke, meine Wahrnehmung stimmt dahingehend schon.
Ich gestehe mir nur noch nicht 100%ig zu, zu sagen „Das war alles so schlimm für mich“ oder zumindest schlimm genug und der Auslöser für alles was danach kam und wie ich mich entwickelt habe.
Aber wie auch. Meine eigenen Bedürfnisse waren bis vor der ADHS Diagnose nicht wichtig.
Ein Gefühl für mich und meinen Körper hatte ich auch nicht wirklich. Vieles wurde mir erst mit Diagnose und durch den Austausch hier klar.
Als es klick machte bzgl ADHS wars wie aus einem langen Schlaf / Autopilot aufzuwachen und es hört sich vielleicht gaga an, aber in dem Moment haben meine Augen kurz geflackert. Als wenn so ein Diafilm kurz hängt und klackert.
Der Diagnostiker stimmte mir zu, dass das mit einem Dissozialen Zustand zusammengehangen haben könnte
Das wird noch eine spannende Reise
Dadurch dass ich der Sache zunächst rational erfasst hatte war ich ja erst in der Lage zu erfassen , dass ich was für mich tun kann.
Das Rationale hilft mir mich zu verstehen und es auch einem „inneren Kind“ verständlich zu machen um sich dann kümmern zu können.
Wie sollen denn sonst all die ungeweinten Tränen endlich fliessen dürfen und wie sonst soll sich ein inneres Kind endlich gesehen und aufgefangen fühlen. ?
Vieles ging auch für mich alleine , aber man brauch auch ein Gegenüber im Rahmen von Therapie und tiefes Vertrauen und Zeit.
Meine dicken Dinger konnte ich alle nur angehen weil ich die Gespräche privat zahlte und dann genug Zeit für mich da war.
Manches löste sich auch durch die „normalen“ Gespräche im Rahmen von Therapie.