Ich hatte ab Kindesalter für ein Hobby gebrannt und jahrelang im Verein gespielt.
Ab Erwachsenenalter wurde es wegen Arbeit und anderen Verpflichtungen immer weniger.
Die letzten 6 Jahre sogar gar nicht mehr, aber aus dem Verein abmelden wollte ich mich trotzdem nicht (die Hoffnung, es könnte eines Tages nochmal was werden - und weil ich doch schon so lange diesem Sport nachging…).
Das Thema Arbeit, Perfektionismus und auch die Löffeltheorie kam dann in der Verhaltenstherapie auf und ich sollte lernen, den Fokus auf eine gesündere Balance zu richten, denn nach einem Arbeitstag / einer Arbeitswoche war keine Energie für anderes übrig.
Dann kam natürlich auch das Thema Hobbies auf.
Da fiel mir auch nichts ein - bis auf das mit dem Verein.
Die Frage kam dann, ob ich mir nicht vorstellen könnte, mal wieder den Verein zu besuchen (auch mit dem Hintergedanken, aus der Isolation rauszukommen und wieder an soziale Kontakte anzuknüpfen).
Es fühlte sich zunächst an, wie ein Pflichtprogramm und wir einigten uns auf einen flexiblen Tag in der Woche.
Es fiel mir anfangs noch sehr schwer, mich nach der Arbeit überhaupt aufzuraffen, fertigzumachen und hinzufahren.
Oft brauchte ich 2-3h nach der Arbeit und quälte mich.
Manchmal bin ich dann auch gar nicht mehr hingefahren (obwohl ich wusste, dass dieser Cut nach der Arbeit und der Kontakt mit den Vereinskollegen mir guttun würde…)
Naja, Therapie bedingt sollte ich natürlich dranbleiben und auch an der Work-Life-Balance arbeiten.
Und siehe da… mit der Zeit verschoben sich der Fokus und die Prioritäten immer mehr. Plötzlich wurde nach der Arbeit Energie frei. Ich war immer regelmäßiger und dann auch pünktlich da. Ich begann mich darauf zu freuen und machte mich gleich nach der Arbeit fertig, statt erstmal herumzulümmeln und zu versacken.
Die Arbeit war zwar immer noch wichtig - dieser eine Tag in der Woche nach Feierabend aber mehr. Aus Therapie „Zwang“ entwickelte sich allmählich Vergnügen.
Naja, seit knapp 3 Monaten bekomme ich nicht mehr genug davon und brenne für dieses Hobby wieder, wie in der Kindheit.
Aus 1x flexibel in der Woche wurden 2 feste Tage.
Mittlerweile spiele ich wieder aktiv in einer Mannschaft und bin manchmal sogar 3 Tage zum Training und am Wochenende zum Liga Spieltag da.
Die Kontakte tun gut.
Der Tapetenwechsel nach der Arbeit tut gut.
Diese Abende haben mittlerweile Priorität - egal, was auf der Arbeit los ist. Statt also komplexe Arbeiten (wie früher regelmäßig üblich) auf den Abend zu verlegen, wo ich in Ruhe daran arbeiten konnte, ist es mir mittlerweile egal.
Der Kopf verfällt zwar hin und wieder immer noch in „Panik“, weil er den Überblick verlieren zu droht und erzählt mir einen von wegen
„Es ist so viel zu tun, eigentlich müsstest du heute Abend auf- oder vorarbeiten!“
aber die andere Stimme ist mittlerweile stärker.
„Was ich nicht schaffe, ist nicht mehr mein Problem! Du darfst Nein sagen! Du hast ein Recht auf Privatleben und der Ausgleich ist für dein (besonderes) Hirn enorm wichtig!“
Heute ist wieder so ein Trainingsabend im
Clubheim und ich habe jetzt schon Vorfreude darauf und werde pünktlich Feierabend und mich schon rechtzeitig vorher fertigmachen, um gleich losdüsen zu können.
Komme was wolle.
Hab beim Schreiben iwie vergessen, wo ich hin wollte 
Im Kern wollte ich glaub‘sch sagen: „Achte auf deine Löffel und werde dir selbst (wieder) wichtiger, als die Arbeit.“
Das hilft nicht direkt, ein Hobby zu finden.
Vielleicht aber auch doch - wenn erstmal mehr Hirn Kapazitäten für anderes als Arbeiten frei wird und abends oder an Wochenenden mehr Löffel übrig sind

Das hätte ich alles auch iwie kürzer schreiben können. Dann müsstet ihr aber weniger lesen. Wäre ja auch langweilig.