Bezeichnung/Name für ADHS

Eben! Es ging darum diese Frage zu beantworten und ich würde doch darum bitten dies zu beantworten wie es eben für den einzelnen passt - und wenn andere anders damit umgehen wie man es selbst für richtig hält - dies zu respektieren.

Danke.

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Niemand hat Krebs, kann aber gut damit leben und bezeichnet es deswegen nicht als Krankheit. Mit ADHS - oder zumindest der Veranlagung dazu - geht das aber wohl.

Ich vergleiche mein - zugegeben vergleichsweise leichtes - ADHS eher mit so was wie Legasthenie oder Linkshändigkeit: Ich kann zwar alles tun, was Rechtshänder mit guter Rechtschreibung auch tun, aber halt nicht genau so. Und wenn ich es versuche, wird es unleserlich, anstrengend, dauert länger und kommt mit einer erheblichen Verletzungsgefahr einher. Ist Linkshändigkeit dehalb eine Krankheit? Nein, aber in einer auf Rechtshändigkeit ausgerichteten Welt ist sie eine Beeinträchtigung.

Ich bin als Kind noch umgewöhnt worden, weil man damals noch glaubte, Linkshändigkeit „heilen“ zu müssen. Heute wissen wir, dass diese Umgewöhnung mehr Probleme verursacht als gelöst hat. Diese Einsicht wünsche ich mir bei ADHS noch. Wie bei der Linkshändigkeit können wir das Leiden daran stark vermindern, wenn wir unsere Normalität ein bisschen mehr für Neurodiversität öffnen. Genau das verhindert ein Reduktion auf ADHS als Krankheit aber.

ADHS als Veranlagung (wertfrei) und als Leiden. Schließt sich nicht aus. Wir brauchen beide Perspektiven und beide Lösungswege.

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Sorry, aber eine Veranlagung ist per Definition eine Neigung bzw. ein Charakterzug. Finde ich auch nicht gerade passend.

Es geht mir hier darum, dass diejenigen von uns, die nur leichte Symptome haben und ihr ADHS nicht als Störung, Behinderung bzw. Krankheit empfinden und daher auch nicht als solche bezeichnen wollen, nicht noch mehr Wasser auf die Mühlen der ADHS-Leugner gießen und damit das ADHS mit schwerer Symptomatik, das dann eben doch Krankheit bzw. Behinderung ist, relativeren.

Das ist dann Wortklauberei auf Kosten der schwer Betroffenen.
Soll heißen: Eine Gruppe kann sich besser fühlen und für die andere wirkt das Stigma doppelt; zum einen durch die Krankheit an sich und andererseits, weil sie mit ihrer Krankheit an der ein oder anderen Stelle nicht ernst genommen werden.

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Ich persönlich finde es übrigens nicht richtig wenn gelegentlich Krankheiten als Beispiele genannt werden die mit Adhs nicht das geringste zu tun haben.

Und das Leiden von Adhs Betroffen lässt sich auf KEINEN Fall mit dem Leiden eines Krebskranken Menschen vergleichen, ich persönlich finde es extrem respektlos Krebskranken Menschen gegenüber, wenn ihre Krankheit in Diskussionen wie hier über Adhs missbraucht wird.

Und ich glaube es steht hier niemand zu zu behaupten das manche Krebskranke ihre Krankheit „nur“ als „Schicksal“, oder gar als „Prüfung“ erleben würden, sehr viele Krebskranke Menschen haben Angst um ihr Leben, und sehr viele Menschen sterben auch an den Folgen ihrer Krebs Erkrankung, und das jeden Tag irgendwo auf dieser Welt.

Ich selbst kenne Menschen die an Krebs erkrankt sind, manche sind bereits verstorben, und keiner dieser Menschen nimmt/nahm seine Krankheit auf die leichte Schulter, und keiner sprach weder von „Schicksal“ noch von einer „Prüfung“.

Sorry aber sowas ist einfach Humbug und respektlos gegenüber Krebskranken.

Sorry, aber du verstehst hier etwas grundlegend falsch!

Es geht mir hier darum, dass ADHS immer noch von sehr vielen Menschen und auch Experten geleugnet wird und die Tatsache, dass es mittlerweile Leitlinien zur Diagnose von ADHS gibt und es damit ja auch dann auch eine Störung/Krankheit ist. Dem simmst du ja sogar weiter oben zu.
Nur empfinden es hier einige nicht als Krankheit und relativieren es meiner Meinung damit.

Bei anderen Krankheiten werden solche Diskussionen erst gar nicht geführt, weil ein jeder sie - vollkommen zu recht - als Krankeheiten definiert. und anerkennt. Nur das wollte ich damit verdeutlichen, ohne ADHS mit Alzheimer oder Krebs vergleichen zu wollen. Es ging um den Krankheitsbegriff an sich.

Würde man hier der ein oder anderen Stimme folgen, könnte man nämlich auch Alzheimer als Krankheit anzweiflen, da die an Alzheimer Erkrankten Exekutiv-Funktionen verlieren, die in der „normalen“ Welt gefordert sind. Da auch Menschen an Alzheimer erkranken, die noch im Berufleben stehen, könnte man da ja auch argumentieren, dass die Gesellschaft sich auf die „Normabweichung“ einstellen müsste…
Ist zwar etwas überspitzt zu Ende gedacht, aber bei der Steilvorlage bleibt das nun mal nicht aus.

Ich weiß nicht, was du da in den falschen Hals bekommen hast, aber das hat nun wirklich nichts mit Respektlosigkeit zu tun!

Wie sehr krebskranke Menschen leiden, habe ich bereits als Kind erfahren müssen, da ich meine Mutter an den Krebs verloren habe, als ich gerade mal 9 Jahre alt war, nachdem mein Vater eineinhalb Jahre zuvor an Herzversagen gestorben war.

Mir also Respektlosigkeit gegenüber Krebskranken vorzuwerfen ist auch ganz schöner Humbug!

PS: Eine Krankheit als Schichsal oder Prüfung zu sehen, bedeutet übrigens ganz gewiss nicht, sie auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern die Krankheit als solche anzunehmen und das Beste daraus zu machen.

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Liebe @Andromache , in diesem Fall entschuldige ich mich selbstverständlich, in diesem Fall habe ich Dich anders verstanden als Du es gemeint hast.

Und ja, es stimmt ich sehe Adhs auch als Krankheit an und habe ja auch bereits erklärt warum ich das so sehe. :kissing_heart:

Allerdings hat wie gesagt niemand von den Krebskranken Menschen die ich kenne/kannte seine Krankheit als Schicksal akzeptiert, geschweige denn als Prüfung angesehen, sondern sie hatten vor allem eines, nämlich Angst.

Wie auch immer, ich für meinen Teil bleibe dabei, für mich ist Adhs eine Erkrankung/Fehlentwicklung im Gehirn, mit den bekannten Folgen eines Mangels/Unterversorgung von bestimmten Hormonen, aber das muss ich Dir ja nicht erklären. :wink:

Zum einen kam dieser Einwand ja nicht zuerst von mir, den hat ja jemdand anderes angeführt und ich habe ihn nur aufgenommen, aber auch das habe ich ja nicht verallgemeinert.

Neben Kranken, die einfach nur Angst haben, gibt es eben auch solche, die eine Krankheit als Schicksal empfinden und, wenn sie genesen, ihr Leben grundsätzlich ändern. Aber das ist natürlich nicht immer so.

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Nein das ist allerdings nicht immer so meine liebe @Andromache , nur die die ihren Krebs überleben sehen das vielleicht so.
Aber jetzt gute Nacht, schlaf gut. :heart:

Ich habe eure Beiträge z. T ganz aber auch einige quer gelesen
Ich bin der Meinung Adhs ist keine Krankheit
Wobei es dabei auch darauf ankommt wie schwer der oder die Betroffene vom Adhs betroffen ist.
Ich hatte in meinem Leben z. B viele längere Abschnitte in denen mich mein Adhs kaum gestört hat.
Starke Auswirkungen hatte ich nur in der Schulzeit
In der Zeit als meine Kinder sehr klein waren und ich 25 Stunden i n der Woche gearbeitet habe und alles organisiert habe
Und dann ganz extrem in den Wechseljahren, da habe ich ja auch meine Diagnose bekommen
Kurz und gut dazwischen habe ich mit meinem Adhs viel unbeschwerte Zeit erlebt ich habe und hatte viele Stärken

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Doch, mir steht das zu. Ich hätte das verdeutlichen sollen, war mein Fehler! Hier rede ich explizit von einer mir sehr nahestehenden Person, die das für sich so bezeichnet hat. Sie hat trotzdem sehr gelitten und natürlich war ihr bewusst, dass sie schwer krank ist. Sie hat für sich aber besser damit umgehen können, es als Prüfung zu sehen - und das war auch ihr gutes Recht.

Ich denke auch, dass die Vergleiche mit Krankheiten solcher Art garnicht hilfreich sind. Das sind ja bösartige Entwicklungen im Körper. Auch mit Demenz wird man üblicherweise nicht geboren und ADHS ist nicht degenerativ und frisst unser Hirn auf.

Deshalb stimme ich @Maxmalwieder im Prinzip in allem zu.

Also zurück zum Ursprung, jetzt spreche ich von mir:

Ich empfinde mich als beeinträchtigt durch mein ADHS, weil ich nicht gleichwertig am Leben teilhaben kann wie viele andere Menschen. Außerdem würde ich mich als schwer betroffen bezeichnen und zwar durchgehend seit meiner Kindheit.

Was für mich persönlich aber den meisten Leidensdruck erzeugt und erzeugt hat ist, wie ich von anderen Menschen behandelt werde. Abgewertet, belächelt, als gestört betrachtet und nicht ernst genommen.
Zu laut, zu sensibel, zu viele Emotionen, zu unruhig. Ja, außerhalb der Norm als Maßstab ist das so!

Und natürlich habe ich unter meinen Symptomen gelitten, aber großteils weil mir durchweg gezeigt wurde dass ich einfach nicht richtig bin. Ich kenne aber kein anders! Ich habe das nicht erworben und es frisst auch nicht langsam meinen Körper auf. Für die Diagnose und die Medikamente bin ich unglaublich dankbar, aber das hat auch einen anderen Effekt: Ich sehe mich nicht mehr als die gestörte, falsche, abnormale.

Ich sehe viele Menschen da draußen als ignorant und unempathisch. Mein Leidensdruck wäre um 90% weniger gewesen, wenn es einfach mal möglich wäre, so okay zu sein wie man ist.
Ich bin nicht mein ADHS, aber meine Persönlichkeit ist dicht verwoben mit dem ADHS, denn beides kam ja gleichzeitig auf diese Welt. Und wenn die Welt eine etwas andere wäre, dann wäre es mir besser ergangen.

Deshalb setze ich mich nicht hin und sage: Schaut, wie krank und gestört ich bin. Ja, ich bin beeinträchtigt.

Und das, was hier deine „objektiven Kriterien“ sind waren übrigens vorher theoretische Konstrukte, die man irgendwann als etwas offizielles deklariert hat. Das ist kein naturgegebenes Gesetz, sondern menschengeschaffen und wandelbar, war es auch schon immer.

In 45 Jahren sind es andere „objektive Kriterien“ und diese hier sind hinfällig. Denn sie sind nicht objektiv, sondern eine aktuelle Einigung. Deshalb ist es wichtig, dass sich Menschen mit alternativen Theorien auseinandersetzen um Fortschritt zu erzielen.

(Na gut, mein Beitrag beantwortet die ursprüngliche Frage jetzt natürlich auch nicht :see_no_evil:)

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Liebe @Ratte68 ich für meinen Teil bleibe dabei Adhs als Krankheit zu bezeichnen, nur weil man Adhs nicht konstant, also immer gleich stark als Beeinträchtigung „fühlt“, ändert das nichts daran das man seit Kindesalter durch Adhs bedingt eine Fehlentwicklung im Gehirn hat.

Und diese Fehlentwicklung im Gehirn dann für eine Unterversorgung von wichtigen Hormonen sorgt, und diese Unterversorgung dann dafür sorgt das man im Leben niemals richtig funktioniert, sondern dann eben letztendlich und schlussendlich für immer unter einem unsichtbaren Handicap sein ganzes Leben lang zu leiden hat, egal ob mal mehr oder mal weniger.

Wie gesagt, auch wenn man zeitweilig vielleicht Zeiten erlebt hat in denen es vielleicht mal besser ging, ändert das nichts daran das Adhs eigentlich eine Krankheit ist, davon bin ich überzeugt.

Und wenn ich mich richtig errinnere wurde sogar schon in mehreren Büchern und Artikeln die ich in der Vergangenheit über Adhs gelesen habe darauf hingewiesen das Adhs unheilbar sei, sondern nur gelindert werden könne.

Aber anscheinend gibt es recht viele Menschen die „glauben“ das Adhs nur eine „spezielle Art des Seins“ sei welche sie sogar als Menschen besonders auszeichnet, sogar etwas ist auf das sie stolz sind.

Nur wenn dann die Kinder wegen Adhs Probleme machen, dann ist das Geschrei auf einmal wieder gross, dann erscheint so einigen Adhs plötzlich doch nicht mehr so etwas zu sein als wäre dies nur eine etwas schrullige und doch irgendwie liebenswerte Eigenschaft die Menschen besonders auszeichnet.

Aber wie auch immer, ich bleibe dabei, für mich ist Adhs eine Krankheit.
Eigentlich Irgendwie verrückt wie viele Menschen anscheinend irgendwie extrem Mühe damit haben sich selbst als krank anzusehen, geschweige denn nicht dazu stehen zu können wenn sie krank sind.

Und irgendwie aus meiner Sicht halt schon irgendwie komisch, dass dann „trotz dem“ das Adhs ja nach Sicht vieler hier, keine Krankheit zu sein scheint, viele dann handkehrum doch „froh sind“ wenn sie „endlich“ „ihre Diagnose“ und „ihre Medikamente“ bekommen haben, weil ja auch viele hier erzählen "das sie sich ihr Leben lang anders gefühlt haben und viele Schwierigkeiten in ihrem Leben hatten, und immer noch haben, und „ihr Leben lang darunter gelitten haben“, streiten dann aber nachher „trotz dem“ hartnäckig ab das sie psychisch definitiv nicht gesund sind, und in diesem Fall eben sehr oft psychisch krank sind.

Was weiss ich, ich möchte hier auch mit niemand streiten, soll doch jeder denken was er* will. :person_shrugging:t3:
Ich wünsche jetzt jedem hier einen schönen Sonntag und verabschiede mich. :sun_with_face:

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Nur noch kurz, mir ist ein Fehler unterlaufen, Liebe @Ratte68 eigentlich wollte ich garnicht Dich speziell ansprechen, also zuerst wollte ich schon an Dich schreiben, habe es mir dann aber wieder anders überlegt, habe dann aber leider vergessen Deinen Namen wieder aus meinem Text raus zu löschen, jedenfalls Sorry und noch einen schönen Sonntag.

Ja, das ist so, aber das ist dann eine philosophische Diskussion zum Thema Wahrheit, die zwar auch in der Theorie sehr interessant ist, im Hier und Jetzt aber zu nichts führt.
Wenn wir in Diskussionen, in denen es um ein aktuelles Thema und aktuelles Befinden geht, auch noch den Aspekt der Zukunft mit in die Diskussion aufnehmen, dann gleiten wir vollendes in die Theorie ab und verkünzeln uns noch mehr.

Ja, ADHS wurde in der Vergangenheit anders bewertet als Heute und wird höchst wahrscheinlich in Zukunft auch nochmals anders bewertet werden, aber wir befinden uns im Jahr 2023 und sollten auch anhand aktueller Erkenntnisse diskutieren.

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Ja, aber damit ist die aktuelle Bewertung nicht die Wahrheit. Es ist okay, wenn man sich selbst als krank bezeichnet und es ist genauso okay, wenn man das nicht möchte. Das ist der Punkt daran, kein anderer.

(Übrigens hat hier bisher auch niemand geleugnet, dass ADHS aktuell als Störung deklariert wird.)

Es sollte beides da sein dürfen, ohne dass sich jemand darüberstellt und sagt: „Jaja, ihr könnt nur die Wahrheit nicht akzeptieren, dass ihr eigentlich alle krank seid.“

Das empfinde ich als entmündigend, infantilisierend und anmaßend.

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Zu 70 % hat mich mein Adhs in meinem Leben nicht eingeschränkt auch wenn die 30 % sehr anstrengend waren
Mein Adhs belastet mich eigendlich auch nur in Stresssituationen und ich gehe davon aus dass ich sobald ich in Rente gehe auch keine Medis mehr benötige denn in der Zeit als ich arbeitslos war hätte ich das auch ohne Medis geschafft
Da ich nur den Haushalt hatte das war easy zu schaffen

.

Vielleicht hilft es zu definieren, was wir eigentlich unter Krankheit, Beeinträchtigung/Behinderung usw. verstehen. Nicht objektiv, denn dann müssen wir auch noch diskutieren, was wir jeweils unter objektiv versehen. Jeweils für uns, die Begriffe, mit denen wir in diesem Thread bisher jeweils hantiert haben.

Unter einer Krankheit verstehe ich eine Abweichung von einer Norm, die nicht die Gesellschaft, sondern mein Körper gesetzt hat. Der Normalzustand, oder besser, Stabil-Zustand, meines Körpers ist „gesund“, dieser Normalzustand ist natürlich bei jeder und jedem anders. Er ist auch kein Idealzustand. ADHS habe ich immer gehabt, es ist Teil meines Normalzustands, deshalb - nach meiner subjektiven Definition - keine Krankheit.

Ja, ich weiß, nach der Definition ist auch Altern eine Krankheit, der Stabilzustand ändert also sich im Lauf der Zeit. Es ist der Zustand, in dem der Körper (und der Geist, der ja auch auf Körperfunktionen beruht) innerhalb seiner eigenen Parameter stabil funktioniert, inklusive Schwankungen wie Gewichtsveränderungen oder Erschöpfung. Auch die Pubertät war also keine Krankheit! Puh.

Unter einer Behinderung verstehe ich einen Dauerzustand, der meinen Körper (und Geist) davon abhält, diesen Stabilzustand jemals zu erreichen. Maßstab ist also nicht mein eigener Normalzustand, sondern der Zustand, den ich bräuchte, um überhaupt vollwertig (wiederum nach meinen Maßstäben) zu funktionieren. ADHS, oder einige Aspekte davon, fallen hier definitiv rein, jedenfalls bei mir. Ich kenne aber auch Leute, die ein Leben führen, in dem dieser Konflikt zwischen dem Ideal-Selbst und dem Real-Selbst einfach nie zum Tragen kommt. Die kriegen deshalb auch keine Diagnose. Stichwort Leidensdruck.

Ich benutze den Begriff meistens gleichbedeutend mit Beeinträchtigung, aber Beeinträchtigung ist etwas allgemeiner und damit unschärfer. Die Beeinträchtigung kann auch das Funktionieren in Bezug auf die Erwartungen anderer beinhalten, eine Behinderung ist eher eine Sache zwischen mir und mir. Das finden jedenfalls ich und ich. :grinning:

Unter Veranlagung verstehe ich … das gleiche in wertfrei? Eine Abweichung (genetisch oder sozial bedingt) von der Norm (nicht meiner, sondern der allgemeinen), die ich einfach habe, und die mich positiv und/oder negativ, oder auch einfach irgendwie, anders macht. Diese Abweichung ist nicht der Fokus meiner Therapie (im Gegensatz zu der Beeinträchtigung, die von der Veranlagung verursacht wird) und soll auch gar nicht therapiert werden. Sie kann aber auf zwei mögliche Weisen „abgemildert“ (also gewissermaßen eingenormt) werden: Indem ich mich anpasse oder indem wir die Norm verändern. Ich denke, beides ist notwendig und sollte zur Verhandlung stehen.

Was nicht zur Debatte steht, ist die ganze Verantwortung für die Normabweichung auf mir abzuladen, was meines Erachtens der Krankheitsbegriff tut. „Jetzt hast Du deine Diagnose, jetzt tu was dagegen und lass uns in Ruhe mit deinem Anderssein!“ - Das war - paraphrasiert - eine Reaktion, die ich anfangs oft aus meinem Umfeld gekriegt habe. Die halte ich für extrem toxisch. Das Scheitern an der Norm macht krank, egal obn die Abweichung eine Krankheit ist oder nciht. Umso mehr, je rigider die Norm ist. Ich halte beides für wichtig: Dass das Leiden (den Begriff definiere ich jetzt nicht) anerkannt wird und Therapiemöglichkeiten offen stehen, und dass wir die Normalität etwas ND-tauglicher machen, damit das Leiden bei Menschen mit nur leichter Abweichung vielleicht gar nicht erst so weit kommt.

So, das sind meine Begriffe. Ihr braucht eure nicht zu posten, aber vielleicht hilft es. Jedenfalls wisst Ihr jetzt, wie ich die Begriffe einordne und was ich meine, wenn ich ADHS nicht als Krankheit bezeichne. Vielleicht passt mein Behinderungsbegriff zu Eurem Krankheitsbegriff und wir liegen gar nicht so weit auseinander?

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Eine Diskussion, in der jeder seine eigenen Begrifflichkeiten und Definitionen benutzt, führen ins Nichts.

Genau deshalb gibt es objektive Definitionen, die es ermöglichen, dass in einer Diskussion jeder von den selben Voraussetzungen ausgehen kann und jeder weiß, wovon der andere spricht.

Natürlich kann auch jeder seine eigenen Definitionen anbringen, aber die sind subjektiver Natur und führen in Diskussionen nur zu Verwirrung und lenken sie in falsche Richtungen.

Wenn in der Wissenschaft so agiert würde, wie du @Maxmalwieder es hier gerade tust, ja dann gute Nacht!
Aber genau das ist in der heutigen Zeit das Problem, das fruchtbare Diskussionen oft unmöglich macht: Jeder geht von seinen Befindlichkeiten und seinen eigenen Begrifflichkeiten aus und dann wird alles so lange hin und her geschoben, bis es für jeden passt und sich niemand auf den Schlips getreten fühlen muss.

Aber das verwässert die Themen und bringt keine Ergebnisse, außer dem, dass jeder zufrieden sein kann. Und genau das führt meist zu Ergebnissen, die dem Thema an sich schaden und es nicht voran bringen, sondern zur Stagnation führen.

Und noch einmal:
Man kann nicht DER Gesellschaft - zu der wir ja übrigens auch alle gehören - vorwerfen, dass sie Kranke und Menschen mit Störungen stigmatisiert und selbst ins selbe Horn blasen, indem man sich „umlabelt“. Denn in dem Moment indem man das Stigma fürchtet, erkennt man es auch an.

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Hey @Cr1ZAdhs
Zu deiner Frage, wie erkläre ich mein persönliches Adhs einer anderen Person?
Hm, ich hatte schonmal im einem Thread dazu Bezug genommen, vllt interessiert es dich. Schau mal hier:

Ich sehe Adhs bei mir als sehr einschränkend. Würde ich nicht arbeiten und könnte den ganzen Tag Waldläufe, Radtouren, Gym, Kochen und private Projekte/Ehrenamt machen, würde es mir gut gehen.

Mich schränkt Adhs sehr ein in allem, was wir leider im beruflichen Alltag benötigen: Konzentration, Geduld, Ruhe, Energie, Ausgeglichenheit, eine positive Interaktion mit meinem sozialen Umfeld usw…

Also würde ich in meinem Fall schon sagen, es ist eine Einschränkung/Erkrankung verursacht durch ein starkes Dopamindefizit.

Gott sei dank hilft mir Elvanse dieses Defizit auszugleichen. Ein echter Gewinn :blush:

Ich wünsche dir (und euch allen!) Einen schönen Sonntag :yellow_heart:

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Ein weiteres Diagnosekriterium für ADHS ist wohl, wenn sich Leute in einem Forum die Köpfe heiß schreiben , als was ADHS nun zu definieren ist und jeder sich ganz viel Mühe gibt in seinen Ausführungen von dem anderem verstanden zu werden und zugleich die anderen in ihren Ausführungen auch verstehen möchte. :canoe:
Jeder gerne natürlich irgendwie Recht hätte obwohl wir letztendlich eh im gleichen Boot sitzen , weil ADHS manchmal halt irgendwie scheiße oder auch mal hilfreich ist.

Wir können uns natürlich einigen und dann alle gleichkonform „neurotypisch“ weiterrudern, oder wir rudern alle etwas individuell, dafür kreativ und Kreutz und quer, und dann mal wieder nicht ganz so schnell und manchmal auf der Stell, oder mit zu viel impulsiver Powerkraft, bis es uns dahingerafft.

ich taufe mein Boot jetzt auf ICD F90.1 :champagne: :rowing_man:

Wenn es zu Lande heißt: „oh , guck mal ein Eichhörnchen!“
Heißt es dann eigentlich zu Wasser: „OhWei, guck mal ein Hei!“ ?

Letztendlich muss eh jeder mit seinem ADHS sich irgendwie für sich und im außen arrangieren, weil „Heilung“ in dem Sinne gibt es eh nicht .

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Liebe @Lea,

einfache DANKE für die akzeptierende und „nüchterne“ Art, wie Du darüber schreibst, wie ADHS einschränken kann! :slight_smile:

Ich finde mich wieder und frage mich, was wohl alles hätte sein können, wenn ich schon mit 20 oder 30 und nicht erst mit 52 diagnostiziert worden wäre…

Und dann kann ich mich natürlich auch noch die Suche danach machen, wie ich mein ADHS für mich benenne und beschreibe.

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