Zu anspruchsvoll für eine Therapie?

Da wir ja quasi-gruppendynamisch unsere gegenseitige RS trainieren: Es ist mir tatsächlich jetzt erst aufgefallen, als Du uns auf die Suche geschickt hast. Und vermutlich wird es allen anderen auch so gehen, deren Lebensziel nicht ist, Tippfehler anderer zu finden.

Ich sehe sogar eine neue Mission darin: Wir kürzen jetzt per Zufallsgenerator einen Buchstaben nach dem anderen raus und am Ende ist die RS weg. Meine Anregung : Wir fangen bei Reje#ti#n an. Sensitivity kann ja ruhig erstmal bleiben.

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Oh, das ist eine furchtbare Schwäche von mir, Tippfehler zu sehen (nicht zu suchen!), besonders gern bei mir.

Auf meine Sensitivity würde ich auch ungern verzichten. Aber ja, lasst uns unsere Reje#ti#n eliminieren!
Nimm DAS, R#j##ti#n!!
(Hui, falls das gegen RS hilft, findet es vielleicht noch Eingang in die Psychotherapieleitlinien)

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Ist doch ersichtlich erstmal eine Stärke. Ich sehe sie jedenfalls auch oft - was man an meinen diversen Änderungsanläufen an Beiträgen sieht. Daran sieht man dann vielleicht auch, wann sie in ins Gegenteil schlägt und Zeit sinnvoller investiert wäre als in die 3. Änderungsrunde eines Komma-Fehlers.

Ich habe aber auch schon versucht, in meiner vermeintlichen Stärke vielleicht „zu langsames Leseverhalten“ zu sehen oder ADHS-belastete Augenbewegungen oder, oder.

Gestern habe ich eigentlich beschlossen, meinen Fokus wieder mit allen Kräften „auf Sachthemen“ zu richten. Das soll ja alles kein Selbstzweck sein. Will ich mit 80 darauf zurückblicken, wie viele Runden ich um die Befindlichkeit in meinem Bauchnabel gekreist bin?

Ärztin 1 sagt, Medis reichen nach der Diagnose oft. Warten Sie erstmal ab.
Arzt 2 sagt, nein, Therapie sollte im Regelfall schon ergänzend sein. Da dachte ich erst, ich habe wieder Jahre verloren.

Vorgestern-Ich dachte, vor einer Therapie haben andere Versuche ja dann ohnehin nicht viel Sinn. Wie ein Auto, für das der ADAC kommen muss, weil ich davon nichts verstehe.

Gestern-ich sagt: Selbstwert stabilisiert sich, wenn Du mehr Selbstwirksamkeit erlebst. Weil Du mehr von dem umsetzen kannst, was Deinem Task Positive Network wichtig ist.

Heute-ich sagt gestern ich: Ja, aber wie lang versuchst Du das denn schon?

Keine Pointe.

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Genau so! Ich unterschreibe alles.

Mit Auszug aus meinem Elternhaus habe ich dies zu meinem Mantra erkoren. Und lange daran festgehalten, obwohl mich mein Leben dann ständig eines besseren belehrte. War sicherlich auch ein Problem selektiver Wahrnehmung und kognitiver Verzerrung, aber ich habe (positive) Selbstwirksamkeit dann nicht in dem heilsamen Ausmaß erfahren, wie ich es mir ursprünglich mal gewünscht hatte. Womit wir wieder beim Thema „Könnte mich bitte ein Experte an die Hand nehmen und mir zeigen, wie sowas funktioniert!“ sind :roll_eyes:

Leider auch keine Pointe. Kommt vielleicht noch.

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Hey zusammen,
Ich habe mich durch die (allermeisten) Beiträge hier gelesen. Da ich einerseits selbst ADS habe und andererseits Psychotherapeut in Ausbildung bin habe ich ein paar Gedanken die ich gerne teilen würde:

  • Viele sprechen davon, evtl keine Therapie zu brauchen, da sie sich schon selbst so viel angelesen haben, dass sie nicht glauben eine Therapie könnte ein zusätzlicher benefit sein. Wie viele Patienten (mit und ohne ADHS) hatte ich schon die mir gesagt haben: „Eigentlich weiß ich theoretisch alles, aber ich kriege es einfach nicht hin.“ Erstmal: das ist KEINE Schande. Wenn es so einfach wäre psychische Erkrankungen zu behandeln/heilen dann könnten wir sämtliche Praxen und Kliniken zu machen und durch Bibliotheken ersetzen, weil es inzwischen (zum Glück) für jede Erkrankung Ratgeber für Betroffene gibt. Da wir selbst keine Distanz zu uns haben (können) ist es eine große Chance wenn jemand mit Fachkunde und Abstand mit uns draufkuckt weil ihm/ihr andere Sachen/Muster auffallen werden als uns selbst. Außerdem schafft eine Therapie eine andere Verbindlichkeit und Motivation zum Umsetzen von Dingen (was bei uns AD(H)Slern ja eine große Herausforderung sein kann :stuck_out_tongue_winking_eye:)
  • Die notwendige (aber nicht hinreichende) Bedingung für eine Psychotherapie ist eine tragfähige Beziehung. Und Beziehung kann auch ein wichtiger Workfaktor sein. Wenn wir die Erfahrung machen dürfen, dass jemand unsere Schwierigkeiten versteht, uns dafür nicht verurteilt und uns solidarisch beisteht kann es helfen uns selbst und unsere Schwierigkeiten anzunehmen. Und Akzeptanz ist nicht das Gegenteil von Veränderung sondern die Voraussetzung dafür. Denn was wir nicht wahrhaben wollen können wir auch nicht verändern weil wir bei allen Versuchen irgendwann aufgeben und Leugnen das es überhaupt ein Problem ist. So kann man dauerhaft schwer etwas verändern.
  • Der Beziehungsaspekt erklärt meiner Ansicht nach auch, warum manche hier mit Fachleuten negative, mit Heilpraktikern etc. aber positive Erfahrungen gemacht haben. Folgendes ist mir wichtig: Man darf (und soll mMn) ansprechen wenn das Verhalten eines Therapeuten Irritation, Wut, Traurigkeit etc. auslöst oder ihr den Eindruck habt nicht ernst genommen zu werden oder wichtige Themen untergehen. Leider können auch Therapeuten nicht hellsehen und was für den einen Patienten gar kein Problem ist kann beim anderen einen wunden Punkt treffen. Heißt: Eure Rückmeldung hilft dem Therapeuten, sich besser auf euch einzustellen und räumt den Elefanten im Raum aus, was wichtig für ein gutes Arbeitsbündnis ist (ja, Therapie ist Arbeit. Für beide.). Kann oder will ein Therapeut sich nicht auf euch einstellen, dann fehlt die Arbeitsgrundlage. Ich selbst freue mich immer wenn Patienten mir sagen wenn ihnen etwas sauer aufgestoßen ist - weil es mir hilft sie besser zu verstehen und sie besser zu behandeln (in doppelter Hinsicht).
  • Das heißt aber nicht, dass Therapie eine Veranstaltung ist aus der man nach jeder Sitzung in besserer Stimmung rausgeht. Die Bearbeitung unangenehmer Gefühle und Auseinandersetzung mit schwierigen Themen ist wichtiger Teil jeder Therapie.
  • Zur Therapieform: Der wissenschaftliche Goldstandard für ADHS ist die Kognitive Verhaltenstherapie, das ist Fakt. Tiefenpsychologie ist als Verfahren für die Kernsymptomatik (Gestörte Aufmerksamkeit, Impulsivität, Hyperaktivität) aus meiner Sicht ungeeignet. Konzentriert euch also auf Verhaltenstherapeuten bei der Suche.
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Ich fühle dich! Und auch @Autumnly

Ich habe hier im Forum( leider im öffentlichen , glaube ich) auch einen Beitrag wegen meiner Therapieerfahrung ( Erstgespräch, plus 2 prob. Sitzungen).
Auf Grund, imho Unerfahrenheit, keinerlei professionellen Empathie und keinem nur annähernd rahmengebenden Durcheinander, dazu noch eine abwertende und ein völlig ungehaltenes Verhalten der Therapeutin innerhalb des Kennenlernens/ am Anfang des Vertrauensaufbau ging es mir nach der 3. prob, Sitzung ( die gar nicht meine Themen beinhalteteten)
derart schlecht, dass ich nach reiflicher Überlegung, erneutem Kontakt mit der Therapeutin, wieder einem Sichtbarsein von „ geht gar nicht“ nun die prob, Sitzungen nicht weiterführe.
Habe abgesagt.

Eine Therapie bei der Haltung und die Chemie stimmt wünsche ich mir.

Mich hat diese Therapeutin eigentlich total verwirrt.
Ich habe meine akuten und Grundbaustellen deutlich benannt und sie während äußerst belastender Akutsituationen mit mir schlecht umgegangen.
Ich weiss, dass wenn man an Themen geht, das meine Wellnesskur ist, es Rückschläge etc geben kann…
bei ihr hat das Vertrauenaufbau und noch nicht mal ihren angebliche Begleitung geklappt.

Dann lieber SHG, Gruppentherapie f den Übergang, hier das Forum, Telefonseelsorge, Achtsamkeit und Wald gehen und in Ruhe jemanden suchen u hoffentlich finden, bei dem die Chemie stimmt und mich sicher fühle.

Ich habe grottige Furcht, da meine jungerwachsenen Söhne beide auch adhs plus div. comorbididitäten an jemand „ falschen „ geraten.
Suchen auch und hatten auch schon Erstgespräch.
Leider sehen sie selbst ihr adhs nicht als die Grundbaustelle und werden das vermutlich auch nicht priorisiert benennen…
Schon bei der med, Begleitung ( Psychiater) ist das deshalb ein Reinfall geworden…

Es ist furchtbar.
Und @Autumnly ich google mir auch die Therapeuten durch und ich denke auch typ. Adhs man ist dann auch im hyperfocus und suchr und sucht und ja es gibt an vielen was auszustetzen und ich tu das auch… ( bestimmt auch berechtigt).
Manche Rezessionen, oder auch Philosophien gruseln schon beim informieren…
Ich denke dann, Mist Femme mach keine Wissenschaft draus, ob es nun der therap. Ansatz ist mit dem Schwerpunkt, oder der dies oder das noch dazu anbietet…
Manchmal denke ich, man sollte sich einfach drauf einlassen. Aber ich meine, die Therapeuten sollten wenigstens ADHS „ anerkennen“ und irgendwie sollte man das Gefühl haben, dass sie das im Hinterkopf haben, dann einfach auf die Intuition hören, ob es zwischenmenschlich passt.

Bin aber jetzt schon resigniert und habe auch einfach richtig schiss, grade bei meinen youngsters, dass der Schuss voll nach hinten geht.

Eine falsche, unpassende Therapie kann richtig Probleme verschärfen.
Ein Mensch aus meiner weiteren Familie wurde auch durch Traumatherapie , EMDR, oder vielleicht auch ein anderer Ansatz ( wars NLP oder was weiss ich wie das heisst) richtig ins Trauma und die seelische Destabilisierung gerattert.
Das hatte nichts mit Therapie ist unbequem und kein Spaziergang zu tuh.

Leider wird so einiges echt falsch gemacht

Hab wenig Vertrauen z zt.

Alles erdenklich Gute euch allen

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Alles sehr gut.

Jedoch wird zwar die VT immer wieder als Goldstandart bei ADHS benannt, aber ich meine, dass VT auch nur funzt wenn man seine halbwegs perfektes Medikament / Dosierung hat, ausserdem stelle ich es mir wirklich schwierig vor, sein Verhalten als ADHSLER zu ändern.
Ich bekam dann Tipps, markern sie ihre Tasks mit unterschiedlichen Farben an.

Ich finde die VT auch meist total „ nur Lösungsorientiert“
Klar will man nicht im Wurzel- und Sumpf verharren.

Ich meine, dass VT kombiniert mit anderen Methodenansätzen mir eher liegen würde.
Glaube da gibt es Ergänzungen wie Emotionsfocussierte Therapie etc pp.
Ich hab so viel gelesen in letzter Zeit, dass ich die Namen dieser grade nicht mehr auf dem Schirm habe.

Was mir bei der reinen VT auch gar nicht zusagt, dass es- vielleicht bin ich nicht genug informiert- aber dieses reine „ ändere deine Haltung und Verhalten“ ohne eben die Gründe dafür etwas zu berücksichtigen schwierig.
Natürlich mag nicht jeder Klient aufarbeiten… aber ich brauch dann zumindest Akzeptanz für Biographie und auch Gründe., dieses : Wisch , weg und kneif die Poba ken zusammen und ändere dein Verhalten ist mir einfach zu derb und nüchtern.

Finde den ( Haltungs)Ansatz sytemischer Therapie interessant, die „ Fehler, oder falsches Verhalten“ als gescheiterte, oder nicht funktionierende Lösungsstrategie irgendwie angenehm und wertschätzend.

Grade als ADHSLer wird man ja zeitlebens für sein Verhalten abgestraft…
Man braucht wirklich Akzeptanz… dass man mit ADHS einfach neurologisch anders tickt.
Bei VT, die ADHS nicht berücksichtigen und ihre normale VT durchziehen wird es definitiv nicht der Goldstandart sein ( auch wenn man das ja überall liest).
Ich kann es nicht nachvollziehen…
Vielleicht magst du es mir erklären,
Ich möchte dazu lernen.
Vielleicht sehe ich das mit der VT falsch.

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Das lässt sich sicher verschieben von den Admins, wenn du möchtest? Du kannst sicher nachfragen.

Ja, sehe ich genauso. Das ist ein großer Unterschied. Ich habe beides schon erfahren. Ich habe auch nichts dagegen, dass es unangenehm und schmerzhaft ist. Das liegt irgendwie in der Natur der Sache. Aber zusätzlichen Schaden anrichten geht gar nicht! Und das kenne ich leider auch aus der Vergangenheit.

Geht mir auch so. Ich habe letzte Woche mit einer Therapeutin telefoniert. Die meinte zu mir, ich müsse mich entscheiden, ob ich wegen der ADHS oder der Traumafolgestörung eine Therapie möchte. What the… ?! :face_with_raised_eyebrow::exploding_head: Als ob ich mir aussuchen könnte, was davon ich haben möchte. Und als ob sich überhaupt eines davon ohne das andere betrachten lässt. Ich erlebe es ja auch immer zusammen. Wenn sie wenigstens gesagt hätte, dass sie sich nicht mit beidem auskennt.
Ich brauche jetzt erstmal wieder eine Pause von der Therapeutensuche… :face_with_spiral_eyes:

Außerdem hatte ich noch nach dem ADHS-Netzwerk der nächsten Stadt geschaut. Die haben genau eine Therapeutin mit ADHS-Kompetenz auf ihrer Liste: eine für Kinder und Jugendliche. :crazy_face: Und sie nennen die Klinik. Die sagen aber, dass sie derzeit nur stationäre Angebote für ADHSler haben. Man kann auch an Studien teilnehmen, aber nur ohne Medikation oder wenn man schon lange das Medikament nimmt und zwar nur ein bestimmtes und keine weiteren und ohne Begleiterkrankungen. :frowning_with_open_mouth: Okay dann…

Und ich gehe wirklich nicht zu so kuriosen Schamanismus- oder Handauflegen-Therapeuten, auch wenn die Krankenkasse das gerne bezahlen würde. Und ich weiß auch nicht, wie ich der Krankenkasse erklären soll, dass sie mir die Therapie einer Privatpraxis zahlen sollen, weil ich denen mit der Kassenleistung nicht traue. Es ist so seltsam. :face_with_raised_eyebrow:

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Weiß zufällig jemand, woran das liegt, dass es mehrere Therapeuten ohne Kassenzulassung gibt, die sich anscheinend auch mit ADHS bei Erwachsenen auskennen, aber keine mit Kassenzulassung?
Gibt es generell mehr Psychotherapeuten für Privatzahler? Warum?

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Es gibt zu wenig Kassensitze @Autumnly und selbst wenn, scheint es eine ziemlich kostspielige Sache zu sein, die Übernahme von einem scheidenden Thera…

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Dass es weniger Experten für ADHS mit Kassensitz gibt glaube ich tatsächlich nicht. Ich vermute die Privatpraxen sind durch bessere Online-Präsenz einfach sichtbarer. Therapeuten mit Kassensitz haben meist eine grottenschlechte Website (wenn überhaupt) weil sie keine gute Webseite brauchen damit man ihnen die Bude einrennt. Privatpraxen müssen mehr für sich werben weil ihre potenzielle Zielgruppe kleiner ist. Denn: Auch Therapeuten mit Kassensitz können Privatpatienten behandeln, umgekehrt geht es aber nicht.

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Danke, dass Du Deine Erfahrungen hier teilst. Sehr wertvoll.

Hier regen sich Zweifel in mir, ehrlicherweise.

Es gibt Vorhaben, die kann ich nicht umsetzen, obwohl ich sie mir vornehme, damit sie mein Vater noch erlebt und ich es nicht bei seiner Beerdigung bedauern muss. Oder die ich für die Liebe meines Lebens machen wollte.

Und es scheiterte (bislang) dennoch an der Hardware. Manchmal.

An Verbindlichkeit und Motivation mangelte es nicht.

Womit ich wieder bei der Frage der Thread-Erstellerin lande. Und bei einem „selber schuld“-Gefühl. (Bin selbst sehr genervt von mir. Tut mir Leid.)

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Stimmt. Deswegen ist die medizinische Leitlinienempfehlung auch die Kombi aus VT + Medikation, da das bessere Behandlungsergebnisse bewirkt als nur Medis oder nur VT. Wobei das sehr individuell ist. Manche brauchen erstmal Medis um profitieren zu können, bei anderen ist es weniger stark ausgeprägt und Therapie allein (oder nur mit punktuell eingesetzter Medikation reicht aus). Menschen sind unterschiedlich.

Als überzeugter VTler tut es mir weh das zu lesen :smile::see_no_evil: das ist leider ein Eindruck der bei vielen herumgeistert (kein Vorwurf an dich! Es wird Gründe haben, dass du zu dieser Meinung gekommen bist). Verhaltenstherapie interessiert sich nämlich selbstverständlich für die Biographie - welche Grundannahmen über uns selbst, unsere Emotionen und andere Menschen haben sich aufgrund unserer Erfahrungen geformt und wie beeinflussen sie noch heute unser Denken, Verhalten und unsere Emotionen (die drei hängen nämlich miteinander zusammen).

Aber ja: Bei der Kernsymptomatik und Dingen wie Vergesslichkeit, Unstrukturiertheit, Unpünktlichkeit ist das Vorgehen eher pragmatisch und lösungsorientiert weil der Grund ja kein verdrängter Kindheitskonflikt ist sondern eine biologische Störung. Mit den damit einhergehenden Emotionen (Schuld, Scham, niedriger Selbstwert) oder daraus entstehenden Störungen (Tabakabhängigkeit, andere Süchte, Angststörungen, Depression) ist es etwas anderes.

Und was Verhaltensänderung ohne auf die Gründe dafür einzugehen angeht: Eigentlich ist der absolute Kern der Verhaltenstherapie die Erkenntnis, dass Verhalten, Gedanken und Emotionen durch Lernprozesse entstehen u. Aufrechterhalten werden und jedes langfristig noch so schädliche Verhalten kurzfristige Vorteile mit sich bringt (z.B. bringt Vermeidung kurzfristig Erleichterung, langfristig wird die Angst dadurch stärker). Eines der wichtigsten Instrumente der VT ist deshalb die Verhaltensanalyse durch die man das Problemverhalten analysiert und den Ansatzpunkt für die Veränderung sucht. Bei Interesse gerne mal nach dem SORCK-Schema googeln!

Und zuletzt: Verhaltenstherapie ist ein offenes Therapieverfahren. D.h. alles wirksame dessen Wirkmechanismus man erklären und belegen kann wird aufgenommen. VT entwickelt sich also ständig weiter und Therapieverfahren wie ACT, Schematherapie, DBT sind nur neue Spielarten der VT. Auch emotionsfokussierte Techniken sind Teil der VT. Der Therapeut ist also (anders als Analytiker und Tiefenpsychologen) flexibel.

So, Werbung Ende. Beantwortet das deine Unklarheiten?

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Ich meinte damit nicht, dass Verbindlichkeit allein es richtet. Aber es kann eine Unterstützung sein Veränderungsschritte kleinschrittig mit jemandem durchzusprechen, zu planen o. zu vereinbaren. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch bei Prokrastination, fehlender Fähigkeit zum organisieren, planen oder Aufrechterhalten der Motivation/Konzentration leichter ist etwas an seinem Verhalten zu ändern wenn man fachkundige Unterstützung hat.

Aber ja, ich spüre deine Selbstzweifel und den Druck unter dem du stehst. Dieser Kampf mit sich selbst. Kenne ich leider gut. Wir sind nicht allein.

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Dazu gehört ja eigentlich die Probatorik um die Lebenssituationen zu erfassen und die Ziele zu definieren .

Nach meiner Diagnostik/Probatorik hat wir ein wenig die Reihenfolge meiner Ziele / Themen festgelegt weil ich mehrere Baustellen hatte und sind mit ADHS gestartet . Aber alles klar zu trennen war nicht so einfach weil das ein oder andere dann plötzlich an die Oberfläche kam und dann drückten sich die Traumasspekte in den Vordergrund , was für den Psychotherspeuten nicht immer so einfach war . Beides war zugleich wichtig um mich nach einen BurnOut wieder ins Leben zurückzubekommen. Dann ploppte plötzlich durch einen Trigger ein altes Autoverkehrs Trauma auf, was wohl den BurnOut mit ausgelöst hat und ich rutschte in die nächste Arbeitsunfähigkeit . Das Thema musste ich wirklich seperat in einer gezielten Traumtherapie angehen . Ich pausierte dafür bei meinem Psychotherapeuten die VT und machte dann nach der Traumatherapie die letzten Sitzungen bei ihm zuende.

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Dieser Gedanke irritiert mich :adxs_gruebel: als Selbstzahler stehen mir alle Türen offen, da kann ich mir doch leisten, was ich möchte, auch die schicke Privatpraxis.

Es ging/geht @Autumnly nicht um Privatpatienten, sondern um Kassenzulassung, da entstehen ja nicht unerhebliche Rechnungen.

Zumindest habe ich es so verstanden, falls das falsch sein sollte, Entschuldigung :adxs_rot:

Wegen der fehlenden Kassensitze :point_down:t3:

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Ja als Selbstzahler kannst du auch als gesetzlich Versicherter zu jedem gehen. Können sich die meisten aber nicht leisten (mind. 120€ pro Sitzung). Die Privatpraxen können dir als gesetzlich Versichertem halt nicht die günstige Variante auf Kosten deiner Krankenkasse bieten.

Wonach entscheidet denn ein Psychotherapeut, ob er eine Kassenzulassung möchte? Was ist der Unterschied aus seiner Perspektive? Was für Hürden hat man vielleicht für eine Kassenzulassung?

Ich hatte hier in der Region jedenfalls mit zwei Therapeutinnen ohne Kassenzulassung gesprochen, die mir wirklich kompetent vorkamen. Aber ich habe halt nicht das Geld, um mir diese Therapie zu leisten.

Das klingt plausibel.

Also DARF es nicht mehr Psychotherapeuten mit Kassenzulassung geben? Um die Krankenkassen vor Armut zu schützen? :face_with_raised_eyebrow:

Es ist halt immer Alles bei mir. ADHS und Trauma.
Schon alleine, wenn ich auch nur den kleinsten Eindruck habe, dass die Therapeutin eine Konditionierung vorhat, ergreife ich die Flucht und es ist total unmöglich, so ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.
Meine Mutter hatte sehr ausgefeilte Konditionierungskonzepte, mit denen sie versucht hat, aus dem ADHS-Kind ein normales Kind zu machen. Und sie ist wirklich skrupellos und machtversessen, sodass meine Kindheit mit ihr wirklich die Hölle war. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, mich zu brechen. Ich weiß, dass das kein Therapeut möchte und dass es um mein Wohlergehen geht usw. Das hilft aber nur wenig. Mich hat bisher Verhaltenstherapie immer getriggert und ich schaffe es einfach nicht, das nötige Vertrauen aufzubringen.
Die besten Erfahrungen hatte ich mit einer Traumatherapeutin, die sich aber leider nicht mit ADHS auskennt.
Ich hatte nach der Traumatherapie die Hoffnung, nicht mehr so getriggert werden zu können. Denn meine Alpträume und Flashbacks sind seitdem weg und Beziehungen haben sich stark verbessert usw. Aber sobald ich mich in eine Verhaltenstherapie begebe, kommen die Trigger wieder. Zwar bei weitem nicht so stark wie früher, aber zu sehr, um mich auf die Therapie einlassen zu können. Ich habe auch die Diagnose F62.0. Also die PTBS wird nie verschwinden.
Bevor ich an einen anderen Ort ziehen musste, war ich bei einer wirklich guten Therapeuten, die eine Mischung aus allem angewendet hat und das war perfekt. Die war einfach genau richtig für mich.

Ich weiß, dass ich sehr anspruchsvoll bin. Ich kann halt aber auch nichts dafür, dass meine ADHS und Traumastörung so verwoben sind.

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Du bist nicht zu anspruchsvoll. Du weißt zum Glück was dir gut tut und was nicht. Du weißt es vor allem deswegen , weil du beides, also positive und negative Erfahrungen im Rahmen von Therapie machen konntest.

Eigentlich ist es Aufgabe des Psychotherapeuten auf Basis dieser Verwobenheit ein Therapiekonzept zu entwickeln.

Wie schön, dass du diese Erfahrung gemacht hast.

Könntest du die nicht nochmal Kontaktieren, vielleicht hat die eine Idee was du machen kannst , oder es wäre bei ihr eine Therapie online möglich ?

meine Traumatherapie war damals in einer Ambulanz und als ich meine Ärztin wegen einem Anliegen über ein Jahr später noch mal Kontaktieren wollte, war sie nicht mehr da. Ich hatte dann immer mal wieder ihren Namen gegoogelt und irgendwann tauchte sie wieder auf , sie hatte sich selbständig gemacht. Ich kontaktierte sie und bekam schnell einen Termin. Sie sagte: „Wer so gezielt nach mal nach einem sucht muss bestimmt ein wichtiges und konkretes Anliegen haben.!“

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Oh, das ist sehr schön! :face_holding_back_tears::smiling_face_with_three_hearts:

Online ist eine Therapie bei ihr leider nicht möglich. Aber stimmt, es ist eine gute Idee, sie nach Ideen zu fragen! Danke für den Tipp!
Als ich umgezogen bin, hatte sie über ihr Netzwerk sogar Kollegen in meiner Region angeschrieben und sich erkundigt. Ich weiß noch, dass ich damals sehr traurig war, dass nichts dabei rumkam. Allerdings weiß ich gar nicht mehr, warum nicht. :thinking: Es ist jetzt schon ein paar Jahre her. Ich frage nochmal nach. Und an mir und der Therapeuten-Situation hat sich sicher auch Manches geändert seitdem.

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