ADHS und Hobbies

Hallo :slight_smile:

Ich bin neu hier und habe meine Diagnose 2011 erhalten.

Was mich tatsächlich umtreibt und mir auch Sorge bereitet, ist dass ich im Alltag sehr funktionell bin, in freien Zeiten zuhause aber keinerlei “kreativen Hobbies” habe. Klar, ich kann Serien anglotzen oder am Handy scrollen aber das kann es ja nicht gewesen sein. Wenn ich also nicht arbeite und nicht gerade in einem anderen Land im Urlaub bin, kann ich tatsächlich wenig mit mir selbst anfangen und das frustet mich total. Ich sehe mich schon in der Rente in Unterhosen rumsitzen.

Jetzt könnte man sich natürlich ein Hobby suchen (ist ja auch wichtig in schweren Zeiten was zu haben, was einem etwas ablenkt oder auffängt). Ich lese zwar gerne und viel (also nicht nur Schrott auf dem Handy) aber das kanns ja nicht nur sein. Leider fällt mir auch NICHTS ein, was mein Interesse jetzt wecken könnte. Das ist schon immer so-alles was ich angefangen habe, hat mich schnell nicht mehr interessiert.

Wie ist das bei Euch so? Habt Ihr dann doch noch Hobbies und Interessen entwickelt, wo ihr drangeblieben seid?

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Hallöchen,

bei mir war es eher so, dass ich mir keine Hobbys im klassischen Sinne gesucht habe, sondern ungelöste Probleme oder Projekte. Probleme lösen kann sehr vielseitig werden von dem her, was man sich so beibringen oder aneignen muss.

Wenn man z.B. anfängt, Videos zu machen, kommt da z.B. viel Unterschiedliches zusammen, womit man sich beschäftigen muss. Das Gleiche, wenn man beschließt, ein Spiel zu entwickeln (auch klassisch analog).

Mit diesem Ansatz kann ich an einem „Hobby“ schon relativ lange dranbleiben.

Mein spruch fürs Bewerbungsgespräch: „Ich bearbeite keine Aufgaben, ich löse Probleme.“

Ginge das in eine passende Denkrichtung für dich?

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Ja, ich verstehe, was Du meinst.

Aber so gesehen hast Du ja dann etwas für Dich gefunden (Filme und Spiele).

Ich muss dazu sagen, dass ich schon vieles versucht habe, es wurden sogar Geschichten von mir veröffentlicht, die ich geschrieben habe aber selbst da ist es nicht einfach gewesen, durchzuhalten.

So langsam gebe ich die Hoffnung auf..

Ach ja, ich koche und backe auch so Einiges aber mal so Random backen und kochen ist eben auch nicht immer sinnvoll :grin:

Oft bin ich dann Zuhause (gerade Sonntags) und bin froh, wenn der Tag rum ist. An Werktagen kann man mindestens Einkaufen, ect. :joy:

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Bist du denn noch jünger???

Wenns dich stört → was hält dich an der Elektronik? ? ?
Irgendwas muß bzw. wird es ja sein!

Wenn du für dich zumindest eine Idee oder eine genauere Begründung für die Elektronik hast → kannst du definitiv aktiver mit dir selbst dagegen vorgehen/ anarbeiten. So lange es mehr „wie ein Instinkt“ funktioniert das du in der Elektronik versackst kannst du dich auch selbst „schlechter erwischen“.

Es braucht ja nicht immer nur Elektronik um in den unmöglichsten Momenten in dem was man tut zu versinken und die "Raumzeitempfindung " ist so verschlungen das man Termine nur verspätet wahrnimmt oder ähnliches.

Meist weiß ich sowas und hab dann viele Strategien dann nicht zu versacken.

In jungen Jahren hatte ich glaube ich auch keine Hobbies und hab nach sowas gesucht, aber mich immer versucht an allem möglichem und viel Zeit verplempert.

Ich komme aus einem handwerklichen und teils auch kreativ händisch gestaltenden Haushalt und mußte/ konnte entsprechend viel lernen und mitnehmen. Was anfangs quasi eine Sparmaßnahme war ist heute irgendwie zu so einem Hobby geworden, ob backen, kochen, basteln, kreativ gestalten, Hand- und Heimwerken, gerade passgenaue Lösungen für meine Wohnung zu finden und auch umzusetzen ist normal, zwischendurch etwas zeichnen und malen und recht viel Zeit mit meinem demnächst vielleicht einem zweiten Tier verbringen, sie trainieren und auch dort Maßlösungen anfertigen sowie ich mich auch ehrenamtlich engagiere.

Ich konnte noch nie richtig gut und lange stillsitzen und vorm TV dann eben die Nägel machen und gestalten, lernen oder Dinge ausarbeiten und gestalten.

Nein, ich bin nicht jünger und sehe das auch nicht als Kriterium, ein Hobby zu haben, oder nicht.

Ich versinke auch nicht so, dass ich nichts mehr gebacken bekomme.

Es ist ja nichts Neues, dass man bei ADHS vieles probiert und an den meisten Dingen eben nicht dranbleibt.

Schön für Dich, dass Du aus einer handwerklichen Richtung kommst. Das ist aber nicht bei jedem der Fall. In meiner Familie wurde wenig in der Richtung getan, das betrifft auch andere Dinge, wie Malen, Basteln usw.

Och nö, Kopf hoch. Das Forum ist übrigens auch toll zum Anfeuern, wenn man mal wieder denkt, man kann nicht mehr. Das hat mich auch schon durch Motivationstiefs gebracht.

Wenn du gern schreibst, hier betätigen sich manchmal auf Mitglieder als Autoren, habe ich selber auch schon gemacht.

Ich glaube, es macht viel aus, wenn man die Früchte seiner Arbeit auch ein bisschen teilen kann.

Hm, Spiele und Videos, das ist halt nicht wirklich Hobby, sondern eher Mittel zum Zweck, um eine ganz andere Zielsetzung damit zu verfolgen, häufig im Bildungsbereich.

  • Ich habe schon ein Kartenspiel zum Thema Scheinargumente in Diskussionen entwickelt, bisher leider nie in Druck gegangen (Typisch ADHS).
  • Ich mache Videos über Barrierefreiheit

Also die Betätigungsfelder finden sich durch die Zielsetzung.

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Danke für die aufbauenden Worte :grin:

Ich arbeite eben auch Vollzeit im Krankenhaus, da hat man eben oft auch keine Energie mehr.

Ich bin dann eben trotzdem immer der Meinung, ich müsste noch am Wochenende sinnvolle Dinge tun und den Sonntag genießen hat leider noch nie geklappt, es war aber auch schon schlimmer

Leider habe ich auch zwei linke Hände, was Handarbeitliches angeht.

Jaja, alles nicht so einfach😁

Aber erzähl mal, was ist das mit den Autoren hier?

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O dann pass gut auf dich auf bzgl. Überarbeitung etc.

Ab und zu fühlt sich jemand hier zum Schreiben von Forum Fiction berufen und tut das dann manchmal auch.

Für mich war das eine Form von Expositionstherapie gegen Ängste und Perfektionismus, meine Beiträge hochzuladen. :wink:

Jaja, ich bin schon ziemlich mit der Arbeit verwachsen. Wenn ich es mir so recht überlege, ist das eigentlich mein Hobby. Ich liebe meine Arbeit, ist eben viel Lalü Lala, wird nie langweilig.

Jetzt bräuchte ich noch was Ähnliches in der Freizeit. Aber da sollte ich ja entspannen…

Ja, Ängste und Perfektionismus. Kenne ich auch zu gut.

Wenn du eine Stärke dafür hast, Erlebtes in Geschichten einzufangen, könntest du evtl. auch deinen Arbeitsalltag entsprechend autofiktional verarbeiten.

Bisschen wie bei Schwesterfraudoktor, nur ADHSmäßiger.

Danke für die Denkanstöße.

Ich werde mal in mich gehen.

Es ist ja nicht so, dass ich mich für nichts interessiere. Ich bin z.B. ein großer Horrorfan. Aber außer Geschichten schreiben ist da halt auch nicht soooo viel. Und natürlich Filme und Serien aber das ist dann eben auch eine passive Berieselung.

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Ich habe im meinem leben auch schon vieles angefangen, aber bis heute kein Hobby in dem Sinne, dass ich es irgendwie regelmäßig oder gar vereinsmäßig machen würde.
Zum Beispiel auch mehrere Instrumente angefangen und alle möglichen Tanzstile, komme immer mal wieder zur Musik zurück oder auch zum Malen oder handarbeiten, aber früher oder später wird alles langweilig.
Meine neue Therapeutin (hat selbst ADHS) hat mir aber dabei geholfen, das nicht als persönliches versagen zu sehen und inzwischen finde ich es auch ganz ok so.
Was war noch mal die Frage? :see_no_evil_monkey:

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Ja, Du sagst es. Man empfindet es irgendwie als Versagen.

Mein Partner hat Asperger und ganz viele Spezialinteressen. Natürlich denke ich da auch immer, ich sollte zumindest EINE auch haben😄

Er kann sich stundenlang mit seinen Foren, Architektur und allem Möglichen beschäftigen. Tja, bei mir Fehlanzeige.

Ich hatte schon viele Sportarten, Flamenco, Sprachkurs, Yoga, Kochkurs. Nix war interessant genug, dranzubleiben.

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Mein Partner hat auch ein Hobby, mit dem er sich oft beschäftigt, finde ich irgendwie befremdlich.
Wo es doch sooo viele andere Dinge zu entdecken gibt :joy:

Ich weiß ja nicht, ob du auf Social Media unterwegs bist, aber ich bin viel bei Instagram und folge da einigen kreativen Menschen, was mich selbst auch immer wieder inspiriert
Zum Beispiel eine Frau, die Miniaturen baut und aktuell ein Spukhaus in einem alten Koffer baut. Dann hat die auch noch so eine angenehme Stimme beim erzählen, da könnte ich stundenlang zugucken.

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Hört sich cool anit dem Spukhaus :grin: Hast Du einen Link?

Vielleicht ist das viel eher das Problem, das so zu empfinden. Du bist einfach noch auf der Suche. Das ist kein Versagen, finde ich. Hast du mal versucht, etwas „arbeitsnahes“ zu machen? Ich war so oft im Krankenhaus, da ist doch gerade am Wochenende tote Hose. Das kann sicher keine Behandlung sein, aber irgendwie eine Ablenkung, ein Spiel, ein Quiz, soweit das eben geht. Schon jetzt, wo ich dir das nur vorschlage, fallen mir noch so viele Sachen ein.

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Am Wochenende habe ich eben kein Dienst. Da sollte ich ja eigentlich mal entspannen. Aber mir kommt es dann eher vor, als stände ich non stop unter Druck und meine Wohnung wird zu einem Ort, an dem ich mich zwar unter der Woche wohlfühle., am Wochenende aber nicht.

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Ich hatte ab Kindesalter für ein Hobby gebrannt und jahrelang im Verein gespielt.

Ab Erwachsenenalter wurde es wegen Arbeit und anderen Verpflichtungen immer weniger.

Die letzten 6 Jahre sogar gar nicht mehr, aber aus dem Verein abmelden wollte ich mich trotzdem nicht (die Hoffnung, es könnte eines Tages nochmal was werden - und weil ich doch schon so lange diesem Sport nachging…).

Das Thema Arbeit, Perfektionismus und auch die Löffeltheorie kam dann in der Verhaltenstherapie auf und ich sollte lernen, den Fokus auf eine gesündere Balance zu richten, denn nach einem Arbeitstag / einer Arbeitswoche war keine Energie für anderes übrig.

Dann kam natürlich auch das Thema Hobbies auf.
Da fiel mir auch nichts ein - bis auf das mit dem Verein.

Die Frage kam dann, ob ich mir nicht vorstellen könnte, mal wieder den Verein zu besuchen (auch mit dem Hintergedanken, aus der Isolation rauszukommen und wieder an soziale Kontakte anzuknüpfen).

Es fühlte sich zunächst an, wie ein Pflichtprogramm und wir einigten uns auf einen flexiblen Tag in der Woche.

Es fiel mir anfangs noch sehr schwer, mich nach der Arbeit überhaupt aufzuraffen, fertigzumachen und hinzufahren.
Oft brauchte ich 2-3h nach der Arbeit und quälte mich.

Manchmal bin ich dann auch gar nicht mehr hingefahren (obwohl ich wusste, dass dieser Cut nach der Arbeit und der Kontakt mit den Vereinskollegen mir guttun würde…)

Naja, Therapie bedingt sollte ich natürlich dranbleiben und auch an der Work-Life-Balance arbeiten.

Und siehe da… mit der Zeit verschoben sich der Fokus und die Prioritäten immer mehr. Plötzlich wurde nach der Arbeit Energie frei. Ich war immer regelmäßiger und dann auch pünktlich da. Ich begann mich darauf zu freuen und machte mich gleich nach der Arbeit fertig, statt erstmal herumzulümmeln und zu versacken.

Die Arbeit war zwar immer noch wichtig - dieser eine Tag in der Woche nach Feierabend aber mehr. Aus Therapie „Zwang“ entwickelte sich allmählich Vergnügen.

Naja, seit knapp 3 Monaten bekomme ich nicht mehr genug davon und brenne für dieses Hobby wieder, wie in der Kindheit.

Aus 1x flexibel in der Woche wurden 2 feste Tage.
Mittlerweile spiele ich wieder aktiv in einer Mannschaft und bin manchmal sogar 3 Tage zum Training und am Wochenende zum Liga Spieltag da.

Die Kontakte tun gut.
Der Tapetenwechsel nach der Arbeit tut gut.

Diese Abende haben mittlerweile Priorität - egal, was auf der Arbeit los ist. Statt also komplexe Arbeiten (wie früher regelmäßig üblich) auf den Abend zu verlegen, wo ich in Ruhe daran arbeiten konnte, ist es mir mittlerweile egal.

Der Kopf verfällt zwar hin und wieder immer noch in „Panik“, weil er den Überblick verlieren zu droht und erzählt mir einen von wegen

„Es ist so viel zu tun, eigentlich müsstest du heute Abend auf- oder vorarbeiten!“

aber die andere Stimme ist mittlerweile stärker.

„Was ich nicht schaffe, ist nicht mehr mein Problem! Du darfst Nein sagen! Du hast ein Recht auf Privatleben und der Ausgleich ist für dein (besonderes) Hirn enorm wichtig!“

Heute ist wieder so ein Trainingsabend im
Clubheim und ich habe jetzt schon Vorfreude darauf und werde pünktlich Feierabend und mich schon rechtzeitig vorher fertigmachen, um gleich losdüsen zu können.
Komme was wolle.


Hab beim Schreiben iwie vergessen, wo ich hin wollte :adxs_noidea:

Im Kern wollte ich glaub‘sch sagen: „Achte auf deine Löffel und werde dir selbst (wieder) wichtiger, als die Arbeit.“

Das hilft nicht direkt, ein Hobby zu finden.

Vielleicht aber auch doch - wenn erstmal mehr Hirn Kapazitäten für anderes als Arbeiten frei wird und abends oder an Wochenenden mehr Löffel übrig sind :crossed_fingers: :four_leaf_clover:


Das hätte ich alles auch iwie kürzer schreiben können. Dann müsstet ihr aber weniger lesen. Wäre ja auch langweilig.

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Naja, du suchst ja was für die freie Zeit. Das meinte ich auch. In deiner freien Zeit etwas mit Patienten machen. Dabei gehe ich davon aus, dass „Arbeiten im Krankenhaus“ bedeutet, dass man nicht in der Verwaltung sitzt. Patienten könnten auch Senioren sein. Oder ein Wohnheim für benachteiligte Menschen. Whatever.

Aber vielleicht solltest du erstmal herausfinden, was dich entspannt und vom (beruflichen) Alltag abschalten lässt. Wenn ich so nachdenke, mich entspannt nichts, wo ich irgendwo hin müsste oder wo Leute sind. Also fallen typische After-Work-Ideen weg. Garten ist nicht meins. Kochen, backen, stricken, basteln sind Kurzzeit-Hobbys. Was ich eigentlich immer gern gemacht habe, waren Skat- oder Spieleabende.

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